Titel: | Corlissmaschine von Schneider und Comp. zu Creuzot. |
Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, S. 182 |
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Corliſsmaschine von Schneider und Comp. zu
Creuzot.
Mit Abbildungen.
Schneider's Corliſsmaschine.
Als ein Beispiel der heutigen Dampfmaschinen-Construction in Frankreich ist auf S.
184 und 185 nach Armengaud's Publication industrielle,
1884 S. 402Eine gröſsere Maschine gleicher Construction ist ausführlich dargestellt in
der Revue industrielle, 1884 * S.
133. eine eincylindrige Condensationsmaschine von Schneider und Comp. zu Creuzot dargestellt, welche
hauptsächlich zum Betriebe von elektrischen Maschinen
bestimmt ist. Dieselbe ist im Wesentlichen den Corliſsmaschinen nachgebaut und mit einer Steuerung
nach Corliſs' letztem Patente versehen. Manche der
Einzelconstructionen werden jedoch von Interesse sein. Die Maschine hat 450mm Cylinderdurchmesser, 1m Hub und soll bei 5k Dampfspannung und 70 Umdrehungen in der Minute eine effective
Maximalleistung von 120e geben.
Der Cylinder ist in einen Dampfmantel eingesetzt und
greift auſserdem mit seinen Enden in Ringstücke A (Fig. 8 und 9) ein, welche
die cylindrischen Höhlungen für die Hähne enthalten und von denen das vordere, der
Welle zugekehrte Stück mit dem Deckel ein Stück bildet, während der andere Deckel
angeschraubt ist. Beide Deckel sind hohl und erhalten gleich dem Dampfmantel
(letzterer durch ein Knierohr mit Absperrventil a4) frischen Dampf. Die vom tiefsten Punkte dieser
Dampfräume ausgehenden Röhren führen zu einem gemeinschaftlichen, selbstthätigen
Condensationswasserableiter. Oben sind die Ringstücke mit Rohrstutzen versehen, auf
welche sich die beiden Zweige des Dampfzuführungsrohres aufsetzen; unten stehen sie
auf den hohlen Füſsen, durch welche der Dampf nach dem Ausströmrohre entweicht.
Zuströmrohr, Dampfmantel, Füſse und hinterer Deckel sind von äuſseren Hüllen
umgeben, so daſs die eingeschlossene Luft möglichst die Wärmeabgabe verhindert. Das
Ausströmrohr endigt in einem Ventilgehäuse, von dem ein Rohr in den Condensator, ein
anderes ins Freie führt; durch Umstellung des Ventiles kann man den Condensator
sofort ausschalten. Der Kolben hat nur einen
Liderungsring und wird auf einem cylindrischen Theile der Kolbenstange zwischen Bund
und Mutter gehalten. Zur Schmierung des Kolbens und der Hähne ist an jedem Zweige
des Dampfrohres eine Schmiervorrichtung angebracht.
Der Balken von bekannter (Bajonett-) Form ist einerseits
an den Cylinderdeckel, andererseits an das Kurbellager angeschraubt und in der
Mitte, um jede Durchbiegung zu verhindern, durch zwei kleine Säulen gestützt. Die
eine derselben trägt zugleich auf einem seitlichen Ansätze den Regulator.
Das Kurbellager ist in Fig. 5 besonders
dargestellt. Die Lagerschale ist 4theilig, mit Antifrictionsmetall ausgefüttert,
auſsen cylindrisch und wird mittels zweier Preſsschrauben f3 festgeklemmt. Diese Construction soll
ermöglichen, nach Abnahme des Deckels, Lösen der Schrauben f3 und geringem Anheben der Welle die
Schalen herausnehmen zu können. Die bronzenen Schalen der Schubstange, welche 5fache
Kurbellänge hat, sind gleichfalls mit Antifrictionsmetall ausgefüttert.
