Titel: | Untersuchungen über die Anwendung der Brennstoffe zum Heizen der Dampfkessel; von Scheurer-Kestner. |
Autor: | Scheurer-Kestner |
Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, S. 278 |
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Untersuchungen über die Anwendung der Brennstoffe
zum Heizen der Dampfkessel; von Scheurer-Kestner.Nach dem Bulletin de Mulhouse, 1883 S. 607 ff. Vom
Verfasser gef. eingeschickter Sonderabzug.
Scheurer-Kestner, über Untersuchungen von Brennstoffen.
Die Untersuchungen über die Verbrennung der Steinkohle wurden von mir und Meunier-Dollfus vor bald 15 Jahren veröffentlicht (vgl.
1870 196 * 22). Schon Schinz
(1870 196 38) versuchte zu beweisen, daſs unsere Versuche
mit Fehlerquellen behaftet seien, und sprach sich zum Schlüsse folgendermaſsen aus:
Diese Arbeiten hätten unsere Kenntnisse betreffs der Verbrennung der Steinkohle und
der Heizung der Dampfkessel in keinerlei Weise bereichert. Wir haben auf dieses
Urtheil geantwortet (vgl. 1871 200 459. 202 312) und gaben der Hoffnung Raum, daſs uns die
Zukunft Gerechtigkeit widerfahren lasse.
Ist diese Hoffnung auch nicht unerfüllt geblieben, so sind auf der anderen Seite jene
Beurtheilungen Schinz's von anderen Autoren angenommen
und selbst erweitert worden, so daſs es mir unmöglich ist, länger das Schweigen zu
bewahren.
Neben den gewöhnlichen Kritiken, welche darauf ausgehen, den Mangel an Genauigkeit
unserer Versuche zu beweisen, mache ich auf die bedeutenden Arbeiten der Münchner
Heizversuchsstation aufmerksam, welche Bunte mit dem
Studium der hauptsächlichsten Heizstoffe Süddeutschlands betraut hat. Die Resultate
finden sich in einer Brochüre zusammengefaſst und sind von zahlreichen Tabellen
begleitet, enthaltend die Analyse des Brennmaterials und die während seiner
Verbrennung unter einem eigens dazu erstellten Dampfkessel gemachten Beobachtungen.
Die allgemeinen Schlüsse, welche Bunte aus seinen in
München gemachten Versuchen zog, stehen in Bezug auf Verbrennungswärme der
Steinkohle in Widerspruch mit den unserigen; sie gaben zu einem Streite zwischen Lüders und Bunte
Veranlassung (vgl. Zeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure, 1882 * S. 115. 440. 730 u. 1883 S. 438. 448), wobei der erstere
die von uns gefundene Verbrennungswärme vertheidigte, während Bunte dieselbe als zu hoch erklärte. Die Arbeiten
unserer anderen Gegner stoſsen sich namentlich an der von uns befolgten Methode des
Auffangens und Analysirens der Gase.
Nach Kenntniſsnahme dieser verschiedenen Kritiken ist es mir leicht, darzuthun, daſs
die letzteren weder an den von uns gefundenen Ergebnissen, noch an den daraus
gezogenen Schlüssen zu rütteln vermögen.
Erinnern wir kurz an die allgemeine, unseren Versuchen zu Grunde liegende Methode. In
einem seit lange geprüften Calorimeter haben wir Holzkohle und dann die Brennstoffe,
deren Verbrennungswärme zu ermitteln war, verbrannt. Alsdann haben wir dieselbe
Holzkohle und dieselben Brennstoffe unter einem Dampfkessel verbrannt. Mit anderen
Worten haben wir also in beiden Fällen als Vergleichungstypus denselben Körper
verwendet, nämlich die Holzkohle, deren seit lange bekannte Verbrennungswärme keine
Zweifel veranlassen konnte. Da das Verhältniſs zwischen der Holzkohle und den
untersuchten Brennstoffen in beiden Fällen dasselbe blieb, so konnten wir mit
Gewiſsheit daraus schlieſsen, daſs, bei Zugrundelegung der Verbrennungswärme der
ersteren gleich 8080, der von Favre und Silbermann gegebenen Zahl (wir fanden als Mittel aus 4
Verbrennungen 8100), die Verbrennungswärme der betreffenden Brennstoffe so und so
viele Wärmeeinheiten über oder unter jener Zahl stand.
