Titel: | Ueber Neuerungen an Wirkereimaschinen. |
Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, S. 257 |
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Ueber Neuerungen an Wirkereimaschinen.
Mit Abbildungen auf Tafel 20 ff.
(Patentklasse 25. Fortsetzung des Berichtes Bd.
249 S. 111.)
Ueber Neuerungen an Wirkereimaschinen.
Der Kulirwirkstuhl zur Herstellung von Farbenmustern von
Hermann
Martini in Chemnitz (* D. R. P. Nr. 23314 vom 22. Oktober
1882) enthält in einer beweglichen Nadelbarre noch einzeln bewegliche
Nadeln zu dem Zwecke,
manche der letzteren während einer Reihenbildung ausrücken zu können. Diese Nadeln
a (Fig. 6 Taf.
20) liegen in Führungsrinnen der festen Platten b und
c und haben zwei Vorsprünge 1 und 2, an deren erstem 1 sie alle gemeinschaftlich von der Schiene e zurückgezogen und von der Schiene d vorwärts geschoben werden – genau so, wie eine
bewegliche Nadelbarre dies thut, während über den anderen Vorsprung 2 einer jeden Nadel ein Blechschieber i greift, der durch einen Hebel k oder k1
zurückgezogen werden kann, wenn das Jacquardprisma m
gegen die Stäbchen l bezieh. l1 hin gedrückt wird. Die Schiene g preſst nur so stark auf die Nadeln, daſs dieselben
sich nicht allzu leicht bewegen.
Behufs Bildung einer Maschenreihe schiebt die Stange d
alle Nadeln a nach auſsen und läuft dabei mit ihren
Enden auf zwei schiefe Ebenen q, welche sie
schlieſslich bis über die Vorsprünge 1 der Nadeln
emporheben, so daſs nun die letzteren in die Ruhelage kommen. Die Blechschieber k, k1 und Stäbe l, l1 sind dabei leer
mit bewegt worden. Hierauf drückt das Prisma m gegen
die Stäbe l, l1 und
zieht durch dieselben und ihre Hebel, je nach der Vertheilung der Oeffnungen in
seinen Karten o, manche Nadeln a bis an den Abschlagkamm p, also hinter die
Platinen h zurück. Diese Nadeln können in der folgenden
Maschenreihe nicht mit arbeiten; der Faden dieser Reihe wird nicht auf sie in
Schleifenform gelegt, sondern bildet, wie Fig. 7
zeigt, auf der Waarenrückseite eine gerade gestreckte Fadenlage vor den alten
Maschen der betreffenden Nadeln a1 und liegt unter den letzteren, wenn dieselben zur
nächsten Reihenbildung wieder hinausgeschoben werden. Es entstehen hierdurch
unterlegte Farbmuster, wenn die Fäden der auf einander folgenden Reihen verschiedene
Farben haben. Während man bisher dergleichen Muster am Handstuhle arbeitete und
dabei die Theilung der Nadelreihe durch das Preſsblech vornahm, also in der
Veränderung durch die vorhandenen Preſsbleche sehr beschränkt war, ist jetzt je nach
der Durchlochung der Jacquardkarten o eine überaus
groſse Mannigfaltigkeit der Theilung der Nadelreihe möglich. Zweifelhaft erscheint
in der Einrichtung allerdings die Sicherheit der Nadelführung, die Wahrung ihrer
gleichmäſsigen Lage in der äuſsersten Kulirstellung, welche doch auf die
Gleichmäſsigkeit und Güte der Waare groſsen Einfluſs hat.
Eine Einrichtung zur Verstellung der Nadelbarre an
Wirkmaschinen von Gustav Claus in Thalheim bei Chemnitz (* D. R. P. Nr. 24045 vom 31. Januar
1883) gestattet dem Arbeiter, von seinem Platze aus vor dem Stuhle die
Lage der Nadelreihe gegen die Reihe der Abschlagzähne zu verändern. Es ist deshalb
der Hebel, welcher die Nadelbarre bewegt, vor der Excenterwelle abwärts geführt und
trägt eine mit ihrem Bolzen durch eine Schraube verstellbare Rolle, gegen welche die
Hubscheibe zu wirken hat. Die zu dieser Schraube gehörige Mutter hat ein gekerbtes
Handrädchen, an welchem der Arbeiter während des Ganges der Maschine drehen, wodurch er
also die Lage der Druckrolle gegen das Excenter und die Bewegung der ganzen
Nadelbarre gegen den Abschlagkamm verändern kann.
