Titel: | Tower's Verfahren und Apparat zur Prüfung von Schmiermitteln. |
Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 13 |
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Tower's Verfahren und Apparat zur Prüfung von
Schmiermitteln.Vgl. Lamansky, Willigk bez. G. Herrmann 1883 248 * 29. 180. 247 * 442 bez. * 290. Bahn,
Jähns bez. Lux 1882 243 * 324 bez. * 24.
Mit Abbildungen auf Tafel 2.
Tower's Prüfung von Schmiermitteln.
Einem von B. Tower in London der Institution of Mechanical Engineers vorgelegten Berichte über
Reibungsversuche an Zapfen ist nach Engineering, 1883
Bd. 36 S. 451 folgender Auszug entnommen.
Um bei den Versuchen einen Grundmaſsstab für die Vergleichung zu haben, beobachtete
man zuerst die Reibungsverhältnisse, wenn der Zapfen durch ein Oelbad
geschmiert wurde. Hierbei wird der Zapfen immer mit so viel Oel versorgt, als ihm
möglich ist, aufzunehmen; es stellt dies somit die vollkommenste Schmierung dar; sie
ist aber auch bequem immer in derselben Weise herzustellen und bietet zudem noch den
Vortheil, daſs die Temperatur des Zapfens leicht durch die Temperatur des Oelbades
regulirt werden kann. Die Versuche haben gezeigt, daſs das Bad nicht voll zu sein
braucht; es bleiben die Resultate dieselben, auch wenn das Gefäſs so weit leer ist,
daſs das Oel eben nur noch den Zapfen berührt.
Der Zapfen, mit welchem man die Versuche anstellte, war von Stahl, 102mm dick, 152mm
lang und horizontal gelagert; eine belastete bronzene Lagerschale umschloſs nur
nahezu die eine (obere) Hälfte des Zapfens, also eine
Belastung, wie sie wohl am häufigsten in der Praxis vorkommt; bei dem Apparate von
Thurston (1877 225 *
538. 1880 236 493) werden beide Lagerschalen constant
gegen den Zapfen gepreſst. Auf diese Lagerschale A
(Fig. 17 und 27 Taf. 2)
stützt sich ein Guſseisendeckel B, an welchem mittels
zweier Bolzen ein Querstück C mit einer Stahlschneide
hängt. Ueber diese Schneide, deren Entfernung vom Zapfenmittel 127mm beträgt, ist nun die Schale D mit den Belastungsgewichten gehängt. Der aus Deckel,
Bolzen und Querstück hergestellte starre Rahmen ist für sich noch durch ein
Gegengewicht E so ausgeglichen, daſs sein Schwerpunkt
ebenfalls in die Schneide hineinfällt; wenigstens setzt dies die Ableitung der
Formel für die Uebersetzungsverhältnisse voraus.
Wäre zwischen Lagerschale und Zapfen keine Reibung vorhanden, so würde das Gewicht
stets senkrecht unter dem Zapfenmittel hängen bleiben; durch die Reibung wird jedoch
beim Drehen des Zapfens der Rahmen so lange mitgenommen, d.h. so weit ausschlagen,
bis das Moment der Gewichte dem der Reibung gleich ist.
Bezeichnet r = Radius des Zapfens (Fig. 19),
s = Hebelarm der Last G,
f = Reibungscoefficient, so ist Gs = fGr,
folglich f = (s : r). Da
r constant bleibt, läſst sich der
Reibungscoefficient f aus s und dieses wiederum direkt aus dem Ausschlagswinkel des Rahmens
bestimmen. Ist z.B. s = 0,1 r, so wird f = 0,1 u.s.w.
Hierbei hält es aber schwer, genau die Lage festzustellen, in welcher die Schneide
sich senkrecht unter dem Zapfenmittel befindet; in Folge dessen hat man zu dem
Kunstgriffe seine Zuflucht genommen, den Zapfen erst nach der einen, dann nach der
entgegengesetzten Richtung unter sonst gleichen Verhältnissen laufen zu lassen. Es
wird dann die Summe der beiden Werthe von s gemessen
(vgl. Fig. 20); f ergibt sich hieraus zu f = (2s : d).
Um die Werthe der Coefficienten sicher und bequem ablesen zu können, ist an dem
Rahmen noch ein leichter Hebel L mit einem
Schreibstifte am Ende angebracht, welcher auf einem sich drehenden Papiercylinder
P den Ausschlag aufzeichnet. Die Uebersetzung bei dem
Apparate betrug hierbei 12,5, so daſs ein Coefficient von 0,01 noch einen Ausschlag
von 12mm,7 ergab, die Hälfte nach oben, die Hälfte
nach unten von der Mittellage.
Bei den Vorversuchen hatte man gefunden, daſs unmittelbar, nachdem der Zapfen in der
entgegengesetzten Richtung lief, die Reibung gröſser ausfiel, als wenn er einige
Zeit in derselben Richtung gelaufen war. Diese Reibungssteigerung, meist mit
Warmlaufen verbunden, erwies sich am gröſsten bei neuen Schalen und stieg bis auf
das doppelte der normalen Reibung; bei gut eingelaufenen war sie jedoch kaum und
dann nur geringe Zeit bemerkbar.
