Titel: | Neuerungen an Verschlüssen für Filterpressen. |
Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, S. 248 |
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Neuerungen an Verschlüssen für
Filterpressen.
Patentklasse 58. Mit Abbildungen auf Tafel 19.
Neuerungen an Verschlüssen für Filterpressen.
Zur Scheidung flüssiger und fester Stoffe in breiartigem Zustande, sowie zur
Aussüſsung oder Auswaschung fester Substanzen sind vielfach die unter dem Namen
„Filterpressen“ bekannten Apparate im Gebrauche. Der PreſsProzeſs wird
hierbei in der Regel mittels einer Preſsspindel bewirkt, welche wie alle
Preſsschrauben bei Schraubenpressen gegen eine Druckplatte (Kopfplatte) bewegt wird.
Für das Oeffnen der Filterpresse ist es dann nöthig, die Spindel fast um ihre ganze
Länge zu verschieben, so daſs auſser dem von den Filterplatten im geöffneten
Zustande eingenommenen Räume, als Fortsetzung desselben, auch noch ein weiterer Raum
frei gehalten werden muſs, dessen Länge gleich der Verschiebungslänge der
Preſsspindel ist. Es liegt nun im Bestreben der Constructeure, die Einrichtungen
möglichst auf einen Raum zu beschränken, welcher für die nutzbringende Arbeit allein verlangt wird. Bei Filterpressen würde demgemäſs
ein Volumen zu fordern sein, welches die zusammengeschobenen Filterplatten grade bei
Beginn des Preſsprozesses einnehmen. Die gröſsere Länge des die Platten umgebenden
Rahmens wird nur durch die Notwendigkeit einer Verschiebung der Platten beim Oeffnen
der Presse bedingt, wohingegen die eingangs erwähnte Verschiebungslänge der
Preſsschraube auf ein gewisses Minimum herabgezogen werden kann, wie die meisten der
nachstehenden Vorschläge beweisen, welche sämmtlich beim Oeffnen und Schlieſsen der
Filterpressen Zeit ersparen sollen.
Bei der Verschluſsvorrichtung für Filterpressen von Joh. Fritsche in
Magdeburg (* D. R. P. Nr. 17337 vom 25. Februar 1881) wird die Verschiebungslänge der
Preſsspindel gegenüber den üblichen Schraubenpressen überhaupt nicht herabgemindert;
dieselbe bezweckt nur Zeitersparniſs beim Oeffnen und Schlieſsen. Zu diesem Zwecke
laufen die Schraubengänge in einer Mutter, welche in dem als Stützlager dienenden Querstücke
gehalten, mit letzterem aber auch auſser Verbindung gebracht werden kann. Die Mutter
F (Fig. 1 und
2 Taf. 19) wird bei vorzunehmendem Schlüsse der Presse durch den
rahmenförmigen, in entsprechende Quernuthen der Mutter mittels Handhebel
einzuschiebenden Riegel G festgehalten und behufs
Entleerung der Presse, nach geringer Lösung der Schraubenspindel E und seitlicher Verschiebung des Riegels G, so weit von dem Kopfstücke K entfernt, daſs die Preſsplatten aus einander geschoben werden können.
Der Riegel G besitzt einen nach unten erweiterten
Schlitz, durch welchen die Mutter geschoben werden kann.
Bei der in Fig. 3 Taf.
19 dargestellten Verschluſsvorrichtung von Joh. Kroog in
Halle a. S. (* D. R. P. Nr. 9641 vom 26. September 1879) ist die Mutter
drehbar um den Bolzen c, so daſs dieselbe – nach
geringer Lösung der Preſsspindel und nachdem man zuvor den Vorstecker b herausgezogen hat – sammt Spindel bei Seite
geschwenkt werden kann.
Die in Fig. 4 Taf. 19 skizzirte Vorrichtung von A. L. G.
Dehne in Halle a.
S. (* D. R. P. Nr. 10379 vom 12. Februar
1880) besteht im Wesentlichen aus dem um die horizontale Achse A drehbaren Querstücke; auch hier wird beim Oeffnen der
Presse die Spindel nur so weit gelöst, daſs deren in die Kopfplatte eingreifende
Spitze aus der Vertiefung herausgezogen wird, um dann, dem Uebergewichte des
Schaltrades B folgend, die vertikale Stellung
einzunehmen.
