Titel: | Festigkeit von verzinkten Eisen- und Stahldrähten. |
Autor: | Ernst Müller |
Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, S. 454 |
Download: | XML |
Festigkeit von verzinkten Eisen- und
Stahldrähten.
E. Müller, über Festigkeit verzinkter Drähte.
Gelegentlich eines Besuches des Drahtwerkes von Witte und
Kämper in Osnabrück seitens der mechanischen Abtheilung der technischen
Hochschule in Hannover wurden daselbst auch Festigkeitsversuche mit verzinkten
Eisen- und Stahldrähten vorgeführt, welche im Folgenden zur Vervollständigung von
früheren Angaben über französische Telegraphendrähte
(1884 251 559) mitgetheilt werden.
Es ergaben diese sowie später mit denselben Drahtsorten ausgeführten Versuche:
VerzinkterStahldraht
VerzinkterEisendraht
Durchmesser mm
4,06
4,1
Querschnitt qmm
13,0
13,2
Reiſsbelastung k
1110
610
Festigkeitsmodul k/qmm
85,7
46,2
Reiſsdehnung Proc.
5
15
Windungen auf 150mm Länge,
welche ein Ab- drehen bewirkten
4
18
Die Einspannlänge für die Zerreiſsproben betrug 300mm, für die Verdrehungsproben 150mm.
Der verzinkte Stahldraht wird zum Umwickeln der unterseeischen Telegraphenkabel
(England-Amerika) verwendet, der verzinkte Eisendraht zur Herstellung von
oberirdischen Telegraphenleitungen (Deutschland); beide Drähte wurden selbstredend
nach dem Walzen gezogen.
Das zu dem Kabeldrahte zur Verwendung kommende Rohmaterial ist meistens Bessemerstahl, während der Telegraphendraht aus weichem
Puddeleisen besteht. Das hierzu verarbeitete
Roheisen ist eine Mischung von gewöhnlichem westfälischen weiſsen Puddel-Roheisen,
prima Siegener Holzkohleneisen und Roheisen von der Georg-Marienhütte bei Osnabrück.
Die Drähte werden in Ringen von 25 bis 35k
gewalzt.
Die Stärke der Verzinkung wird entweder durch Auflösen der Schicht in Salzsäure
geprüft, oder es wird eine bestimmte Anzahl Eintauchungen in Kupfervitriollösung von
bestimmter Zeitdauer vorgeschrieben, welche der Draht auszuhalten hat, ohne
Verkupferung zu zeigen. Die Normalvitriollösung besteht dabei aus 5 Th. Wasser und 1
Th. Kupfervitriol und jede Eintauchung hat die Dauer von 1 Minute. So werden z.B.
für die deutschen Telegraphendrähte mindestens fünf
Eintauchungen von je 1 Minute vorgeschrieben.
Seit ungefähr 5 Jahren werden bei den Lieferbedingungen auch Verdrehungsproben verlangt, Biegeproben schon seit längerer Zeit.
Für die oben erwähnten Stahlkabeldrähte wird gefordert: 53 Tonnen für 1 Quadratzoll
englisch (83k/qmm)
bei 1,5 Proc. Bruchdehnung und zweimaliger Biegung um einen Draht von denselben
Abmessungen. Der Draht wird um einen gleich starken Schenkel gewickelt und muſs das
Wiedergeradestrecken vertragen, ohne zu brechen.
Ernst Müller.