Titel: | Neuere Apparate zur Herstellung von Spiritus. |
Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 415 |
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Neuere Apparate zur Herstellung von
Spiritus.
Patentklasse 6. Mit Abbildungen auf Tafel 32.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 251 S.
221.)
Neuere Apparate zur Herstellung von Spiritus.
F.
Rath in Neuhaldensleben (* D. R. P. Nr. 25786 vom 27. Juni 1883) hat bei seinem Maisch- und Zerkleinerungsapparate den oben offenen,
trogartigen Bottich A (Fig. 1 bis
3 Taf. 32) an seinem einen Ende bei B zur
Aufnahme des Schöpf- und Maischrades C erweitert. Ueber
der cannelirten Walze F befinden sich zur Zerkleinerung
des eingeführten Maischgutes stellbare Klingen o. Das
Schöpfrad C führt dasselbe aus dem Räume B durch die Rinne P in den
Trog E ein; am entgegengesetzten Ende des letzteren
befindet sich eine durch einen Schieber regulirbare Abfluſsöffnung e, aus welcher die Masse zerkleinert dem in A enthaltenen Bestände wieder zugeführt wird. Die
hohlen Enden d bezieh. D
der das Rührwerk H tragenden Achse sind durch
Stopfbüchsen an den Böden abgedichtet. Der Theil trägt in der genannten Erweiterung
B eine Scheibe J, an
deren Umfang Schaufeln oder Taschen t angeordnet sind,
während an dem anderen Theile eine Scheibe s sich
befindet, welche in Gemeinschaft mit der ersteren zur Befestigung der das Rührwerk
H bildenden Rohre r
dient. Die Ausläufe derselben münden in die Hohlachsen d und D ein, so daſs, je nachdem man das in
A enthaltene Maischgut kühlen oder erwärmen will,
Kühlwasser oder Dampf durch d eingelassen, die
verschiedenen Rohrläufe hin oder her durch das in den Bottich A geführte Maischgut hindurch geht, aber ohne mit
demselben in Berührung zu kommen, um bei D wieder
auszutreten. In die Hohlachsen münden durch Stopfbüchsen abgedichtete Rohre K zur Ein- und Ausführung von Dampf oder Wasser ein.
Auf d befinden sich eine feste und lose Riemenscheibe
L zur Uebertragung der Drehung auf das Schöpfrad
C und Rührwerk H; von D aus wird die Achse N der
Zerkleinerungswalze F durch Zahnräder M und m gedreht.
Den mit einem Sauggebläse bei R in Verbindung stehenden,
das Schöpfrad enthaltenden Bottichtheil kann man mit einem Henze'schen Dämpfer verbinden, so daſs die von diesem ausgeblasenen
Kartoffeln, Mais u. dgl. zunächst auf das Mischrad C
fallen, welches die Masse der Zerkleinerungswalze F
zuführt. Es kann indessen auch die von dem Dämpfer ausgeblasene Masse zunächst der
Zerkleinerungswalze zugeführt werden, welche sie dann in heiſsem Zustande
zerkleinert und durch die Oeffnung e in den
Maischbottich A befördert. Nach dem Maischen wird das
Schöpfrad etwas zurückgedreht, um den Inhalt der oberen Taschen mit dem im
Maischbottiche befindlichen Bestände zu vereinigen, und nach Beendigung der
Zuckerbildung läſst man durch das Rohrsystem bei K
Kühlwasser ein.
F.
Lankow in Sobbowitz, Westpreuſsen (*
D. R. P. Nr. 25192 vom 25. März 1883) will in die
Spitze des Henze'schen Dämpfers einen Zerkleinerungsapparat legen. Derselbe besteht aus dem
viereckigen Trichter, wie ihn die Wände a bis d (Fig. 4 und
5 Taf. 32) bilden und an welchen sich als Spitze ein guſseiserner Kegel
mit der Zerkleinerungsvorrichtung anschlieſst. In diesem Kegel sind auf den Seiten
der Wände c und d Stäbe
e von Winkeleisen schräg angeschraubt, deren innere
Kante so geschnitten ist, daſs von allen Stäben e ein
Cylinder umhüllt wird. Der Mantel dieses Cylinders wird während ihrer Umdrehung von
den vier längeren Flegeln k der Welle i beschrieben, welche in den Wänden bei b und a in Stopfbüchsen
gelagert ist. Auſserdem hat die Welle i noch vier
kürzere Flegel und durch die schnelle Umdrehung von i
wird das Korn an die Winkelstäbe e geschleudert und
hierbei zwischen Flegeln und Stäben zerquetscht und zerrissen.