Nun bestreitet dies aber gerade Bunte, dessen Versuche
die von uns ermittelten Werthe bedeutend erniedrigen würden. Bunte hat nicht dieselbe Methode befolgt. Er hat zur gleichen Zeit, in
einer Operation, die Verbrennungswärme und den praktischen Verbrennungswerth des
Heizstoffes bestimmen wollen. Zu diesem Behufe hat er einen Kessel von besonderer
Form benutzt und ihn mit mehr oder weniger isolirenden Hüllen umgeben, welche dazu
bestimmt waren, durch die in ihnen stattfindende Temperaturerhöhung auf die Gröſse
der Wärmeverluste durch Strahlung schlieſsen zu lassen. Nachdem ich den Münchener
Kessel, welcher als ein eigentliches Calorimeter betrachtet wird, studirt habe, ist
es mir unmöglich, Bunte's Meinung zu theilen. Dieser
Dampfkessel ist kein Calorimeter; er ist den Wärmeverlusten durch Strahlung
unterworfen und das von Bunte befolgte Verfahren, um
diesen Uebelstand zu umgehen, ist fehlerhaft. Ich werde endlich an der Hand von Bunte's Versuchen selbst nicht nur nachweisen, daſs
sein Versuchskessel ein ungenügendes Calorimeter ist, sondern auch, daſs der
Schluſs, welchen er aus diesen Versuchen zieht, ungerechtfertigt ist, wenn er sagt,
„daſs es ihm nie, wie Scheurer-Kestner und Meunier-Dollfus, vorgekommen sei, für einen
Brennstoff eine Verbrennungswärme zu erhalten, gleich oder über derjenigen
stehend, welche aus der Summe der Verbrennungswärmen des Kohlenstoffes und
Wasserstoffes hervorgeht.“ Ich werde zeigen, daſs eine der wenigstens doch
von Bunte untersuchten Steinkohlen ihm höhere Zahlen
als die Berechnung geliefert hat, daſs ihm jedoch dieses Ergebniſs entgangen ist,
weil er eine von uns stets befolgte Vorsichtsmaſsregel vernachlässigt hat, nämlich
die, durch Berechnung die erhaltenen Zahlen auf den reinen, d.h. von Asche freien
Brennstoff zurückzuführen.
Der von Bunte verwendete Dampfkessel ist kein
Calorimeter. Um das Gegentheil zu beweisen, hätte man zuerst darunter,
schon um den Apparat zu prüfen, Holzkohle verbrennen sollen; wären bei diesem
Versuche ungefähr 8080c gefunden worden, so wäre
Bunte dazu berechtigt gewesen, seine Einrichtung
als eigentliches Calorimeter anzusehen. Bei Unterlassung dieses Versuches ist er,
wie er selbst sagt, dazu gekommen, die 29 ersten Bestimmungen unter den erst während
des Ganges der Untersuchungen erkannten Bedingungen einer ungenügenden Isolirung
auszuführen. Kokesverbrennungen, welche Bunte später
vorgenommen hat, hätten ihn zwar von der fortdauernden Mangelhaftigkeit der
Umhüllungen, welche trotz der Verbesserungen des Apparates nach dem dritten Versuche
fortbestand, unterrichten sollen, da man für Kokes eine bedeutend unter der
wirklichen liegende Verbrennungswärme findet. Dieser Versuch der Verbrennung von
Kokes (in Ermangelung von Holzkohle, welche vorzuziehen gewesen wäre) hätte von Bunte zuerst gemacht werden sollen, um sich zu
versichern, ob der Kessel in Bezug auf Isolirung die Bedingungen eines Calorimeters
erfülle und ob die bei der Correction befolgten Methoden zu einem genauen Ergebnisse
führen. Um mit unbedingtem Zutrauen die ferneren Versuche vorzunehmen, hätte, mit
einem Worte, jener Dampfkessel jener vorausgehenden Untersuchung unterworfen werden
müssen, welcher wir den Favre
und Silbermann'schen Calorimeter, dessen wir uns bedienten,
unterwarfen. Ich beginne daher meine Arbeit mit der Prüfung der von Bunte ausgeführten Kokesverbrennung (Versuche N. 153,
154, 156 und 211).
