Titel: | Ueber Bildung und Verarbeitung von Schlacken. |
Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, S. 163 |
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Ueber Bildung und Verarbeitung von Schlacken.
Ueber Bildung und Verarbeitung von Schlacken.
Zur Kennzeichnung des Charakters der schottischen
Hochofenschlacken gibt M. Weber in der Berg- und Hüttenmännischen Zeitung, 1883 S. 565
folgende Analysen:
Körnig
Glasig
Altes System
Kieselsäure
57,95
52,71
43,24
Thonerde
21,96
21,44
29,93
Kalk
16,24
19,13
25,18
Magnesia
0,43
3,70
0,88
Calcium
1,67
1,12
–
Schwefel
1,33
0,90
–
Manganoxydul
0,37
0,64
–
Eisenoxydul
0,05
0,36
–
––––––
––––––
–––––––
100,00
100,00
99,23.
G. Hilgenstock besprach auf der Generalversammlung des
Vereins deutscher Eisenhüttenleute vom 9. December
1883 (vgl. Stahl und Eisen, 1884 S. 2) das Verhalten des Phosphors im Hochofen, namentlich ob, wie
dies meist behauptet wird, sämmtliche in den Hochofen gebrachte Phosphorsäure sich
als Phosphor im Roheisen wiederfindet, oder ob nicht vielmehr ein Theil derselben in
die Schlacke geht bezieh. mit den Gichtgasen entweicht.
Zur Prüfung der Gichtgase auf flüchtige Phosphorverbindungen
wurden wiederholt 150 bis 1000l Gase durch ein
Asbestfilter gesaugt, um den Staub zurückzuhalten, dann durch rauchende
Salpetersäure gesaugt oder mit Luft verbrannt, ohne daſs es gelang, Phosphorsäure
aufzufinden. Es werden somit im Hochofen keine nachweisbaren Mengen Phosphor
verflüchtigt. Wo man nach der Berechnung einen Abgang an Phosphor vermuthen sollte,
liegt ein Fehler in
dieser vor, wobei zu berücksichtigen ist, wie schwierig es ist, eine dem
Roheisen-Abstiche genau entsprechende Durchschnittsprobe der Schlacke zu gewinnen.
So wurde wiederholt das Eisen aus der Schmelzung einer eigens untersuchten
Beschickung auf Phosphor geprüft:
I
II
III
IV
In der Beschickung auf 100 Eisen
3,235
3,235
3,25
3,25
Ab Phosphor in der Schlacke
0,24
0,07
0,33
0,225
–––––
–––––
––––
–––––
Bleibt
2,995
3,165
2,92
3,025
Gefunden
2,76
2,74
3,18
3,41
Die Phosphorsäure kommt bekanntlich vorwiegend als Eisen- oder
Calciumphosphat in den Hochofen und, da hier die Gegenwart von Eisen selbst die
Reduction der erdbasischen Phosphate mittels Kohle herbeiführt, so ist anzunehmen,
daß sämmtliche reducirte Phosphorsäure nur deshalb
reducirt wird, weil der Phosphor ein so großes Vereinigungsbestreben zum Eisen
besitzt, daß also sämmtliche reducirte Phosphorsäure Phosphoreisen bildet und
keine Phosphorsäure reducirt wird, welche freien Phosphor bilden
könnte.
Nun hat Finkener (1883 249 264) zwar gezeigt, daſs 3 basisch phosphorsaures
Eisenoxydul in einem Strome von Wasserstoffgas erst bei heller Rothglut Wasserdampf,
bei Weiſsglut auch Phosphorwasserstoff und Phosphor entwickelt, und man könnte
meinen, daſs der mit dem Winde in den Hochofen tretende Wasserdampf, in Kohlenoxyd
und Wasserstoff zerlegt, hier eine ähnliche Reaction bewirken könnte. Indessen ist
zunächst dagegen zu halten, daſs dieser so sehr verdünnte Wasserstoff schwerlich
dieselbe Wirkung auf verhältniſsmäſsig nur spärlich vorhandenes (3 basisches)
phosphorsaures Eisenoxydul haben kann. Es spricht aber gegen die Verflüchtigung von Phosphor überhaupt die Thatsache, daſs
Phosphor mit Kohlensäure schon in Rothglut zu Phosphorsäure verbrennt.
Beim Erblasen von hoch Phosphor haltigem Roheisen wurden folgende
Resultate gewonnen:
Roheisen
Schlacke
Nr.
Silicium
Phosphor
Mangan
Kohlenstoff
Phosphor
1
Spur
5,96
0,92
0,88
2,57
2
Spur
7,20
0,36
1,11
2,39
3
0,02
6,24
0,51
0,95
1,74
4
0,06
6,07
0,75
1,19
1,22
567
0,090,280,28
4,573,613,79
1,981,691,13
0,901,191,12
0,380,180,19
Uebergang zu wenigerPhosphor haltiger
Be-schickung.
