Titel: | Ueber die Fabrikation der Mineralschmieröle. |
Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, S. 460 |
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Ueber die Fabrikation der
Mineralschmieröle.
Mit Abbildung auf Tafel 32.
Ljutyk, über die Fabrikation der Mineralschmieröle.
In einer der hervorragendsten Erdölraffinerien Bakus wird nach J. LjutykVom Verfasser gef. eingesendeter Sonderabdruck aus der Rigaer Industriezeitung, 1883 Nr.
21. nachstehend beschriebenes Verfahren zur Herstellung von
Mineralschmierölen angewendet.
Die vom Abtreiben des zur Beleuchtung dienenden Kerosins verbleibenden Rückstände
gelangen zunächst in Vorrathsbehälter, welche, in Haustein hergestellt, an der
Innenseite sorgfältig mit Cement ausgekleidet sind und nur zu ¼ ihrer Höhe die
Erdoberfläche überragen und ein eigentümlich construirtes Holzdach besitzen, welches
mit sogen. Kir, einem im dortigen Quellengebiete häufig
vorkommenden Bergtheer, abgedichtet wird. Derartige Behälter, welche mindestens
1640t (100000 Pud) Rückstände fassen, haben
sich in Baku als die zweckmäſsigsten erwiesen. Aus denselben werden die Rückstände
mittels Pumpen in einen Bottich gehoben, welcher stets höher als die Destillirblasen
steht. Zur leichteren Absonderung des Wassers ist der Bottich mit einem durch Dampf
zu heizenden Schlangenrohre versehen, durch welches die Rückstände bis auf 70°
angewärmt werden, wodurch sich Wasser und andere Unreinigkeiten leichter auf den
Boden setzen und hier von Zeit zu Zeit durch den Hahn abgelassen werden. Die so
vorbereiteten Rückstände gelangen nun entweder sogleich in die Destillirblasen oder,
um den Prozeſs mehr oder weniger ununterbrochen fortzuführen, zuerst in Vorwärmer
V (Fig. 1 Taf.
32), welche wesentlich dieselbe Form und Einrichtung wie die Destillirblasen zeigen,
und von dort erst in die letzteren.
Die Destillirapparate A in Form eines liegenden
Cylinders arbeiten sehr befriedigend; sie fassen 8000k Rückstände, welche in 24 Stunden abgetrieben werden. Die Heizung
geschieht mittels Naphta oder verschiedener innerhalb der Fabrikation erhaltener
Abfälle. Der Apparat wird in einem Ofen über einem Gewölbe aus feuerfesten Steinen
vermauert. Die Flamme geht von der Feuerung a aus unter
das Gewölbe, gelangt auf dem Rückwege in den unter dem Boden der Blase befindlichen
mittleren Zug v und verzweigt sich hierauf, nach der
entgegengesetzten Richtung verlaufend, in den beiden Seitenzügen b. In diesen Zügen bestreicht die Flamme nur den
untersten Theil des Cylinders, etwa bis zu ⅕ seiner Gesammthöhe. Die von hier
abziehenden heiſsen Gase werden durch einen besonderen Kanal unter den höher
gelegenen Vorwärmer V geführt, dessen Züge die Gase in
derselben Ordnung, d.h. zunächst den mittleren und darauf die beiden Seitenzüge,
durchstreichen, um endlich von hier aus durch die Esse abzuziehen. Durch diese
Einrichtung wird eine beträchtliche Ersparniſs an Brennstoff erzielt und auſserdem erreicht, daſs die
Naphtarückstände in dem Vorwärmer auf etwa 130° und höher erhitzt werden und nach
ihrem Ablassen in die Destillirblase das Abtreiben mittels überhitzten Dampfes ohne
Aufenthalt beginnen kann. Wo die Heizung mit Holz geschieht, wird das Mauerwerk aus
gewöhnlichen Ziegelsteinen ausgeführt, wobei das Gewölbe in Wegfall kommt. In diesem
Falle muſs der Boden der Blase aus einem einzigen Bleche angefertigt sein, weil
sonst an den den Flammen direkt ausgesetzten Nietnäthen fast immer Undichtheiten
sich einstellen.