Bunte gibt folgende Zahlen in Tabelle 14 der zweiten
Versuchsreihe, Saarbrücker Kokes, stammend aus Steinkohle von Heinitz I:
Kohlenstoff
88,98
Wasserstoff
0,71
Asche
7,91
Wasser
1,33
Sauerstoff durch Rest bestimmt
1,07
––––––
100,00.
Die Berechnung der Verbrennungswärme nach der Dulong'schen Methode ergibt 7390c; Bunte hat in 4
Versuchen gefunden:
I
7199c
= – 191
II
7235
= – 155
III
7434
= + 44
IV
7183
= – 207
–––––
Mittel
7263
So hätte also Bunte im Mittel
7263c gefunden auf 7390, welche die auf
Analyse gegründete Dulong'sche Berechnung ergibt; es
fehlen ihm 127c, was für das von Meunier-Dollfus und mir angewendete Calorimeter schon
bedeutend wäre; aber der Unterschied ist in Wirklichkeit viel gröſser. In 3 von 4
Versuchen findet Bunte einen Unterschied von 191,155
und 207c von der Dulong'schen Rechnung; im vierten Versuche gelangt er zu einem Mehr von
44c. Hätte Bunte
die calorimetrischen Ergebnisse auf das reine Brennmaterial, nach Abzug von Asche
und Wasser, berechnet, so hätte er im dritten Versuche einen bedeutenden Irrthum
vermieden, denjenigen eines Ueberschusses über die berechnete Verbrennungswärme,
während in Wirklichkeit ein Abgang vorliegt. So findet Zeichenwechsel im Versuche 3
statt und führt die fehlerhafte Methode Bunte's zu
einem Unterschiede von – 114 + 44 = 158c. Kein
Beispiel konnte schlagender die Notwendigkeit beweisen, die Berechnung auf das reine
Brennmaterial zu gründen. Folgendes sind nun die auf reinen, von Wasser und Asche
freien Kokes bezogenen Zahlen und die sich daraus ergebenden eigentlichen
Unterschiede:
Nach Dulong
Beobachtete
Unterschiede
I
8142c
7796c
346
II
8142
8035
107
III
8142
8024
118
IV
8142
7751
391
Der höchste Unterschied weicht vom niedrigsten um 284c ab oder um 3,5 Proc. Ein Calorimeter, welches
für einen leicht verbrennbaren Stoff wie Kokes derartige Unterschiede gibt, ist
mangelhaft. Es ist sicher, daſs die Kokes nicht eine unter der nach Dulong berechneten liegende Verbrennungswärme haben
kann. Das so genannte Calorimeter hat also zwischen 1,3 und 4,7 Procent der bei der
Kokesverbrennung entwickelten Wärme verloren gehen lassen.
Aus den obigen Bemerkungen schlieſse ich, daſs der von Bunte angewendete Apparat, obgleich er sich, in einem gewissen Maſse,
einem Calorimeter nähert, nicht die genügende Genauigkeit eines solchen besitzt, um
die Ausführung derartiger Arbeiten zu erlauben. Die zahlreichen Correctionen sind zu
schwierig aufzustellen und die Abschlieſsung der Wände ist unvollständig. Man
versuchte, dieselbe zu erreichen, indem man vom Versuche Nr. 30 an die letzteren an
gewissen Stellen mit einer umhüllenden Schicht Wasser umgab, an anderen Stellen mit
einer nicht leitenden Substanz; aber Jedermann weiſs, daſs die Nichtleiter der Wärme
gegen Wärmestrahlung nie durchaus dicht sind. Bunte
selbst gibt zu, daſs durch Hinzufügen dieser Hülle zu seinem Apparate die
calorimetrischen Ergebnisse um mehr als 14 Proc. stiegen, daſs also mit anderen
Worten die erhaltenen Resultate der 30 ersten Versuche um 14 Proc. vermehrt werden
müſsten, um mit denjenigen der folgenden Versuchsreihen verglichen werden zu können.