Die Steuerhähne a für die Einströmung haben einen
Querschnitt, ähnlich dem der Vignolschienen, die Auslaſshähne e bilden hohle Halbcylinder. Jeder Hahn ist an den
Enden mit cylindrischen Scheiben versehen (vgl. Fig. 6 und 9), welche in einer
Aussparung ein Bronzestück aufnehmen. Dasselbe greift mit einem hohlen Zapfen tief
in die Scheibe ein und eine in dem Zapfen steckende Schraubenfeder preſst die
Theile
Corliſsmaschine von Schneider und Comp.
aus einander und bewirkt dadurch die Dichtung der Hähne. Die
Hahnspindeln gehen durch fest eingetriebene Bronzebüchsen o2 (Fig. 6) und werden nur
mittels eines Bundes o', welcher durch eine
Schraubenfeder o3
angedrückt wird, abgedichtet. Durch prismatische, in die Endscheiben der Hähne
eingreifende Klauen, welche eine Verschiebung gegen die Dichtungsfläche gestatten,
werden Achsen und Hähne gekuppelt. Bemerkenswerth ist die verhältniſsmäſsig groſse
Weite der Einström- und Ausströmöffnungen im Cylinder; erstere haben 425mm Länge bei 28mm Breite, also nahezu 1/13 der Kolbenfläche Querschnitt und letztere
dieselbe Länge bei 56mm Breite. Die schwingende
Bewegung der Hähne geht wie bei allen Corliſssteuerungen von einem Excenter mit
groſser Excentricität aus. Die gewählte besondere Construction des Excenters ist aus
Fig. 7
ersichtlich. Die beiden Theile der Scheibe sind einerseits durch Schrauben h', andererseits durch eine Klammer k, welche durch den Ring an ihrem Platze gehalten wird,
mit einander vereinigt. Die Befestigung auf der Welle Z
wird durch Preſsschrauben h3 bewirkt, was hier wegen des groſsen Excenterhubes und des nicht
bedeutenden Reibungswiderstandes der Steuerorgane wohl zulässig sein mag. Diese
Befestigung hat den Vortheil, daſs man leicht die Stellung des Excenters gegen die
Kurbel ändern kann. Zwei seitliche Bleche verdecken die Höhlungen der Scheibe. Die
Excenterstange greift an einen Hebel L (Fig. 8 und 9) an, welcher durch die
Stange l mit einem vor dem vorderen Auslaſshahne
liegenden Hebel M verbunden ist (vgl. Fig. 9 und 10); letzterer ist nebst
einem zweiten dahinter liegenden Hebel M' an einer
gemeinschaftlichen frei drehbaren Hülse angegossen. Eine gleiche Hülse mit
entsprechenden Hebeln befindet sich vor dem anderen Auslaſshahne. An die hinteren,
durch eine Stange l' mit einander gekuppelten Hebel M' sind durch kurze Gelenkstangen m' die Kurbeln m2 der Auslaſshahne angehängt, während die vorderen
Hebel M mittels Zugstangen m auf die Einlaſshähne einwirken und zwar unter Beeinflussung durch den
Regulator in der schon früher (vgl. 1881 240 * 169, auch
1883 247 * 231) erläuterten Weise. Die Vorzüge dieser
Einlaſssteuerung beruhen, wie a. a. O. erwähnt, hauptsächlich darin, daſs für beide
Cylinderenden eine genau gleiche Dampfvertheilung zu erzielen ist und die
Rückwirkung auf den Regulator vermieden wird. Der Schluſs der Einlaſshähne nach der
Auslösung wird mittels des Luftcylinders X' wie bei
früheren Corliſssteuerungen (vgl. 1878 229 * 311) durch
den Atmosphärendruck in Verbindung mit dem Gewichte von Kolben und Stangen bewirkt,
indem ein an der Kurbel jedes Einlaſshahnes hängender, mit Lederstulpen
abgedichteter Kolben beim Oeffnen des Hahnes gehoben und dadurch ein nahezu
luftleerer Raum unter demselben erzeugt wird. Mit diesem Kolben ist ein gröſserer
Bufferkolben verbunden, in dessen Cylinderwand eine Reihe nach einer Schraubenlinie
ansteigender und nach oben hin allmählich gröſser werdender Oeffnungen angebracht
ist. Die Durchlaſsoffnung für die Luft ist also nicht wie bei gewöhnlichen Luftbuffern constant, sondern sie
ist beim Falle der Kolben zunächst sehr groſs und wird dann nach und nach immer
kleiner, wodurch ein verhältniſsmäſsig schneller Schluſs der Hähne bei genügender
Bremswirkung erreicht wird. – Der Regulator von alter Watt'scher Form (vgl. Fig. 8) und ohne
Hülsenbelastung ist mit einem ziemlich groſsen Oelkatarakte verbunden, welcher wie
die Buffertöpfe unter dem Fuſsboden aufgestellt ist. Der Hahn zur Regelung der
Bremswirkung ist in dem Kataraktkolben selbst angebracht.