Diese sowie 23 weitere Analysen zeigen, daſs bei
zunehmendem Phosphorgehalte der Beschickung der der Schlacke zunimmt, und zwar
enthält diese den Phosphor als nicht reducirte Phosphorsäure. Dem entsprechend gibt
die Lösung der Schlacke in Brom und Salzsäure oder in rauchender Salpetersäure stets
dieselben Phosphormengen als Salzsäure allein. Sind gelegentlich von anderer Seite
anscheinend widersprechende Resultate gefunden, so dürften diese auf Phosphor
haltige Eisentheilchen zurückzuführen sein. Die
Phosphorsäure bleibt auch um so mehr in der Schlacke, je weniger
Reductionsmittel vorhanden bezieh. je niedriger die Temperatur ist. Diese
Thatsache, die wohl Jedem von einem kleinen Rohgange her bekannt ist, bildete
bekanntlich die Grundlage der Rennarbeit der Alten. Die obigen Schlackenanalysen
beziehen sich aber auf einen durchaus normalen warmen Ofengang. Anscheinend kann
auch die als Eisenphosphat in den Hochofen gebrachte Phosphorsäure in Berührung mit
Kalk schon in Rothglut Calciumphosphat bilden, dessen Reduction durch Kohlenstoff
nur bei Berührung mit metallischem Eisen in hoher Temperatur gelingt, in welchen die
Calciumphosphate bereits verschlackt sind.
Wenn man obige Analysen über Phosphoreisen von sieben hinter
einander folgenden Abstichen beachtet, so muſs, da das Eisen mit einem
verhältniſsmäſsig hohen Kokeszusatz erblasen wurde, der geringe Gehalt an Silicium
und Kohlenstoff auffallen. Fernere Analysen von 23 hinter einander liegenden
Abstichen von Phosphoreisen bewegen sich zwischen den Grenzen:
3,26 Proc. Phosphor
1,03 Proc. Silicium
2,01 Proc. Kohlenstoff
12,12
0,02
0,87
so daſs unter sonst gleichen Verhältnissen im Hochofen
bei zunehmendem Phosphorgehalte der Silicium- und Kohlenstoffgehalt im Roheisen
abnimmt. Kohlenoxyd ist eben in hoher Temperatur eine beständigere Verbindung als
Kieselsäure und Phosphorsäure und Kieselsäure ist beständiger als Phosphorsäure.
Daſs Silicium den Kohlenstoff im Roheisen verdrängt, ist zwar
längst bekannt, aber besonders beachtet, seit man Ferrosilicium erbläst, welches nur
bei den höchsten Temperaturen im Hochofen zu erzielen ist, in denen auch der
Kohlenstoff des gekohlten Eisens in Berührung mit der Schlacke Kieselsäure aus
derselben zu Silicium reducirt unter Bildung von Kohlenoxyd. Das Verdrängen des
Kohlenstoffes im Eisen braucht aber keineswegs nach den Atomgewichten beider Stoffe
stattzufinden, sondern auch nach den Formeln SiO2 +
2C = Si + 2CO und PO5 + 5C = 5CO + P bezieh. 5Si +
2PO5 = 2P + 5SiO2. Es ist eben nicht der Phosphor als solcher,
welcher das Silicium und den Kohlenstoff im Roheisen verdrängt, sondern die
Phosphorsäure, auf deren Kosten Silicium und
Kohlenstoff sich oxydiren und deshalb müssen wir auch nicht meinen, daſs z.B. neben
12,12 Proc. Phosphor im Roheisen nicht mehr als 0,87 Proc. Kohlenstoff oder nur
Spuren Silicium vorhanden sind bezieh. gelöst sein können. Halten wir den Sauerstoff
der Phosphorsäure fern, d.h. bringen wir hoch phosphorirtes Roheisen zusammen mit
hoch silicirtem oder hoch gekohltem Eisen, so werden wir finden, daſs in dem einen
Falle ein hoher Siliciumgehalt und in dem anderen ein hoher Kohlenstoffgehalt in
friedlichster Weise neben einem hohen Phosphorgehalte bestehen kann bezieh. gelöst
bleibt und die ganzen Mengen der drei Stoffe in den Legirungen sich
wiederfinden.
Etwa 15,5 procentiges Phosphoreisen mit gleichem Gewichte etwa
9procentigem Ferrosilicium ergab z.B. eine Legirung mit 7,73 Proc. Phosphor, 1,43
Proc. Kohlenstoff, 4,34 Proc. Silicium. Gleiche Theile Phosphoreisen und Ferromangan
mit 5,7 Kohlenstoff ergaben eine Legirung mit 9,71 Proc. Phosphor und 2,85 Proc.
Kohlenstoff. Es ist bei dieser Probe freilich zu beachten, daſs es das Mangan ist,
welches den hohen Kohlenstoffgehalt in der Legirung ermöglicht hat; immerhin ist sie
ein Beleg dafür, daſs ein hoher Phosphorgehalt neben einem höheren
Kohlenstoffgehalte im Roheisen gelöst sein kann. Demnach beschränken sich Phosphor,
Silicium und Kohlenstoff in ihrer Löslichkeit bezieh. Legirungsfähigkeit in hoher
Temperatur nicht so, auch Silicium und Kohlenstoff wenigstens nicht in dem Maſse,
wie man bisher wohl glaubte.
