Titel: | J. H. Cary's Stationsrufer. |
Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 365 |
Download: | XML |
J. H. Cary's Stationsrufer.
J. H. Cary's Stationsrufer.
Wiederholt sind Apparate und Apparatverbindungen besprochen worden, welche es
gestatten, eine bestimmte einzelne Station allein unter einer gröſseren Anzahl von
Stationen zu rufen, welche in ein und dieselbe Telegraphen- oder Telephonlinie
eingeschaltet sind.Vgl. Wittwer und Wetzer 1880 236 * 220. Conolly, Leduc, Bartelous bezieh. Westinghouse 1882 245 434. Elsasser und Zetzsche 1883 248 *
331, 334 u. 335. Lamberg 1883 248 496. A. Paul
1884 251 216. Brovm
und Saunders verwenden in ihrem Stationsrufer
in den einzelnen Stationen Pendel von verschiedener Länge, auf der rufenden
ein Pendel von veränderlicher Länge; vgl. Telegraphic Journal, 1883 Bd. 13 * S. 504. Die
Stationsrufer von Kettell, sowie von Harrison, Cox-Walker und Comp. sind im Telegraphic Journal, 1882 Bd. 11 *S. 24 und 33 bezieh.
* S. 65 beschrieben. Von ihnen allen unterscheidet sich der ebenda 1883 Bd. 12 * S.
491 beschriebene, für den Amerikaner J. B. Cary
patentirte Rufer durch die Beigabe einer Anordnung, welche die etwa verloren
gegangene Uebereinstimmung der verschiedenen Apparate nach jeder Benutzung
wiederherstellt.
In einem Kästchen mit Fenster enthält Carys
Stationsrufer einen liegenden Elektromagnet, dessen Ankerhebel an seinem oberen Ende
einen Sperrkegel trägt und mittels desselben beim Anziehen und Abfallen des Ankers
aus weichem Eisen auf ein Sperrrad wirkt und dasselbe nebst seiner Achse in
schrittweise Umdrehung versetzt. Ein zweiter vom Ankerhebel bewegter und auf ein
zweites, mit entgegengesetzt geschnittenen Zähnen versehenes Sperrrad wirkender
Sperrkegel verhütet, daſs das erste Sperrrad sich bei jeder Ankeranziehung um mehr
als einen Zahn dreht- dies ist der Erzielung der wünschenswerthen Zuverlässigkeit
sehr förderlich. Auf der Achse der beiden Sperrräder sitzt ein Schlieſsungsrad,
welches entweder aus einer Metallscheibe mit einem Ausschnitte (bezieh. einem
eingesetzten Stücke eines Nichtleiters) besteht, oder aus einer nichtleitenden
Scheibe mit einem gut leitenden und mit der Achse leitend verbundenen Einsatzstücke.
Eine Contactfeder schleift auf der Achse, eine zweite auf dem Rande der Scheibe; die
beiden Federn schlieſsen bezieh. unterbrechen daher einen Stromweg, wenn die zweite
auf den leitenden bezieh. nichtleitenden Einsatz kommt; letzteres ist nöthig, wenn
zum Rufen eine Klingel für Wechselströme verwendet wird, deren Elektromagnet
beständig in die Leitung eingeschaltet, aber durch die Metallscheibe kurz
geschlossen ist, bis die zweite Contactfeder auf den nichtleitenden Einsatz zu
liegen kommt. Ersteres ist nöthig, wenn man eine gewöhnliche Rasselklingel in einem
Lokalstromkreise anwenden will. Werden die Schlieſsungsräder der verschiedenen
Stationen auf ihren Achsen verschieden gestellt, so wird stets nur in einer Station
die Klingel rasseln können, nämlich in derjenigen, in welcher eben die kurze
Nebenschlieſsung unterbrochen bezieh. der Lokalstromkreis geschlossen ist. Die
schrittweise Drehung der Sperrräder mit ihren Achsen aber bewirkt man durch Ströme
von derselben Richtung, welche von einer Batterie oder einem Magnetinductor mit
Commutator geliefert werden. Die Abgabe der Ströme erfolgt entweder mit der Hand,
oder mittels eines selbstthätigen Gebers, welcher den Rufenden der Mühe überhebt,
die einzelnen Stromsendungen zu zählen.
