Titel: | Ueber Neuerungen an Gliederkesseln. |
Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 137 |
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Ueber Neuerungen an Gliederkesseln.
Patentklasse 13. Mit Abbildungen auf Tafel 10, 13 und 17.
Ueber Neuerungen an Gliederkesseln.
Die nachstehend verzeichneten Neuerungen an Gliederkesseln (vgl. 1880 238 * 11 und 1882 246 * 1)
betreffen hauptsächlich die Verbindung der Röhren mit einander.
Eine amerikanische Construction von L. Schutte in
Philadelphia (* D. R. P. Nr. 24529
vom 17. Mai 1883) ist in Fig. 1 bis
3 Taf. 10 dargestellt. Die sehr stark geneigten Röhren B sind an beiden Enden in Guſsköpfe C eingeschraubt und die über einander liegenden Köpfe
sind durch kurze Röhren D mit Rechts- und Linksgewinde
verbunden (Fig. 3). Die
auf diese Weise gebildeten rostförmigen Körper sind so neben einander gestellt, daſs
die Röhren C gegen einander versetzt sind. Die hinteren
Röhren D stehen unten mit einem Wasserkasten E in Verbindung, von dem aus das Wasser in die Röhren
C eintritt, während die vorderen Röhren D das aufsteigende Dampf- und Wassergemisch in einen
Guſskörper F führen, an welchen ein oder mehrere kleine
Horizontalkessel H angeschlossen sind. In diesen findet
die Trennung zwischen Dampf und Wasser statt; ersterer gelangt durch kurze Stutzen
am hinteren Ende von H in einen Dampfsammler K, letzteres flieſst durch ein oder mehrere Röhren J nach dem Wasserkasten E
zurück. Für einen Wasserumlauf ist also gesorgt und derselbe wird namentlich in den
unteren Röhren, wo er am nöthigsten ist, sehr energisch sein. Reinigungsöffnungen
sind nur für die unteren Röhren B in deren vorderen
Köpfen vorgesehen (vgl. Fig. 3).
Dieselben sind möglichst klein genommen, um den Druck auf die Verschluſsdeckel zu
vermindern und eine bequeme Abdichtung zu ermöglichen, und so angeordnet, daſs für
den Rohrkratzer die untere Fläche der Röhren leicht zugänglich ist. Die Deckel Z werden durch je eine Schraube aufgepreſst, deren
Mutter sich in einen Anguſs des Kopfes legt. Die vertikalen Röhren D sind nach dem Herausnehmen der Stöpselschrauben R, welche vorn die unteren, hinten die oberen Köpfe
verschlieſsen, zugänglich. Zur Trocknung des Dampfes dienen die dicht über dem Feuer
liegenden Röhren S und T,
durch welche für gewöhnlich der Dampf in der Richtung der Pfeile x geleitet werden soll.
Bei einer derartigen Anordnung ist allerdings eine sehr wirksame Dampftrocknung
bezieh. Ueberhitzung zu erwarten; doch sind die Röhren S und T auch sehr dem Verbrennen ausgesetzt.
Sollen dieselben, zeitweise (beim Anheizen) oder dauernd, nicht zur Dampftrocknung
benutzt werden, so wird durch Oeffnung des Hahnes Q
eine Verbindung mit dem Wasserkasten E hergestellt,
während O geschlossen wird. Es strömt in diesem Falle
Wasser in der Richtung der punktirten Pfeile y durch
die Röhren T und S und
diese bilden dann einen Theil des Verdampfers. Durch den Hahn P kann man das Wasser aus S und T ablassen oder Dampf zur Untersuchung desselben
entnehmen. Die Seitenwände des ganzen Heizraumes werden durch rechteckige Platten
gebildet (vgl. Fig. 2),
welche an 4 Ecksäulen angeschraubt sind. Dieselben sind innen mit einer schlecht
leitenden Masse bekleidet, welche durch flache sternförmige Metallstücke gehalten
wird.