Das Steigen und Fallen der Manganlinie in den mitgetheilten
Analysen läſst auf eine höhere oder niedrigere Ofentemperatur schlieſsen; mit ihr
steigt und fällt der Kohlenstoffgehalt im Eisen und umgekehrt der Phosphorgehalt der
Schlacke. Daraus folgt, daſs bei gesteigerter Temperatur auch im Hochofen ein
höherer Phosphorgehalt neben einem beträchtlichen Siliciumgehalte erzielt werden
kann.
Hoch Phosphor haltiges Eisen mit nur 0,8 Kohlenstoff und ohne
Silicium ist aufs erordentlich dünnflüssig. Die Legirungsfähigkeit des Phosphors mit
dem Eisen scheint fast unbegrenzt zu sein wie beim Mangan. Eine Probe enthielt 25,65
Proc. Phosphor. Der steigende Phosphorgehalt macht das Eisen mehr und mehr mürber,
den Bruch krystallinisch, ähnlich dem des Ferromangans, schöne Nadeln zeigend.
Bemerkenswerth ist auch, daſs mit steigendem Phosphorgehalt das Eisen mehr und mehr
aufhört, magnetisch zu sein. Bei 9,6 Proc. Phosphor war noch keine merkliche Abnahme
der magnetischen Eigenschaften zu erkennen; Eisen mit 16 Proc. Phosphor wurde von
einem kräftigen Magnete nur noch schwach und ein solches mit 25,6 Proc. fast gar
nicht mehr angezogen.
In der Analyse macht das hoch Phosphor haltige Eisen
auſserordentliche Schwierigkeiten; es löst sich nur äuſserst langsam in mäſsig
verdünnter Salpetersäure, ohne einen merklichen Rückstand zu hinterlassen, ebenso in
verdünnter Salzsäure. Trotz mannigfacher Versuche aber wollte es nicht gelingen,
behufs Bestimmung des Kohlenstoffes solches Eisen in Kupferchlorid-Chlorammon oder
durch Behandlung mit Jod unter Wasser bei 0° zu lösen; es muſste vielmehr
zunächstzuächst aus Eisen durch Glühen im Chlorstrome verflüchtigt und der Kohlenstoff
dann durch Verbrennen im Sauerstoffstrome bestimmt werden u.s.w. Die
Hochofenschlacke enthält bei hoch Phosphor haltiger Beschickung um so weniger
Phosphorsäure, je mehr Kieselsäure vorhanden ist.
Die Thatsache, daſs die in den Hochofen gebrachte Phosphorsäure
wesentlich nur durch den Kohlenstoff reducirt wird, ist der Ausgangspunkt gewesen
für jene zahlreichen Versuche, welche nicht nur dahin streben, den Phosphor vom
Eisen fern zu halten, sondern auch den doch im Laufe der Jahre recht gut ausgebauten
Umweg der Roheisendarstellung zu vermeiden. Man nahm und nimmt Reductionsmittel in
Anspruch, die vermeintlich Phosphorsäure nicht reduciren: Wasserstoff und
Kohlenoxyd. Es hat ja in der That etwas Verlockendes, durch geeignete ReductionsmittelReductionsmitttel Eisenoxyde bis zu dem Punkte zu reduciren, daſs sie beim Einschmelzen
Fluſseisen oder Stahl ergeben würden. Es sei dahin gestellt, ob die praktische
Durchführung mit unserer Fabrikationsmethode in ihrer heutigen Ausbildung auch nur
concurrenzfähig gestaltet werden kann, insonderheit nach Einführung des
Thomasprozesses.
Von den Reductionsmitteln wird reines
Wasserstoffgas wohl schwerlich in Betracht kommen können. Wassergas, d. i.
Wasserstoff und Kohlenoxyd oder auch Kohlenoxyd allein, würde vielleicht die
Möglichkeit gewähren, in vorgedachter Weise in Anwendung zu kommen – bei reinen, von
Phosphor freien Erzen. Wie schon erwähnt, wird 3basisches phosphorsaures Eisenoxydul
durch Wasserstoff schon bei heller Rothglut reducirt und diese Temperatur müssen wir
zur vollständigen Reduction der Erze doch wohl als nöthig voraussetzen. Mit
Wasserstoff reducirte, Phosphor haltige Erze würden also kein von Phosphor freies
Eisen geben, auch wenn das Gas in reinem Zustande
angewendet werden könnte.
Kohlenoxyd nun reducirt 3basisch phosphorsaures Eisenoxydul selbst
bei Weiſsglut nicht. Wohl aber, wie Finkener ebenfalls gezeigt hat, wird diese Verbindung
bei Gegenwart von erheblichen Mengen Eisenoxyd reducirt. Daher können Phosphor
haltige Erze auch durch Kohlenoxyd nicht reducirt werden zu Phosphor freiem Eisen;
denn die Reduction von Eisenoxyden durch Kohlenoxyd ist stets mit einer Ablagerung
mehr oder minder beträchtlicher Mengen Kohlenstoff verbunden bezieh. mit einer
Kohlung des Eisens und dieser Kohlenstoff reducirt die Phosphorsäure.
