Titel: H. Grau und C. Th. Wagner's elektrische Uhr.
Fundstelle: Band 251, Jahrgang 1884, S. 492
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H. Grau und C. Th. Wagner's elektrische Uhr. Mit Abbildungen auf Tafel 36. H. Grau und Th. Wagner's elektrische Uhr. Die bereits in D. p. J. 1883 247 * 120 besprochene Uhr mit rotirendem Anker ist inzwischen von H. Grau unter Mitwirkung von C. Th. Wagner in Wiesbaden noch weiter vervollkommnet worden; letzterer änderte namentlich die Fangvorrichtung und die Stellung der Elektromagnete ab, der erst Genannte fügte einen besonderen Sperrkegel hinzu. Die jetzige Anordnung dieses elektrischen Zeigerwerkes ist nach der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1884 S. 62 in Fig. 4 bis 7 Taf. 36 dargestellt. Zwischen den Schenkeln eines kräftigen, festliegenden Stahlmagnetes M ist der bei e und d (Fig. 4) leicht drehbar gelagerte Anker angebracht: derselbe besteht aus zwei kreuzweise gegen einander stehenden Eisenstücken, welche durch das zwischenliegende Messingstück c unter sich und mit der Welle fest verbunden sind. Die Eisenstücke sind von den inneren Flächen des Stahlmagnetes 0,5 bis 1mm entfernt und sind in Folge dessen durch Influenz sehr stark magnetisch. Die den Polen des Stahlmagnetes M gegenüber stehenden Eisenstücke bilden also so zu sagen bewegliche Polschuhe eines feststehenden Stahlmagnetes. Das neben dem Nordpole a des Stahlmagnetes liegende Stück wird daher ein Nordpol und das neben dem Südpole b ein Südpol. Von der hinteren Seite (Fig. 6) betrachtet, bilden die äuſseren Begrenzungslinien der Eisenstücke vier sperrzahnartige Erhöhungen. Dieser Körper wird vor den Polen l und k eines Elektromagnetes E vermöge der ihm innewohnenden magnetischen Kraft bestrebt sein, eine bestimmte Ruhelage gegen k und l einzunehmen, bei welcher die denkbar gröſste Annäherung zwischen dem Anker und den Polen des Elektromagnetes erzielt ist. Geht nun durch den Elektromagnet E ein passend gerichteter Strom, so daſs k Nordpol und l Südpol wird, so wird k das Stück f abstoſsen und g anziehen, l dagegen wird das Stück g abstoſsen und h anziehen. Der Anker wird mithin ¼ Umdrehung machen. Um das Werk weiter zu bewegen, ist es nöthig, einen dem ersten entgegengesetzt gerichteten Strom durch den Elektromagnet zu schicken; in diesem Falle ist k ein Südpol und l ein Nordpol. Der Südpol k wird also dann den Südpol g abstoſsen und den Nordpol h anziehen; ferner wird der Nordpol l den Nordpol h abstoſsen und den Südpol i anziehen. Weil also die Uhr nur durch Wechselströme betrieben werden kann (wie bei Hipp, vgl. 1878 227 * 558. 1883 247 * 489), so können auch die durch Gewitter in den Lufteinleitungen inducirten Ströme, weil immer längere Zeit gleich gerichtet, keine dauernden Störungen in einem Uhrennetze hervorbringen. Ein solcher Inductionsstrom kann wohl, wenn er passend gerichtet ist, das Werk einmal zum sprungweisen Gange bringen; dieses Vorgehen der Uhr um eine Minute wird aber schon in der folgenden berichtigt, weil der dann von der Normaluhr kommende Strom mit dem Inductionsstrome gleiche Richtung hat und deshalb die Uhr nicht weiter bewegt. Bei der Bewegung des Ankers kommt sowohl eine abstoſsende, als auch eine anziehende Kraft zur Wirkung; da indessen die abstoſsende Kraft nur im ersten Theile der Bewegung wirkt, so ist der erste Antrieb ein besonders kräftiger. Die Trägheit der arbeitenden Theile, besonders der Zeiger, wird also mit Leichtigkeit überwunden. Durch zweckentsprechende Veränderungen an den äuſseren Steigungscurven des Ankers ist es gelungen, die Kraftentwickelung derart auf die einzelnen Bewegungsstufen zu vertheilen, daſs die Kraft in jedem Augenblicke dem zu überwindenden Widerstände annähernd proportional ist. Die in Fig. 7 dargestellte Fangvorrichtung hat die Aufgabe, die Bewegung des Ankers unter allen Umständen auf eine Vierteldrehung zu beschränken. Bei einer zu kurzen Stromgebung könnte es nämlich sonst vorkommen, daſs der Elektromagnet bereits aufgehört hätte, magnetisch zu sein, ehe der Anker seine Ruhelage erreicht hätte, und es würde dann der sich mit groſser Geschwindigkeit bewegende Anker in der Ruhestellung nicht aufgehalten werden, sondern dieselbe überschreiten. Solchen Vorfällen soll die Fangvorrichtung vorbeugen. Mit der Achse c des Ankers ist ein Körper o fest verbunden, welcher an seinen vier Ecken vorspringende Stifte trägt. In der Ruhelage des Ankers nehmen diese Stifte die in Fig. 7 gezeichnete Stellung ein. Der Hebel p hat auf der Rückseite seines oberen Endes eine tiefe Rille, durch welche der gerade darüber stehende Fangstift in der Ruhestellung des Hebels frei hindurch gehen kann. Das Spiel der Vorrichtung ist folgendes: Hat der Anker ungefähr das erste Drittel seiner Bewegung zurückgelegt, so trifft einer der an o befestigten Fangstifte die am oberen Ende des Hebels p angebrachte Fläche; hierdurch wird der Hebel p zurückgeworfen und, ehe er wieder seine Ruhelage einnehmen kann, stöſst der Fangstift auf die Fläche t, wodurch die Bewegung des Ankers nach vorwärts aufgehalten wird. Eine Rückwärtsbewegung ist dann auch nicht mehr möglich, weil inzwischen der Sperrhebel r bereits eingefallen ist. Diese Fangvorrichtung hat sich sehr gut bewährt; sie schützt das Werk vollständig gegen die bei einer zu kurzen Contactgebung auftretenden Störungen. Bei den elektrischen Uhren mit rotirender Ankerbewegung wird die Bewegung des Ankers durch einen Zahnradeingriff 1 : 15 oder, wenn eine absolute Feststellung der Zeiger nöthig erscheint, durch eine Schraube ohne Ende auf die Zeigerachse übertragen. Als charakteristische Eigenschaften des elektrischen Zeigerwerkes mit rotirender Ankerbewegung gibt Verfasser folgende an: 1) Die elektrische Uhr mit rotirender Ankerbewegung und polarisirtem Eisenanker bedarf keiner Regelung nach der Stromstärke; sie geht sowohl mit einem, als auch mit 20 Leclanché-Elementen. 2) Bei der groſsen Winkelbewegung des Ankers von 90° ist eine Fortbewegung der Zeiger durch von auſsen wirkende Stöſse ausgeschlossen; aus demselben Grunde ist auch die Uhr unempfindlich gegen kurz dauernde Inductionsströme. 3) Dauernde Störungen durch atmosphärische Elektricität schlieſst der polarisirte Anker aus. 4) Remanenten Magnetismus im Elektromagnete lassen die Wechselströme nicht auftreten.

Tafeln

Tafel Tafel 36
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