Einige Aehnlichkeit mit der vorbeschriebenen Rohr Verbindung hat die von M.
Scheibe in Eilenburg (* D. R. P. Nr. 25868 vom 26. Juli 1883), welche in Fig.
4 und 5 Taf. 10
abgebildet ist. Auch hier stehen die über einander liegenden Röhren sowohl vorn wie
hinten durch je ein gerade durchgehendes Rohr in Verbindung, welches aber in anderer
Weise hergestellt wird. Jeder Rohrkopf bildet nämlich zwei sich rechtwinklig
kreuzende Cylinderstutzen l und m (Fig. 5),
deren kürzester Achsenabstand etwa gleich dem Röhrenhalbmesser ist. Die Stutzen m nehmen einerseits die Röhren A auf und werden andererseits durch aufgeschraubte Deckel geschlossen; die
abwechselnd rechts und links liegenden Stutzen l aber
bilden, auf einander gestellt, jene geraden aufsteigenden Verbindungsrohre. Sie
greifen mit einem Ringfalze in einander und werden mittels kräftiger, von unten bis
oben hindurchgehender Ankerbolzen dicht auf einander gepreſst, ohne daſs letztere
den Zugang zu den Röhren A wesentlich behindern. Die
Köpfe schlieſsen sich, wie aus Fig. 4
ersichtlich, dicht an einander und bilden zugleich vorn und hinten die Wand des
Feuerraumes. Als Seitenwände sind Wasserkasten angeordnet, welche als (nicht unter
Druck stehende) Vorwärmer dienen und gleich der durch eine Eisenplatte gebildeten
Decke mit schlecht leitender Masse bekleidet sind. Der Dampferzeuger steht hinten
auf einem Wasserkasten, in welchen das Speisewasser eingeleitet wird. Vorn oben ist
ein Dampfdom angebracht. Ein Wasserumlauf findet nicht statt, ebenso fehlt jede
Vorkehrung zur Erzielung trockenen Dampfes.
H. Lane in London (*Englisches Patent Nr. 209 vom 13.
Januar 1883) verwendet die in Fig. 6 und
7 Taf. 10 gezeichnete Rohrverbindung, welche sich von der bei den Root'schen Kesseln gebräuchlichen (vgl. z.B. 1882 246 * 2) dadurch unterscheidet, daſs jedes der
quadratförmigen Kopfstücke nur mit einer Oeffnung
versehen ist. In diese greift das nach unten führende Verbindungsglied c und in letzteres wieder das nach oben führende Glied
ein. Die Verbindung ist also ähnlich der von Köhler
(1880 238 * 111).
K
Huber in Frankenthal (* D. R. P. Nr. 20228 vom 7. Februar 1882) stellt einen
Dampferzeuger aus verhältniſsmäſsig weiten Rohren in der aus Fig. 8 bis
14 Taf. 10 ersichtlichen Weise dar. Fig. 8 zeigt
die Vorderansicht für einen Kessel mit 2 Gliedern, Fig. 10 die
Hinteransicht für einen solchen mit 3 Gliedern. Jedes Rohr ist an beiden Enden mit
einem Guſseisenkopfe versehen, an dem sich oben und unten je ein kleiner
Anschluſsstutzen und in der Mitte eine durch Deckel zu verschlieſsende Reinigungsöffnung befindet (vgl.