Die Bestrebungen, welche dahin gehen, auf dem angedeuteten Wege die direkte Eisen-
und Stahlerzeugung zu ermöglichen, sind also verlorene Mühe und wir haben mindestens
alle Veranlassung, die gerühmtesten Verfahren dieser Art mit aller Vorsicht zu
prüfen.
A. Ledebur (Stahl und Eisen, 1884 S. 249) betrachtet
flüssige Schlacke als Lösungen verschiedener
Sauerstoffverbindungen in einander, deren Bestandtheile beim Erstarren sich
gemäſs den beeinflussenden Abkühlungsverhältnissen verschieden gruppiren können.
Eine in eine kleine Eisenform ausgegossene Martinschlacke zeigte z.B. an den rascher erkalteten Stellen glasige
Beschaffenheit bei olivengrüner Farbe (I), die langsamer erkaltete war
undurchsichtig, schwarz (II); die Analyse ergab:
I
II
Kieselsäure
48,03
48,10
Thonerde
1,60
1,85
Eisenoxydul
16,23
16,66
Manganoxydul
31,53
31,67
Kalk
–
1,08
Die Unterschiede in der chemischen Zusammensetzung sind offenbar
nicht groſs genug, um mit Sicherheit auf eine stattgehabte wirkliche Saigerung
schlieſsen zu lassen.
Die Schlacke eines Holzkohlen-Hochofens, welche auſsen rasch, innen allmählich erkaltet war,
zeigte äuſserlich glasige Beschaffenheit und lichtgrüne Farbe (I), während der Kern
körnig-krystallinisches Gefüge besaſs und schön ultramarinblau gefärbt war (II).
Selbst im gepulverten Zustande behielt der Kern eine deutlich blaue Färbung bei. Die
Analyse lieferte folgende Ergebnisse:
I
II
Kieselsäure
43,43
43,33
Thonerde
17,80
17,28
Eisenoxydul
1,05
4,64
Manganoxydul
2,09
2,41
Kalk
33,30
31,57
Magnesia
–
Spur
Schwefel
–
–
Alkalien u. Verlust
2,33
0,77
Ein ziemlich deutlicher, durch zweimalige Untersuchung bestätigter
Unterschied zeigt sich hier betreffs des Eisengehaltes, welcher in dem langsamer
erkalteten Theile 4mal so hoch ist als in dem rascher erkalteten, während letzterer
sich entsprechend reicher an Kalk und Alkalien erwies. Immerhin ist der Unterschied
in der gesammten Zusammensetzung der beiden Theile auch hier kaum bedeutend genug,
um allein die erheblichen Abweichungen in den physikalischen Eigenschaften derselben
zu erklären.
Erwähnenswerth dürfte es sein, daſs bei beiden untersuchten
Schlacken der rasch erkaltete Theil durch Salzsäure fast vollständig und in kurzer
Zeit zersetzt wurde, während der langsamer erkaltete sich auch bei längerer
Einwirkung der Säure als auſserordentlich widerstandsfähig erwies. Nicht nur die
physikalischen Eigenschaften waren also verschieden, sondern auch das chemische
Verhalten war ein anderes, je nachdem die Schlacke langsamer oder rascher
erkaltete.
Die chemische Zusammensetzung der Schlacken bei einem
bestimmten metallurgischen Prozesse wird durch verschiedene Umstände beeinfluſst. Je
reicher z.B. beim Hochofenprozesse das erfolgende Roheisen an Kohlenstoff, Silicium
und Mangan und je höher die Temperatur im Hochofen ist, desto ärmer an Eisen fallt
die Schlacke aus und jede Aenderung in der Beschaffenheit des einen Erzeugnisses
bedingt auch sofort eine Aenderung des anderen.
Mangan, um im reinen Zustande durch Kohlenstoff aus
seiner Verbindung mit Sauerstoff reducirt zu werden, erfordert eine Temperatur,
welche schon die Verdampfungstemperatur des Mangans übersteigt oder doch jedenfalls
erreicht. Die starke Neigung des Mangans aber, sich mit Eisen, Kohlenstoff, Silicium
zu legiren, erklärt es, daſs solche Manganlegirungen schon in um so niedrigerer
Temperatur dargestellt werden können, je geringer ihr Mangangehalt ist. Andererseits
besitzt das Manganoxydul eine starke Verwandtschaft – ein Legirungsbestreben – zur
Kieselsäure; aus diesem Grunde wird die Reduction des Mangans ebenfalls erleichtert,
wenn die Schlacke arm ist an Kieselsäure, reich an kräftigen Basen. Die
Schmelztemperatur einer solchen basischen Schlacke aber liegt erheblich höher, wenn
ihr Basengehalt lediglich aus Erden besteht, als wenn neben denselben gröſsere
Mengen Manganoxydul zugegen sind. Je niedriger die Temperatur im Ofen ist, desto
reicher wird die Schlacke an Mangan und desto niedriger der Mangangehalt der
erfolgenden Legirung; hoch Mangan haltiges Spiegeleisen und die Eisenmangane lassen
sich deshalb nur mit heiſsem Winde und Anwendung von Kokes als Brennstoff erzeugen.
