Titel: | Neuerungen an Wasserleitungsventilen. |
Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, S. 224 |
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Neuerungen an Wasserleitungsventilen.
(Patentklasse 85. Fortsetzung des Berichtes Bd.
248 S. 435 und Bd. 252 S. 448.)
Mit Abbildungen auf Tafel 18.
Neuerungen an Wasserleitungsventilen.
Chr. Bungarten in Bonn a. Rh. (* D. R. P. Nr. 24048 vom
8. März 1883) hat ein einfaches AbsperrventillAbsperrventlil mit selbstthätiger Entleerung angegeben; dasselbe besitzt ein mit einer
Lederscheibe abgedichtetes Scheibenventil a (Fig.
1 Taf. 18), welches mittels seiner Spindel c
in einer entsprechenden Bohrung des Gehäuses geführt und durch den Wasserdruck unter
Beihilfe einer Schraubenfeder auf seinen Sitz gepreſst wird. Das Oeffnen erfolgt
durch Niederschrauben der oberen Spindel b; durch
letztere führt ein Kanal e nach auſsen, welcher von der
Lederscheibe des Ventiles a bedeckt wird, wenn dieses
durch b aufgestoſsen wird. Schraubt man dagegen die
Spindel b in die Höhe, so wird die Bohrung e frei, sobald das Ventil a sich auf seinen Sitz auflegt und der Durchfluſs des Wassers abgesperrt
ist. Es kann dann das im abführenden Strange der Leitung befindliche Wasser durch
e abflieſsen. Diese Entleerung kann auch durch eine
in der Ventilspindel c angeordnete Bohrung
bewerkstelligt werden; dieselbe wird dann ebenfalls geschlossen gehalten, wenn b fest auf dem Ventile a
aufsitzt und letzteres öffnet, jedoch frei gelegt, wenn die Spindel b gehoben wird.
Um eine Stopfbüchse an der Ventilspindel unnöthig zu machen, wendet W. Wolf in Heidelberg (* D. R. P. Nr. 25 704 vom 24.
Juli 1883) folgende
Einrichtung an: Die Ventilspindel b (Fig. 2 Taf.
18) besitzt über ihrem runden Theile einen Vierkant, welcher sich in der Büchse f führt; letztere wird von der Ueberfallmutter k auf dem Hahngehäuse festgehalten. In der Mutter k sitzt drehbar die mit Muttergewinde versehene Hülse
h, welche oben mit einem Griffe g versehen ist und in ihrer Längsbohrung den mit
Schraubengewinde versehenen Theil der Spindel b
aufnimmt. Durch Drehen von g bezieh. h kann also das Ventil ohne Verdrehung gehoben und
gesenkt, bezieh. geöffnet und geschlossen werden. Zwischen dem Ventile und der Hülse
f legt sich nun um den runden Theil der
Ventilspindel ein Gummicylinder c, dessen Länge so
bemessen ist, daſs sich bei geschlossenem Ventil die Kopfflächen noch so dicht an
Ventil und Hülse f anlegen, daſs ein Durchtritt des
Wassers an der Spindel vorbei von dem rechten Wasserleitungsstrange ausgeschlossen
ist. Herrscht in letzterem Druck, so wird die Dichtheit noch erhöht. Oeffnet man
dagegen das Ventil, so wird der Gummicylinder c so aus
einander gequetscht, daſs sich sein Umfang ebenfalls fest gegen das Ventilgehäuse
anlegt und auch hier eine Dichtung erzielt wird.
Das Patent * Nr. 25562 vom 24. Juli 1883 von Th. Ekholm
in Stockholm betrifft sogen. Mischventile, wie sie z.B.