Zum Ueberhitzen des Dampfes trifft man am häufigsten eiserne, 4cm Weite Schlangenröhren, oder es liegen 5 bis
7cm weite Röhren z zu 2 oder 3 Paaren wagerecht in der Feuerung, wie in der Zeichnung
angedeutet ist. In diesen Röhren wird der Dampf auf 300° erhitzt; die für die
Ausführung der Destillation günstigste Temperatur ist indeſs 250°. Der überhitzte
Dampf wird in den Apparat im Ueberschusse eingeführt, um einer Zersetzung des
Destillates durch zu starke Temperaturerhöhung vorzubeugen.
Der überhitzte Dampf gelangt aus den Röhren z in den
guſseisernen 0m,7 hohen und 0m,5 weiten Cylinder B, in welchem das Condensationswasser sich ansammelt, und von hier durch mit
Hahn h versehene Rohre zum Destillirapparate. So lange
der Dampf noch nicht die erforderliche Temperatur hat, bleiben der Hahn zum Abflüsse
des Condensationswassers und der Lufthahn g geöffnet,
während der Einlaſshahn h für den Destillirapparat
geschlossen ist. Sobald der Dampf genügend heiſs und die Temperatur der Rückstände
auf 160 bis 180° gestiegen ist, öffnet man den Hahn h,
während die beiden anderen Hähne erst allmählich geschlossen werden. Der Dampf tritt
von oben durch das Rohr k fast bis auf den Boden des
Apparates A hinab, verzweigt sich alsdann mittels eines
⊥-förmigen Stückes in 2 Röhren, welche nach beiden Seiten des Rohres k in einer Entfernung von etwa 45mm vom Boden der ganzen Länge des Apparates nach
verlaufen und in ihrer ganzen Ausdehnung mit kurzen, etwa 4cm weiten, nahezu wagerecht liegenden Zweigröhren
i versehen sind. Dieses ganze liegende Rohrsystem
ist nach der dem Boden des Apparates zugewendeten Seite mit einer Reihe von etwa
3mm weiten Oeffnungen versehen, durch welche
der Dampf in den Apparat eintritt.
Auſser dem oben beschriebenen Dampfüberhitzungsapparate läſst man zuweilen den Dampf
ohne weitere Vorwärmung in ein Rohr treten, welches in dem Apparate in 4 oder
mehreren Biegungen, jede nahezu von der Länge des Apparates A, hin- und hergeht. Die am tiefsten gelegene Biegung läuft dicht über dem
Boden des Apparates hin und ist mit einer Reihe gegen den Boden des letzteren
gewendeten, 2 bis 3mm weiten Oeffnungen zum
Ausströmen des Dampfes versehen. Die Anwärmung des letzteren geschieht dann durch
die Naphta selbst.
Für den Abzug der überdestillirenden Kohlenwasserstoffe befindet sich in dem oberen Theile des
Apparates je nach seiner Gröſse eine 0,4 bis 1m
weite Oeffnung. Auf diese kreisförmige Oeffnung ist der Helm D aus Eisen oder Kupfer aufgesetzt, welcher sich nach dem Kühler hin
allmählich verengert. Zuweilen befestigt man an Stelle des Helmes auf dem Apparate
einen guſseisernen, etwa 0m,7 hohen, oben mit
einem Deckel verschlossenen Cylinder, von welchem ein Rohr die Destillationsproducte
in den Kühler führt. Eine derartige Vorrichtung ist noch zweckmäſsiger als ein Helm,
da dieselbe billiger ist und ein leichteres Reinigen und bequeme Instandhaltung der
inneren Theile des Apparates gestattet.
