Titel: | Ueber Neuerungen beim Färben, Bleichen u. dgl. |
Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, S. 126 |
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Ueber Neuerungen beim Färben, Bleichen u.
dgl.
Patentklasse 8. Mit Abbildungen im Texte und auf
Tafel 9.
Ueber Neuerungen beim Färben, Bleichen u. dgl.
Wie bei dem Verfahren von Cerrutti-Sella (vgl. 1882 244 * 370), so sucht man auch neuerdings wieder Gewebe
und Gespinnstfasern beim Färben, Bleichen, Waschen einem kreisenden
Flüssigkeitsstrome auszusetzen; jedoch werden dabei die zu behandelnden Stoffe,
anstatt frei in dem Kessel liegend mit der Flüssigkeit übergössen zu werden, stark
zusammengedrückt und der Flüssigkeitsstrom hindurchgepreſst.
Die von Otto Obermaier in Lambrecht (* D. R. P. Nr.
23117 vom 6. December 1882) zu diesem Zwecke benutzte Schleudermaschine
Fig.
10 Taf. 9 besteht aus einem fein gelochten Siebcylinder B mit vollem Boden E, in
dessen Mitte ein kleinerer, mit gröſseren Löchern versehener Siebcylinder A steckt. Zwischen beide Siebcylinder kommt das zu
behandelnde Material, welches durch den Deckel D mit
Hilfe der Schraube s fest zusammengedrückt wird. Das
Verhältniſs der Durchmesser der beiden Siebcylinder A
und B zu einander, welches im Mittel 1 : 5 ist, hängt
von der Verschiedenheit der Sieblochungen der beiden Cylinder sowie von der Art der
zu behandelnden Stoffe und benutzten Flüssigkeiten ab. Durch den Deckel D ist das Ganze fest verbunden, kann in der Oese h aufgehängt und leicht fortgeschafft werden. Der
Siebcylinder B mit dem aufgenommenen Materiale wird
dann in ein cylindrisches Gefäſs C so eingesetzt, daſs
die untere Oeffnung des Cylinders A auf das Druckrohr
einer Flügelpumpe V zu stehen kommt, wobei der Kegel
m die richtige Stellung leicht erreichen läſst.
Durch einen mittels des Ventiles v verschlieſsbaren
Rohransatz steht das Gefaſs mit dem Saugrohre der Pumpe in Verbindung. Das Gefäſs
C ist noch mit einem Ablaſshahne a, einem Zuführungsrohre r
und einem Heizrohrsysteme R zum Erwärmen der
aufgenommenen Flüssigkeit versehen. Oeffnungen o in dem
ringförmigen Deckel ermöglichen jederzeit eine Untersuchung der Flüssigkeit.
Die Farbeflüssigkeit o. dgl. wird nun durch das Ventil u
der Flügelpumpe V zugeführt und von dieser in den
inneren Siebcylinder A gedrückt. Von dem Siebcylinder
A aus gelangt die Flüssigkeit durch dessen Löcher
zu den zusammengepreſsten Stoffen, durchdringt dieselben und tritt aus den Löchern
des äuſseren Siebcylinders B in das Gefäſs C aus. Wenn die Flüssigkeit hier die erforderliche Höhe
erreicht hat, wird das Ventil v geöffnet und
gleichzeitig das Ventil u geschlossen. Die Flüssigkeit
macht dann vermöge der Pumpe einen fortwährenden Kreislauf durch die zu behandelnden
Stoffe. Je fester nun die Stoffe zusammengepreſst sind, um so gröſseren Widerstand
bieten sie dem Durchgange der Flüssigkeit; um den letzteren überall gleichmäſsig zu
machen, wird bei dem Einbringen der Stoffe in den Siebcylinder B so verfahren, daſs man erst eine Schicht von etwa ⅔ der Höhe
desselben einfüllt, diese zusammendrückt, mit Hilfe des Apparates etwas näſst, dann
dieselbe noch mehr zusammenpreſst und nun mit weiteren Schichten ebenso verfährt bis
zur gänzlichen Füllung. Die Verschiedenheit der Sieblöcher der Cylinder A und B verhindert, daſs
sich beim Durchgange der Flüssigkeit Strahlen von den Löchern des ersteren nach den
Löchern des zweiten Cylinders bilden können und bewirkt daher eine vollkommene
Vertheilung der Flüssigkeit in den eingelegten Stoffen.
