Titel: | Ueber den Hoff'schen Multiplikator; von Arnulf Nawratil. |
Autor: | Arnulf Nawratil |
Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, S. 540 |
Download: | XML |
Ueber den Hoff'schen Multiplikator; von Arnulf Nawratil.
Nawratil, über den Hoff'schen Multiplikator.
In der polnischen Zeitung für die galizische Erdölindustrie „Górnik“ 1883 Nr. 13 veröffentlichte B.
Hoff einen Aufsatz über einen von ihm erfundenen Apparat, genannt Multiplikator, zur Destillation von Erdölen. Hierüber
habe ich eine Kritik in der gleichen Zeitschrift des Inhaltes veröffentlicht, daſs
der Hoff'sche Apparat für die Destillation der Erdöle
nicht praktisch und die Versicherung Hoff's, daſs
mittels dieses Apparates bei der Destillation von Rohölen 95 Proc. Leuchtöle
gewonnen werden können, vollkommen unrichtig sei. Nachdem nun aber dieser Hoff'sche Apparat auch in diesem Journale (1883 250 * 410) aufgenommen und, ungeachtet meiner gegen
denselben veröffentlichten Kritik, behauptet wurde, daſs mit demselben eine weit
gröſsere Menge Leuchtöl aus rohem Oele abdestillirt werden kann, als es bis jetzt
mit den in Anwendung stehenden Apparaten möglich war, so finde ich mich veranlaſst,
gegen diese Behauptung auch vor dem deutschen Fachpublikum aufzutreten und meine in
polnischer Sprache veröffentlichte Kritik in kurzer deutscher Bearbeitung
wiederzugeben.
Es ist eine altbekannte Sache, daſs man bei der trockenen
Destillation der schweren Oele bedeutend leichtere Destillate erhält als das der
Destillation unterworfene Product; dies ist also nicht ein Resultat der eigenen
Beobachtungen Hoff's. Das Eigengewicht der Holz- und
Kohlentheere ist doch bedeutend gröſser als das der aus diesen Theeren gewonnenen
Destillate. Daſs auch das Erdöl bei der Destillation leichtere Producte liefert, als
es selbst ist, wissen wir seit dem J. 1849, als sie der um die Erdöl-Industrie so
sehr verdiente
Ignaz Lukasiewicz zum ersten Male
destillirte. Ja sogar ein Petroleumtheer, ein Rückstand der Erdöldestillation gibt
bei weiterer Destillation noch Producte, welche specifisch leichter sind, als dieser
Rückstand vor der weiteren Destillation gewesen ist. Ein Petroleumtheer von 0,936
sp. G. bei 15° wurde aus einer Destillirblase von 1500l Inhalt in der M. Fedorowicz'schen
Petroleum-Raffinerie in Ropa bis zu Koke destillirt und wurden nachstehende Producte
erhalten:
1.
Vorlage
enthielt
ein
Destillat
von
0,8307
sp. G.
bei
15°
2.
„
„
„
„
„
0,8427
„ „
„
„
3.
„
„
„
„
„
0,8577
„ „
„
„
4.
„
„
„
„
„
0,8907
„ „
„
„
5.
„
„
„
„
„
0,8913
„ „
„
„
6.
„
„
„
„
„
0,8934
„ „
„
„
7.
„
„
„
„
„
0,8952
„ „
„
„
8.
Vorlage
enthielt
ein
Destillat
von
0,8870
sp. G.
bei
15°
9.
„
„
„
„
„
0,8887
„ „
„
„
10.
„
„
„
„
„
0,8895
„ „
„
„
11.
„
„
„
„
„
0,8895
„ „
„
„
12.
„
„
„
„
„
0,9140
„ „
„
„
13.
„
„
„
„
„
0,9227
„ „
„
„
14.
„
„
„
„
„
0,9227
„ „
„
„
15.
„
„
„
„
„
0,9372
„ „
„
„
16.
„
„
„
„
„
0,9385
„ „
„
„
17.
