Titel: | Ueber eine abgekürzte Methode für Türkischrothfärberei und Alizarindruck; von A. Müller. |
Autor: | A. Müller |
Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 220 |
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Ueber eine abgekürzte Methode für
Türkischrothfärberei und Alizarindruck; von A. Müller.
A. Müller's Methode für Türkischrothfärberei.
Bekanntlich verhalten sich mehrere der flüchtigen organischen Ammoniakbasen mit
Alkylradicalen Thonerde- (und Zinn-) Salzlösungen gegenüber in der Weise, daſs sie
Niederschläge bilden, welche im Ueberschusse des Fällungsmittels löslich sind.
Hierher gehören z.B. Mono-, Di- und Triäthylamin, die Butyl- und Amylamine, sowie
einige Di- und Triamine. Diese Eigenschaft wurde von mir versuchsweise benutzt, um
das Beizen der Waare mit Oel und Thonerde in eine einzige Operation zu vereinigen,
wobei auch das sonst nothwendige Kreidebad wegfällt und der Stoff nach dem Trocknen
und der Verflüchtigung der Base direkt zum Färben mit Alizarin vorbereitet ist.
Einer klaren, gesättigten Lösung von Thonerdehydrat in 10procentigem Aethylamine
wurden etwa 15 Procent ebenfalls mit Aethylamin neutralisirtes Türkischrothöl
beigegeben und die gut abgekochte und getrocknete Waare mit der klaren
Beizflüssigkeit behandelt. Nach vollkommenem Trocknen bei gewöhnlicher Temperatur
wurde im Alizarinbade wie gewohnt ausgefärbt und mit Seife geschönt, wobei ein
äuſserst lebhaftes und feuriges Roth zur Entwickelung gelangte. Die Verhältnisse
können verschiedentlich verändert werden, so auch durch Zugabe einer geringen Menge
von Zinnsalz zur alkalischen Thonerdelösung; in allen Fällen aber zeichnet sich die
Farbe durch hohen Lüster und groſse Solidität aus.
Wenn es gelingen sollte, derartige Ammoniake für den Groſsbetrieb billig genug
herzustellen, so würde diese Methode – die einzige, mittels welcher es möglich ist,
Oel- und Thonerdebeizen in einer Operation zu geben – in Färbereien und Druckereien
eines Erfolges sicher sein, um so eher, als unter Umständen auf eine Wiedergewinnung
der angewendeten flüchtigen Basen durch geeignete Vorrichtungen (z.B. Durchleiten
der Abzugsdämpfe durch Salzsäure haltiges Wasser) Bedacht genommen werden
könnte.
Eine längere Versuchsreihe, dahin zielend, die Fällung von Thonerde durch Ammoniak
durch Zugabe bestimmter organischer Säuren (z.B. Weinsäure) zu verhindern, um die
Lösung, mit Türkischrothöl und Ammoniak in geeigneten Mengen versetzt, zum Beizen zu
benutzen, lieferte nur ungenügende Resultate, obgleich auch diesfalls die Fixation
des Alizarins im Färbebade eine vollkommene war. Die Farbe liefe sich nicht mit
Türkischroth vergleichen, war matt und staubig.