Titel: | W. H. Preece's Thermophon. |
Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, S. 200 |
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W. H. Preece's Thermophon.
Mit Abbildung.
Preece's Thermophon.
Von jeher hat man versucht, neben der Elektricität auch die anderen Energieformen,
die Wärme und das Licht, zur Uebertragung der Schallwellen von einem Orte an einen
anderen zu benutzen. Bell construirte ein Photophon
(vgl. 1880 238 409), Mercadier (vgl. 1881 241 313. 1882 243 * 83. 1882 244 462) ein
Radiophon und W. H. Preece sein Thermophon. Diese
Apparate sind deshalb ohne praktische Bedeutung geblieben, weil die Luft, welche man
als leitendes Medium verwenden muſs, den weitaus gröſsten Theil der dieselbe
durchkreuzenden Wärme- und Lichtstrahlen zu absorbiren im Stande ist.
Preece hat daher nach dem Centralblatt für Elektrotechnik, 1884 S. 43 seinen Apparat so umgeformt,
daſs die elektrischen Wellen die Fortpflanzung besorgen und bloſs die Wärmewirkung
derselben (statt der elektromagnetischen Kräfte) die Schallwellen der Luft wieder
hervorrufen. Bei der ursprünglichen Form dieses Thermophons war ein dünner
Platinfaden zwischen einer Membran und einer verstellbaren Schraube ausgespannt.
Wenn nun ein wellenförmiger zu- und abnehmender Strom durch den Platindraht geleitet
wird, so erzeugt derselbe im Drahte abwechselnde Erwärmung und Abkühlung; diese
rufen Ausdehnungen und Zusammenziehungen hervor, welche die Membran in Vibration
versetzen. Statt diese Erwärmung durch einen abwechselnd durchflieſsenden Strom zu
erzeugen, kann man den Draht von auſsen durch Bestrahlung erwärmen und abkühlen und
erhält dieselbe Wirkung. Es ist dann nicht mehr nöthig, einen Platindraht zu
verwenden, sondern man kann irgend einen Stoff mit einem um so besseren Erfolge
benützen, ein je gröſseres Absorptionsvermögen für Wärme der betreffende Stoff hat;
so gibt ein Faden von Ebonit sehr gute Resultate. Den besten Erfolg erhält man, wie
Tyndall und Röntgen
gezeigt haben, wenn man statt solcher Stäbe aus festen Körpern Glasröhren anwendet;
welche mit einem die Wärme stark absorbirenden Gase gefüllt sind. Man erhält dann
Töne, welche viele Meter weit hörbar sind, und Tyndall
hat auf diese Erscheinung eine sehr einfache Methode gegründet, um das
Absorptionsvermögen der Gase zu messen.
Textabbildung Bd. 253, S. 200
Die beigegebene Abbildung zeigt eine abgeänderte Form des Thermophons von Preece, das sich in Wien 1883 in der Ausstellung von
H. de Branville und Comp. in Paris befand. Das eine
Ende einer Glasröhre ist mit einem Korke K
verschlossen; durch denselben ragen zwei ungleich lange Drähte in das Innere.
Zwischen den Enden derselben ist eine etwa 5cm
lange Spirale von möglichst dünnem Platindrahte eingeschaltet. Das andere Ende der
Röhre tragt eine Schallöffnung Q, welche fest an das
Ohr gepreſst wird. Wenn nun absetzende Ströme durch die Drahtspirale geleitet
werden, so erzeugen dieselben Wärmewellen, welche in Ausdehnung und Zusammenziehung
des Drahtes und entsprechende Bewegung der in der Röhre eingeschlossenen Luft sich
umsetzen. Inwiefern dabei noch andere Vorgänge: elektrodynamische Anziehung der
einzelnen Windungen der Platinspirale, direkte mechanische molekulare Veränderungen
des Drahtes durch den absetzenden, abwechselnd auftretenden und verschwindenden
Strom, in Betracht zu ziehen sind, soll hier nicht untersucht werden. Dieser Apparat
kann die Stelle eines gewöhnlichen Telephons versehen; doch ist die Wirkung
schwach.