Titel: | F. W. Ulffers' Reactionspropeller. |
Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, S. 246 |
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F. W. Ulffers' Reactionspropeller.
Mit Abbildungen auf Tafel 19.
Ulffers' Reactionspropeller.
Von F. W.
Ulffers in Berlin (* D. R. P. Kl. 65 Nr. 23470 vom 6.
December 1882) ist ein Reactionspropeller für See- und Fluſsschiffe
angegeben, bei welchem im Wesentlichen ein vertikales oder zwei horizontal zusammen
wirkende Schaufelräder in der Mitte des Schiffes durch geeignet angeordnete
Längenkanäle das Betriebswasser ansaugen und wieder fortdrücken. Die erste Anordnung
eignet sich wegen des hohen vertikalen Rades mehr für Seeschiffe, die zweite, welche
nur einen geringen Tiefgang erfordert, mehr für Fluſsschiffe.
Der Propeller für Seeschiffe ist in Fig. 18
Taf. 19 skizzirt. Das in der Mitte des Schiffes angeordnete, von einem Gehäuse
bedeckte Schaufelrad R saugt das Wasser durch die
Klappe W und die Leitkanäle a,
b und c ein, um sie sowohl durch einen dem
Kiel folgenden Mittelkanal m, als auch durch seitliche
Strahlrohre r mit eigentümlichen Mündungen
fortzudrücken. Während diese Kanäle zur Leitung des Triebwassers dienen, sind im
Vordertheile des Schiffes noch Kanäle i und k gleichfalls längsschiffs vorgesehen, welche die
Lenkung des Fahrzeuges durch den Propeller ermöglichen sollen. Diese zwei
Strahlrohre i und k sind
zu beiden Seiten des Vorderstevens in derselben Horizontalebene angebracht; die
Rohre i laufen parallel dem Kiele aus, dienen also auch
zur Rückwärtsfahrt; die Rohre k aber münden normal zur
Schiffswand aus, bewirken daher die Steuerung im engeren Sinne. Sämmtliche vier
Rohre sind durch Klappen verschlossen, welche von Deck aus gesteuert werden.
Die Benutzung dieses Propellers zur Fortbewegung des Schiffes soll nun in folgender
Weise erfolgen: Schlieſst die Klappe e den nach einem
Windkessel W1 führenden
Kanal d ab, so drücken die am Umfange des Rades R sitzenden Schaufeln das Wasser durch den Kanal m fort, während an den Seitenflächen des Rades
vorgesehene spiralförmige Schaufeln l auch Wasser durch
Kanäle n in den Windkessel W1 drücken. Das nach W1 geförderte Wasser
wird nun allein durch die seitlichen Strahlrohre r, mit
welchen der Windkessel durch das Fallrohr f mit
Absperrklappen in Verbindung steht, fortgedrückt. Je nach der ungleichen Absperrung
der Durchfluſsöffnungen dieser Seitenrohre r wird auch
eine Lenkung des Schiffes ermöglicht. Wird jedoch die Klappe e gesenkt, so wird der sonst durch m
abflieſsende Wasserstrom in den Kanal d und den
Windkessel W1 gedrückt,
so daſs hier der Druck bedeutend steigt. Da der Windkessel nicht nur mit den Röhren
r, sondern auch mit den Röhren i und k in Verbindung
steht, so wird bei gleichzeitig mit der Senkung der Klappe e erfolgender Oeffnung der Klappen V und Q im Rohre k durch dieses
ein Lenkstrom entlassen, während bei Oeffnung der Klappen J und A in den Röhren i die Rückwärtsfahrt eingeleitet wird; als Zwischenstufe erfolgt bei
Oeffnung des Durchflusses in den Röhren i und k links oder rechts sowohl Lenkung, wie Rückwärtsfahrt.
Durch entsprechende Verstellung der Durchfluſsöffnungen der Rohre r mittels der Klappen L
gleichzeitig mit der in den Vorderröhren wird die Steuerung kräftiger und schneller,
besonders in geringen Drehkreisen, vor sich gehen.
In die hinteren Seitenrohre r ist je ein eigenthümlich
geformter cylindrischer Körper g dicht an der Mündung
eingesetzt (vgl. Fig. 18 und
20), welcher so gestaltet ist, daſs der durch Rohr r entweichende Strahl die Form eines zu ⅚ geschlossenen
Cylindermantels von ungefähr 0m,23 Wandstärke
annimmt. Dieser Einsatz läuft nach hinten am Schiffe in einen flossenartig
gestalteten Ansatz h aus; die so herbeigeführte
Verbreiterung des Schiffsrumpfes über der Wasserlinie soll dem Schiffe beim Stampfen
mehr Stabilität verleihen.
Zu bemerken ist noch, daſs die Hauptstrahlöffnung m in
der Weise, wie Fig. 19
andeutet, als Doppelsteuerruder geformt ist.
Ein flach gehendes Fahrzeug für Fluſsschifffahrt zeigt Fig. 17
Taf. 19. Hier sind zwei Schaufelräder aber ohne seitliche Schaufeln in der
Schiffsmitte in derselben Horizontalebene angeordnet. Zwei flache Leitkanäle o und p laufen
längsschiffs von vorn nach hinten und von denselben zweigen im Vorder- und
Hintertheile nach beiden Seiten Kanäle für Steuerzwecke ab. Die Mündungen aller
dieser Kanäle sind durch Klappen für sich abschlieſsbar, um die verschiedenen
Schiffsbewegungen zu erzielen. Die Räder saugen das Wasser durch Oeffnungen V an und werfen es bei gleichbleibender
Bewegungsrichtung nach vorn oder hinten in die Kanäle, je nach Stellung der Klappen.
Die erforderlichen Bewegungsübertragungen für die Steuerklappen sollen durch
hydraulischen Druck vom Steuerhause aus erfolgen.