„
„
„
„
„
0,9385
„ „
„
„
Da dies Destillate aus dem Petroleumtheere sind,
enthalten sie keine leichtesten und leichteren Producte, welche aus dem Erdöle, aus
welchem dieser Petroleumtheer als Rückstand zurückblieb, zu Leuchtölen schon früher
abdestillirt wurden. Kann uns aber Hoff beweisen, daſs
ein Petroleumtheer ein eigenartiger Körper ist, daſs er keine Mischung der
erhaltenen Destillate war? Wissen wir doch ganz genau, daſs eine Mischung von
Producten verschiedenen Siedepunktes oft sehr viele Male fractionirt werden muſs,
bis man Destillate von constantem Siedepunkte und Eigengewichte bekommt.
Die Behauptung, daſs Kohlenwasserstoffe, welche bis über den
Siedepunkt erhitzt werden, einestheils in flüchtige und an Kohlenstoff arme,
anderentheils in weniger flüchtige und an Kohlenstoff reichere zerlegt werden, daſs
es also möglich wäre, bei gewissen Temperaturen an Kohlenstoff arme Oele, z.B.
Leuchtöle, aus schweren an Kohlenstoff reichen Oelen auszuscheiden, ist vielleicht
nicht zu bestreiten, wenn man die Eigengewichte der Destillate in den Vorlagen 6, 7,
8 und 9 berücksichtigt. Man kann sich aber darauf mit Sicherheit nicht stützen;
wenigstens wäre dies eine sehr gewagte Folgerung, besonders, wenn man aus dieser
einen Nutzen für die zweckmäſsige Einrichtung der Erdöldestillirapparate ziehen
wollte.
Daſs die gesättigten Kohlenwasserstoffe, die Hauptbestandtheile
der Erdöle, bei einer höheren Temperatur einer Zersetzung unterliegen, ist eine
längst bekannte Thatsache (vgl. Vohl 1865 177 58. Lissenko 1878 227 78. Letny 1878 229 353. Rudnew 1881 239 72. Liebermann 1882 246 429). Nach diesen Untersuchungen wäre auch die
Ansicht nicht unberechtigt, daſs die im Destillirkessel zurückbleibenden schweren
Oele bei zunehmender Temperatur einen Zersetzungsprozeſs erleiden und daſs bei
wiederholten derartigen Destillirungen auch leichte oder leichtere Oele gewonnen
werden könnten; andererseits beweisen aber die oben angeführten Untersuchungen, daſs
eine solche Zersetzung der schweren gesättigten Kohlenwasserstoffe auf leichtere
Kohlenwasserstoffe im Fabrikbetriebe nicht derart stattfinden kann, wie sie der
Erfinder des Multiplikators darstellt, welcher praktische Versuche im Groſsen, d.h.
im Fabrikmaſsstabe wohl gar nicht angestellt hat.
Schon die Untersuchungen von Letny
(1878 229 353) haben uns gelehrt, daſs die Dämpfe
schwerer Erdöle (also gesättigter Kohlenwasserstoffe, welche bei einer höheren
Temperatur als 300° sieden), wenn man sie durch Röhren leitet und in diesen
überhitzt, einer Zersetzung unterliegen und hierbei aromatische Kohlenwasserstoffe,
eine bedeutende Menge Gase und Kohle ausgeschieden werden. Dieser Verlauf kann auch
in einer Destillirblase eintreten; wenn nämlich die Destillirblase derart
eingemauert ist, daſs die Flamme nicht nur den Boden, sondern auch die Seitenwand
direkt bestreicht, so werden, nachdem ein Theil der destillirenden Flüssigkeit
abgetrieben wurde, die Wände der Destillirblase, unterhalb welcher sich schon keine
Flüssigkeit vorfindet, höher von der um sie streichenden Flamme erhitzt, als die
Theile der Wände in dem unteren Räume, welche die destillirende Flüssigkeit umgeben;
in Folge dessen berührt ein Theil der destillirenden Dämpfe die mehr überhitzte
Wand, sie überhitzen sich selbst und erleiden eine Zersetzung. Berücksichtigt man
aber diesen Umstand, daſs die Tension der Dämpfe desto gröſser ist, je stärker die
Blase geheizt wird, so berühren die destillirenden Dämpfe das überhitzte Metall nur
sehr kurz, wogegen die inneren Dampfschichten, welche die überhitzte Seitenwand der
Blase nicht berühren, ohne Zersetzung destilliren können. Daſs die Zersetzung der
schweren Oele durch Ueberhitzung nicht so leicht von statten geht, wie Hoff dies darstellt, haben schon die von Letny durchgeführten Untersuchungen bewiesen, indem
durch dieselben dargethan wurde, daſs eine solche Zersetzung besser gelingt, wenn
die Dämpfe viele Berührungsflächen antreffen, wenn sie dabei eine gewisse
Verdichtung erleiden und einen gewissen Widerstand zu überwinden haben, weshalb man
diese Dämpfe durch Röhren leitete, welche mit Koke, Kohle, Bimsstein, Asbest, Kalk
u. dgl. gefüllt waren.