Fig. 1., Bd. 253, S. 187
Fig. 2., Bd. 253, S. 187
Die Dampfvertheilung wird durch die beigegebenen, auf den
Kolbenweg bezogenen Diagramme der Hahnwege veranschaulicht. Die Linien AC und BD in
Textfigur 1 geben die Weite eines Einlaſskanales
und ebenso NP und MO in Textfigur 2 die Weite eines
Auslaſskanales an; die Curven zeigen ähnlich den bekannten Schieberellipsen (ohne
Rücksicht auf die Auslösung) den Weg der Abschluſskante. Die ausgezogenen Linien
gelten für die vorderen, die strichpunktirten für die hinteren Hähne. Die
Dichtungsflächen der Hähne sind unterhalb der
Abschluſskanten liegend zu denken, so daſs, wenn diese sich oben befinden, die
Kanäle geschlossen sind. Bei Beginn des Kolbenhubes von
links nach rechts bewegt sich der Einlaſshahn nach Textfigur 1 abwärts, die Abschluſskante geht durch a, der Einlaſskanal ist also um Aa (= 2mm)
geöffnet; der Auslaſshahn bewegt sich nach Textfigur
2 aufwärts, die Kante geht durch m, der
Auslaſskanal ist geschlossen. In b ist der Einlaſskanal
ganz geöffnet und in
c hat der betreffende Hahn seine äuſserste Stellung
erreicht. Hat die Auslösung bis dahin nicht stattgefunden, so erfolgt sie überhaupt
nicht mehr; der Hahn wird zwangläufig weiter bewegt, beginnt in d zu schlieſsen und hat in e vollständig abgesperrt, gibt also dann etwa 0,93 Füllung. Erfolgt die
Auslösung noch in dem äuſsersten Punkte c, so wird man,
da eine kurze Zeit bis zum Schlüsse des Kanales vergeht, etwa 0,4 Füllung erhalten.
Die normale Füllung muſs natürlich erheblich geringer sein. Nach der Auslösung und
während des gröſsten Theiles des Rückganges verharrt der Hahn in seiner durch den
Luftbufferkolben bestimmten Grenzstellung, bis die Klinke wieder auf ihn einwirkt.
Der obere Theil der Diagrammcurven zeigt daher nicht den wirklichen, sondern den
Weg, welchen der Hahn im Falle einer zwangläufigen Verbindung mit dem Mitnehmer
haben würde. Der Auslaſshahn hat bald nach Beginn des Hinganges nach rechts seine
äuſserste Stellung erreicht und bleibt während des gröſsten Hubtheiles fast in Ruhe.
Kurz vor Ende des Hubes, bei q, beginnt er zu öffnen
und beim Hub Wechsel ist der Ausströmkanal schon um Pr = 26mm geöffnet. Bei u beginnt der Schluſs und ist bei v abgesperrt. Die Compression ist mithin verschwindend
gering.
Der in Fig. 1
bis 3
dargestellte Condensator ist hinter dem Cylinder
aufgestellt und der Luftpumpenkolben von 200mm
Durchmesser an die verlängerte Stange des Dampfkolbens angeschraubt. Um unnöthige
Wirbel im Wasser zu vermeiden, ist der Kolben zugespitzt. Das Bemerkenswertheste am
Condensator sind die Ventile, welche in der wagerechten, den Pumpenraum einerseits
von der Saugkammer C2, andererseits von der Druckkammer C' trennenden
Wand angebracht sind. Es sind 28 Saug- und ebenso viele Druckventile von je 50mm Durchmesser vorhanden. In Fig. 4 ist ein solches
Ventil besonders dargestellt. Es wird gebildet durch einen Ring d aus dünnem Phosphorbronzebleche, welcher durch eine
aus gleichem Bleche hergestellte Schraubenfeder auf seinen Bronzesitz gepreſst wird.
Die Feder stützt sich oben gegen ein in den Sitz eingeschraubtes Flügelkreuz. Diese
Ventile sollen bedeutend dauerhafter sein als Kautschukklappen; sie können auch
höhere Temperaturen vertragen und werden bei guter Ausführung hinreichende Dichtung
gewähren.
Im Uebrigen sind in allen Figuren gleiche Theile mit gleichen Buchstaben
bezeichnet.