bei Badeeinrichtungen mit kaltem und warmem Wasser
gebraucht werden. Die Fig. 4 und
5 Taf. 18 zeigen ein Gehäuse A, in welchem
in zwei besonderen Abtheilungen je ein Ventil B mit
Führungsstift C enthalten ist. Während jede dieser
Abtheilungen einen besonderen Flüssigkeitseinlauf J
bezieh. J1 besitzt,
vereinigen sich die Ausläufe K, K1 in einem zum Aufschrauben einer gemeinsamen Leitung mit Gewinde
versehenen Stutzen (Fig. 4). Die
Verbindung zwischen Ein- und Auslauf kann durch Einstellen der Ventile beliebig
hergestellt und unterbrochen werden. Zu diesem Zwecke ist in einem besonderen
Gehäuse eine Scheibe D angeordnet, die mit keilartigen
Knaggen E besetzt ist, welche dem aus dem eigentlichen
Ventilgehäuse heraustretenden Führungsstifte C der
Ventile zugekehrt sind. Dreht man nun mittels des Griffes F die Scheibe D, so treten diese Knaggen über
die Führungsstifte C, heben dadurch eines der Ventile
oder beide und stellen die Verbindung zwischen dem betreffenden Einlauf- und
Auslaufraume unter Gegenwirkung des Flüssigkeitsdruckes bezieh. des Druckes der auf
dem Ventile lastenden Feder f her. Die Scheibe g ist mit Aufschriften „kalt“, „warm“,
„Brause“ o. dgl. versehen, welche die Stellung der Ventile erkennen
lassen. Natürlich können auf dieselbe Weise auch mehr als zwei Ventile in der
gleichen Art und Weise mit einander verbunden werden. Eine Anwendung auf eine
Badewanne mit Brause und Badeofen ist in der Patentschrift näher erläutert.
Das selbstschlieſsende Ventil von Joh. Mücke in Berlin
(* D. R. P. Zusatz Nr. 26051 vom 26. Juni 1883, vgl. 1881 242 * 95 u. 1882 243 437) hat weitere Veränderungen
erfahren. Der Druckkolben a (Fig. 6 Taf.
18) ist mit zwei Stulpen versehen und spielt in einem Cylinder C, welcher die Fortsetzung des Ventilgehäuses bildet.
Der untere Stulpen c wird von einer Sehraube mit Kopf
g gehalten, so daſs das unter den Kolben tretende
Druckwasser den Stulpen nicht durch die seitlichen Ausfluſsöffnungen d pressen kann.
Im Uebrigen ist die Einrichtung dieses Ventiles, welches besonders bei Wasserclosets
mit bemessener Spülwassermenge Anwendung findet und in diesem Falle von dem
Sitzbrette des Closet niedergedrückt wird, die alte und seine Wirkung folgende:
Sobald der Kolben a nach unten gedrückt wird, werden
zunächst die Durchfluſsöffnungen d durch den Stulpen
c geschlossen und wird darauf der Ventilkolben b in dem eingesetzten Führungscylinder e hinabgestoſsen, so daſs die Durchgangsöffnung
freigegeben wird. Wird nun der Druckkolben losgelassen und durch den Wasserdruck
gehoben, so werden auch die Durchlaſsöffnungen d frei
und das Leitungswasser nimmt seinen durch die Pfeile angedeuteten Weg durch das
Ventil. Zugleich tritt durch die Oeffnung u, welche
durch ein kegelförmiges oder mit einer angefeilten Fläche w versehenes Ventil v verschlossen ist, das
Wasser in das Innere des Cylinders e und bewegt den
Arbeitskolben mit einer Kraft nach oben, welche von dem Drucke und dem Querschnitte
der Durchgangsöffnung abhängig ist.
Fig.
7 Taf. 18 zeigt ein in derselben Weise construirtes Ventil, welches
namentlich als Absperrventil für Wasserleitungen in Küchen u. dgl. dienen soll. Hier
ist der Druckkolben mit einem Stifte n versehen,
welcher sich gegen das Curvenstück m legt. Hierdurch
ist man sowohl im Stande, den Druckkolben in einer Höhe festzustellen, in welcher
der Ventilkolben stets geöffnet ist und der Durchfluſs des Wassers fortwährend
stattfindet, als man auch durch einfaches Hineindrücken und Zurückziehen des Kolbens
die Menge des hindurchflieſsenden Wassers beliebig begrenzen kann.
Bei dem neuesten Wasserleitungsventil Mücke's (* D. R.
P. Nr. 27216 vom 24. August 1883) wird eine ganz ähnliche Wirkungsweise durch
Verbindung des Abschluſsventiles mit einem Entlastungsventile nach bekanntem
Prinzipe erreicht. Der Kolben a (Fig. 8 Taf.