Zur Erhaltung der Uebereinstimmung zwischen den Stationsrufern, welche in den
verschiedenen in dieselbe Leitung eingeschalteten Stationen aufgestellt sind, ist es
sehr zweckmäſsig, daſs sämmtliche von Zeit zu Zeit auf einen gemeinschaftlichen
Nullpunkt eingestellt werden können, damit so jede durch irgend welche Ursache
herbeigeführte Nichtübereinstimmung in der Stellung der Sperrräderachsen beseitigt
werden könne. Zu diesem Zwecke ist nun in Cary's
Stationsrufer auf jeder dieser Achsen ein Stift angebracht und zwar bei allen Achsen
in derselben Stellung; zwischen den Polen des Elektromagnetes hängt ferner noch ein
polarisirter Stahlanker,
welcher zwar auf Wechsel in der Stromrichtung, nicht aber auf Unterbrechung und
Wiederherstellung des Stromes anspricht. Durch die Ströme, welche die Drehung der
Sperrradachsen bewirken, wird der Stahlanker mit seinem freien Ende dem genannten
Stifte auf den Achsen in den Weg gelegt, so daſs jede Achse, wenn ihr Stift den
Stahlanker erreicht, still stehen bleibt, selbst wenn dann noch weitere Ströme
gegeben werden.
Die Richtigstellung erfolgt nun bei jeder einzelnen Benutzung der Leitung. Wenn die
Leitung benutzt werden soll, so werden zuerst von dem rufenden Vermittelungsamte so
viel Ströme von einerlei Richtung entsendet, daſs in der zu rufenden Station das
Schlieſsungsrad, sich um dieselbe Zahl von Schritten drehend, die nöthige
Unterbrechung der Nebenschlieſsung bezieh. die Schlieſsung des Lokalstromkreises
herbeiführt. Hat sich dann die gerufene Station gemeldet und sich zu dem
beabsichtigten telephonischen Gespräche in Bereitschaft gesetzt, so sendet das
Vermittelungsamt noch so viel Ströme derselben Richtung, daſs sicher alle Achsen mit ihrem Stifte von dem Stahlanker
aufgehalten werden, alle Apparate also in Uebereinstimmung gebracht sind und als
bleibendes Zeichen dafür im Fenster jedes Apparatkästchens die Worte „Leitung
benutzt“ erscheinen.
Ist das Gespräch zu Ende, so sendet das Vermittelungsamt einen einzigen Strom von der
entgegengesetzten Richtung, welcher den polarisirten Stahlanker umlegt und dadurch
die Stifte in allen Stationsrufern von ihrer bisherigen Hemmung befreit, zugleich
aber auch die Elektromagnete sämmtlicher Stationsrufer ihren Anker aus weichem Eisen
anziehen macht und dadurch alle Achsen um einen Schritt dreht, so daſs jetzt durch
die Fenster aller Kästchen die Worte „Leitung frei“ sichtbar werden und
sichtbar bleiben, bis zum nächsten Rufen.
Atmosphärische Elektricität kann zwar eine Drehung der Achsen bewirken; bei der
nächsten Benutzung der Apparate aber wird die durch sie bewirkte Störung von selbst
mit beseitigt.
Die Apparate sind gewöhnlich auf 6 Stationen in der nämlichen Leitung berechnet,
können aber in den wenigen Fällen, wo dies nöthig erscheint, auch leicht auf mehr
Stationen eingerichtet werden. Bei der bisherigen Benutzung dieser Stationsrufer auf
wirklichen Leitungen haben sich die magneto-elektrischen Klingeln aller guten
Fabrikanten als brauchbar erwiesen.