Titel: | H. A. Hülsenberg's Hubbegrenzung und Kraftausgleichung für direkt wirkende Dampfmaschinen. |
Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, S. 142 |
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H. A. Hülsenberg's Hubbegrenzung und Kraftausgleichung
für direkt wirkende Dampfmaschinen.
Mit Abbildungen auf Tafel 11.
Hülsenberg's Hubbegrenzung für Dampfmaschinen.
Um bei direkt wirkenden Dampfmaschinen ohne Schwungrad, z.B. für Pumpen, eine sichere Begrenzung des Hubes zu erzielen,
kuppelt H. A. Hülsenberg in Freiberg i. S. (* D. R. P.
Kl. 47 Nr. 25970 vom 14. August 1883) die Kolbenstange mit einem Hebel b (Fig. 18
Taf. 11), dessen Ausschlag dadurch begrenzt wird, daſs er mittels der Schubstange
f an die Kurbel w an
gelenkt ist. Um letztere indeſs über die todten Punkte wegzubringen, werden entweder
Spiralfedern benutzt, welche bei Annäherung an den Todtpunkt gespannt werden und
dann die Kurbel mittels einer unter entsprechendem Winkel gegen f angreifenden Schubstange weiter bewegen, oder aber es
wird die in der Fig. 17 und
18 angegebene Einrichtung angewendet. Auf derselben Achse mit w ist eine zweite Kurbel mit etwa 25 bis 45° Nacheilung
angebracht, durch welche unter Vermittelung der Pleuelstange m und der Kolbenstange n der im Cylinder o verschiebbare Kolben Bewegung erhält. Wenn letzterer
in der Mitte steht, so tritt der durch das Rohr s
herzugeleitete Dampf durch die beiden Wege q und r über und unter den Kolben, welcher demnach von beiden
Seiten denselben Druck empfängt. Wird aber der Kolben aus dieser Mittelstellung
heraus, z.B. nach oben hin, bewegt, so wird der über demselben abgesperrte Dampf
zusammengepreſst und kann die Kurbel w über den todten
Punkt wegbringen, da bei
dieser Stellung die hintere, durch den Kolben beeinfluſste Kurbel ihre Todtpunktlage
schon überschritten hat. Wird die in Fig. 17
verdeutlichte Anordnung des Hilfscylinders o
angewendet, so tritt zugleich mit der Verdichtung des Dampfes auf einer Seite des
Kolbens eine Verdünnung desselben auf der anderen Seite ein, welche verstärkend
wirkt. Selbstverständlich kann bei beiden Anordnungen kein Dampfverbrauch
stattfinden und kann an Stelle des Dampfes auch Preſsluft, ja bei genügender Gröſse
des Cylinders o Luft von atmosphärischer Spannung
verwendet werden.
Um bei Expansionsmaschinen (Dampf-, Luft- oder Gasmaschinen) ohne Schwungrad eine
gewisse Ausgleichung der während der ersten und zweiten
Hälfte des Kolbenweges geleisteten Arbeiten zu bewirken, benutzt Hülsenberg (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 26098 vom 14. August
1883) eine entsprechend starke Spiralfeder, welche während der ersten Hälfte des
Kolbenweges angespannt wird und die überschüssig entwickelte Arbeit in sich
aufnimmt, um sie während der zweiten Hälfte des Hubes an den Kolben zurückzugeben.
Die prinzipielle Anordnung eines solchen Kraftausgleichers ist aus Fig. 16
Taf. 11 zu ersehen. Auch hier ist die Kolbenstange a an
einen Hebel d gekuppelt, mit welchen eine Stange e durch ein Gelenk verbunden ist. Diese Stange
verschiebt sich in der am Maschinengestelle drehbar gelagerten Büchse f, wobei eine Spiralfeder dieselbe stets nach auſsen
drückt und so den Hebel d aus seiner Mittelstellung xy nach links oder rechts hinüber zu bewegen
sucht. Wenn daher die Kolbenstange a und der Hebel d aus der in der Fig. 16
gezeichneten Lage nach rechts hinüber gehen, so wird die Feder gespannt, bis der
Hebel d die Mittellage xy überschritten hat, wo dann bei der Weiterbewegung die Feder sich
ausdehnt und die Expansionsarbeit auf den Kolben unterstützt. Selbstverständlich
kann anstatt der Spiralfeder jeder andere federnde Körper benutzt werden, so z.B.
eine in einem Cylinder eingeschlossene Luftmenge, welche Anordnung für gröſsere
Kräfte der vorstehend beschriebenen vorzuziehen sein dürfte. Ebenso kann der Druck
des treibenden Dampfes oder der gepreſsten Luft auf einen Kolben den Druck der Feder
ersetzen.Dieser Gedanke ist in ganz ähnlicher Weise bei Maschinen mit Drehbewegung
schon von Macgeorge und Rigg (vgl. 1870 195 * 490) zur
Ueberwindung des Todtpunktes und zur Kraftausgleichung zur Ausführung
gebracht worden.
In der erwähnten Patentschrift sind verschiedene derartige Anordnungen mitgetheilt,
welche jedoch im Prinzipe stets auf die erklärte Einrichtung; zurückkommen.