Titel: | Darstellung von Cuprammonium- und Zinkammonium-Verbindungen und ihre technische Verwendung. |
Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, S. 38 |
Download: | XML |
Darstellung von Cuprammonium- und
Zinkammonium-Verbindungen und ihre technische Verwendung.
Wright, über Cuprammonium- und
Zinkammonium-Verbindungen.
In den letzten Jahren wurden viele Versuche ausgeführt, die Eigenschaft der
Cuprammonium- und Zinkammonium-Verbindungen, Cellulose zu lösen, technisch zur
Darstellung einer Art Pergament zu verwerthen. Der ursprünglich von J. Scoffern angegebene Prozeſs wird jetzt von der Patent Waterproof Paper and Canvas Company in den Canal Works zu Willesden Junction im groſsen Maſsstabe
ausgeführt und besonders für Seile, Papier und Segeltuch verwendet. Die betreffenden
Stoffe werden dabei so lange in eine concentrirte Cuprammoniumlösung getaucht, bis
die äuſseren Fasern ganz gelatinirt sind. Beim Trocknen auf Dampftrommeln entsteht
aus denselben eine dichte Schicht. Um dickere Pappe
darzustellen, werden mehrere dünnere Blätter mit einander durch das Bad gezogen,
gepreſst und getrocknet. Bei vorsichtigem Trocknen verbindet sich das Kupfer mit der
Faser zu einer grünen Verbindung; diese bewahrt die so behandelten Stoffe auch vor
Insekten und Schwämmen. Anstatt Cuprammoniumhydroxyd kann man eine Mischung mit der
Zinkverbindung anwenden; letztere allein arbeitet schlecht. Bei den
Cuprammoniumsalzen ist die Pectinisirungkraft bedeutend geringer.
Die angewendete Kupferlösung enthält nach C. R. A. Wright
(Journal of the
Society of Chemical Industry, 1884 * S. 121) etwa 100 bis 150g Ammoniak und 20 bis 25g Kupfer in 1l;
dieselbe wird im Groſsen dargestellt durch die Einwirkung von starker
Ammoniakflüssigkeit auf Kupferspäne in Gegenwart eines Luftstromes. Aus
Messingspänen läſst sich auf die gleiche Weise eine Mischung von Kupfer und
Zinkammoniumhydroxyd erhalten. Zink allein wird auf diese Weise wenig angegriffen.
Bei Gegenwart von Eisen wird die Lösung durch Bildung eines galvanischen Stromes
beschleunigt. Reine Cuprammoniumlösung hat absolut keine Einwirkung auf eiserne
Gefäſse.
Ueber die Darstellung der Kupferlösung (blue liquor)
machte Verfasser folgende Versuche. Die Beziehungen zwischen Concentration und specifischem Gewichte der
wässerigen Ammoniaklösungen ergaben sich zu:
Sp. Gew.
Proc. NH3bei
18,5° nachWright undThompson
ProcentNH3
bei14° nachCarius
ProcentNH3
bei16° nachOtto
MittlererGehaltbei 16,2°
g im Literbei 16,2°
Differenzfür 0,001spec. Gew.
1,000
0
0
–
0
0
0,995
1,16
1,200
–
1,17
11,64
2,33
0,990
2,32
2,375
–
2,34
23,17
2,31
0,985
3,48
3,525
–
3,52
34,67
2,30
0,980
4,74
4,725
–
4,73
46,35
2,34
0,975
6,00
5,975
5,850
5,97
58,21
2,37
0,970
7,27
7,225
7,175
7,23
70,13
2,38
0,965
8,54
8,514
8,500
8,52
82,22
2,42
0,960
9,81
9,825
9,800
9,83
94,37
2,43
0,955
11,19
11,171
11,125
11,16
106,58
2,44
0,950
12,56
12,543
12,446
12,53
119,04
2,49
0,945
13,94
13,971
–
13,96
131,93
2,58
0,940
15,47
15,400
–
15,44
145,14
2,64
0,935
17,01
16,900
–
16,96
158,58
2,68
0,930
18,54
18,467
–
18,50
172,05
2,69
0,925
20,08
20,033
–
20,06
185,55
2,70
Bei den Versuchen über Ammoniakmengen, welche aus einer
wässerigen Lösung durch einen Luftstrom fortgerissen werden, zeigte sich, daſs beim
Lösen von 11k,4 (25 Pfund engl.) Kupfer in
Ammoniakflüssigkeit (150g NH3 in 1l) 2 bis
9k (5 bis 20 Pfund) Ammoniak je nach der
Temperatur durch den Luftstrom fortgerissen werden. Dieses Ammoniak wird in der
Praxis in Form von verdünnter Kupferlösung wieder gewonnen.
Die Löslichkeit des Kupfers, wenn es mit Ammoniak und
Luft behandelt wird, nimmt mit steigender Concentration
bedeutend ab. Auch bei der besten Absorption wird nur ein geringer Theil des
durchgehenden Sauerstoffes der Luft zurückgehalten. Wenn die Stärke der Kupferlösung
12 bis 15g in 1l
nicht übersteigt, so ist dieselbe sehr beständig;
dieselbe ist auch ein ausgezeichnetes Conservirungsmittel
für Holz. Die von der oben genannten Gesellschaft mit dem Kupferverfahren
dargestellten Waaren gehen im Handel allgemein unter dem Namen „Willesden fabrics“.