Titel: | Thomis und Priestley's Offen-Fach-Jacquardmaschine. |
Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 360 |
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Thomis und Priestley's
Offen-Fach-Jacquardmaschine.
Mit Abbildungen auf Tafel 28.
Thomis und Priestley's Jacquardmaschine.
Mit den einfachsten Mitteln und ohne Hinzufügung neuer bewegter Theile, gegenüber den
zusammengesetzteren Schaftmaschinen für Offenfach (vgl. 1881 240 * 105), ist in der Jacquardmaschine von J.
Thomis in Eccleshill und M. Priestley in
Wibsey (* D. R. P. Kl. 86 Nr. 26809
vom 15. September 1883) ein immer offenes Fach für das Weben erreicht;
es werden also für
jeden Schuſs nur diejenigen Kettenfäden gehoben oder gesenkt, welche gegen den
vorhergehenden Schuſs ihre Lage wechseln, während die übrigen Kettenfäden, deren
Lage für den neuen Schuſs dieselbe wie bei dem vorangegangenen Schusse bleibt, in
ihrer Stellung verharren. Ein von der Firma David Sowden und
Söhne in Bradford auf der im December 1883 geschlossenen
Wollenindustrie-Ausstellung zu Huddersfield ausgestellter Webstuhl arbeitete mit
dieser Jacquardmaschine, welche im Nachfolgenden nach dem Textile Manufacturer, 1884 S. 86 beschrieben ist.
Die in Fig. 10 Taf. 28 skizzirte Maschine ist für Ober- und Unterfach (vgl. z.B.
Sächsische Webstuhlfabrik 1881 240 * 109 und 1879 231 * 234)
eingerichtet und hat dem entsprechend zwei verschieden bewegte Messerroste A und A1. Der gehobene Messerrost A bildet das Oberfach, der gleichzeitig gesenkte Messerrost A1 das Unterfach. Die
Platinen D, von denen zwei – eine gehobene und eine
gesenkte – eingezeichnet sind, erhalten daher Doppelhaken. Zu dieser bekannten
Anordnung tritt als neu für die Erreichung des Offenfaches nur ein unterhalb
feststehender Messerrost G und eine kleine Aenderung an
den aus Draht gebogenen Platinen D, welche sich noch
besonders aus der vier verschiedene Formen der Platinen zeigenden Fig. 11
ergibt. Bei der gewöhnlichen Form I erhalten die
Platinen einen Haken e und an ihren beiden Seiten
kleine Ausbauchungen f. Es ist vorausgesetzt, daſs für
die Nadeln der zu hebenden Platinen die Jacquardkarten durchlocht, der zu senkenden
Platinen ungelocht sind. Wenn die ersteren Platinen sich in ihrer vollkommen
gehobenen Stellung befinden, kommt der Haken e über die
Messer des feststehenden Messerrostes G und diese
Platinen werden, indem sich der Haken e auf das Messer
stützt, in der gehobenen Stellung so lange erhalten, bis für einen Schuſs für die
betreffende Nadel die Karte kein Loch mehr zeigt, der Haken e somit vom Messer abgedrückt und die Platine frei wird. Wenn sich die
gesenkten Platinen in ihrer tiefsten Stellung befinden, so stehen die Ausbauchungen
f gerade in den Nadelaugen und wird dadurch die
Platine vor dem wieder in die Höhe gehenden Messer abgehalten, bis in der Karte für
die betreffende Nadel ein Loch vorhanden ist. Das Stehenbleiben der gesenkten
Platinen wird auch erreicht, wenn der Kartencylinder C
nicht, wie in der gewöhnlichen Weise, durch ein Excenter gegen die Nadeln bewegt
wird, sondern durch eine Curvenscheibe, wie Fig. 9
zeigt, bei welcher dann die Ruhelage des Kartencylinders an den Nadeln, während
welcher der Messerrost seine Bewegungsrichtung wechseln kann, länger andauert. Die
Platinen erhalten dann die Form IV (Fig. 11);
bei II ist eine Form der Platinen für reines Ober- und
Unterfach dargestellt, wobei die Platinenhaken in verschiedener Höhe sich befinden,
und bei III die Form einer einfachen Platine. Das
Abhalten des Hakens von dem hoch gehenden Messer erfolgt dann durch eine feste
Schiene H.
Die Vorzüge des Webens mit offenem Fache sind auch bei der Jacquardweberei nicht
unbedeutend. Die Kettenfäden werden nur bewegt, wenn sie ihre Lage zu wechseln
haben, Bruch derselben erfolgt dadurch weniger und die Abnutzung der Harnischfäden
ist geringer. Die Bewegung der Jacquardmaschine ist leichter und erlaubt eine
Steigerung der Geschwindigkeit. Dies kommt besonders in Betracht, wenn schwere
Platinen erforderlich sind, und bei Geweben, welche mit Rücksicht auf den durch die
Jacquardeinrichtung verursachten Zug meist mit nach abwärts gedrehtem Muster, was
stets eine groſse Unbequemlichkeit und Gefahr geringerer Arbeit in sich birgt,
gewebt werden.