Obermaier will mit diesem Apparate ebenso wohl lose
Fasern, als Pelze, Filze, Bänder, Vorgespinnst, Gespinnste, Webeketten, Spulen,
Kötzer, sowie auch Gewebe behandeln und diese Stoffe damit waschen, (für das
Carbonisiren) säuren und entsäuren, bleichen, färben, beizen, spülen, entfetten,
leimen und schlichten, ein- und entölen, mit Appreturmasse tränken und trocknen. Für
die auf einander folgenden Behandlungen, wie beispielsweise bei roher Wolle das
Waschen, Carbonisiren, Färben, Trocknen u. dgl., bleiben die Stoffe in dem einmal
zusammengepreſsten Zustande und wird nur der Siebcylinder nach einander in
verschiedene passend in einem Kreise angeordnete Gefäſse C mit Hilfe eines Krahnes gesetzt. Die bleibende Lage verhindert das
Einzelhaar an jeder Bewegung und beseitigt so die Hauptursache zur Verfilzung. Beim
Trocknen tritt an Stelle der Flügelpumpe ein Gebläse, welches warme Luft durch die
Stoffe preſst. Gewebe, Webketten u. dgl. werden aufgewickelt (vgl. die
Centrifugalwaschmaschine von Sarfert und Vollert 1882 245 * 354) und
bei Stoffen in Wickel- oder Knäuelform sorgt man für eine Ausfüllung der
entstehenden Zwischenräume mit losem Materiale oder Strähnen. Gewebe, bei denen
durch Kniffung und Kochen ein bestimmtes Aussehen erzielt werden soll, wie bei Astrachan, Pelzimitation u. dgl., können ebenfalls in
dem Apparate behandelt werden. Bei Stoffen, welche durch die Berührung mit den
Metallwandungen schlechte Stellen erhalten, werden diese Wandungen mit Geweben
überzogen.
Der Apparat ist in einer Fabrik im Unterelsaſs zum Färben von Kammzug, wofür er sich
besonders eignen dürfte, in Verwendung gekommen; doch fehlen über den Erfolg noch
genauere Resultate.
In einem Zusatzpatente (* D. R. P. Nr. 25343 vom 11. Juli 1883) hat Obermaier zwei Siebcylinder B in einem Gefäſse C angeordnet und stehen
die beiden inneren Siebcylinder derselben mit dem Saug- bezieh. Druckrohre der
Flügelpumpe in Verbindung. Es wird also die Flüssigkeit durch die zu behandelnden
Stoffe in dem einen Cylinder von auſsen nach innen gesaugt und in dem anderen
Cylinder von innen nach auſsen gedrückt.
Ferner erwähnt O. Obermaier, daſs der Siebcylinder B auch als Schleudertrommel eingerichtet werden könnte
und es ist wirklich in einer einfachen Centrifuge die ganz gleiche Behandlung wie
bei dem Obermaier'schen Apparate zu erzielen. Durch die
Centrifugalkraft werden die in die Trommel eingegebenen Stoffe fest an der Siebwandung der Trommel
zusammengedrückt und die in die Trommel laufenden Flüssigkeiten kräftig und überall
gleichmäſsig durch dieselben gepreſst. Wird die Flüssigkeit dann in dem die
Siebtrommel umgebenden Mantel aufgefangen, durch eine Pumpe hochgehoben und wieder
in die Trommel geleitet, so ist auch hier ein vollkommener Kreislauf
hergestellt.
Um bei so benutzten Schleudermaschinen zu verhindern, daſs die Flüssigkeit die
eingelegten Stoffe zu schnell durchdringe, hat Osw.
Fischer in Göppersdorf (* D. R. P. Nr. 22674 vom 31. Oktober 1882) die
Siebtrommel mit einer besonderen Einrichtung versehen. Wie Fig. 11 und
12 Taf. 9 zeigt, hat die Siebtrommel T in
der Mitte einen Siebcylinder R, der entweder in einer
Spirale w zum Trommelmantel ausläuft (Fig. 11),
oder von dem aus mehrere gebogene Siebwände w nach dem
Trommelmantel ausgehen und dadurch den Fassungsraum der Trommel in mehrere Räume
theilen. Durch die Rohre r kann die Flüssigkeit
zutreten. Die Einrichtung ist nur für das Behandeln von Stoffen mit
Bleichflüssigkeit berechnet, indem durch die Zwischenwände die Flüssigkeit länger in
den Stoffen bleibt; doch dürfte sie auch für andere Zwecke Benutzung finden können.
Die Beschickung der Trommel ist allerdings dann wegen der leicht möglichen
Ungleichheit mit besonderer Aufmerksamkeit vorzunehmen.