Daſs in einer Destillirblase die destillirenden schweren
Kohlenwasserstoffe eine theilweise Zersetzung zu leicht flüchtigen und gasigen
Kohlenwasserstoffen wirklich erleiden, hatte ich Gelegenheit, mich während meiner
mehrjährigen Fabrikpraxis selbst zu überzeugen. Ich habe nämlich wahrgenommen, daſs
selbst sehr schwere (nicht raffinirte) Erdöldestillate schon bei einer
verhältniſsmäſsig niedrigen Temperatur entflammbar sind. Der Grund hiervon liegt in
dem Umstände, daſs diese Destillate leichte und sogar gasige Zersetzungsproducte
aufgelöst enthalten; denn die leichten und gasigen Producte werden von den schweren
Oelen während der Condensirung in den Kühlapparaten aufgenommen und verursachen eben
die leichte Entflammbarkeit der schweren Oele. Wenn man aber durch solche mit
leichten und gasigen Producten geschwängerte Oele gepreſste Luft durchstreichen
läſst, so werden die leichten und gasigen Bestandtheile aus denselben verdrängt und
verlieren ihre leichte Entflammbarkeit. Ferner ist festgestellt, daſs schwere Oele,
welche in amerikanischen (langen, nicht hohen) Kesseln destillirt werden,
verhältniſsmäſsig schwer entflammbar sind und daſs der Grund dieser Erscheinung
darin zu suchen ist, daſs die amerikanischen Kessel nur mit ihrem Boden der Flamme
ausgesetzt sind, während die Seitenwände derselben entweder von Mauerwerk, oder von
einem luftgefüllten Blechmantel umgeben werden und daher eine Ueberhitzung bei ihnen
nicht möglich ist. Endlich ist auch eine altbekannte Thatsache, daſs aus einem
Gemenge von Dämpfen verschieden schwerer Kohlenwasserstoffe bei einer gewissen
Temperatur zuerst die Dämpfe der schweren Kohlenwasserstoffe condensirt, während die
leichteren Kohlenwasserstoffe bei derselben Temperatur nicht niedergeschlagen
werden, und sind mit Rücksicht auf diese Eigenschaft der Dämpfe die Dephlegmatoren
für die Destillationstechnik eingerichtet worden.
Die Behauptung, daſs Hoff, gestüzt
auf die zwei erwähnten, von ihm erkannten Eigenschaften der Kohlenwasserstoffe einen
„Multiplikator“ construirte, der für einen Fabrikbetrieb tauglich wäre
und welcher bei der Destillation des Rohöles gröſsere Mengen von Leuchtöl erzeugen
würde, muſs ich unbedingt bestreiten und die Angabe, daſs dieser Multiplikator
gestatten sollte, aus Rohöl von 0,900 sp. G. oder 27° B. bis 95 Proc. Leuchtöl zu
gewinnen, mindestens als übertrieben ansehen.
Hoff selbst erwähnt des Umstandes,
daſs die an Kohlenstoff reichen Kohlenwasserstoffe bei ihrer Zersetzung Kohle
ausscheiden; dasselbe zeigten schon die Untersuchungen von Letny u.a.; auſserdem hat jeder Erdöldestillateur dies bemerken müssen,
daſs die Wände seiner Blasen nach jeder Destillation mit feinem Kohlenstaube belegt
sind, und es ist allgemein bekannt, daſs bei der Destillation des Erdöles, wenn man
diese zu Ende führt, am Boden der Blase Koke zurückbleibt. Endlich wissen wir aus
den uns bekannten Analysen der verschiedenartigsten Erdöle, wie viel diese Erdöle
Koke zurücklassen. Meine Erfahrungen lehren mich, daſs in einer gewöhnlichen
Destillirblase bei sorgfältigster Destillation und Kühlung ein Erdöl von 0,853 sp.