Man führte daher die Versuche in folgender Weise aus: Eine vollständige Reihe von
Versuchen wurde mit stufenweise steigender Belastung vorgenommen; dann verminderte
man die Belastung wieder in denselben Abstufungen bis herab zu 7k/qc, d. i. der
Druck, welcher von der unbelasteten Schale herrührte. Hierauf wurde die
Bewegungsrichtung umgekehrt und erst dann, wenn der Ausschlag constant blieb, wenn
sich also der Zapfen für die neue Bewegungsrichtung eingelaufen hatte, die
Versuchsreihe mit steigender und fallender Belastung wie früher ausgeführt. Hierbei
zeigte sich nun, daſs der Ausschlag mit zunehmender Belastung abnahm, d.h. der
Reibungscoefficient sich verminderte; bei sehr starken Belastungen erhielt man so
geringe Diagrammhöhen, daſs die Coefficienten nicht mit der zum Vergleiche nöthigen
procentualen Genauigkeit abzulesen waren; man entschloſs sich daher, weil das Moment
der Reibung sich weniger zu verändern schien, das Moment selbst zu messen.
Zu diesem Zwecke fügte man dem Haupthebel einen kleinen Uebersetzungsfühlhebel M (vgl. Fig. 18)
bei; die Belastung der vorn angehängten Wagschale W
wurde nun so justirt, daſs M immer auf einen und
denselben Punkt m einspielte. Das Gegengewicht des
Haupthebels hatte eine solche Vermehrung erfahren, daſs immer etwas Gewicht in die
Wagschale W gelegt werden muſste, um die Normallage der
Hebel hervorzubringen, gleichviel ob der Zapfen in der einen oder in der anderen
Richtung lief. Im Uebrigen wurden die Versuche genau in der oben beschriebenen
Weise, mit zu- und abnehmendem Drucke auf die Flächeneinheit vollführt. Das
Reibungsmoment bestimmte sich aus der kalben Differenz
der in die Schale gelegten Gewichte für das Laufen in der einen und in der anderen
Richtung.
Da die Temperatur von nicht unbedeutendem Einflüsse ist, wurden die vergleichenden
Versuche mit der Oelbadschmierung bei einer nahezu constanten Temperatur von 32°
vorgenommen und nur Temperaturschwankungen von 0,8° nach oben und unten zugelassen.
Bei diesen Versuchen wurde die Belastung des Zapfens nicht so weit getrieben, daſs
er zu fressen begann, um die zum Vergleiche nöthige, sich gleich bleibende
Oberflächenbeschaffenheit der Lagerschale und des Zapfens nicht zu zerstören,
während bei den folgenden Versuchsreihen absichtlich bis zum Anfressen belastet
wurde, um den gröſsten Druck auf die Flächeneinheit festzustellen, welchen Rüböl und
Mineralöl zu tragen vermögen; als solcher fand sich für Rüböl 40,3k/qc
mittlerer Druck auf den Zapfenlängsschnitt, für
Mineralöl 44k/qc;
darüber hinaus war der Druck gröſser als die Zusammenhangskraft der einzelnen
Moleküle des Oeles, es trat die direkte Berührung der Metalle ein und damit das
Pressen.
Im Uebrigen ergaben die Versuche mit der Oelbadschmierung, daſs die Reibung,
innerhalb der in der Praxis angewendeten Druckgrenzen, fast unabhängig ist von dem
mittleren Zapfendrucke auf die Flächeneinheit, daſs sie sich aber mit der
Geschwindigkeit rasch vergröſsert, wenn auch nicht mit dem Quadrate der
Geschwindigkeit.
Bezüglich des Einflusses der Temperatur ist nur bemerkt, daſs sich die Reibung bei
steigender Temperatur vermindert; so zeigte sich der Reibungscoefficient bei 450
minutlichen Umdrehungen bei 49° nur ⅓ so groſs als der bei 16°.
Es wurden dann weitere interessante Versuche angestellt über den Werth der
verschiedenen Schmiermethoden und über den Einfluſs der
Anordnung der Oelnuthen, welche zugleich einen
Schluſs über die Vertheilung des specifischen Druckes zulassen. Man hatte behufs
Anbringung der Schmiergefäſse durch Schale und Deckel ein Loch von 13mm Durchmesser gebohrt. Als nun der noch durch
Oelbad geschmierte und mit nur 7k/qc belastete Zapfen angelassen wurde, sammelte sich
Oel in dem Loche und trieb den Holzpfropfen, der zum vorübergehenden Abschlüsse
dienen sollte, heraus; ein hierauf angesetztes Manometer stieg allmählich bis über
13at,5 hinaus (die Skala ging nur bis 200
Pfund auf 1 Quadratzoll englisch). Der specifische Druck im Scheitel des Zapfens,
oder allgemeiner ausgedrückt, in der Mantellinie, durch welche die Resultirende der
Kräfte hindurch ging, erwies sich bei normal zur Kraftlinie geschnittenen Schalen
mehr als doppelt so groſs wie der mittlere Druck, während er nach den Seiten hin
stetig bis auf Null herab abnahm.