Um die Zerkleinerung zu erleichtern, findet auf derselben Seite eine Dampfeinströmung
durch Rohr h unterhalb der Flegelwelle und eine zweite
oberhalb der letzteren durch das Rohr f statt. Durch
das Ausströmen des Dampfes an der einen Seite wird die Dämpfmasse mit nach oben
genommen und hierdurch die Flegelwelle i entlastet.
Sollen Kartoffeln in dem Apparate gedämpft werden, so empfiehlt sich die Anbringung
eines Blechdaches l über der Flegelwelle.
Nach O.
Hentschel in Grimma (* D. R. P. Nr. 23635 vom 19. December 1882) wird bei seinem
Spiral-Maischkühlapparate für Spiritusbrennereien
die durch Fülltrichter A (Fig. 12
Taf. 32) mit dem Roste a aus dem Pumpenrohre in den
Kühl trog C einfallende Maische von der sich drehenden
Spirale S erfaſst und der Ausgangsöffnung d zugeführt. Das Kühlwasser tritt durch das Rohr c in die Hohlwelle w, aus
dieser in die kupferne Spirale S und flieſst bei n wieder ab. Um auch die Wandungen des Troges für eine
möglichst vollkommene Kühlung nutzbar zu machen, ist der Trog doppelwandig
hergestellt und wird durch den so gebildeten Hohlraum frisches Kühlwasser geleitet. Ein kleinerer Theil
bei o austretenden Kühlwassers bewirkt schlieſslich
auch noch eine innere Kühlung der Hohlwelle w, so daſs
auf diese Weise eine dreifache Kühlung der Maische erzielt wird. Die Wasser führende
Spirale S ist aus einzelnen kupfernen Scheiben
hergestellt, welche, tellerförmig rechts- und linksseitig vertieft, inmitten mit
einem aufrechtstehenden Rande für deren Befestigung auf der Hohlwelle versehen sind
und an ihrem Umfange einen flachen Rand tragen, welcher zur Verbindung von je einer
rechts-und linksseitig vertieften Scheibe dient.
Versuche von M. Stenglein (Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1883 S. 583) mit einem solchen 48cm breiten und 2m,5 langen Apparate ergaben, daſs 2800l
Maische von 58° auf 15° in 34 Minuten gekühlt wurden. Dazu waren 1360l Wasser erforderlich, welches von 2,5° auf 40°
erwärmt wurde. Es wurde somit mehr Wärme an die Luft abgegeben als an das
Kühlwasser, was sich daraus erklärt, daſs die Spirale nur zu etwa ¾ von der Maische
bedeckt wird. (Vgl. Gontard 1883 249 228.)
R.
Klinkhardt in Würzen (* D. R. P. Nr. 26419 vom 1. Mai 1883) versieht den Läufer L der in Fig. 7 und
8 Taf. 32 gezeichneten Maischmühle mit
gekrümmten Flügeln. Die Saugflügel f sollen die Maische
nach der Oeffnung der Mahlflächen hinschaffen, die Druckflügel g aber die bearbeitete Maische von den Mahlflächen
wegschieben.
