Titel: | Uebertragung für Telephonleitungen. |
Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 23 |
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Uebertragung für Telephonleitungen.
Mit Abbildungen.
Uebertragung für Telephonleitungen.
Im Anschlusse an die Vorschläge von Nyström und Bennet (1883 250 * 346) sind
gleichartige, bereits Ende November 1882 von Geh. Regierungsrath C. Elsasser zwischen Elberfeld und Köln mit einem 57km langen vieraderigen Kabel angestellte Versuche
zu erwähnen.
Textabbildung Bd. 252, S. 23
Fig. 1., Bd. 252, S. 23
Nach der Elektrotechnischen
Zeitschrift, 1883 S. 505 wurden dabei von diesem Kabel die zwei gegenüber
liegenden Adern 1 und 3
benutzt und in Köln ganz so mit der einen Rolle des Inductors und durch diesen mit
der zu einem Theilnehmer führenden Telephonleitung verbunden, wie L' und L'' in der von D. p. J. 1883 250 * 346 hier
wieder abgedruckten Figur 1 in II mit J2 und L2, während in
Elberfeld der Inductor J1 weggelassen wurde und die von einem Theilnehmer in Barmen kommende
Leitung L1 unmittelbar
mit L verbunden, L'' aber
an Erde gelegt wurde.
Dabei war die Verständigung zwischen den beiden Fernsprechstellen in Köln und Barmen
tadellos; gleichzeitig stellte es sich heraus, daſs schädliche Inductionswirkungen
zwischen dieser Doppelleitung und den beiden anderen Kabelleitungen 2 und 4 nicht eintraten.
Benutzte man dagegen die Adern 1 und 2 oder 3 und 4 zur Bildung der Doppelleitung, dann konnte mittels
der in diese eingeschalteten Fernsprechapparate sowohl die in einer der anderen
Leitungen geführte Morse-Correspondenz, als auch die mittels Fernsprecher geführten
Gespräche ziemlich deutlich mitgehört werden. Bei einem zweiten Versuche wurden 1 und 3 ebenso, auſserdem
aber noch die Kabeladern 2 und 4 in Elberfeld, unter Einschaltung eines Fernsprechers unter einander und
gleichzeitig in Köln Ader 2 mit einer zweiten
Fernsprechleitung und Ader 4 auf dem Vermittelungsamte
mit Erde verbunden. Bei dieser Schaltung war nicht nur eine gute Verständigung
zwischen der Fernsprechstelle in Barmen und der ersten, sowie zwischen Elberfeld und
der zweiten Fernsprechstelle in Köln vorhanden, sondern es war auch nicht möglich,
die Unterhaltung in dem einen Stromkreise mittels der in dem zweiten Stromkreise
eingeschalteten Fernsprecher zu verstehen.
Fig. 2., Bd. 252, S. 24
Bei Benutzung dieser Schaltung durchlaufen jedoch nur die von einer Theilnehmerstelle ausgehenden Weck-Batterieströme die Apparate beider Vermittelungsämter, während die von der anderen
ausgehenden Batterieströme nur die Apparate des eigenen
Vermittelungsamtes durchlaufen können. Um im ersteren Falle ein zuverlässiges
Abfallen der Signalklappe in den Vermittelungsämtern zu erzielen, müſsten bei
sämmtlichen in Betracht kommenden Fernsprechstellen bedeutend kräftigere Batterien
aufgestellt werden, als solche für den viel häufiger eintretenden Verkehr zwischen
den an ein und dasselbe Vermittelungsamt angeschlossenen Theilnehmerstellen
nothwendig sind. Mit Rücksicht hierauf erscheint es vortheilhafter, die bei
Benutzung langer Verbindungsleitungen zum Betriebe erforderliche Stromstärke durch
Einführung von Anruſsignal-Uebertragungen bei den
Vermittelungsämtern zu beschaffen. Hierdurch würde gleichzeitig auch die Möglichkeit
eines unmittelbaren Anrufens der Theilnehmer unter einander geboten werden. Eine
diesen Zweck erfüllende, von Elsasser angegebene
Uebertragung ist in Figur 2 skizzirt. Das am zweiten
Ende der Leitungsschleife L'L'' gelegene zweite Vermittelungsamt II ist
genau so wie I ausgerüstet und eingeschaltet. Diese Einrichtung erfordert für jede
Verbindung zwischen den Vermittelungsanstalten neben der zur Uebertragung der
Fernsprechcorrespondenz nothwendigen Inductionsrolle J
ein Relais R und eine Batterie B. Die Doppelleitungen L' und L'' sind in jedem Vermittelungsamte mit zwei federnden
Klinken der Umschalter k1, k2
verbunden; diese Klinken stehen in der in Fig. 2
nicht dargestellten gewöhnlichen Lage mit den zugehörigen Contactstücken c1, c2 und durch diese mit
dem Uebertragungssysteme in leitender Verbindung. Im Ruhezustande ist in beiden
Vermittelungsämtern I und II der am Ende der biegsamen, ebenfalls mit den
Uebertragungssystemen verbundenen Leitungsschnur a1 befindliche Stöpsel U1 in das zu der Klinke k2 gehörige
Umschalterloch eingesetzt. Dadurch wird die Klinke von ihrem Auflager abgehoben und
mit Hilfe der kleinen, auf der oberen Seite angebrachten Blattfeder mit der
Anschlagschraube r und so der Zweig L'' der Doppelleitung unmittelbar mit Erde in
Verbindung gebracht.