Eine Unterlage für weitere Constructionen bildet die Verschluſsvorrichtung von Wegelin und Hübner in Halle a. S. (* D. R. P. Nr. 15414
vom 10. April 1881, vgl. 1882 244 * 194). Hier kommt
bekanntlich ein Ausschaltungsstück zur Verwendung, welches im geschlossenen Zustande
der Presse fast die ganze Länge zwischen Kopfplatte und Querstück einnimmt; beim
Oeffnen wird es durch Drehung um einen horizontalen Zapfen aus der centralen Lage
gebracht und seitlich gegen eine an der Kopfplatte befindliche Nase angelehnt,
worauf die Filterplatten frei verschoben werden können.
Auch die von Franz Guilleaume in Bonn (* D. R. P. Nr. 24436 vom 26. April
1883) angegebene Vorrichtung benutzt ein Ausschaltungsstück b (Fig. 5 Taf.
19); doch ist dasselbe unabhängig von der Kopfplatte angebracht, indem es an der
Verbindungsstange f mittels der Büchse a drehbar und verschiebbar aufgehängt ist. Ein
Gegengewicht erleichtert die Hantirung mit dem Zwischenstücke b.
Bei dem von O. Müller in Neuschönefeld bei Leipzig (* D.
R. P. Nr. 22720 vom 23. December 1882, vgl. 1883 250 *
155) angegebenen Verschlüsse ist die Druckschraube mit ihrer Mutter derart seitlich
verschiebbar angeordnet, daſs die Kopfplatte rasch verstellt werden kann.
Eine andere Abart vom Patente Nr. 15414 ist die von der Braunschweigischen Maschinenbau-Anstalt vormals Fr. Seele und Comp. in
Braunschweig (* D. R. P.
Nr. 18909 vom 6. December 1881) in Vorschlag gebrachte Verschluſsvorrichtung, die
sich durch einen Hohlzapfen d (Fig. 6 Taf.
19) am Preſskopfe charakterisirt, in welchen die Druckschraube eintreten kann, wenn
die Kopfplatte rasch verschoben werden soll. Zur Druckgebung wird vor den Hohlzapfen
d eine seitlich angebrachte Druckplatte c vorgedreht, gegen welche nun die Preſsspindel ihren
Druck ausüben kann.
Hieran schlieſst sich der von Fr. Scheibler in
Burtscheid-Aachen (* D. R. P. Nr.
25172 vom 28. April 1883) vorgeschlagene Verschluſs, welcher, wie aus
Fig. 7 Taf. 19 zu entnehmen, sich ebenfalls eines jedoch länglich
gestalteten Druckplättchens bedient, dasselbe aber an dem Fortsatz a der Preſsspindel drehbar anbringt. Je nachdem nun der
Anschlag b am Plättchen nach links oder rechts an das
Querstück gelegt ist, wird das vordere offene Ende des gabelförmigen Ansatzstückes
c geöffnet oder geschlossen; im ersteren Falle kann
die Kopfplatte gelöst werden, wobei sich die beiden Gabeltheile c links und rechts von der Spindel und deren in dem
Querstücke befindlichen Mutter verschieben, letztere beiden zwischen sich
einschlieſsend.
Die beschriebenen acht Verschlüsse bezwecken einerseits Schnelligkeit im Oeffnen und
Schlieſsen und Raumersparniſs für die Aufstellung und Handhabung der Filterpresse.
Daran reihen sich noch einige Constructionen, welche zumeist eine Raumersparniſs von
vorn herein auſser Acht lassen, dagegen die Möglichkeit gewähren, einen möglichst
groſsen Druck auf die Kopfplatte hervorzubringen, und dabei schnelles Oeffnen und
Schlieſsen gestatten.
Zunächst ist ein von E. L. Hertel in
Würzen (* D. R. P. Nr. 24431 vom 8.
Februar 1883) eingerichteter sogen. Druckwalzenverschluſs zu erwähnen.
Sobald das von der üblichen Preſsspindel hervorgebrachte Zusammenschieben der
Filterplatten und eine vorläufige Pressung erzielt worden, wird die quer zur
Preſsschraube laufende Spindel a (Fig. 8 Taf.
19) in Drehung versetzt, welche die mit Rollen versehenen Mutterstücke b und b1 nach auſsen bewegt. Die Rollen laufen hierbei an
den schrägen Bahnen eines zweiten Kopfstückes k entlang
und bewirken dadurch ein weiteres stärkeres Zusammenpressen der Filterplatten.
A. L. G.
Dehne in Halle a.