Wird aber durch hochgetriebene Temperatur und Anwendung reicher Brennstoffmengen mehr als
ein bestimmtes Maſs des gesammten Mangangehaltes der Beschickung reducirt, also eine
an Mangan arme Schlacke erzeugt, so wird aus derselben auch Silicium reducirt. Es
erfolgt graues Roheisen, wenn der Mangangehalt desselben nicht bedeutend genug ist,
die unter dem Einflüsse des aufgenommenen Siliciums stattfindende Graphitbildung zu
hindern, oder eine Silicium-Eisen-Manganlegirung bei höherem Mangangehalte.
Bei Herstellung von schmiedbarem Eisen aus Erzen muſs
die Schlacke reicher an Eisen sein als bei der Roheisendarstellung. Eine annähernd
vollständige Reduction des Eisens würde, so lange man als Reductionsmittel
Kohlenstoff oder Kohlenstoffverbindungen benutzt, nur unter Einflüssen möglich sein,
welche zugleich eine Höherkohlung des Eisens, also die Entstehung von Roheisen
verursachten; eben das in der Schlacke befindliche Eisenoxydul macht diese
Höherkohlung unmöglich, da es als Oxydationsmittel auf den Kohlenstoff' wirkt. Je
niedriger die Temperatur ist und je ärmer an Kohlenstoff das Eisen werden soll,
desto reicher an Eisen wird die Schlacke sein. Auch die Zusammensetzung des
verwendeten Erzes spricht hierbei mit. Je mehr Schlacken bildende Bestandtheile
neben Eisen dasselbe enthält, je reichlicher also die Gesammtmenge der erfolgenden
Schlacke ist, desto stärker wird das unreducirt gebliebene Eisen durch jene
Schlackenbildner verdünnt, desto niedriger erscheint in der Schlacke sein
Procentgehalt, auch wenn das Verhältniſs des reducirten Eisens zum unreducirt
gebliebenen nicht günstiger ist als in anderen Fällen. Insbesondere liefern an
Mangan reichere Erze aus diesem Grunde an Eisen ärmere Schlacken und umgekehrt.
Unter Berücksichtigung dieser Einflüsse läſst sich eine ziemlich groſse
Uebereinstimmung in der Zusammensetzung derartiger Schlacken nicht verkennen, auch
wenn sie bei ganz abweichenden Arbeitsmethoden gewonnen sind.
Die Zusammensetzung der Schlacken bei den verschiedenen Frischprozessen und der Verlauf des Prozesses selbst hat nach Ledebur mit einer etwaigen Neigung der Stoffe, Silicate
nach bestimmten chemischen Formeln zu bilden, nichts zu schaffen. In Betracht kommt
hier lediglich die Temperatur, die Zusammensetzung des Eisens zu der Zeit, wo die
Schlackenprobe genommen wurde, und die Beschaffenheit der Schlacken bildenden
Bestandtheile, zu denen hier neben den aus dem Roheisen austretenden Stoffen und den
etwa gegebenen Zuschlägen auch das Ofenflitter einen nicht unerheblichen Theil zu
liefern pflegt. Auf dieses Ofenfutter wirkt die schon gebildete Schlacke um so
kräftiger lösend ein, je höher die Temperatur ist. Verschiedene Stoffe haben ein
verschieden starkes Bestreben, andere durch Auflösung zu verschlacken. Eine
Schlacke, welche neben Eisenoxydul auch gröſsere Mengen Manganoxydul enthält, wird
z.B. auf ein an Kieselsäure reiches Futter stärker auflösend einwirken als eine
solche, welche bei gleichem Gehalte an Kieselsäure nur wenig oder gar kein Mangan enthält u.s.f.
Wenn nun anderseits eine hohe Temperatur, indem sie die Verwandtschaft des
Kohlenstoffes zum Sauerstoffe steigert, die Entstehung an Eisen armer
Frischschlacken in solchen Fällen begünstigt, wo denselben nicht Gelegenheit gegeben
ist, neue Mengen Eisenoxydul oder Eisenoxyd aus dem Ofenfutter aufzunehmen, so kann
doch in Oefen mit an Eisenoxyd reichem Futter der entgegengesetzte Erfolg bemerkbar
werden, indem hier gröſsere Mengen des Futters gelöst werden. Wenn nun ein
Mangangehalt des zu verfrischenden Roheisens in Oefen mit Kieselsäurefutter die
Entstehung an Kieselsäure reicher Schlacken befördert, so zeigt sich in Oefen mit
basischem Futter der entgegengesetzte Erfolg: die Schlackenmenge wird durch das
hinzutretende Manganoxydul vermehrt, ohne daſs die Menge der anwesenden Kieselsäure
zunehmen kann; der Procentgehalt der letzteren in der Schlacke fallt also geringer
aus.
