Titel: | W. Schmidt's Doppelschieber-Steuerung. |
Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, S. 444 |
Download: | XML |
W. Schmidt's
Doppelschieber-Steuerung.
Mit Abbildungen auf Tafel 31.
W. Schmidt's Doppelschieber-Steuerung.
Die in Fig. 5 und 6 Taf. 31
dargestellte Steuerung von W. Schmidt in Braunschweig
(* D. R. P. Kl. 14 Nr. 27 763 vom 4. November 1883) ist eine
Schleppschiebersteuerung, bei welcher (im Gegensatze zu der bekannten Farcot'schen Anordnung) der Grundschieber von dem
Expansionsschieber mitgeschleppt und die Kuppelung beider Schieber mit einander
durch den Dampfdruck selbst bewirkt werden soll. Zu diesem Zwecke ist in den
einander zugekehrten Flächen beider Schieber eine ringsum laufende Aussparung o angebracht, welche durch eine besondere
Kanalanordnung abwechselnd mit dem Schieberkastenraume und dem Ausströmkanale
bezieh. dem mit expandirtem Dampfe gefüllten Cylinderraume in Verbindung gesetzt
wird.
Die gezeichnete Schieberstellung entspricht dem Anfange des Kolbenhubes von rechts
nach links. Die Cylinderkanäle sind rechts für die Einströmung, links für die
Ausströmung geöffnet. Der Expansionsschieber wird durch sein Excenter gleichfalls
nach links geschoben und, da die Aussparung o durch die
linke Bohrung s mit dem Ausströmkanale in Verbindung
steht, so werden beide Schieber durch den Dampf fest zusammengepreſst und die
Reibung zwischen denselben wird gröſser sein als die Reibung des Grundschiebers auf
dem Schieberspiegel. Letzterer wird demnach dem oberen Schieber folgen, bis sein
Kanal a unten für den Zutritt des frischen Dampfes frei
wird, worauf sich der Raum o mit gespanntem Dampfe
füllt. Wenn dies eintritt, sind die Cylinderkanäle a1 und c1 gerade voll geöffnet. Die Reibung zwischen beiden
Schiebern ist nun geringer als die auf dem Schieberspiegel und der Grundschieber
wird daher stehen bleiben, während der obere Schieber weiter nach links rückt und
den Einströmkanal bald darauf absperrt. In seiner äuſsersten Stellung greift
derselbe mit der Aussparung etwas über den Grundschieberkanal, so daſs der in o befindliche Dampf in den Cylinderraum rechts
entweicht, in welchem sich expandirter Dampf befindet. Ist die Aussparung o groſs genug, so wird die in o eintretende Druckverminderung genügen, um die Schieber wieder zu
kuppeln, worauf sich dann bei der Bewegung nach rechts der beschriebene Vorgang
wiederholt.
Wie leicht ersichtlich, würde die Wirkungsweise dieselbe sein, auch wenn die Bohrungen s und s1 nicht vorhanden wären; sie sichern jedoch die
Kuppelung, wenn durch Undichtigkeiten Dampf in den Raum o eindringen sollte, welcher dann, so lange die untere Mündung von s oder s1 sich über dem Ausströmkanale befindet, abgesaugt
wird. Die am Grundschieber befestigten schwachen Schleppfedern f sollen denselben beim Leergange der Maschine
halten.
Bei der Anwendung der Einrichtung auf die Meyer'sche
Steuerung müssen die Aussparungen in den beiden oberen Platten getrennt angeordnet
und durch einen (in der Zeichnung punktirt angedeuteten) ⊔-förmigen Kanal im
Grundschieber verbunden werden.
Die Steuerung ist einfach und arbeitet ohne die bei der Farcot'schen Steuerung auftretenden unangenehmen Stöſse, wird dafür aber
in der Wirkung nicht ganz zuverlässig und überhaupt nur bei geringen
Geschwindigkeiten anwendbar sein.