Titel: | Neuere Apparate zur Gewinnung und Verarbeitung von Fetten. |
Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 412 |
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Neuere Apparate zur Gewinnung und Verarbeitung
von Fetten.
Patentklasse 23. Mit Abbildungen auf Tafel 31.
Neuere Apparate zur Gewinnung und Verarbeitung von
Fetten.
H. Lissagaray und H. Leplay in
Paris (* D. R. P. Nr. 26027 vom 3.
Januar 1883) empfehlen zur vollständigen und raschen Abscheidung des
Fettes aus dem Fettgewebe eine Zerkleinerungs- und
Knetmaschine, welche eine Bearbeitung der Massen bei möglichst niedriger
Temperatur gestatten.
Die Schneidmaschine (Fig. 1 bis
3 Taf. 31) hat drei über einander liegende Messerreihen; zwei werden
durch die sich drehenden Scheiben A und B gebildet, während die Messer C rechtwinkelig zur Ebene der Drehung dieser Messer bewegt werden. Die
Schneidscheiben A greifen in einander und sind in
Abständen von ungefähr 3mm neben einander
gestellt, so daſs aus dem in den Trichter t geworfenen
und zwischen die Scheiben A fallenden Fettgewebe
parallele Streifen geschnitten werden. Diese fallen ihrer Länge nach zwischen die
Messerscheiben der beiden unteren Messer walzen B und
werden wiederum in Stücke von ungefähr 3mm Breite
zerschnitten. Die so erhaltenen Fäden gleiten durch Führungen parallel nach einer
Spalte a herab, an deren unterer Fläche die um eine
Vertikalachse sich drehenden Messer C sich
vorbeibewegen und die aus der Spalte a herauskommenden
Fäden in Stücke von ungefähr 3mm zerschneiden. Die
Bewegung wird den Achsen der Messer und Messerscheiben mittels einer durch
Kegelräder D getriebenen senkrechten Welle durch
Schraubengetriebe E mitgetheilt.
Die geschnittene Fettmasse wird alsdann auf der Knetmaschine (Fig. 4 und
5 Taf. 31) bearbeitet, wodurch in Verbindung mit der Schneidmaschine derjenige
Molekularzustand der Gewebesubstanz hervorgebracht werden soll, bei welchem die
vollständige und augenblickliche Abscheidung des Fettes vom Gewebe bei möglichst
niedriger Temperatur hervorgebracht wird. Die Knetung findet statt in einem
cylindrischen Gehäuse J mit zwei Achsen G, auf welchen die flachen und auf beiden Seiten
geschärften Arme H sitzen. Durch die nach
entgegengesetzten Richtungen stattfindende Drehung der Achse G wird die Talgmasse zwischen den sehr enge an einander vorbeigehenden
beiden Reihen von Armen hindurchgedrückt. Die Drehung wird den Achsen G durch Räderübersetzung Z,
K mitgetheilt.
Der Talg gelangt auf seinem Wege von der Knetmaschine nach dem Schmelzkessel durch
ein von einem Wassermantel umgebenes Rohr und wird während dieses Weges gezwungen,
sich öfters von der äuſseren Fläche des Rohres nach der Achse desselben zu bewegen,
damit eine vollständige Mischung aller geschmolzenen Theile der sich bewegenden
Masse veranlaſst wird. Die Oberfläche dieses Mantels ist so groſs, daſs auf dem
genannten Wege durch dieselbe der ganzen Fettmasse die ganze freie sowie die latente
Wärmemenge, welche für die Schmelzung des Talges in der Pfanne nöthig ist,
mitgetheilt wird. Durch diese Einrichtung erzielt man einerseits, daſs das Wasserbad
nur einen Bruchtheil der ganzen Wärmemenge an die Schmelzpfanne abzugeben hat, und
andererseits, daſs durch ein kräftiges Umrühren der geschmolzenen Fettmasse nicht
nur eine gleichmäſsige Temperatur, welche für Rindstalg nicht mehr wie 45° zu sein
braucht, in allen Theilen der Pfanne hergestellt wird, sondern daſs auch die
vollständige Entfettung der Bestand-theile der Gewebesubstanz erreicht wird.