Beim Puddelprozesse ist der Ofen mit an Eisenoxyd
reichen Stoffen ausgefüttert; in den meisten Fällen werden noch Zusätze von
Hammerschlag u. dgl. gegeben. Kieselsäure aber kann der Schlacke nur aus dem
Siliciumgehalte des Roheisens zugeführt werden; es ist natürlich, daſs hier eine
stark basische, an Eisen reiche Schlacke entsteht und der eigentliche Zweck bei der
Anwendung des aus Eisenoxyden bestehenden Ofenfutters ist ja, die Bildung einer
solchen an Eisen reichen Schlacke zu ermöglichen. Ziemlich regelmäſsig läſst sich
daher beobachten, daſs der Eisengehalt der Puddelschlacken in dem ersten Abschnitte
des Prozesses sinkt, da einestheils durch die Verschlackung von Silicium und Mangan
aus dem Roheisen die gesammte Schlackenmenge sich vermehrt, auſserdem aber auch
jedenfalls Eisen durch jene Körper aus der Schlacke reducirt wird. Bis gegen Ende
des Prozesses pflegt alsdann der Eisengehalt der Schlacke annähernd beständig zu
bleiben und erst zuletzt, nachdem die gröſste Menge des Kohlenstoffes aus dem Eisen
verschwunden ist, wird die Schlacke wieder an Eisen reicher. Bekanntlich enthält
alle Puddelschlacke neben dem Eisenoxydule auch Eisenoxyd und mit Recht schreibt man
gerade dem letzteren eine besonders kräftige Oxydationswirkung auf den Silicium-,
Mangan- und Kohlenstoffgehalt des Eisens zu.
Beim Bessemerprozesse ist in Folge der höheren
Temperatur die Verwandtschaft des Kohlenstoffes zum Sauerstoffe bedeutend
gesteigert. So lange also noch Kohlenstoff im Eisen anwesend ist, muſs in jedem
Falle der Eisengehalt der Schlacke bedeutend niedriger ausfallen als im Puddelofen;
auch wenn der Kohlenstoffgehalt abnimmt, kann die Schlacke niemals so reich an Eisen
als dort werden, da das verschlackte Eisen stets Gelegenheit findet, aus dem
Ofenfutter fremde Stoffe aufzulösen. Je höher die Temperatur und je reicher der
Mangangehalt des verarbeiteten Roheisens ist, desto ärmer an Eisen muſs die Schlacke
werden. Die höhere Temperatur verstärkt nicht allein die Einwirkung des im Eisen anwesenden Kohlenstoffes
auf den Eisenoxydulgehalt der Schlacke, sondern befördert auch die reichlichere
Auflösung der von Eisen freien Bestandtheile des Birnenfutters, trägt also zur
Vermehrung der Schlackenmenge bei, ohne daſs die Menge des verschlackten Eisens
vermehrt wird. Aehnlich wie die hohe Temperatur aber wirkt ein Mangangehalt: durch
das entstehende Manganoxydul wird die Schlacken menge vermehrt und die Fähigkeit der
Schlacke, das Birnenfutter anzugreifen, erhöht. Besonders deutlich tritt diese
Eigenschaft der an Mangan reichen Schlacken in den Birnen mit saurem Futter zu Tage.
Nimmt während der Arbeit die Temperatur zu, so steigt bei dem sauren Prozesse, so
lange noch gröſsere Mengen Kohlenstoff in dem Eisenbade enthalten sind, der
Kieselsäuregehalt und der Eisengehalt verringert sich; wird aber das Blasen noch
fortgesetzt, nachdem der gröſste Theil des Kohlenstoffes entfernt war, so vermag der
in geringer Menge zurückbleibende Kohlenstoff nicht mehr, die stärkere Oxydation des
Eisens zu hindern, und die Schlacke wird reicher an Eisen. Ruft andererseits die
Verbrennunggewisser Stoffe bei Beendigung des Prozesses – insbesondere des Phosphors
beim Thomasprozesse – eine heiſse Endperiode und zugleich eine Vermehrung der
Schlackenmenge hervor, so wirkt dieser Vorgang einer Vermehrung des procentualen
Eisengehaltes entgegen, auch wenn nur noch sehr wenig Kohlenstoff im Bade
zurückgeblieben sein sollte.
Beim Martinprozesse ist die Temperatur ebenfalls hoch
und das Herdfutter ist reich an Kieselsäure, so daſs die Schlacken bedeutend mehr
Kieselsäure und weniger Eisen enthalten müssen als bei den älteren Frischprozessen
für Schweiſseisendarstellung. Im Groſsen und Ganzen wird der Kieselsäuregehalt der
Martinschlacken sich innerhalb derselben Grenzen bewegen wie derjenige der
Bessemerschlacken und ebenfalls um so höher sein, je höher die Temperatur des Ofens
war und je mehr Mangan die Schlacke aufzunehmen Gelegenheit fand. Da aber im
Martinofen der Mangangehalt des gröſstentheils aus schmiedbarem Eisen bestehenden
Einsatzes erheblich niedriger zu sein pflegt als in der Bessemerbirne, welche
ausschlieſslich Roheisen verarbeitet, so erklärt es sich, daſs auch das Verhältniſs
zwischen dem Mangan- und Eisengehalte der Schlacken gemeiniglich niedriger ist als
dort, wo der Mangangehalt fast immer den Eisengehalt überwiegt. Der Verlauf des
Martinprozesses auf dem Schienenwalzwerke zu Graz (vgl. auch 1883 250 * 213) ergibt sich aus den in der Tabelle S. 171
zusammengefaſsten Analysen.
