Titel: | Anordnung zur Staubabführung bei Baumwollkrempeln. |
Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, S. 400 |
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Anordnung zur Staubabführung bei
Baumwollkrempeln.
Mit Abbildungen auf Tafel 29.
Staubabführung bei Baumwollkrempeln.
Auf der Berliner Gesundheits-Ausstellung 1883 hatte der Direktor der Breslauer
Baumwollspinnerei, E. Saladin, eine Einrichtung zur
Staubabführung bei Baumwollkrempeln während des Putzens und Schleifens im Modelle
vorgeführt: Oberhalb jeder Kardenreihe befindet sich ein Rohr, das mit einem Gebläse
in Verbindung steht und kann die Haube jeder einzelnen Krempel während des Putzens
und Schleifens durch einen besonderen Ansatz leicht mit diesem Rohre in Verbindung
gebracht werden. Der von dem Gebläse angezogene Staub wird in eine besondere Kammer
oder in den Staubkanal der Schlagmaschinen abgeführt. Diese Einrichtung, welche seit
einer Reihe von Jahren in Anwendung steht, soll eine sehr kräftige Absonderung des
Staubes bewirken und trägt daher wesentlich zur Verbesserung der Luft in
Krempelsälen bei.
In vielen Fällen kann wegen der Bauart des Gebäudes und der Aufstellung der Maschinen
eine solche Einrichtung zur Staubabführung mit Rücksicht darauf, daſs dieselbe bloſs
während des Schleifens in Wirkung tritt, sehr kostspielig ausfallen; auch tritt die
Staubabsonderung während des Arbeitens der Krempel ebenso belästigend auf. Aus
diesen Gründen richtete der bekannte Ingenieur Ten-Brink in seinen Spinnereien zu Arien und Volkertshausen in Baden nach
dem Bulletin de Mulhouse,
1884 Bd. 54 S. 322 die
Krempeln mit einer während der Arbeit wirkenden Lüftung ein. Wie Saladin so bringt auch Ten-Brink für jede Krempelreihe einen Abzugskanal mit einem Gebläse an.
Entsprechend der Staubabsonderung ist die Anzahl der von einem Gebläse zu
bedienenden Karden verschieden. So ist z.B. ein Gebläse von 1m Flügeldurchmesser und 600 Umdrehungen in der
Minute, das in der Secunde 1cbm Luft fördert, für
8 Krempeln von 1016mm (40 Zoll engl.)
Arbeitsbreite, deren Haupttrommeln 130 Umdrehungen in der Minute machen und welche
je 50k Baumwolle in 12 Stunden verarbeiten,
berechnet. Von den kleineren Deckelkrempeln bedient ein solches Gebläse gleichzeitig
16 Stück.
Bei den Deckelkrempeln ist die Einrichtung folgende: Unter der Kardenreihe, in dem
Fuſsboden eingelassen, ist ein Kanal von 80cm
Breite und 12cm Höhe angebracht, mit welchem jede
Krempel unterhalb der Haupttrommel durch eine mittels einer Schiebethür beliebig zu
verengende Oeffnung in Verbindung steht. Die Haupttrommel und die Putzwalzen
derselben sind wie gewöhnlich mit durchlochtem Eisenbleche umschlossen. Der feine
Staub wird von dem durch das Gebläse hervorgerufenen Luftstrome durch das Blechsieb
abgezogen und ins Freie befördert. Mit Hilfe der stellbaren Schiebethüren kann der
Luftstrom für jede Krempel so geregelt werden, daſs er gute Baumwollfasern nicht mit
abführt. Der so abgeleitete werthlose Abfall und Staub beträgt an einem Tage 80g für jede Karde.
Bei den Krempeln mit gemischten Arbeitsorganen, Deckeln und Walzen, ist der
Staubabführungskanal oberhalb der Krempelreihe angeordnet. Wie in Fig. 3 Taf.
29 dargestellt, liegt auf der die Walzen umgebenden Haube ein Kanal A, der durch ein Siebblech mit dem freien Räume
oberhalb der Vorwalze V in Verbindung steht und in das
Ansatzrohr D des Sammelkanales führt. In dieses Rohr
führt auch der zwischen der letzten Arbeiterwalze und den Deckeln befindliche Kanal
C, welcher gegen die Haupttrommel mit dem
durchlochten Bleche B abgeschlossen ist.
Bei Krempeln ausschlieſslich mit Walzen ist, wie aus Fig. 4 Taf.
29 ersichtlich, der Kanal C zwischen den beiden höchst
liegenden Walzenpaaren angebracht und das Blech auch, wo es den benachbarten
Arbeiter umgibt, durchlocht. Bei jedem Wender sind bei beiden Anordnungen
Schmutzbleche n vorhanden, auf denen sich die
abgeworfenen Schalen, Abfall und fremde Körper sammeln und um die mit Tuch
überzogenen kleinen Walzen f wickeln. Bei jedem
Schmutzbleche ist in der Haube ein in der ganzen Breite reichender Schlitz m angebracht, durch welchen der Abfall entfernt und der
durch stellbare Blechthüren verschlossen werden kann. Je nachdem diese Thüren mehr
oder weniger geöffnet sind, nehmen die Wälzchen f auch
mehr oder weniger auf. Sind diese Thüren geschlossen, so verursacht der oberhalb der
Walzen auftretende heftige Luftstrom in dem freien Räume zwischen der Haube Wirbel
und die Wälzchen f wickeln zu viel gute Baumwollfasern
auf. Bei richtiger Oeffnung der Schlitze m und geregelter Lüftung gehen
die Luftströme in der Richtung der gezeichneten Pfeile von auſsen nach innen und die
Haupttrommel, anstatt ein störendes Organ zu sein, hilft durch die Luftanziehung den
Luftstrom nach dem Kanäle C hin verstärken und
befördert auf diese Weise den Staubabzug. Die Karde arbeitet vortheilhafter, die
Ränder des Flores sind nicht mehr besetzt und man kann die Leistung der
Walzenkrempeln bis zu jener der Deckelkarden steigern. Es ist zwar der um die
Wälzchen f gewickelte Abfall noch etwas mit guten
Fasern vermischt; doch ergibt sich ein geringerer Gesammtabfall als bei den
Deckelkrempeln.
Die Einrichtung ist schon seit 10 Jahren im Gebrauche und ihre Einwirkung auf die
Reinhaltung der Luft in dem Krempelsaale eine auffällige. Ob sich dieselbe jedoch
ohne weiteres überall empfehlen läſst, ist in Frage zu ziehen. Es treten hier die
Zusammensetzung der Lüftungsvorrichtung aus einzelnen Stücken, die an eine genaue
Stellung gebundene gute Wirkung der Lüftung und die nöthig werdende Entfernung des
Kanales A beim Aufheben der Haube gelegentlich des
Putzens als ebenso Adele schwerwiegende Hindernisse einer ausgedehnteren Anwendung
auf. Die Instandhaltung der Einrichtung erfordert groſse Aufmerksamkeit von Seiten
des Bedienungspersonales. Die Wirksamkeit der Lüftung beim Putzen und Schleifen
erscheint in der beschriebenen Anordnung fraglich und dürfte für diesen Zweck die
Saladin'sche Einrichtung besser zu nennen sein. Bei
einer Vereinigung der beiden, von Saladin und von Ten-Brink angegebenen Einrichtungen dürfte die Frage
einer stetigen Lüftung der Lösung näher geführt werden. (Vgl. Schimmel's Läuferumhüllung * S. 198 d. Bd.)