Wirkstuhl mit Fadenführer – Anordnung für Ringelfersen und
Stellvorrichtung für Langreihen von F. Reinhold
Brauer in Chemnitz (* D. R. P. Nr. 22053 vom 23. August 1882, Zusatz zu Nr.
17458). Wie man an manchen Handstühlen die Kulirtiefe der Platinen dadurch ändert,
daſs man die Platinreihe gegen die Stuhlnadeln verstellt, so ist auch im Pagetstuhle
die sogen. Traverse A (Fig. 14
Taf. 20) am Stuhlgestelle vertikal verschiebbar und durch die Schraube C zunächst gegen den Hebel DE verstellbar angebracht worden. Von der
Drehachse E dieses Hebels reicht ein Arm F herab bis auf eine Musterkette H, welche bei jeder Maschenreihe um ein Glied
fortgezogen wird. In den Lücken H1 dieser Kette sinkt der Hebel F und D etwas herab und
senkt die Traverse A mit den Platinen um so viel, daſs
letztere nun eine lange Maschenreihe, die sogen. Langreihe, herstellen. Das nächste
Kettenglied hebt die Hebel FD und mit ihnen das
Platinenwerk wieder auf die frühere Höhe.
Unter „Ringelfersen“ werden solche Fersentheile verstanden, welche
Querstreifen als Farbmuster enthalten. Da derselbe Stuhl, welcher den Strumpf längen
arbeitet, gewöhnlich auch zum Wirken der Fersen, die aus zwei Seitentheilen
bestehen, verwendet wird, so sind für Ringelfersen auch die zweifachen Fadenführer,
Pufferstücke und Mitnehmer so anzubringen, daſs sie während der Arbeit der Strumpf
längen leicht entfernt werden können. Nach Brauer's
Angabe werden die Fadenführer an der Seite des Stuhles dicht am Pufferstücke durch
Federn festgehalten und ihr Mitnehmer trägt eine Decke, welche zur Ausrückung der
Längen-Fadenführer dient. Das mittlere Anstoſsstück zwischen den Fersentheilen wird
aber auf die Führungsschienen besonders aufgesetzt und durch einen Verbindungsstift
gehalten.
Verfahren und Einrichtungen zur Herstellung von Preſswaare
auf Wirkmaschinen von W. Schwarzbach jr. und C. F. Eberhardt in
Naumburg a. S. (* D. R. P. Nr. 23728 vom 5. September 1882). Die
selbstthätige Wirknadel von Schwarzbach (1882 244 * 128), an welcher das Pressen des Hakens nach Art
der Röhrennadeln durch Schlieſsen dieses Hakens mittels eines besonderen
verschiebbaren Stäbchens vorgenommen wird, ist zur Verwendung in beweglichen
Nadelbarren in so weit verändert worden, als man die Nadeln a (Fig. 10
Taf. 20) mit kurzen Haken in ihrer Tragschiene festklemmt, die Schlieſserstäbchen
b aber in die gleichen Nuthen mit a legt und durch eine zwischen ihren Arbeitshaken b1, b2 liegende Schiene
verschieben läſst. Dieselbe erfaſst die hinteren Haken. b1 mit glatter Kante c, die vorderen b2 aber mit einem Preſsbleche d, welches Zähne 1 (vgl.
Fig. 13) und Lücken 2 enthält. Schiebt man
nun a und b nach auſsen,
so gelangen diejenigen Schlieſser, welche von den Zähnen 1
getrieben werden, durch
die alten Maschen e (Fig. 12)
und wenn, nach dem Kuliren oder dem Legen neuer Schleifen f die Nadeln a zunächst sich zurückziehen, so
gelangen ihre Hakenspitzen in Nuthen auf den Schlieſsern b und der Hakenraum wird abgeschlossen; die Maschen e können also bei weiterem Rückgange von a und b über die Haken
nach vorn abgeschlagen werden. Diejenigen Schlieſser jedoch, welche in einer Lücke
des Bleches d liegen, werden nicht bis durch die alten
Maschen e hinausgeschoben; letztere bleiben also auf
den Nadelschäften a hängen und kommen mit den neuen
Schleifen direkt zusammen zu Doppelmaschen. Wird das Blech d (Fig. 13)
zur Seite geschoben, so hebt es sich in der Führung g
aufwärts über die Haken b2; es bringt aber auch gleichzeitig durch Winkel hi die Schiene k
(Fig. 10) nach vorn, welche nun als glatte Schiene alle Schlieſser gleich
weit vortreibt und glatte Maschenreihen bildet.