Behufs Einschaltung der Uebertragung ist folgendermaſsen zu verfahren: Will z.B. ein
durch die Leitung L1 an
das Vermittelungsamt I angeschlossener Theilnehmer mit einem an das Vermittelungsamt
II angeschlossenen Theilnehmer sprechen, dann schaltet das Amt I sein
Uebertragungssystem in L1 ein. Dies geschieht einfach durch Einsetzen den bis dahin im Umschalter
L2 befindlich
gewesenen Stöpsels U1
in den zur Signalklappe S gehörigen Klinkenumschalter
k3. Das
Vermittelungsamt II verbindet dagegen durch Einsetzen der beiden Stöpsel einer losen
Verbindungsschnur in den zur Signalklappe der Anschluſsleitung gehörigen
Klinkenumschalter k1
und in seinem Klinkenumschalter k1 die Anschluſsleitung unmittelbar mit dem Zweige
L' der doppelten Verbindungsleitung L'L''. In Folge der dadurch bewirkten Verbindungen
durchläuft ein aus L1
kommender Weckbatteriestrom die Umwindungen des Elektromagnetes der Signalklappe S, demnächst einen Draht der Inductionsrolle J1 und die Rollen des
Relais R1. Der Anker
dieses Relais wird angezogen und dadurch die Batterie B1 über c1, k1 und c2, k2 in die doppelte Verbindungsleitung L'L'' eingeschaltet. Ein Zweig dieser Leitung ist im
Vermittelungsamte II durch den Klinkenumschalter k2 (dessen Klinke an der Stelle, wo der Stöpsel U1 sie berührt,
zweckmäſsig isolirt wird) über die Contactschraube v
unmittelbar mit der Erde verbunden, während der andere Zweig über k1 und k3 in II mit der
Anschluſsleitung verbunden und bei einer Fernsprechstelle zur Erde geführt ist. Der
Strom der Batterie B1
bewirkt dann das Abfallen der Signalklappe in II und das Ertönen des Weckers des
Theilnehmers. Die mittels der demnächst in die beiden Anschluſsleitungen
eingeschalteten Fernsprechapparate entsendeten Ströme werden durch die
Inductionsrolle J1
übertragen. Die nur einseitige Uebertragung der Batterieströme reicht aus, wenn, wie
dies bei der deutschen Verwaltung vorgeschrieben ist, die Anruf- und Schluſszeichen ausschlieſslich
von dem anrufenden Theilnehmer gegeben werden.
Doch skizzirt Elsasser a. a. O. auch noch eine Schaltung
zur Uebertragung, bei welcher jeder an das eine Fernsprechnetz angeschlossene
Theilnehmer jeden an das andere Netz angeschlossenen Theilnehmer durch Niederdrücken
der Wecktaste rufen kann, so lange die Anschluſsleitungen beider Theilnehmer in den
beiden Vermittelungsämtern durch die Uebertragungsvorrichtungen und die zugehörige
Doppelleitung (L' und L''
in Fig. 2) mit einander verbunden sind. Dazu erhält
jedes der beiden Vermittelungsämter einen Inductor zur Uebertragung des
Gesprochenen, ferner zwei Relais und zwei Batterien zur Uebertragung der Weckrufe;
die Verbindung dieser Apparate gleicht der sonst bei Uebertragung für Arbeitsstrom
üblichen. Hierbei ist jedoch die Bedienung in den Vermittelungsämtern einfacher,
weil die Klinken k1 und
k2 (Fig. 2) und die lose Verbindungsschnur entbehrlich
werden.