G. an Kokes und Gase 10 bis 14 Proc. liefert, daher in dem Multiplikator nach dem
Gesagten unstreitig bedeutend gröſsere Verluste sich ergeben werden. Wenn man also
bei der Destillation so namhafte Verluste an Gas und Kohle erleidet, so wirft sich
unwillkürlich die Frage auf, wie Hoff bei Anwendung
seines Multiplikators aus einem Erdöle von 0,900 sp. G. 95 Proc. Leuchtöle gewinnen
kann?
Auf welche Art durch den Multiplikator aus den Abfällen, welche
bei der Reinigung der Leuchtöle durch Schwefelsäure zurückbleiben, die Oele
ausgeschieden werden, ist mir gar nicht erklärlich. Soll diese Abfall schwefelsaure
einfach in seinem Multiplikator destillirt werden? Dann würde ein solcher
Multiplikator nicht besonders viele Destillationen aushalten und was würde man dann
mit dem bei dieser Destillation sich entwickelnden Schwefelwasserstoff und Schwefeldioxyd anfangen?
Sollen aber aus der Abfallschwefelsäure die Oele früher abgeschieden werden, so
müſste man diese von der Schwefelsäure befreien, welcher Vorgang wegen seiner nicht
geringen Kosten und wegen des geringen Werthes des von Schwefelsäure zu befreienden
Productes sich durchaus nicht empfehlen würde, da man bloſs Destillate erhalten
möchte, welche reich an geschwefelten Kohlenwasserstoffen und als solche zu
Leuchtzwecken nicht verwendbar wären. Eine neuerliche Reinigung dieser Oele, welche
ebenfalls nur mit Schwefelsäure vorgenommen werden könnte, würde sie wieder in den
ursprünglichen Zustand versetzen, weshalb der Versuch, diesen Abfallstoff für
Leuchtzwecke verwendbar zu machen, als ein vollkommen miſsglückter angesehen werden
muſs. Die Behauptung, daſs die Abfallschwefelsäure der Petroleumraffinerien, welche
Hoff wahrscheinlich der Kürze wegen „Abfall“
nennt, 40 bis 50 Procent eines Oeles enthalten soll, ist in so fern unrichtig, als
das specifische Gewicht der Schwefelsäure bedeutend gröſser ist als jenes des
erwähnten Oeles.
Der Apparat selbst, wiewohl er in der Zeichnung sehr einfach
erscheint und in kleinem Maſsstabe zu Laboratoriumuntersuchungen möglicherweise
geeignet wäre, ist für Fabrikzwecke höchst unpraktisch eingerichtet. Die Zeichnung
und die Beschreibung sind äuſserst mangelhaft, man kann aus denselben nicht einmal
entnehmen, welche Abmessungen der ganze Apparat und seine einzelnen Theile haben
sollen.
Es ist bekannt, daſs die Erdöle erst zwischen 300 bis 350°
Destillate geben, welche 0,837 bis 0,900 sp. G. haben, daſs zwischen 350 bis 400°
Producte von 0,852 bis 0,908 sp. G. destilliren und über 400° solche von 0,895 bis
0,925 sp. G. (vgl. Nawratil 1882 246 423). Ob in diesem Falle eine 7m
lange, frei durch den Fabrikraum laufende Eisenröhre, welche von kaltem Wasser nicht
umspült ist, sich nicht so weit erhitzen wird, daſs sie nach kurzer Zeit aufhört,
die durchziehenden Dämpfe zu verflüssigen, bleibt immer zweifelhaft; daſs aber diese
Röhre, durch welche Destillate von so hoher Temperatur gehen, nothwendiger Weise
auch die Temperatur im Fabrikraume über alle Maſsen erhöhen und den Aufenthalt in
demselben fast unerträglich machen muſs, unterliegt gar keinem Zweifel.