Die Einrichtung an Schleudermaschinen zur verlustfreien Ausnutzung der Farbflüssigkeiten von C. A. Moritz
Schulze in Crimmitschau (* D. R. P. Nr. 24433 vom 11. März 1883) bezieht
sich nur auf solche mit Betrieb oberhalb der Siebtrommel, indem durch einen am Boden
der Siebtrommel auſsen angebogenen Rand die Flüssigkeit durch die dadurch
entstehende, mit Luft gefüllte Glocke verhindert wird, zu dem Fuſslager zu gelangen,
sich mit dem Oele desselben zu verunreinigen und dadurch unbrauchbar zu werden.
Bei der gewöhnlichen Behandlung eines Gewebes beim Färben, wo dasselbe durch das
Farbebad gezogen wird, wird das letztere nach und nach an Farbstoff ärmer und die
Färbung an beiden Enden des Gewebes ist keine gleichmäſsige. Wird das Gewebe auf
einmal in das Bad getaucht, so entstehen durch die sich bildenden Falten ebenfalls
ungleich gefärbte Stellen. Ein Verfahren, welches diese Uebelstände vermeidet, ist
von der Société anonyme des teintures et apprêts de
Tarare (Oesterreichisches Patent vom 20. November 1883) angegeben. Dasselbe
gibt jeder Stelle des Gewebes die gleiche bestimmte Menge Farbflüssigkeit. In dem
behufs des Erwärmens doppelwandigen Behälter A (Fig.
13 Taf. 9) befindet sich die Farbflüssigkeit und gelangt durch einen Hahn
B in den Trog C. In
diesem wird die Flüssigkeit immer in gleicher Höhe erhalten durch einen Schwimmer
D, welcher den Zufluſshahn B regulirt. Die Farbflüssigkeit läuft dann über das schräge Brett F zu den Walzen G und H, wobei ein in den Trog tauchender und bis zu den
Walzen reichender
Zeugstreifen E die gleichmäſsige Führung vermittelt.
Das von K sich abwickelnde Gewebe geht über die Walze
H, erhält hier bei der Walze G die Farbflüssigkeit und wird auf der darüber
liegenden Walze J wieder zu einem Wickel L gebildet. Die Walzen H
und J sind hohl und können mit Dampf geheizt werden.
Durch die Aenderung der Geschwindigkeit des Gewebes und des Zuflusses der
Farbflüssigkeit kann jede Abstufung der Farbe erreicht werden.
Der Apparat gestattet auch, wenn in der Breite mehrere Gefäſse A angeordnet werden, ein streifenweises Färben und bei
Regulirung des Farbezuflusses nach einem bestimmten Gesetze eine Abstufung der Farbe
nach der Längenrichtung des Gewebes.
Fig. 1., Bd. 253, S. 129
Um die beim Färben, Bleichen u. dgl. von Bändern oder
Gespinnsten aus Wolle durch einfaches Einlegen oder Einhängen in die
Farbekufe hervorgerufenen Uebelstände der Verfilzung der einzelnen Fasern, der
Verschlingung und ungleichmäſsigen Färbung zu umgehen, will Eugen Rümmelin in Erstein (* D. R. P. Nr. 27149 vom 23. September 1883)
diese Stoffe in einem gespannten und die allseitige Einwirkung der Flüssigkeit
fördernden Zustande den betreffenden Behandlungen aussetzen. Zu diesem Zwecke werden
die Bänder oder Gespinnste mit Spannung auf einfache Rahmen H oder Haspel L (vgl. Textfigur 1) oder mehrfachen Haspel D, wie in Fig. 2
skizzirt, gewickelt und die bewickelten Rahmen oder Haspel in die Farbkufe K gestellt, wobei die Haspel ebenso wohl stehend wie
bei M (Fig. 1), oder
liegend, wie bei L, angeordnet werden können.
Fig. 2., Bd. 253, S. 129
Durch ein von Zeit zu Zeit erfolgendes leichtes Drehen der
bewickelten Haspel in der Farbkufe werden alle Theile der zu färbenden Stoffe in alle
Schichten der Flüssigkeit gebracht und somit eine gleiche Durchfärbung erzielt.
Dieses Verfahren, welches dieselben Ziele wie das Obermaier sehe Verfahren zu erreichen sucht, scheint vor Allem zum Färben
von Kammzug berechnet zu sein und dürfte sich zu diesem
Zwecke an Stelle der bisherigen Behandlung, da die Einrichtungen dazu leicht zu
treffen sind, empfehlen.