Im Anfange des Prozesses pflegt die Temperatur in dem Martinofen
verhältniſsmäſsig niedrig zu sein. Die nach Beendigung des vorausgehenden Abstiches
stattfindenden Arbeiten im Herde sowie der Wärmeverbrauch zum Schmelzen des ersten
Einsatzes bringen eine Akühlung mit sich. Aus den Schlacken gebenden Bestandtheilen
des Roheisens wie den Bestandtheilen des Herdfutters entsteht also eine Schlacke,
deren Zusammensetzung dieser Temperatur entspricht, deren Kieselsäuregehalt
insbesondere nicht sehr hoch ist.
So lange das Einsetzen noch nicht beendet ist, wird immer wieder
durch das Schmelzen des eingesetzten Eisens dem Ofen Wärme entzogen und in der
Einsatz
Eisen
Schlacke
C
Mn
Si
SiO2
Al2O3
MnO
FeO
CaO
MgO
I
6 Uhr 40. 1. Einsatz, best, aus: 2100k Vordernberger Roh- eisen
(weiſs), 1500 Löllinger
Roheisen (grau), 1000 Stahlenden.Probe nach dem
Einschmelzen9 Uhr 10. 2. Einsatz, best, aus: 500k Radreifen, 500
Drehspänen, 2000 altem Kesselblech, 1000
Altschienen.Probe nach dem Schmelzen des 2. Einsatzes11
Uhr 20. 3. Eins., bestehend aus 3900k Altschienen.Probe12 Uhr 20. Probe1 Uhr 40.
Probe1 Uhr 45. Zusatz von 120k Silicium-Eisenmangan.Durchschnittsprobe d.
fertigen Eisens
1,130,690,270,200,120,31
0,140,110,130,120,080,45
0,01––––0,01
42,5642,9448,0347,8748,9049,63
1,461,531,762,342,01–
28,3922,2318,4819,5319,3720,89
27,4731,4730,1529,9928,8825,42
Sp.–0,78–––
––––––
II
6 Uhr 15. 1. Einsatz, best, aus: 2100k Vordernberger Roh- eisen
(weiſs), 1300 Löllinger (grau), 1200
Stahlenden, 1000 Radreifen.Probe nach dem Einschmelzen9
Uhr. 2. Einsatz, best, aus: 1500k
Radreifen, 500 Späne, 1900 Altschienen.Probe nach dem
Schmelzen des 2. Einsatzes12 Uhr 50. 3. Eins.,
bestehend aus 3000k
Altschienen.Probe2 Uhr. ProbeZusatz von 100k Rotheisenerz; alsdann4 Uhr
35. Probe4 Uhr 45. Zusatz von 120k Silicium-Eisenmangan.Durchschnittsprobe d. fertigen Eisens
1,461,100,620,520,190,37
0,240,160,150,140,110,40
0,01––––0,02
42,1349,5650,0651,4757,4359,07
1,571,961,841,542,661,85
35,1932,2528,9229,3918,2919,99
20,3714,4418,1417,0617,2814,68
0,70––0,533,013,18
––––0,600,41
Zusammensetzung der Schlacke zeigt sich nur in so fern
eine Aenderung, als mit der fortschreitenden Entkohlung des Metalles auch eine
Verschlackung des Eisens Hand in Hand geht und demnach das Verhältniſs des
Eisengehaltes der Schlacke zum Mangangehalte gröſser wird, während der procentuale
Kieselsäuregehalt vorläufig unverändert bleibt; das entstehende Eisenoxydul löst
offenbar aus dem Herdfutter so viel Kieselsäure auf, als der herrschenden Temperatur
entspricht. Erst nach vollständiger Beendigung des Einsetzens steigt die Temperatur
und mit derselben
der Kieselsäuregehalt der Schlacke; derselbe erreicht sein höchstes Maſs bei
Beendigung des Prozesses, wo auch der gegebene Manganzusatz dazu beiträgt, die
Neigung der Schlacke zur Auflösung von Kieselsäure zu steigern.