Fig. 11). Zur Verbindung dienen Röhren von der in Fig. 12
dargestellten Form und zwar sind immer zwei solcher Röhren, welche einen Winkel
bilden, zwischen zwei Kopfstutzen eingeschaltet. Es soll hierdurch anscheinend jede
Zwängung in Folge ungleicher Ausdehnung vermieden werden, da auſserdem alle
Dichtungsflächen Kugelflächen sind. Zur Befestigung der Theile an einander dienen
centrale Schrauben, welcher hinter eingegossene Lappen gehängt werden und deren
Länge ungefähr gleich dem Halbmesser der Kugeldichtungsflächen sein soll. Die
Oeffnungen bei o (Fig. 14)
werden mittels Deckel (Fig. 13)
geschlossen. Es stehen nun vorn die unteren Kopfstutzen aller über einander
liegender Rohre und ebenso auch die oberen Kopfstutzen derselben unter sich in
Verbindung, hinten dagegen sind nur die unteren Stutzen verbunden. Der über der
Decke des Feuerraumes liegende Dampfsammler ist vorn nur im höchsten, hinten nur im
tiefsten Punkte an die Rohre angeschlossen. Es kann hiernach ein Umlauf des Wassers
in der Weise stattfinden, daſs dasselbe, mit dem gebildeten Dampfe gemischt, in den
Röhren nach vorn strömt, hier in den vorderen Verbindungsgliedern aufsteigt und nach
Abgabe des Dampfes durch den Dampfsammler oder die oberen Rohre nach hinten
zurückkehrt, um dann durch die hinteren Verbindungsglieder wieder in die unteren
Röhren zu gelangen. Für diese Strömung ist aber die vordere Verbindung der unteren Kopfstutzen überflüssig. Jedenfalls wird bei
dieser Anordnung die Vorwärtsbewegung des Wassers in den Röhren eine nur mäſsige
sein.
Bei dem in Fig. 15 bis
19 Taf. 10 dargestellten Dampferzeuger von J. J.
Godot in Paris (* D.
R. P. Nr. 23926 vom 11. März 1883) besteht jedes Element wie bei den Belleville'schen Kesseln (1879 231 * 484) aus zwei Vertikalreihen von
Röhren. Die Röhren der einen Reihe gehen hinten von einem gemeinschaftlichen
Vertheiler B aus, steigen nach vorn an und sind hier
durch Kappen E mit den Röhren der zweiten Reihe
verbunden; letztere steigen nach hinten an und münden in einen gemeinschaftlichen
Sammler C. Sämmtliche Vertheiler B stehen auf einem Wasserkasten A und sind oben geschlossen, während die Sammler C umgekehrt unten geschlossen und oben mit einem Hauptsammler D verbunden sind. In diesem sind Bleche angebracht,
gegen welche das aus den Röhren aufsteigende Dampf- und Wassergemisch stöſst, so
daſs der gröſste Theil des Wassers sich vom Dampfe trennt und durch die Röhren R nach dem Wasserkasten A
zurückkehrt. Der Dampf gelangt durch zwei Röhren H nach
den beiden Enden des Dampfsammlers G, in welchem er
mehrere durchlöcherte Querwände M durchströmen muſs, um
nach dem Abzugsrohre zu gelangen, während das mitgerissene Wasser durch die Röhren
S ebenfalls nach dem Kasten A abflieſst. Der Wasserkreislauf wird hiernach sehr lebhaft sein, dagegen
scheint die Trocknung des Dampfes ungenügend. Da, wo die Röhren in die Sammler C münden, sind zwar, um das Mitreiſsen des Wassers zu verhindern,
Einlagen J mit oberen Ausschnitten K angebracht; doch werden dieselben, da sie den Umlauf
etwas hindern, eher schädlich als nützlich sein. Auch fehlt der bei den Belleville'schen Kesseln vorhandene Schlammsammler, in
Folge dessen die Röhren bei nicht sehr reinem Wasser eine recht häufige Reinigung
erfordern werden, namentlich da das Speisewasser hier in den Kasten A eingeführt werden soll. Uebrigens ist dafür gesorgt,
daſs die Reinigung bequem ausgeführt werden kann. Sowohl die Kappen E, wie die Vertikalrohre B
und C sind den Röhren gegenüber mit Oeffnungen
versehen, deren Durchmesser gröſser ist als der der Röhren, so daſs letztere auch
durch dieselben hindurch ausgewechselt werden können. Die Kappen E ruhen lose auf einander und, da die Vertheiler B nur unten und die Sammler C nur oben befestigt sind, so steht einer allseitigen freien Ausdehnung
nichts im Wege.
(Schluſs folgt.)