Die abdestillirten Kohlenwasserstoffe verflüssigen sich nun, zusammen mit dem
Wasserdampfe, in den Kühlern k. Weitaus am häufigsten
bestehen diese aus bleiernen oder eisernen Schlangenröhren, welche in einem
hölzernen oder eisernen Gefäſse stehen, in dessen unteren Theil kaltes Wasser
eintritt, während das erwärmte Wasser oben abflieſst, bei denen mithin das bei
derartigen Apparaten so häufig angewendete Prinzip des Gegenstromes vertreten ist.
Auſserdem findet man auf vielen Mineralölfabriken noch folgende sehr zweckmäſsige
Kühlvorrichtung: Die Destillate gelangen aus dem Helme in ein System von paarweise
aufgestellten, durch guſseiserne Knieröhren m mit
einander verbundenen Kupferröhren l, welche durch die
Luft gekühlt werden. Von dem tiefsten Punkte der unteren guſseisernen Knieröhren
gehen kupferne, 45mm enge Schlangenröhren n von 4 bis 5 Windungen aus, deren unteres Ende nach
oben, etwa bis zur Höhe der ersten Windung, aufgebogen ist und dann in den Behälter
zur Aufnahme der Destillate einmündet. Diese Schlangenkühler befinden sich in einem
von kaltem Wasser durchströmten Kasten; da die Schlangen fortwährend mit den
verdichteten Oelen angefüllt sind, so gestatten sie kein Entweichen unverdichteter
Dämpfe, welche deshalb das ganze Kühlröhrensystem durchstreichen müssen. Die letzte
der Kupferröhren ist mit einem der oben beschriebenen gewöhnlichen Schlangenkühler
k verbunden, welcher den Rest der Dämpfe
verflüssigt. Das Ende dieses Kühlers wird meist aus dem Gebäude hinausgeführt, um
die flüchtigsten Producte in dem untergestellten Gefäſse p aufzufangen und die nicht verdichtbaren Gase, welche einen
charakteristisch unangenehmen Geruch zeigen, ins Freie entweichen zu lassen; auch
strömen hier in groſser Menge die nicht verflüssigten Wasserdämpfe aus. In dem
Gefäſse p sammelt sich der gröſste Theil des
Niederschlagswassers an. Mit Hilfe der beschriebenen combinirten Luft- und
Wasserkühlung läſst sich nicht nur eine vollständige Condensation des Destillates
erreichen, sondern dieses erfährt auch gleichzeitig eine Scheidung nach den
verschiedenen Siedepunkten der Oele.
Das Rohr S dient zum Ablassen der Rückstände aus dem
Vorwärmer V in den Destillirapparat A; vom Boden des letzteren geht ein weiteres (in der
Zeichnung nicht sichtbares) Rohr aus zum Ablassen der Destillationsrückstände, welche
als Heizmaterial verwendet werden, indem man dieselben im zerstäubten Zustande in
die Feuerung einführt.
Auſser den liegenden Cylinderapparaten werden noch stehende verwendet, welche ein
sehr rasches Arbeiten gestatten und auch ganz befriedigend wirken. Der Boden
derselben ist eben, die Decke gewölbt. Der Durchmesser der Cylinders beträgt etwa
3m, die Höhe 0m,7, die Pfeilhöhe des gewölbten Deckels 0m,5, somit die Gesammthöhe 1m,2. Der
Apparat faſst etwa 3200k Naphtarückstände, welche
in 12 Stunden abdestillirt werden. Die Erwärmung findet nur vom Boden aus statt. Für
Fabriken mittlerer Gröſse sind am besten 2m,5
lange und 0m,7 weite Cylinder geeignet, da deren
Boden, soweit derselbe der Wirkung der Flamme ausgesetzt ist, sich bequem aus einem Stücke Blech ohne Nietnäthe anfertigen läſst.
Die Destillation der Rückstände wird in der Weise ausgeführt, daſs die in dem
Vorwärmer genügend angewärmten Rückstände in den Destillirapparat abgelassen und in
diesem auf 160 bis 180° erhitzt werden; dann läſst man vorsichtig Dampf eintreten.