Was soll der kugelförmige, in Wasser befindliche Condensator
bedeuten; soll er besser die Kühlung bewirken als die alt bekannten Schlangen und
Zickzackröhren? Ein solcher Kühler wird nur jene Dämpfe gut condensiren, welche
seine Wandungen berühren; die durch die Mitte der Kugel gehenden Dämpfe werden
uncondensirt nach auſsen entweichen. Ein solcher Kühler ist eine theure Einrichtung,
bietet Schwierigkeiten beim Zusammenstellen dar, muſs aus mehreren einige Millimeter
starken Blechen bestehen, welche mit einander vernietet und mit Eisenkitt verdichtet
werden müssen. Jede Ausbesserung, sobald der Rost nur ein Blech durchlöchert, ist
mit groſsen Schwierigkeiten verbunden, wogegen es bei den heute durchgehend
angewendeten Kühlröhren gar keine Schwierigkeiten bietet, ein verdorbenes Eisenrohr
durch ein neues zu ersetzen u.s.w.
Es erübrigt noch, die Tabellen zu besprechen, und da ist es mir
nicht recht verständlich, was Hoff mit dem Namen
„Petroleum“ bezeichnet. Unter diesem Namen verstehe ich aus einem Erdöle
gewonnene, mit concentrirter Schwefelsäure und Aetzlauge gereinigte Producte, welche
zwischen 150 bis 300° destillirten, wobei das specifische Gewicht derselben keine
Rolle spielt. Andere verstehen darunter sogar jene raffinirten Erdölproducte, welche
zwischen 150 bis 270° destillirten und höchstens 0,812 sp. G. haben. Ob man aber
auch, wie Hoff behauptet, ein gelbes Product, welches
bis 53,3 Proc. Destillate enthält, von denen die leichtesten 0,858 sp. G. haben,
darunter aber auch solche von einem Eigengewichte von 0,862, 0,865, 0,875, ja selbst
solche von 0,880 und 0,900 vorkommen, mit dem Namen Petroleum bezeichnen darf, muſs
bezweifelt werden. Auf welche Weise Hoff aus den in der
ersten Tabelle (vgl. Bd. 250 S. 412) zusammengestellten Destillaten eine Mischung
von 0,821 sp. G. erhält, ist unbegreiflich; ich glaube, daſs das specifische Gewicht
dieser Mischung 0,830 bis 0,834 betragen hat, jenes aber in der zweiten Tabelle so,
wie Hoff angibt, nämlich 0,840 bis 0,842.
Daſs ein Erdöldestillat, welches im unraffinirten Zustande ein
Eigengewicht von 0,840 hat, nach Behandlung mit concentrirter Schwefelsäure 0,830
sp. G. bekommen sollte, scheint mir unwahrscheinlich, höchstens, daſs dieses
Destillat sehr reich an ungesättigten Kohlenwasserstoffen war und diese durch die
Schwefelsäure beseitigt wurden. Es ist aber doch sehr merkwürdig, daſs Hoff aus 3000cc
Rohproduct in beiden Fällen 15 mal zu 200cc
Destillate erhielt, also sogar 100 Proc. Wiewohl dies Volumprocent sind, so scheint
denn doch diese Angabe nicht richtig zu sein; auch die Eigengewichte der einzelnen
Destillate erscheinen in zu sehr regelmäſsigen und runden Zahlen.
Nach dem, was wir über die Zersetzung der gesättigten
Kohlenwasserstoffe durch Ueberhitzung wissen, ist es unglaubwürdig, daſs ein aus dem
Hoff'schen Multiplikator erhaltenes Product erst
bei 43° entflammbar wäre, und wenn sich dies auch so verhalten würde, so wäre es nur
ein Beweis, daſs das so gewonnene Product sehr reich an schweren Oelen sei (vgl. Wagner's Jahresbericht, 1871 S. 865). Weshalb sind nur die
Eigengewichte der erhaltenen Destillate angegeben; warum hat Hoff nicht untersucht, bei welchen Temperaturen die Fractionen
destilliren? Dies würde uns bedeutend mehr die Qualität dieser einzelnen Destillate
charakterisiren als die Angabe ihrer Farbe, welche doch gar nichts erklärt; mehr
würde uns schon der Geruch dieser Producte sagen.