Aber nichts beweist, daſs die letzteren unter durchaus richtigen Bedingungen
ausgeführt worden sind; nur die Verbrennung eines Stoffes von bekannter
Verbrennungswärme, wie die Holzkohle, hätte diese Gewiſsheit geben können, und es ist zu
bedauern, daſs die Anwendung eines solchen nicht versucht worden ist. Ein
Unterschied von 14 Proc. bei dieser Art von Untersuchungen steht auſser allem
Verhältnisse und, wenn während 29 Versuchen der Irrthum nicht erkannt worden ist, so
hat man eben das Controlverfahren, welches wir angegeben und benutzt haben, nicht
angewendet.
Uebrigens bleibt Bunte weit hinter der Wahrheit zurück,
wenn er als Unterschied zwischen den Versuchen der ersten und zweiten Reihe ungefähr
14 Proc. angibt. Der wirkliche Unterschied, wie er aus der Berechnung auf die reine
Steinkohle hervorgeht (und nicht, wie dies Bunte immer
thut, auf die rohe Steinkohle, deren Aschengehalt manchmal zwischen 2,3 und 11,2
Proc. schwankt), beträgt 20 Procent auf die Anzahl der
in der zweiten Reihe erhaltenen Wärmeeinheiten und 20
Procent auf diejenige der in der ersten Reihe gefundenen Einheiten. Wie dem
auch sei, Bunte hat durch keinen direkten Versuch, wie
er leicht auszuführen gewesen wäre, den Beweis geleistet, daſs sein Apparat genaue
Resultate liefere, und sollen wir uns an die Verbrennungen der Koke, deren
Verbrennungswärme doch immerhin weniger gewiſs ist wie diejenige der Holzkohle,
halten, so ist klar, daſs Bunte nicht dazu gelangte,
die Verluste durch Strahlung zu vermeiden, welche seine ersten Versuche so schwer
beeinträchtigten.
Ich glaube gezeigt zu haben, daſs die Versuche Bunte's
in Bezug auf Verbrennungswärme zu niedrige Resultate ergeben haben. Es bleibt mir zu
beweisen, daſs selbst unter diesen Bedingungen Bunte,
ohne sich dessen bewuſst zu werden, die von Meunier-Dollfus und mir aufgestellte Meinung bestätigt hat, daſs es
Steinkohlenarten gibt, deren Verbrennungswärme nicht nur über der nach Dulong berechneten steht, sondern auch über der Summe
der Verbrennungswärmen des Kohlenstoffes und Wasserstoffes ohne Rücksichtnahme auf
die Gegenwart des Sauerstoffes. Bunte sagt in einer
gegen Lüders gerichteten Brochüre (S. 5), welcher die
Ergebnisse seiner Versuche besprach: „Aus zahlreichen Versuchen (über 300
betreffend 50 Arten von Brennstoffen) haben wir erkannt, daſs es unmöglich ist,
die von Scheurer-Kestner angegebene Zahl von
Calorien zu finden.“ Und weiter: „Wir haben für die Verbrennungswärme der
von uns untersuchten Brennstoffe Zahlen erhalten, welche sich dem nach der Dulong'schen Formel berechneten Werthe nähern,
manchmal etwas höher, manchmal etwas niedriger stehen. In keinem Falle haben wir
Werthe erhalten, welche den von Scheurer-Kestner
angegebenen entsprechen.“
Bunte wählte beim Beginne seiner Untersuchungen die
Ruhrkohle, weil diese Kohle unter dem Einflüsse der Hitze verhältniſsmäſsig wenig
gasförmige Producte entwickelt und also folgerichtig ihre Verbrennung unter
einfacheren Umständen vor sich geht. Mit der Ruhrkohle wurden 12 Versuche gemacht
unter Benutzung des noch uneingehüllten Apparates. Ein einziger Versuch wurde mit
dem eingehüllten Apparate ausgeführt. Ich will mich nicht bei den Resultaten der
ersten Versuchsreihe aufhalten, da sie ja bekanntermaſsen mindestens 20 Proc. unter
der Wahrscheinlichkeit liegen.