Zur Entfettung von Knochen will W. Büttner
in Gummersbach (* D. R. P. Nr. 25011 vom
6. Oktober 1882), wie aus Fig. 7 Taf.
31 zu entnehmen ist, einen dem Leuner'schen (1882 244 * 232) ähnlichen Apparat verwenden. Der mit einem
gelochten Senkboden s versehene Kessel A wird mit Knochen gefüllt, sodann der Ablaſshahn b geöffnet und durch den Dampfhahn a direkter Dampf in die nach unten durchlöcherte
Röhrenschlange v eingelassen. Derselbe, von oben nach
unten wirkend, treibt Luft und Schmutz aus den Knochen, welche durch Hahn b entweichen, worauf man a
und b wieder schlieſst. Der Behälter B enthält Wasser und Benzin. Nun wird der Inhalt
desselben durch Oeffnen des Hahnes c nach dem Apparate
A in den Raum O
eingelassen, sodann der Hahn c geschlossen und der
Apparat B wieder mit reinem Wasser gefüllt; darauf
werden Dampfhahn k und Hahn d geöffnet. Durch den Hahn k tritt
Wasserdampf in die Röhrenschlange w und verdampft das
im Räume O befindliche Benzin und Wasser; die Dämpfe
ziehen durch die Knochen, treten durch den Hahn d aus,
werden in der Röhrenschlange H im Kühler C condensirt und gelangen als flüssiges Benzin,
vermischt mit Schmutzwasser, in das Gefäſs D. Das
Wasser geht unter, der Scheidewand
o hindurch in die Abtheilung r und kann durch Hahn e abflieſsen, während
das Benzin durch Rohr p in den Behälter E übertritt, wie man durch Glasscheiben u und t beobachten kann.
Hat sich in E genügend Benzin angesammelt, so läſst man
etwas reines Wasser wieder durch den Benzinbehälter B
und Hahne in den Raum O eintreten, wodurch die
Verdampfung in A aufgehalten wird, und öffnet den Hahn
f an dem Behälter E.
Das Benzin strömt nun in die durchlöcherte Schlange v
und übergieſst die Knochen von oben, bis sich der Verdampfungsprozeſs von unten nach
oben wiederholt, worauf der Hahn f wieder geschlossen
wird.
Nachdem sich dieser Vorgang einige Male wiederholt hat bezieh. die Entfettung
vollendet ist, läſst man den Wasserdampf in die Schlange w durch den Hahn k noch eine Zeit lang
eintreten, öffnet zugleich den Hahn q und leitet
direkten Dampf in die unter dem Senkboden s befindliche
Brause. Alle Dämpfe nehmen nun ihren Weg durch den Hahn d nach der Schlange im Kühler C, welcher auf
Gegenstromprinzip beruht, und gelangen flüssig nach dem Behälter D, woselbst sich das Schmutzwasser auf die bereits
beschriebene Weise trennt und durch den Hahn e nach dem
Sammelbecken F abflieſst, während das reine Benzin
durch die Flasche E und den Hahn g nach dem Benzinbehälter zurückflieſst, um bei neuer
Operation wieder, wie bisher, verwendet zu werden. Das Fett wird dann durch den Hahn
b abgelassen, der Apparat A entleert, um von neuem gefüllt zu werden.
Nach A.
Marix in Paris (* D. R. P. Zusatz Nr. 25826 vom 9. Mai 1883) enthalten die in der früher
(1883 250 * 370) angegebenen Weise dargestellten Fettsäuren noch Glycerin. Um dieses zu gewinnen, werden
die im Vacuumapparate bereits möglichst von Glycerin befreiten Fettsäuren mit
frischem Wasser gewaschen. Dann wird nochmals eine Luftleere im Apparate erzeugt und
die Masse eine Zeit lang unter dem Einflüsse der Luftleere gehalten, worauf die
Bestandtheile sich nach ihrem specifischen Gewichte absondern. Dies wird wiederholt,
bis sämmtliches Glycerin von den Fettsäuren geschieden ist. Das Glycerinwasser wird
nun in dem Apparate, wie früher beschrieben, erhitzt und das Wasser so lange
verdampft, bis das Glycerin eine Stärke von 18 bis 20° B. zeigt. Hierauf wird das
Product abgelassen und unter stetem Rühren mit einer geringen Menge Knochenkohle
oder anderem geeigneten Filtrir- oder Entfärbungsmateriale innig gemengt. Nun läſst
man die Masse stehen, worauf die Knochenkohle durch ihr Eigengewicht ausfällt und
damit den gröſseren Theil des Farbstoffes und der anderen fremden Substanzen, welche
im Glycerinwasser suspendirt waren, mitnimmt. Das Glycerinwasser wird nun in ein
Filter gesaugt, welches mit Luftverdünnung arbeitet. Das 18 bis 20° B. starke,
filtrirte Glycerinwasser wird dann in den Apparat eingeführt und bei Verwendung
eines Vacuums auf eine Temperatur nicht unter 50° erwärmt. Das in Dampf verwandelte Wasser wird in einen
geeigneten Behälter abgeführt und condensirt, so daſs reines Glycerin von 30° B.
gewonnen wird.
Das von Marix empfohlene Vacuumfilter enthält zwischen
zwei Siebböden s (Fig. 6 Taf.
31) die passend aus Kohle und Schlackenwolle gemischte Filtermasse. Ist die Masse
unrein geworden, so wird das an der Welle w befestigte
Filter umgekehrt und ein Strom heiſses oder kaltes Wasser oder Dampf in den Raum e eingeführt. Das Wasser oder der Dampf gehen durch die
Filtrirmasse hindurch und spülen die sämmtlichen darin enthaltenen Unreinigkeiten
aus, worauf das Filter nochmals mit dem Vacuumapparate verbunden wird, so daſs das
Filtriren von neuem beginnen kann. Der Trichter a zum
Speisen des Filters wird auf den Filterhals aufgeschraubt und zwar unmittelbar über
dem Hahne b, welcher fest mit dem Filterdeckel
verbunden ist.