Die photometrischen Untersuchungen sagen uns über die Qualität des
Hoff'schen Petroleums gar nichts; sie wurden auch
ganz bestimmt mangelhaft ausgeführt. Ich habe in dieser Richtung manche Erfahrung
und kann erklären, daſs ein solches an schweren Producten so reiches Petroleum viel
schwächer leuchtet als jenes, welches diese schweren Oele nicht enthält. Solche an
schweren Oelen reiche und an leichten Oelen arme Erdöldestillate brennen schlecht,
leuchten mit rother ruſsender Flamme.
Der Umstand, daſs die aus dem Multiplikator erhaltene Mischung der
Destillate leichter ist als das hierzu angewendete Erdöl, spricht nicht das Mindeste
zu Gunsten des Hoff'schen Apparates; dasselbe erzielt
man aus jeder Destillirblase. Man muſs doch berücksichtigen, daſs man in den
Destillaten schon sehr wenig jener Producte bekommt, welche die Leichtigkeit des
Rohöles beeinträchtigen; diese Stoffe, nachdem sie schon sehr schwer destilliren,
bleiben in der Blase und diese hauptsächlich lassen die Kokes zurück. Es sind dies
die noch wenig untersuchten harzähnlichen Körper, welche Chrysen und Pyren geben.
Daſs es so ist, beweist der Umstand, daſs lichte, an harzähnlichen Producten arme
sehr wenig, wogegen die dunklen, an diesen Producten reichen Erdöle sehr oft
bedeutende Mengen Kokes zurücklassen.
Ich will nicht bestreiten, daſs in dem Hoff'schen Multiplikator die destillirenden Dämpfe vielleicht eine
gröſsere Zersetzung erleiden, wie dies bei den gewöhnlichen Blasen der Fall ist;
daſs jedoch dieser Apparat von irgend einem Nutzen für den Fabrikbetrieb wäre, muſs
ich in Abrede stellen. Mehr Petroleum aus einem Erdöle wird man nicht gewinnen;
wenigstens hat Hoff dies nicht bewiesen, da er seine
zwei Erdölsorten nicht einmal einer vergleichenden Untersuchung unterworfen hat,
welche uns überzeugen könnte, welche Unterschiede zwischen einer gewöhnlichen
Destillation und einer solchen im Multiplikator wahrzunehmen wären.
Im besten Falle sollte der Multiplikator wirklich etwas mehr
Ausbeute an leichteren Oelen von niedrigerem Siedepunkte geben als die gewöhnlichen,
bis nun gebräuchlichen Blasen, so würden die hier erhaltenen Oele reich an jenen
Kohlenwasserstoffen sein, welche bei einmaliger Behandlung mit concentrirter
Schwefelsäure schwer zu beseitigen wären; man würde zur Raffinirung solcher Oele
bedeutende Mengen Schwefelsäure benöthigen und bei allem dem noch ein gelbes
Petroleum erhalten, welches sich nur sehr schwer nach Behandlung mit Aetznatronlauge
klären würde. Das Wichtigste bei dem Ganzen wäre aber, daſs man bei der Raffinirung
eines mittels Multiplikator gewonnenen Petroleums sehr bedeutende Verluste erleiden
müſste, da gegen alle die entstandenen Zersetzungsproducte, als ungesättigte
Kohlenwasserstoffe, die Schwefelsäure activ ist.
Würde aber der Multiplikator derart wirken, wie es Hoff darstellt, sollten sich wirklich im
Abführungsrohre die Dämpfe der schweren Oele niederschlagen,
Vorkommen des Titelblattes hier ist ein Bindungsfehler des Druckexemplars.
so könnte dann die
Destillation nur äuſserst langsam von statten gehen; man würde zu einer solchen
Destillation bedeutende Mengen Brennmaterial verbrauchen, auſserdem aber würden
durch die starke Ueberhitzung der trockenen Metallflächen die Blasen sehr bald zu
Grunde gehen.
Ich glaube hiermit aus einander gesetzt zu haben, daſs der Hoff'sche Multiplikator uns weder etwas Neues, noch etwas Nützliches
gebracht hat.
Lemberg, December
1883.