Der Versuch Nr. 34 gibt indessen Anlaſs zu interessanten Beobachtungen. Bunte hat nicht bemerkt, daſs dieser Versuch Nr. 34 zu
Zahlen führt, welche sich denjenigen Scheuret-Kestner's
und Meunier-Dollfus' sehr nähern und von denjenigen,
welche Bunte annimmt, sehr entfernen. Dieser
Irrthum rührt von den schon angedeuteten allgemeinen Ursachen her. Bunte vergleicht zwei Dinge mit einander, welche nicht
verglichen werden können; zwei Brennstoffe mit sehr verschiedenem Aschengehalte,
welch letzteren er nicht berücksichtigt. Bunte
beschränkt sich darauf, folgendes anzuzeigen: Dulong'sche Berechnung 7810c, Scheurer-Kestner'sche Berechnung 8045c, gefundene Calorien 8037; aber er vergiſst
anzugeben, daſs die Dulong'sche Berechnung für ein
Muster von 6,04 Proc. Aschengehalt gilt, während der Versuch, welcher 8037c geliefert, mit einer Steinkohle ausgeführt
wurde, die 11,2 Proc. Asche hinterlieſs, so daſs der Unterschied zwischen den
berechneten und gefundenen Wärmeeinheiten viel gröſser ist.
Die Resultate Bunte's enthalten auſserdem einen
RechnungsfehlerBereits in D. p. J. 1880 236 399 berichtigt.Red. von 33c.Bezieht man
die Berechnungen auf die reine Steinkohle nach Abzug von Wasser und Asche, so
gelangt man zu folgenden Ergebnissen:
Ohne Berücksichtigung des Sauerstoffes
9014c
Nach Dulong
8776
Nach Bunte
9369
Bunte, welcher glaubte, sich der berechneten
Verbrennungswärme, welche sich aus derjenigen der Elemente der Steinkohle durch
Summirung ergibt, bis auf 8c genähert zu haben,
übersteigt sie um 355c, er übersteigt um 593c das nach Dulong
erhaltene Resultat, von welchem er sich nur um 227c entfernt wähnte. Das Verfahren Bunte's, die
Berechnung auf die rohe Steinkohle und nicht auf den reinen Brennstoff zu beziehen,
hat ihn oft zum Irrthume verleitet in Bezug auf seine eigenen Untersuchungen und
namentlich in Bezug auf das Verhältniſs zwischen dem Resultate des Versuches und
demjenigen der Berechnung. Schlagend ist das Beispiel der Friedrichsthaler Kohle
(Versuche Nr. 166 und 167). Verfasser gibt an:
Berechnung nach Dulong
7079c
Ergebniſs des Versuches Nr. 166
7103
Ergebniſs des zweiten Versuches Nr. 167
6991
Auf den ersten Blick würde man glauben, Bunte habe bis auf einen kleinen Unterschied die nach
der Dulong'schen Formel berechnete Anzahl
Wärmeeinheiten erhalten. Nun ist dem aber gar nicht so. Die Wahrheit ist die, daſs
in beiden Fällen die aus dem Versuche hervorgehenden Zahlen sich bedeutend unter dem
Ergebnisse der Dulong'schen Berechnung befinden und
daſs in einem Versuche der Unterschied mehr wie 300c ausmacht, ein durchaus unwahrscheinliches Resultat.
Wird die Berechnung auf reine Steinkohle bezogen, so erhält man:
Berechnung nach Dulong
8029c
Versuch Nr. 166
7614
Unterschied
– 415c
Versuch Nr. 167
7503
„
– 526
Diese groſsen Unterschiede sind Bunte entgangen, weil er seine Resultate nicht auf die reine Steinkohle
bezogen hat. Die Dulong'sche Berechnung wurde vom
Verfasser auf die analysirte Probe mit 8,85 Proc. Aschengehalt angewendet, während
der untersuchte Brennstoff nur 3,7 bezieh. 3,8 Proc. Asche hinterlieſs; er hat also
2 Dinge mit einander verglichen, welche in keinem Verhältnisse zu einander stehen,
was in jedem Falle stattfand, wo die Prüfung des Brennstoffes unter dem Dampfkessel
nicht dieselbe Aschenmenge ergab wie die Analyse.