S. (* D. R. P. Nr. 13870 vom 5. Oktober
1880) bringt Kniehebel in zwei verschiedenen Anordnungen in Vorschlag. In
Fig. 9 Taf. 19 tragen die kürzeren Kniehebelarme die Preisspindelmutter
B, während die längeren Hebelarme durch eine
Querspindel mit Links- und Rechtsgewinde vom Handrade H
einander genähert werden und dadurch eine starke Pressung der Druckspindel gegen die
Kopfplatte hervorbringen können. Das Zusammenschieben und eine vorläufige schwache
Pressung wird durch Vorwärtsschrauben der Preſsspindel selbst erzielt. – Fig.
10 Taf. 19 zeigt ebenfalls die querlaufende Spindel zur Hervorbringung
einer starken Pressung, während die Druckspindel auch hier nur zum
Zusammenschieben und zur Ausübung einer schwachen Anfangspressung dient.
Beide Constructionen benutzen zur Ausgleichung des Preſsspindelgewichtes behufs
Senkrechtstellung der Spindel, wenn die Filterplatten aus einander geschoben werden
sollen, ein Gegengewicht.
Das beim Patente Nr. 15414 erwähnte Ausschaltungsstück d
haben Wegelin und Hübner in Halle a.
S. (* D. R. P. Zusatz Nr. 23960 vom 6. April
1883) noch in Verbindung mit einer stärker wirkenden Preſsvorrichtung
gebracht, bestehend aus Schneckengetriebe, dessen Schraubenrad c durch ein Griffrad auf der Schnecken welle gedreht
wird und als Mutter die Preſsspindel vorschiebt, wenn die Drehung der letzteren
durch den Schieber g verhindert wird. Dieser Schieber
g hat zu diesem Behufe eine viereckige Oeffnung,
mittels welcher er auf das Vierkant der Preſsspindel aufgeschoben wird. Sitzt der
Schieber g mit seinem runden Ausschnitte auf der
Schraubenspindel, so dient eine bei m auf dieselbe
aufgesetzte Kurbel zur Drehung und anfänglichen Verschiebung der Schraube in der nun
feststehenden Mutter des Rades c.
Endlich folgen noch zwei von Dehne stammende und in der
vorerwähnten Patentschrift beschriebene hydraulische
Druckvorrichtungen. Das auf den Tragschienen wie üblich gelagerte Kopfstück
A (Fig. 12
Taf. 19) trägt auf seiner Rückseite einen Hohlcylinder, in welchem der durch Stulpen
a gedichtete Stempel B
mit geringem Hube spielt und sich gegen die Preſsspindel P stützt; der zum hydraulischen Cylinder führende Kanal C bildet die Verlängerung des Schlammeintrittskanales
der Filterpresse, so daſs hier und dort gleicher Druck herrscht. Da nun der
Querschnitt des hydraulischen Cylinders um ein bestimmtes Verhältniſs gröſser
genommen ist als die Filterfläche in der Presse, so wird (da der Stempel B nicht nach hinten ausweichen kann) der am beweglichen
Kopfstücke sitzende Cylinder mit entsprechender Kraft nach vorn gepreſst und zwar
durch den Druck des in die Presse eingeführten Breies selbst, so daſs bei jeder
Spannung der Druck, welcher die Platten gegen einander preſst, um das bestimmte
Verhältniſs gröſser ist als der Druck, welcher in den Kammern der Presse
herrscht.
Fig.
13 Taf. 19 zeigt eine andere Anordnung zur Erzielung noch höherer
hydraulischer Spannung. Am Kopfstücke A ist wieder ein
Hohlcy linder angebracht, welcher durch den Kanal c mit
dem Schlammkanale in Verbindung steht. In diesem Cylinder befindet sich der
Doppelkolben B, auf dessen vordere groſse Fläche der
Schlamm drückt, während der hintere, kleinere, durch Stulpen a abgedichtete Kolbentheil in einem zweiten hydraulischen Cylinder C angeordnet ist, welcher letztere sich gegen die
Preſsspindel P stützt. Das Verhältniſs der vorderen,
gröſseren Kolbenfläche zur hinteren, kleineren Fläche ist so gewählt, daſs in dem
Cylinder C ein Mehrfaches von dem Drucke entsteht,
welcher von der Filterpresse aus auf die gröſsere Kolbenfläche wirkt. In dem
hydraulischen Cylinder
C tritt aber auch das bewegliche Kopfstück A mit einer wieder in bestimmtem Verhältnisse gröſseren
Fläche ein, so daſs dasselbe mit dem durch den Kolben B
erzeugten, aber auf die groſse Fläche wirkenden hydraulischen Druck, welcher ein
Vielfaches von dem in der Filterpresse herrschenden ist, nach vorn gepreſst wird,
weil der Cylinder C nach hinten, gegen die Preſsspindel
P gestützt, nicht ausweichen kann.