Titel: | Verfahren zur Herstellung von Natriumbicarbonat. |
Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, S. 228 |
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Verfahren zur Herstellung von
Natriumbicarbonat.
Gaskell und Hurter's Herstellung von Natriumbicarbonat.
Die der Herstellung von Natriumbicarbonat aus dem als Krystallsoda bekannten
Dekahydrate des Natriummonocarbonates anhaftenden Mängel bestimmten Carey (1883 249 * 417),
hierfür das Monohydrat zu verwenden. H. Gaskell jr. und F.
Hurter in Widnes (D. R. P. Kl. 75 Nr. 24490 vom 31.
December 1882) gehen noch weiter, indem sie das wasserfreie neutrale kohlensaure Natrium durch gleichzeitige Behandlung
von Wasserdampf und Kohlensäure in Bicarbonat überführen. Entsprechend dem Carey'schen Apparate wird ein drehbarer Cylinder mit
hohlen Zapfen verwendet, von denen der eine für die Einführung des Wasserdampfes und
der gasförmigen Kohlensäure in den Cylinder, der andere zur Abführung etwa in
demselben erzeugten Ueberschusses an Feuchtigkeit dient.
Nachdem in den Apparat etwa 1300k trockenes
Natriummonocarbonat eingeführt und die Beschickungsöffnung luftdicht verschlossen
worden, wird derselbe mittels Riemenscheibe in langsame Drehung versetzt; 2 bis 6
Umdrehungen in der Minute ergeben eine genügende Geschwindigkeit. Nun leitet man
durch die eine Achse Wasserdampf und Kohlensäuregas zugleich in den Cylinder; die
Temperatur des Carbonates steigt und das Gasgemisch wird von demselben schnell
aufgenommen; ein Nachlassen der Reaction zeigt sich sofort durch Fallen der
Temperatur. Bei genügender Zufuhr von Kohlensäure und Wasserdampf verläuft der
Prozeſs, welcher 10 bis 15 Stürzen in Anspruch nimmt, hinlänglich gleichmäſsig, um nach kurzer
Erfahrung Probenehmen und Prüfen überflüssig zu machen. Gegen das Ende der Operation
hin wird der Wasserdampf abgestellt und nur noch Kohlensäure zugeleitet. Da jede
überflüssige Feuchtigkeit durch Ueberleitungsrohre abgeführt wird, erweist sich das
Endproduct des Prozesses, das Bicarbonat, als völlig fertig und trocken und kann
nach hinreichender Abkühlung direct vermählen und verpackt werden.
Wasserdampf und Kohlensäuregas können einzeln zugeführt werden; besser wird aber die
gasförmige Kohlensäure, ehe sie noch in den Cylinder gelangt, durch einen kleinen,
dicht bei diesem befindlichen und mit Kokes o. dgl. gefüllten, kleinen Thurm oder
Cylinder von 1m,2 Höhe bei 1m,5 Durchmesser geleitet, in welchen gleichzeitig
auch der Wasserdampf eingeführt wird. Die Zufuhr des letzteren ist so zu regeln,
daſs das aus dem Thurme kommende Gemisch eine Temperatur von etwa 82° besitzt, bei
welcher Temperatur völlig mit Wasser gesättigtes Kohlensäuregas ein Gemisch aus
nahezu gleichen Raumtheilen Kohlensäuregas und Wasser darstellt, d. i. das zur
Bildung von Bicarbonat aus dem anhydrischen Monocarbonat verlangte Verhältniſs.
Um die Erzeugung eines trockenen Bicarbonates zu sichern, entfernt man jede
überschüssige Feuchtigkeit, indem man den von Carey
beschriebenen Kreislauf etwa 2 bis 3 Stunden vor der Herausnahme des alsdann
fertigen Productes herstellt, unter gleichzeitiger Absperrung der Dampfzuführung, so
daſs nunmehr nur trockene Kohlensäure durch den Apparat geht und den Ueberschuſs an
Feuchtigkeit fortnimmt.
Wenn nur verdünnte Kohlensäure zur Verfügung steht, wie z.B. die durch Verbrennen von
Anthracit und Kokes erhaltene, oder wenn ein oder mehrere unwirksame Gase mit
derselben vermischt sind, so empfiehlt es sich, zwei oder mehr Cylinder mit einander
so zu verbinden., daſs letztgenannte Gase ohne Verluste an Kohlensäure entfernt
werden können. Es wird dies dadurch erreicht, daſs man wie Carey eine Reihe von zwei öder mehr Cylindern aufstellt und das feuchte
Gasgemisch aus dem einen in den nächsten Cylinder u.s.f. übertreten und das endlich
allein übrig bleibende unwirksame Gas aus dem letzten Cylinder der Batterie frei
entweichen läſst. Dabei verbindet man jeden Cylinder mit einem Condensator
(Circulationsrohr) und auch mit einem als Anfeuchter dienenden Kokesthurme, so daſs
die aus dem einen Cylinder in den anderen übertretenden Gase auf ihrem Wege dahin
auf den zur Bicarbonatbildung aus dem anhydrischen Monocarbonate benöthigten
Wassergehalt gebracht werden können. Selbstverständlich sind die
Gasüberleitungsrohre so angeordnet, daſs jeder Cylinder zum Entleeren, Beschicken o.
dgl. aus der Batterie ausgeschaltet werden kann. Die mit den Gasen zu vermischende
Menge Wasserdampf hängt natürlich von dem Gehalte derselben an Kohlensäure ab.