J. A.
Stelzner in Chemnitz (* D. R. P. Nr. 25773 vom 9. December 1882) läſst bei seinem
Alkoholdestillirapparate mit ununterbrochenem
Betriebe, nachdem beide Blasen A und B (Fig. 13
Taf. 32) durch Dampfrohre a und b gut erwärmt worden sind, den Rohspiritus aus dem Behälter E in das Strahlgebläse H
treten, in welches durch das Rohr g Dampf eintritt. Es
gelangt nun der Rohspiritus durch den Zerstäuber K von
beliebiger Construction fein zertheilt in die angewärmte untere Blase A, wo dieser gleich beim Eintreten in Folge der
vorhandenen höheren Temperatur, noch mehr aber in Folge der Einwirkung des aus den
Dampfvertheilern J von oben und unten ihnen entgegen
strömenden Wasserdampfes seine flüchtigen Bestandtheile abgibt, indem diese in
Dampfform und mit dem Wasserdampfe innig gemengt aufsteigen. In dem oberen
Blasenraume B angelangt, treffen diese Dämpfe auf den
von den Wasserzerstäubern L ausgehenden feinen
Sprühregen mäſsig angewärmten Wassers, welchem Reinigungsmittel zugesetzt sein
können. Da die Temperatur dieses Sprühregens eine erheblich niedrigere ist als jene
der aufsteigenden Dämpfe, so schlägt derselbe bei seinem Niedersinken einen groſsen
Theil der weniger flüchtigen Stoffe nieder; dieselben gelangen nun durch das Rohr
c am Boden der unteren Blase A nach dem Zerstäuber s
der kleinen Rectificationscolonne F. In Folge der in
den Blasen A und B
beständig herrschenden Dampfspannung treten die condensirten Stoffe fein vertheilt
aus dem Zerstäubers und es werden, da die Colonne F
durch ihre Dampfschlange d geheizt ist, die entfernten
Alkohole von dem
Wasser sammt verwendeten Reinigungsmitteln getrennt; erstere schlagen sich im Kühler
G nieder, letztere können unten abgelassen
werden.
In Folge der Reinigung, welcher die Alkoholdämpfe auf diese Weise schon in der
Destillationsblase unterzogen werden, gelangt ein bereits wenig verunreinigtes
Product in die Rectificationscolonne C, an deren
unterem Theile ein mit dem aus dem oberen Kühler der Colonne abflieſsenden Wasser
gefüllter Blechmantel V angebracht ist, dessen Inhalt
einen oder beide Wasserzerstäuber L der oberen
Blasenabtheilung B speist. Durch dieses vorgewärmte
Wasser im Mantel U vollzieht sich eine mäſsige
Abkühlung der heiſsen Dämpfe und eine entsprechende Condensation von Wasser, welche
nie in solchem Maſse eintreten soll, daſs dabei auch guter Alkohol niedergeschlagen
werden könnte. Die in der Colonne C rectificirten
Dämpfe treten durch das Geistrohr D nach dem
Dephlegmator T und von da nach dem Kühler. Bei längerer
Dauer der Einwirkung wird der Hahn des Rohres h
zwischen Luttersackrohr l und Blase B geöffnet und dadurch ein rascheres Uebertreten der
Dämpfe aus der Colonne C in den Dephlegmator T veranlaſst.
A.
Marix in Paris (* D. R. P. Nr. 25674 vom 11. Mai 1883) will bei seinem Destillationsapparate mit Zerstäubungssteigrohren
dadurch Alkohol und andere flüchtige Flüssigkeiten besser und reiner erhalten, daſs
die Destillation unter Druckverminderung vollzogen wird. Zu diesem Zwecke ist das
Rohr c (Fig. 6 Taf.
32). mit einer Vacuumkammer verbunden. Das Aufwallen der durch Rohre l oder m eingelassenen
Flüssigkeit bis zu dem Siebboden d wird durch den
vorspringenden Rand r verhindert. Die Rohre e gehen durch einen Zwischenboden f und endigen oben in Brausen, durch welche die
aufsteigende Flüssigkeit, fein vertheilt, auf den Siebboden d fällt. Der Boden f ist mit Oeffnungen
versehen, welche von unten durch Klappenventile g
geschlossen werden und dadurch die Flüssigkeit zwischen dem Boden des Kessels und
dem Zwischenboden f einschlieſsen, so daſs sie bloſs
durch die Rohre e entweichen kann. Zum Abziehen der
Flüssigkeit unter dem falschen Boden f ist ein Rohr k in den Kessel eingelassen, welches bis nahe an den
Boden reicht. Bei n und o
können Thermometer eingeführt werden. Die Heizschlange i wird verwendet, wenn man die direkte Feuerung vermeiden will.
G.