Ich habe eine Anzahl von nach den Bunte'schen Versuchen
gemachten Berechnungen in folgender Tabelle zusammengefaſst, wobei die stärksten
Unregelmäſsigkeiten zu Tage treten. Man ersieht daraus, bis zu welchem Punkte man
sich über die erhaltenen Zahlen täuschen kann, wenn man die Zurückführung der
Resultate auf reine Steinkohle vernachlässigt hat.
Unterschiede zwischen beobachteten
undnach Dulong berechneten
Wärmeeinheiten
Nach Bunte
Berechnetauf reine Kohle
St. Ingbert
– 117
– 489
Mittelbexbach
Nr.
3
– 60
– 345
„
„
9
– 62
– 388
König I
– 243
– 327
Zichwald
– 293
– 464
Griesborn
+ 165
– 32
Louisenthal
+ 7
– 61
„
Nr.
172, 173
– 285
– 644
Peiſsenberg
– 22
+ 295
„
Nr.
90, 99
+ 32
– 398
„
„
189, 199
+ 79
+ 382
„
„
191, 196
+ 73
– 47
Friedrichsthal
– 32
– 471
Ruhr
+ 227
+ 593
Man bemerkt, daſs bedeutende Unterschiede daraus hervorgehen,
ob man die Methode Bunte's oder diejenige von Scheurer-Kestner und Meunier-Dollfus anwendet. Die von Bunte
berechneten Zahlen finden sich den Ergebnissen des Dulong'schen Gesetzes näher gerückt, als sie es in Wirklichkeit sind, und
erfolgt aus dieser Betrachtung, daſs Bunte in gewissen
Fällen, da, wo er sich in Uebereinstimmung mit den Resultaten der Berechnung
glaubte, im Gegentheile um einige Hundert Wärmeeinheiten davon entfernt war. Die
Peiſsenberger Kohle Nr. 90 und 99 liefert das die Sachlage am besten kennzeichnende
Beispiel: Bunte glaubte hierbei einen Ueberschuß von 32c
gefunden zu haben, während ihm in Wirklichkeit 398c
fehlten.
Im Allgemeinen bleiben die aus den Bunte'schen
Untersuchungen hervorgehenden Zahlen ungleich weiter hinter denjenigen nach Dulong berechneten zurück, als man nach den vom
Verfasser angenommenen Ziffern anzunehmen geneigt wäre; es leitet sich hieraus
nothwendiger Weise die Ansicht ab, daſs Bunte allgemein
auf zu niedrige Zahlen gelangt ist. Die Unsicherheit, in welcher sich bisweilen Bunte in Folge der Unvollkommenheit seines Apparates
befand, läſst sich namentlich durch die Untersuchungen der sächsischen Kohlen
zeigen. Unter 6 Versuchen hat der Verfasser nur auf die zwei letzten Rücksicht
genommen; die anderen schienen ihm zu sehr von der berechneten Zahl abzuweichen:
6050
7117
5957
7117
6263
7677
6018
7339
6395
7798
6261
7635
–––––
–––––
Berechnung
6384
7861
Bunte sagt, daſs er nur die
beiden letzten Versuche berücksichtigt habe, weil in den vorhergehenden der Ruſs
nicht bestimmt worden war. Diese Erklärung gibt zu zwei Bemerkungen Anlaſs; erstlich
findet sich der Ruſs in den beiden letzten Versuchen nur durch 40 und 92c ausgedrückt, während die Unterschiede zwischen
den Ergebnissen der reinen Steinkohle mehr als 500c betragen; dann gibt der dritte Versuch, obgleich Bunte den Ruſs vernachlässigt, dennoch ein über demjenigen des letzten
Versuches, bei welchem die Correction angebracht wurde, stehendes Resultat.
(Schluſs folgt.)