18) ist mit einem groſsen Stulpen e versehen, welcher
gegen die Wandung des nicht ausgebohrten Cylinders C
anliegt. Ueber letzterem liegt der Entlastungshahn B,
welcher den Cylinder C durch die Bohrung E mit dem Windkessel A
verbindet, oder letzteren durch die Bohrung F und D mit einer nach auſsen führenden Einfeilung des
Schraubengewindes in Verbindung setzt. Der Kolben ist wie gewöhnlich fein durchbohrt
und führt die Durchbohrung c durch eine Kammer, welche
mit Filtrirmaterial angefüllt ist. In der skizzirten Stellung des Hahnes B tritt das Druckwasser durch c nach C und durch E nach dem Windkessel A, preſst die hier
befindliche Luft allmählich zusammen, so daſs diese das Ventil a
langsam schlieſst. Soll
sich nun letzteres öffnen, so dreht man B um 90°, wobei
A durch F mit D in Verbindung tritt und die in A befindliche Preſsluft sich nach auſsen ausdehnen und
das Wasser aus A drücken kann. Ist dies geschehen und
dreht man dann den Hahn B wieder um 90°, sodaſs E mit C in Verbindung
tritt, so öffnet der unter dem Ventile a zurückwirkende
Wasserdruck, der den Windkesseldruck überwiegt, das Ventil a, bis durch die Durchbohrung c ein Ausgleich
der Pressungen stattfindet und sich das Ventil a wieder
schlieſst.
Für die Wirkung des Ventiles ist es Bedingung, daſs der Windkessel immer mit einem
gleichen Volumen Luft gefüllt bleibe. Verringert sich diese Luftmenge oder wird
dieselbe mit der Zeit vom Wasser ganz absorbirt, so daſs letzteres den Windkessel
völlig anfüllt, so hört das Ventil auf zu wirken, oder es öffnet sich nur ganz kurze
Zeit, um sich sofort wieder zu schlieſsen.
Jac. Jooſs, in Firma Jooſs Söhne
und Comp. in Landau (* D. R. P. Nr. 26244 vom 15. Juli 1883) hat ein
einfaches selbstschlieſsendes Ventil angegeben, welches jedoch offen gehalten werden
kann (vgl. dagegen Chameroy, 1884 252 * 448). Dasselbe besitzt folgende Einrichtung: Das Rohr g1 (Fig. 3 Taf.
18), welches auf das Wasserleitungsrohr geschraubt wird, erweitert sich plötzlich zu
einer cylindrischen Kammer g, welche den Auslauf d trägt und von einem mit centraler Durchbohrung
versehenen Deckel geschlossen wird. Auf der inneren Seite des Deckels ist eine
starke Lederscheibe f angebracht. In dem Rohre g1 befindet sich eine
Stopfbüchse mit Lederstulpen. In dieser und der Durchbohrung des Deckels führt sich
der hohle Stempel a, welcher in g mit einem hohlen Kolben b versehen ist, um
in g dicht schlieſsend zu gleiten. Die vordere
Kolbenplatte besitzt Oeffnungen c, welche bei
geschlossenem Ventile gegen f anliegen. Behufs Oeffnung
des Ventiles drückt man den Stempel a unter
Ueberwindung des Wasserdruckes zurück. Das Wasser flieſst dann durch a, b, c, g und d aus. Hört
der Druck auf a auf, so schiebt der Wasserdruck den
Stempel a vor und schlieſst dadurch die Oeffnungen c allmählich. Dieser Schluſs geschieht aber um so
langsamer, je mehr sich der Hohlkolben b der
Lederscheibe f nähert Der Gesammtquerschnitt der
Oeffnungen c wird je nach dem vorhandenen Drucke so
bemessen, daſs bei geschlossenem Ventile der Gegendruck, welchen das Wasser auf a und b ausübt, nur so
groſs wird, als nothwendig ist, um den Kolben selbstthätig gegen f zu schieben. Das Ventil soll sowohl als Auslaufhahn,
als auch als Closetventil Verwendung finden.