Fritsche in Schönau (* D. R. P. Nr. 25093 vom 30. Juni 1883) construirte einen Spiritus-Meſs- und Controlapparat. Der Spiritus flieſst
durch das Abfallrohr r (Fig. 9 bis
11 Taf. 32) des Alkoholmeterstandes C in das
Fachwerk der Trommel A, deren fortschreitende Bewegung
nach Maſsgabe der einlaufenden Spiritusmenge bewerkstelligt wird und deren völlige
Entleerung bei jeder Umdrehung durch das Abfallrohr z
in das Fachwerk der zweiten Trommel B stattfindet. Bei
völliger Entleerung macht die Achse der Trommel A die
ganze Umdrehung mit und das mit derselben verbundene Zählwerk a gibt die ausgegossene Spiritusmenge an. Der gleiche Vorgang findet bei
der Trommel B statt. Sobald dieselbe den ganzen
Spiritus der Trommel A aufgenommen hat, entleert sie
denselben bei gänzlicher Umdrehung durch das Abfallrohr t in den Spiritusbehälter. Die beiden Zählwerke a und b müssen demnach stets in Angabe des
durchgeflossenen Spiritus völlig übereinstimmen, wodurch der Steuerbehörde bedeutend
mehr Sicherheit geboten wird, als dies bisher durch das einfache Trommelwerk der
Fall sein konnte.
Die an der Trommel B angebrachten Löffel n nehmen bei jeder Umdrehung Spiritus auf und führen
denselben durch Zuleitungsröhren v in die Sammelgefäſse
P und Q, von denen P der Doppelcontrole, Q
der einfachen Controle dient. Die Hähne o und die
Röhrchen p dienen zum Ablassen des angesammelten
Controlspiritus; der Zugang zu den Sammelgefäſsen findet durch die Seitenthüren q und x statt. Die
genannten Löffel n vermitteln auſserdem auch das
Feuchthalten der Trommelachse in ihrem Lager, was durch Abgabe eines Tropfens
Spiritus auf dasselbe bei jeder Umdrehung bewerkstelligt wird. Die Seitengefäſse c, d und e dienen
ausschlieſslich der Nachcontrole zur Prüfung, ob eine richtige Versteuerung
stattgefunden hat oder nicht.
Um im Falle des Versagens des Apparates eine Sicherung- der
Steuerbehörde zu erzielen, sind die beiden Trommel- und Zählwerke durch zwei
Scheidewände fg und hi
derart getrennt, daſs zwei gesonderte Apparate entstehen. Der Apparat mit Trommel
A und Zählwerk a dient
ausschlieſslich der zweiten, jener mit Trommel B,
Zählwerk b der ersten oder einfachen Controle, d.h.
letzterer kann nach Ermessen der Steuerbehörde auch der einfachen Controle
zugänglich gemacht werden.
Tritt nun einmal der Fall ein, daſs der Apparat der Nachcontrole
nicht weiter arbeitet, so wird dieselbe telegraphisch hiervon verständigt. Bis zum
Eintreffen derselben ist keine Gefahr für die Steuerbehörde vorhanden, da der
Apparat B normal weitergehen wird, die inzwischen
erzeugte Spiritusmenge also fort und fort angezeigt wird. Beim Eintreffen der
Nachcontrole legt dieselbe die Siegel an letzteren Apparat bezieh. an den Deckel hi an, schlieſst überhaupt den Apparat der einfachen
Controle für die Zeit, welche die Ausbesserung erfordert, erhebt die Ursache des
Stillstandes des Apparates A, schaltet denselben
erforderlichenfalls aus und schlieſst nachher den Deckel u mit Plombe. Der Apparat kann alsdann sofort weiter gehen, ohne daſs die
Steuerbehörde Bedenken tragen muſs, durch die Angabe verkürzt zu werden, da der
erzeugte Spiritus dann einfach durch den Trog des Apparates A gehen und durch die Trommel B und Zählwerk
b des zweiten Apparates sofort gezählt werden wird.
Nach erfolgter Behebung des Hindernisses wird seitens der Nachcontrole wieder die
Trommel A eingeschaltet der Apparat A überhaupt vollständig in Stand gesetzt, aufs Neue
völlig plombirt und, da somit die Nachcontrole wieder völlig gesichert ist, der
Apparat B der einfachen Controle übergeben. Diese legt
ihr Siegel an und der ganze Apparat ist wieder in ruhiger, voller Thätigkeit.