Beim zweiten Versuche ist die Zusammensetzung der Schlacken
anders, weil beim Einsatze in dem Ofen sofort 1000k Eisen mehr als beim Einsatze I zugeführt und der Ofen stärker abgekühlt
wird. Das mehr eingesetzte Eisen besteht aber im Wesentlichen aus Radreifen, welche
vermuthlich nicht weniger als 0,40 Proc. Mangan enthalten haben werden. Die
Gesammtmenge des dem Ofen zugeführten Mangans ist also beim Einsatze II gröſser,
wenn auch der Procentgehalt des Einsatzes an Mangan eher niedriger als höher im
Vergleiche zu dem Mangangehalte des Einsatzes I gewesen dürfte. In jedem Falle
entsteht, wie die Analyse zeigt, eine an Mangan reichere Schlacke und auch das Eisen
enthält nach dem Einschmelzen noch mehr Mangan als in dem anderen Falle; es muſs
also in der vermuthlich niedrigeren Temperatur überhaupt weniger Schlacke entstanden
sein. Ob vielleicht auch die Oxydationswirkung des Gasstromes bei dem Schmelzen des
Einsatzes II geringer war als bei I und dadurch das Eisen stärker als dort vor VerschlackungVerchlackung geschützt wurde, lieſs sich nicht ermitteln. Trotz des höheren
Mangangehaltes aber löst die Schlacke des Einsatzes II nicht mehr Kieselsäure auf
als die an Eisen reichere und an Mangan ärmere des Einsatzes I, ein Umstand, welcher
ebenfalls auf eine niedrigere Temperatur des Ofens schlieſsen läſst.
Während aber der zweite Eisenzusatz bei Einsatz I zur Hälfte aus
Kesselblech, also vermuthlich einem wenig Mangan haltigen Materiale bestand, werden
beim Einsatze II wiederum gröſsere Mengen Radreifen und Altschienen eingesetzt, dem
Bade also neue Mengen Mangan zugefügt, wie auch der Mangangehalt der Schlacke
erkennen läſst. Inzwischen ist aber die Temperatur des Ofens gestiegen und die an
Mangan reichere Schlacke löst auch gröſsere Mengen Kieselsäure als in dem
erstbesprochenen Falle auf. Wie dort steigt nunmehr der Kieselsäuregehalt der
Schlacke stetig mit der Temperatur.
Die nächste Folge der niedrigen Aufangstemperatur und der Bildung
einer an Mangan reicheren Schlacke ist aber eine Verzögerung der Entkohlung des
Eisenbades. Während bei dem ersten Einsatze nach Verlauf von 8 Stunden die Arbeit
bereits vollständig beendet ist, enthält bei dem zweiten Einsatze nach Verlauf der
gleichen Zeit das Bad noch 0,52 Proc. Kohlenstoff. Man setzt also Rotheisenerz zu,
um die Entkohlung zu beschleunigen. Ein Theil des Eisengehaltes des Erzes geht in
die Schlacke und wirkt verdünnend auf deren Mangangehalt. Wenn trotzdem der
Kieselsäuregehalt der Schlacke nicht niedriger, sondern sogar beträchtlich höher
wird, so daſs er bei Beendigung des Prozesses 10 Proc. mehr als in der Endschlacke
des Einsatzes I beträgt, so dürfte der Grund dafür theils in dem Umstände zu suchen
sein, daſs bei der längeren Dauer des Prozesses auch der Ofen schlieſslich stärker
als in dem anderen Falle erhitzt wurde, während anderentheils auch der mit dem Erze
zugeführte Kalk- und Magnesiagehalt dazu beitragen wird, die Neigung der Schlacke
zur Auflösung von Kieselsäure zu steigern. Der Eisengehalt der Schlacken aber ist
wegen der höheren Temperatur des Ofens, des höheren Mangangehaltes der Schlacken und
des höheren Kohlenstoffgehaltes des Eisens in allen Proben erheblich niedriger als
bei dem Einsatze I. Die Schlacken enthielten meist neben Eisenoxydul noch etwas
Eisenoxyd; welche jedoch nicht besonders bestimmt wurden.
Bei Verarbeitung an Mangan armer Einsätze auf an Kohlenstoff armes
Eisen kann die Zusammensetzung der Endschlacken eine wesentlich andere sein, als
vorstehend mitgetheilt wurde; immerhin aber wird mit dem Mangangehalte der Schlacke
und der Ofentemperatur auch der Kieselsäuregehalt der Schlacke steigen, während der
Eisengehalt derselben um so niedriger ausfällt, je höher die Temperatur des Ofens,
der Mangangehalt der Schlacken und der Kohlenstoffgehalt des Eisens ist, wie
folgende Untersuchungen über die Zusammensetzung der Endschlacken des
Martinprozesses und des betreffenden Eisens in Oberhausen (I bis III) und Riesa (IV)
zeigen:
Eisen
Schlacke
Probe
Kohlen-stoff
Mangan
Kiesel-säure
Thonerde
Mangan-oxydul
Eisen-oxydul
I
0,13
0,20
50,13
1,86
17,99
29,55
II
0,22
0,36
45,75
3,03
13,67
36,46
III
0,13
0,17
47,26
2,06
9,58
40,11
IV
0,10
Spur
50,05
4,11
7,81
35,66
Bei der Entstehung der letzten Schlacke war es offenbar die zur
Erzeugung des an Kohlenstoff sehr armen Eisens erforderliche hohe Temperatur, welche
die Aufnahme einer verhältniſsmäſsig reichlichen Menge Kieselsäure auch durch die an
Mangan wenig reiche Schlacke ermöglichte.
(Schluſs folgt.)