Der leitende Gedanke bei diesen beiden Apparat Verbindungen ist die Beibehaltung des
allgemein üblichen Verfahrens: durch eine von der rufenden Stelle ausgehende
dauernde Schlieſsung eines galvanischen Stromes in der gerufenen Stelle eine
elektrische Klingel mit Selbstunterbrechung oder mit Selbstausschluſs zum Rasseln zu
bringen. Zetzsche weist nun a. a. O. 1884 * S. 28
darauf hin, daſs diese Klingeln in gleicher Weise auch zum Rasseln gebracht werden
können, wenn man ihnen eine Folge von kurzen Strömen von einerlei oder von
wechselnder Richtung zuführt, und daſs man deshalb die Uebertragung von Rufzeichen,
welche mittels galvanischer Ströme gegeben werden sollen, nicht bloſs in der Weise
erreichen kann, daſs man der Klingel einen dauernden, galvanischen Strom zuführt und
der Klingel selbst es überläſst, diesen Strom in rascher Folge abwechselnd in ihr
selbst wirksam und unwirksam zu machen, sondern auch in der Art, daſs man in
geeigneter Weise und an passender Stelle den ursprünglichen galvanischen Strom in
eine Folge von Strömen auflöst und erst diese dann der Klingel zuführt. Es kann
dabei, wie nachfolgend näher angegeben werden soll, eben sowohl im Anschlussse an
die Schaltung Fig. 1 unter zweimaliger Uebertragung in einem Inductor, als unter Mitbenutzung eines
gewöhnlichen einseitigen Uebertragers für galvanische
Ströme und bei nur einmaliger Uebertragung in einem
Inductor, also mehr im Anschlüsse an die in Fig. 2
skizzirte Anordnung geschehen. In beiden Fällen bleibt die Bedienung so einfach, wie
bei der zweiten Elsasser'schen Uebertragung.
Im ersteren Falle wird in die Anschluſsleitungen L1 und L2 (Fig. 1) in Amt I
und II noch ein Relais oder Wecker W (Fig. 3) mit Selbstausschlieſsung (oder
Selbstunterbrechung) eingeschaltet, jedoch so, daſs sein Ankerhebel A, wenn er angezogen und auf die Contactschraube c gelegt wird, nicht nur die Rollen seines
Elektromagnetes, sondern zugleich auch die in L1 bezieh. L2 liegende Rolle des Inductors J über c und x
in kurzen Schluſs bringt.
Dann werden diese Relais W1 und W2 den
von einer Fernsprechstelle in dem einen Vermittelungsamte ankommenden dauernden
galvanischen Strom in der einen Rolle des Inductors J
in eine Folge von Strömen auflösen oder umsetzen und diese Folge durch Induction
zugleich in die zweite Rolle des Inductors J und somit
in die Doppelleitung L'L'' übertragen, aus welcher sie
der Inductor in dem anderen Vermittelungsamte in die von diesem ausgehende
Anschluſsleitung überträgt und dem Wecker in der in dieser Anschluſsleitung
liegenden Fernsprechstelle zuführt. Etwas Aehnliches wäre bei der Schaltung nach
Fig. 1 zu erreichen, wenn man in den beiden
Fernsprechstellen Selbstunterbrecher in den Stromkreis der eigenen Weckbatterie
legen wollte. Wenn man in den beiden Vermittelungsämtern als Selbstausschlieſser
bezieh. Selbstunterbrecher W gleich gewöhnliche Wecker
nimmt, so geben dieselben den Vermittelungsämtern zugleich Kunde von jedem zwischen
den beiden verbundenen Theilnehmern gewechselten Anrufe. Hierbei vollzieht sich die
Uebertragung der zum Wecken dienenden Inductionsströme immerhin unter etwas
günstigeren Verhältnissen als bei der (1883 250 347)
erwähnten Beobachtung Nyström's.
Fig. 3., Bd. 252, S. 27
Im zweiten Falle wird durch die Umgestaltung des Selbstauschlieſsers (oder
Selbstunterbrechers) in einen einseitigen Uebertrager für Batterieströme die
Erzeugung der den Wecker in Thätigkeit versetzenden Inductionsströme bis in das am
Ende der Doppelleitung liegende Vermittelungsamt vorgeschoben. Man kann dazu an dem
Ankerhebel des Selbstausschlieſsers und gegen denselben isolirt noch einen federnden
(mit L'' zu verbindenden) Hilfshebel anbringen und
dessen Contactschrauben so einstellen, daſs bei jeder Anziehung des Ankers zunächst
der Hilfshebel die Batteriecontactschraube erreicht und einen Strom von der
Uebertragungsbatterie in die Leitungsschleife (L'L'')
entsendet, sich dann aber so weit durchbiegt, daſs auch der Ankerhebel durch
Auflegen auf seine Contactschraube c (Fig. 3) eine Kurzschlieſsung der Elektromagnetrollen
des Selbstausschlieſsers herbeiführen kann, damit der Anker wieder abgerissen, der
Strom in L'L'' unterbrochen wird. Wenn indessen der
Weckstrom in der Anschluſsleitung fortdauert, so bewirkt er gleich darauf eine
abermalige Anziehung des Ankers und das eben beschriebene Spiel wiederholt sich so
lange, als in einer Fernsprechstelle die Wecktaste gedrückt bleibt. Die so in L'L'' übertragenen Batterieströme erzeugen im Inductor
des zweiten Vermittelungsamtes Inductionsströme in der zweiten Anschluſsleitung und
letztere bringen den Wecker der zweiten Fernsprechstelle zum Rasseln. Eine
Uebertragung von
Inductionsströmen findet also hierbei während des Rufens nicht statt, da die zum
Rufen verwendeten, auf den Wecker wirkenden Inductionsströme unmittelbar in der
Anschluſsleitung erzeugt werden., in welche der Ruf zu senden ist.