Titel: | Neuere Apparate zur Herstellung von Poudrette. |
Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 209 |
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Neuere Apparate zur Herstellung von
Poudrette.
Patentklasse 16. Mit Abbildungen auf Tafel 16.
Neuere Apparate zur Herstellung von Poudrette.
L. de
Soulages in Paris (* D. R. P. Nr. 22114 vom 22. Juni 1882) beschreibt einen
Apparat zur Verwandlung von Latrinenstoffen in Dünger. Die Patentschrift zeichnet sich durch mehrere
sehr unwahrscheinliche Behauptungen aus.
Der für gleichen Zweck bestimmte Apparat von J. Farmer in
Salford, England (* D. R. P. Nr.
23257 vom 9. December 1882) besteht aus 2 Cylindern, von denen bei jedem
etwa ein Drittel des Umfanges fehlt (Fig. 1 und
2 Taf. 16) und welche an diesen offenen Seiten, mit den Flanschen c an einander grenzend, einen einzigen Zwillingskörper
von Guſseisen bilden, der aus Segmenten a mit Flanschen
b zusammengeschraubt ist. Diese Segmente sind hohl
und dienen als Dampfmantel. Zum Einlasse des Dampfes dienen die Rohre f, von welchen Zweigrohre nach jedem Abschnitte des
Mantels führen, um denselben mit Dampf zu speisen. Die Thüren m dienen zum Ablassen des erhaltenen Düngerpulvers, das
Mannloch n zum Reinigen des Cylinders und durch die
Rohre l werden die zu verarbeitenden Stoffe aufgegeben;
mittels des Rohres k werden die gebildeten Gase und
Dämpfe abgesaugt.
In beiden Hälften des Zwillingscylinders drehen sich die hohlen, mit in einander
greifenden Schlägern d versehenen Achsen g, von der Welle i aus
durch die Zahnräder h in entgegengesetzter Richtung
getrieben. Die Enden der Schläger sind mit Kratzern e
versehen, welche so gesetzt sind, daſs bei einer Umdrehung der Welle die ganze
innere, mit Dampf geheizte Wand des Zwillingscylinders sauber abgeschabt und keine
die Trocknung und Verdampfung der halbflüssigen Massen verhindernden Knollen und
Klumpen sich an diese Wand ansetzen können. Zur gröſseren Beförderung der
Verdunstung im Inneren wird Dampf in die hohlen Achsen geleitet, um die Rohstoffe
während ihrer Verarbeitung durch die Schläger zu erhitzen und auszutrocknen.
J.
Swiecianowski in Warschau (* D. R. P. Nr. 23720 vom 13. Januar 1883) will die Fäcalien
am Orte ihrer Erzeugung sofort zur Trockne verdampfen
und daher den in Fig. 4 und
5 Taf. 16 gezeichneten Apparat direkt unter dem Sitzbrette anbringen
(vgl. 1883 249 * 372). Der Apparat besteht im
Wesentlichen aus dem die Fäcalgruben ersetzenden Sammelbehälter A, dem Filtergefäſse B und
dem Ofen C. Das Sammelgefäſs besteht aus zwei
concentrisch angeordneten Gefäſsen, von denen das innere an seinen Wandungen
durchlöchert ist, damit der flüssige Theil seines Inhaltes (Urin) durchlaufen und in
den Raum b gelangen kann, während die festen
Bestandtheile (Koth) zurückbleiben und durch den Rohransatz d, welcher durch einen Schieber oder in sonst passender Weise verschlossen
wird, dem Ofen zugeführt werden. Der Urin wird aus dem Räume b durch das Rohr c in das verschlossene
Filtergefäſs B und in diesem der Reihe nach durch die
Filter f geleitet. Die letzteren sind mit Torfpulver
gefüllt und entziehen dem Urin auf seinem Wege durch dieselben seinen Gehalt an
Ammoniak und Salzen, so daſs derselbe geruchlos durch Rohr o abflieſst. Sobald sich im Behälter A eine
genügende Menge von Fäcalien angesammelt bat, wird in dem Ofen C ein Feuer zur Hervorbringung einer geeigneten
Ventilation angezündet. Alsdann werden aus dem Rohransatze d die Pfannen I bis III eine nach der anderen gefüllt und wird der Deckel g des Ofens geschlossen; nunmehr findet eine
Luftbewegung in der Richtung der Pfeile in der Weise statt, daſs durch das Rohr n Luft und Gase von den Filtern f abgesaugt, durch die Rohre h aber frische
Luft über die Pfannen in den Trockenraum tritt und von hier, im Vereine mit den sich
beim Verdampfen bildenden Gasen und der Feuchtigkeit durch das Rohr i unter den Rost geführt, zur Verbrennung gelangt,
bezieh. durch den Schornstein abgeführt wird.
Milczewski bemerkt in der Vierteljahrsschrift für öffentliche Gesundheitspflege, 1884 S. 83 mit
Recht, derartige Versuche zur Herstellung von Fäcaldünger hätten einen praktischen
Erfolg für die Dauer nicht zu erwarten. (Vgl. Ferd. Fischer: Die menschlichen Abfallstoffe, 1882 S.
76.)