Die Versuche über die gewöhnlich üblichen Schmiermethoden begannen mit einem Nadelschmiergefäſse. Die Oelnuth in der Mitte der
Schale und parallel zur Achse der Welle ging nahezu bis an die Enden des Lagers
(vgl. Fig. 23). Es zeigte sich, daſs der Zapfen schon bei 7k/qc warm lief und
nicht ein Tropfen Oel abgegeben wurde, selbst wenn das Schmiergefäſs entfernt und
das Schmierloch ganz mit Oel gefüllt wurde. Wenn man. den Rahmen vorübergehend
entlastete, so sank das Oel im Loche und schmierte den Zapfen; aber unmittelbar
nachdem das Gewicht wieder wirkte, stieg das Oel auf seine frühere Höhe und der
Zapfen wurde trocken; es erwies sich also diese Anordnung der Nuthen als ein Mittel,
das Oel vom Zapfen abzustreichen, obgleich die Kanten der Nuthen sorgsam abgerundet waren, so daſs sie
keine direkt schabende Wirkung hervorbringen konnten.
Die nächste untersuchte Anordnung der Nuthen war die in
Fig. 24 wiedergegebene: zwei wiederum zur Achse parallele Rinnen, deren
Sehnenabstand 83mm oder 81 Procent vom Durchmesser
betrug. Die Schmierung erfolgte zufriedenstellend und ein Anfressen trat erst bei
einer Belastung von 26,7k/qc ein.
Fig.
25 und 26 Taf. 2
stellen die hierauf untersuchte Schale dar, wobei das Oel durch 2 Löcher zugeführt
wurde; die beiden krummen Nuthen umschlossen einen oval geformten Raum und der durch
die Schale umfaſste Bogen hatte eine Sehne von 57mm gleich 56 Procent vom Durchmesser. Die Schmierung des Zapfens war
spärlich und schon bei 12,5 bis 14k/qc trat ein Warmlaufen ein.
Es mag hier noch darauf hingewiesen werden, daſs auch die Umdrehungsrichtung einer Welle von Einfluſs auf die Schmierung sein kann
(vgl. Fig. 21 und 22). Wenn
nämlich die Theilung der Schalen nicht normal zur Kraftrichtung erfolgt, so wird der
in übertriebenem Maſse angegebene Spielraum in Fig. 21 als
Oelbehälter dienen, während in Fig. 22 das
Oel von der linken Schalenkante schon bei einem verhältniſsmäſsig niedrigen
specifischen Drucke abgestrichen wird – ein Einfluſs, der häufig genug bei Seil- und
Riemenbetrieb auſser Acht gelassen wird.
Als letzte Schmiermethode wurde die mittels eines unter dem Zapfen angebrachten Reibekissens geprüft, das durch Haarröhrchenanziehung
mit Oel versorgt wird; die Schmierung erfolgt gleichmäſsig und sparsam. Mit Rüböl
läuft der Zapfen bis zu 38,7k/qc Belastung, ohne angegriffen zu werden.
Nach den stattgehabten Versuchen scheint bei vollkommener Schmierung die secundliche Geschwindigkeit, bei welcher die Reibung
ein Minimum ist, zwischen 0,5 und 0m,75 zu liegen;
mit vermehrter Belastung und mit weniger vollkommener Schmierung steigt auch die
Geschwindigkeit, bei welcher das Minimum eintritt.
Folgende Tabelle I enthält die gefundenen Reibungscoefficienten für die verschiedenen
Schmiermethoden, unter so nahe wie möglich gleichen
Umständen:
I) Geschwindigkeit: 150 minutliche Umdrehungen (0m,8 Umfangsgeschwindigkeit).
Rüböl
MittlererDruck
Reibungs-coefficient
Werth-verhältniſsOelbad = 1
Oelbad
18,5k/qc
0,00139
1
Dochtschmierung
17,7
0,00980
7,06
Reibekissen unter dem Zapfen
19,1
0,00900
6,48
II) Vergleichung der untersuchten Schmiermittel, unter so nahe als möglich gleichen Verhältnissen.
Temperatur 32°, Schmierung durch Oelbad:
Mittlerer Widerstand
Walrathöl
0,0340k
Rüböl
0,0360
Mineralöl
0,0438
Schmalzöl
0,0458
Olivenöl
0,0460
Mineralfett
0,0737
Die vorstehenden Werthe sind die mittleren Reibungswiderstände an der Umfläche der
Zapfen für je 1qc Druckfläche, bei 300 Umdrehungen
in der Minute (1m,6 Umfangsgeschwindigkeit),
innerhalb der specifischen Belastungen von 7 bis 21,8k/qc. Sie bedeuten die relative
Zähflüssigkeit der verschiedenen Schmiermittel und in ihrer Reihenfolge das relative
Tragvermögen. So würde Walrathöl, welches zwar das höchste Schmiervermögen besitzt,
am vortheilhaftesten für leichte Zapfen anzuwenden sein, bei schwer belasteten
Zapfen oder bei höheren Temperaturen aber hinter den anderen dickflüssigeren Oelen
zurückzustehen haben.