Titel: | Th. H. Ward's Wage für Eisenbahnfahrzeuge. |
Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, S. 491 |
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Th. H. Ward's Wage für Eisenbahnfahrzeuge.
Mit Abbildungen auf Tafel 36.
Th. Ward's Wage für Eisenbahnfahrzeuge.
Abweichend von den bisher bekannten Wägeapparaten für Locomotiven und sonstige
Eisenbahnfahrzeuge ist die von Thom. H. Ward in Tipton, England (* D. R. P. Kl. 42 Nr. 20659 vom 5. März
1883) construirte Wage; dieselbe ist bemerkenswerth, weil sie auſser von
Hebelverbindungen auch von einer Flüssigkeitssäule Gebrauch macht, welche hier die
Stelle des die Last ausgleichenden Gegengewichtes vertritt. Die Höhe der
Flüssigkeitssäule gibt zugleich das Maſs für die Gröſse der Belastung an und stehen
beide in direktem Verhältnisse zu einander.
Das Eisenbahngeleise ist in der üblichen Weise auf einer Länge, welche die gröſsten Achsabstände
der zu wägenden Fahrzeuge um etwas überschreitet, unterbrochen und durch der Wage
zugehörige Schienen ersetzt. Diese beiderseitigen Schienenstücke B (Fig. 14 und
15 Taf. 36) sind zur stärkeren Versteifung mittels Bolzen b zwischen zwei I-Trägern eingeschraubt und ruhen je
mit einer Pfanne c auf der an dem einen Ende des Hebels
F sitzenden Schneide; der Hebel aber stützt sich
seinerseits wieder an demselben Ende mit einer Pfanne e
auf die Schneide des Bodenstückes E und an dem anderen
Ende mit einem behufs Justirung verstellbaren Schraubenbolzen f auf das Stück g. Dieses
am besten aus Stahl gefertigte Stück g liegt auf einer
elastischen Scheibe aus Leder, Gummi oder gewelltem Blech, und es folgt daher dem
bei Druckäuſserung stattfindenden Hebelausschlage, dabei den Druck auf die das
Gehäuse G füllende Flüssigkeit übertragend, so daſs
letztere zum Theil in die mit dem Gehäuse in Verbindung stehende, ebenfalls von
Flüssigkeit erfüllte Rohrleitung gedrängt wird. Die Rohrleitung führt nach dem
Zimmer des die Wägungen beaufsichtigenden Beamten und endigt hier, die Einrichtung
der communicirenden Röhren befolgend, in einem U-förmigen Rohre. In der einfachsten
Form des Apparates würden die zu beiden Schienenstücken gehörenden Röhren h1 und h2 (Fig. 16 und
17 Taf. 36) unmittelbar mit dem U-Rohre in Verbindung stehen; um aber
möglichst an Quecksilber zu sparen, wird in der Leitung, von den Gehäusen bis zu den
eine kleine Menge Quecksilber enthaltenden U-Röhren, eine billigere Flüssigkeit
angewendet.
Die zu den beiderseitigen Rohrleitungen gehörigen U-Röhren münden ihrerseits durch
das T-förmige Rohr H (Fig. 16)
wieder in ein einziges, die Graduirung tragendes Rohr h. In diesem werden die Druckäuſserungen auf die beiden Schienenstücke in
ihrer Summirung als Flüssigkeitssäule sichtbar gemacht, und da deren Füllflüssigkeit
von bedeutend geringerem specifischem Gewichte als dasjenige der in den beiden
Leitungen befindlichen Flüssigkeit ist, so wird das hydrostatische Gleichgewicht der
einen Seite von dem der anderen Seite nicht beeinfluſst, sondern beide wirken in
ihrer wirklichen Gröſse auf die leichtere Flüssigkeit, so daſs die Höhe derselben in
Wahrheit die Summe der beiderseitigen Drücke angibt.
Die verschraubbaren Stöpsel s, sowohl in den
verlängerten Schenkeln der U-Röhren als im T-förmigen Verbindungsrohre H, dienen zur Ausgleichung der durch Verdunstung,
Expansion oder Compression der Füllflüssigkeiten hervorgerufenen Störungen in der
Richtigkeit der Gewichtsanzeige. Hierbei ist es nur nöthig, zu beobachten, daſs bei
unbelasteter Wage das Quecksilber in den verschraubten Schenkeln der U-Röhren gleich
hoch stehe.