In Fig. 11 Taf. 20 ist die Einrichtung dahin abgeändert, daſs jeder
Schlieſser b nur einen Arbeitshaken b1 enthält, welcher von
der Nuth e der treibenden Schiene C umfaſst wird. Die Musterschiene d reicht mit ihren Zähnen hinab in die Nuth e und treibt einzelne Schlieſser vorwärts, während sie
andere, die in ihren Lücken liegen, um die Breite von e
hinter den ersteren zurückbleiben läſst, so daſs deren Nadeln nicht Maschen bilden
können. Schiebt man die Musterschiene d tiefer nach e hinab, so treibt sie alle Arbeitshaken und es
entsteht glatte Waare. Es ist übrigens einleuchtend, daſs man gewöhnliche Haken und
auch Zungennadeln durch Musterschienen, wie die oben vorgeführten, so bewegen kann,
daſs einzelne Nadeln ihre Schleifen durch die alten Maschen hindurchziehen, während
andere, die man nicht so weit zurückzieht, weil sie in den Lücken der Treibschiene
liegen, ihre Maschen nicht abschlagen, sondern dieselben mit den neuen Schleifen zu
Doppelmaschen vereinigen.
Fadenführer-Apparat zum Wirken von lang gestreiften
Farbmustern von Herrn. Müller in
Klein-Olbersdorf bei Chemnitz (* D.
R. P. Nr. 24408 vom 27. Februar 1883). Derjenige Wirkstuhl, welcher
mehrere Fadenführer 1, 2, 3 (vgl. Fig. 9 Taf.
20) enthält und in denselben verschieden farbige Fäden führt, kann quer gestreifte
Farbmuster wirken. In solcher Waare kann man nun auch Langstreifen anbringen, wenn
man auf einzelne Nadelpartien noch besondere Fäden so legt, daſs sie die
gewöhnlichen Maschenfäden überdecken, also plattiren. Zur Führung dieser besonderen
Fäden dient der in der Figur gezeichnete Apparat, welcher bei o1 drehbar am
Stuhlgestelle angehängt ist und nach Bedarf herabgelassen oder nach oben hin
abgewendet und durch Haken fest gehalten werden kann. Die Schiene f trägt Fadenführer-Röhrchen e oder Lochnadeln e1 in derjenigen Entfernung von einander, in welcher die Langstreifen
gewünscht werden (Fig. 8); sie
ist zu dem Zwecke in gleicher Theilung mit der Nadelreihe gefräst und man kann die
Vertheilung der Führer leicht wechseln. Die Arme g
verbinden die Führerschiene f mit der Schiene l, welche in einer Nuth des drehbar in o lagernden Stabes m sich
verschiebt. Durch m1
m2 wird der ganze
Apparat von einer Hubscheibe der Triebwelle so gewendet, daſs die Röhrchen e über die Stuhlnadeln a
gelangen und durch einen einfachen Hebel und einen Faden wird die Schiene l in ihrer Führung m so
verschoben, daſs jedes Röhrchen e seinen Faden über
mehrere Stuhlnadeln a legt. Diese Legungen erfolgen vor
dem Kuliren; nach ihnen bringt der gewöhnliche Führer 1
oder 2 seinen Faden über a, welcher vor demjenigen von e liegt, so daſs
der letztere dann auf der Waarenvorderseite den ersteren überdeckt. Gewöhnlich
begnügt man sich mit Streifen von zwei Maschen Breite; denn das Plattiren gibt doch
nicht reine einfache Färb streifen, da in der Regel die unten liegenden Fäden neben
den Plattirungsfäden wenig mit zu sehen sind.
(Schluſs folgt.)