Titel: | Barney's selbstthätig entleerendes Senkboot. |
Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 22 |
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Barney's selbstthätig entleerendes
Senkboot.
Mit Abbildungen auf Tafel 3.
Barney's selbstthätig wirkendes Senkboot.
Die Frage der Beseitigung des Straſsenunrathes beschäftigt die Gesundheitsbehörden
groſser Seestädte schon seit langer Zeit. Werden diese nicht mehr zu verwerthenden
Auswurfstoffe in die Häfen versenkt, so entsteht die der Schifffahrt so leicht
hinderlich werdende Barrenbildung auf der Hafensohle; erfolgt die Beseitigung
dagegen durch Abfuhr in Schmutzkähnen und Abladung auſserhalb der Häfen in See, so
wird leicht ein gewisser Theil der Abfälle den Ufern zugeführt, wo sie lästig und
sogar für die Gesundheit der Anwohner schädlich wirken können. Der beste Ort für die
Ablagerung jenes Unrathes ist für Seehafenplätze offenbar das Meer auf so weit
entlegenen Strecken, daſs die Belästigung der Schifffahrt wie der Küste
ausgeschlossen ist. Dies wird durch das in Fig. 27 und
28 Taf. 3 dargestellte Senkboot von Barney
in New-York in vorzüglicher Weise erreicht.
Die hierbei zur Verwendung kommenden Boote sind keine prahmartigen, flachen
Fahrzeuge, wie vielfach üblich, in denen die Ladung zumeist über der Wasserlinie
liegt; es sind vielmehr seetüchtig gebaute Kielboote, welche ohne Gefahr des
Kenterns über die Wellen reiten und nur sinken können, nachdem sie vollständig
zertrümmert worden sind. Die Ladung ist der Ballast für diese Boote; er sichert
ihnen die Seetüchtigkeit, bis die Ladung gelöscht, d.h. ins Meer versenkt ward, wo
dann die natürliche Schwimmfähigkeit des Bootes seine Sicherheit bildet. Jedes Boot
besteht aus 2 Längshälften oder Pontons, welche über Deck durch Brücken verbunden
und im befrachteten Zustande durch Fig. 27
veranschaulicht sind. Jede Boothälfte ist wasserdicht; die Ladung wird von beiden
gemeinschaftlich mittschiffs aufgenommen, wobei sie einen V-artig gestalteten Raum
formt, welcher von der Oberkante des Bootes bis zu seinem Kiele hinabreicht. Die
beide Hälften verbindenden Brücken schwingen an den äuſseren Bootkanten und sind
durch eine den ganzen Abstand entlang liegende Achse verbunden, durch deren Drehung
3 Führungsbogen von 45° die Lage der offenen Hälften regeln; die ganze Gruppe wird
gleichzeitig von einem Manne auf der mittleren Brücke
regiert. Die
Boothälften werden durch Verbindungsstangen zusammengehalten, wie aus den Figuren zu
ersehen ist. Die Entleerung des Bootes geschieht einfach bei Oeffnung der
Boothälften durch Versenkung in Folge der Schwere der Ladung. Der Schluſs beider
Hälften wird durch den Wasserdruck auf die Auſsenseiten des Bootes bewirkt; dabei
ist der Schluſs keineswegs wasserdicht, was auch gar nicht beabsichtigt wird.
Thatsächlich schlieſsen die beiden an sich wasserdichten Hälften nicht vollständig
am gemeinschaftlichen Kiele, damit das Seewasser den Rest der unten noch anhaftenden
Ladung völlig abspülen kann, nachdem der Inhalt in die See versenkt worden und die
Boothälften, durch Stangen aus einander gehalten (vgl. Fig. 28),
vom Seewasser ausgewaschen sind. Diese Art der Versenkung hat mannigfache Vorzüge.
Die Entleerung und Reinigung vollzieht sich innerhalb weniger Minuten. Auch wird die
Ladung nicht an der Oberfläche, sondern etwa 1m,8
unterhalb des Seespiegels bewirkt und so zum Sinken veranlaſst, statt obenauf zu
treiben. 2 Männer genügen für das Boot statt 20 auf sonst üblichen Fahrzeugen. Ein
Schleppzug dieser Boote von New-York-City ab verlangt nicht die Hälfte der Zeit, als
ein solcher des früheren Systemes. Diese Boote haben sich seit 15 Monaten bewährt;
erwähnenswerth ist noch, daſs sie sowohl zur Abfuhr des Straſsenschmutzes, wie des
Baggerschlammes und endlich als Frachtschiffe benutzt werden können; ihr Gehalt
beträgt 500t. (Nach dem Scientific American, 1883 Bd. 49 S. 271.)