Ist die Destillation in Gang gekommen, so prüft man von Zeit zu Zeit das Destillat
auf seine Dichtigkeit mittels eines Aräometers und fängt, entsprechend der in der
Fabrik üblichen Theilung des Destillates die einzelnen Fractionen verschiedener
Dichtigkeit gesondert auf. Sobald gegen das Ende der Destillation das specifische
Gewicht der übergehenden Oele auf 0,915 bis 0,920 gestiegen ist, von welcher Sorte
man übrigens nur sehr wenig erhält, so stellt man das Feuer ab und destillirt nur
noch mittels Dampf und, wenn eine aufgefangene Probe nur noch wenig Oel im
Verhältnisse zum Wasser zeigt, so unterbricht man auch den Dampfzufluſs und läſst
den Apparat während 2 bis 3 Stunden etwas abkühlen. In dem Apparate verbleibt nach
Beendigung der Destillation noch ein Rückstand, welcher den Namen Goudron oder Deggut führt;
dieser wird nach Verlauf der angegebenen Zeit in auſserhalb des Fabrikgebäudes
befindliche Behälter abgelassen.
Ist eine gröſsere Ausbeute an den schweren Oelen erwünscht, so unterbricht man die
Destillation, sobald die übergehenden Oele eine Dichtigkeit von 0,912 zeigen, läſst
den Apparat etwas abkühlen, füllt darauf, ohne den Rückstand abzulassen, die Blase
mit frischem Materiale aus dem Vorwärmer, erhitzt auf 160 bis 180° und destillirt,
wie oben beschrieben. Auf diese Weise erhält man zu Ende der Destillation ein Oel,
welches, auf die Lufttemperatur abgekühlt, ziemlich dickflüssig ist. Bei dieser Art
des Betriebes ist der Destillirapparat noch mit einem besonderen Rohr für den Abzug
der Gase und Dämpfe beim Füllen mit frischen Rückständen zu versehen.
Die erhaltenen Destillate werden bis zu ihrer weiteren Verarbeitung in besonderen
Gefäſsen aufbewahrt. Das mit den Oelen verflüssigte Wasser wird mittels Handpumpen
entfernt, wenn die Aufbewahrungsgefäſse nicht mehr als 800k
fassen. Wendet man kupferne Luft- in Verbindung mit Schlangenkühlern an, so findet
die Verflüssigung des Wassers vorzugsweise in den letzteren statt und dann läſst man
das verdichtete Wasser aus einem im Boden des oben erwähnten, auſserhalb des
Gebäudes stehenden Sammelbehälters p befindlichen Hahn
ab.
Die Scheidung der durch die Destillation erhaltenen Oele wird in sehr verschiedener
Weise ausgeführt. Im Allgemeinen fängt man zuerst eine Fraction von 0,865 sp. G.
auf; darauf folgt eine zweite von 0,875. Beide sind als Schmieröle nicht brauchbar;
das erstere wird entweder als sogen. Gasöl verkauft,
oder in der Fabrik selbst verfeuert, während das letztere als sogen. Tuchöl abgegeben und in den Tuchfabriken zum Einfetten der Wolle benutzt wird. Das Destillat von
0,885 bis 0,895 sp. G. wird besonders aufgefangen und auf das mittlere specifische
Gewicht von 0,890 gebracht; es ist für Schmierzwecke schon brauchbar und geht unter
dem Namen Spindelöl. Die Destillate von 0,895, 0,910
und darüber werden gesondert auf Maschinenöl erster
Sorte verarbeitet. Die Oele, welche schwerer als 0,910 sind, bilden das Cylinderöl; doch werden diese Oele zuweilen zusammen
mit den Maschinenölen aufgefangen, um diese schwerer zu erhalten, was namentlich für
die Anwendung im Sommer sehr erwünscht ist. Sobald in einer Oelprobe bei
gewöhnlicher Temperatur Körnchen sich auszuscheiden anfangen, wird das Oel von dem
Cylinderöle gesondert gesammelt und bildet das halberstarrende Oel; dasselbe erhält man bei der Destillationsmethode des
Nachziehens; es gibt, mit Spindelöl gemischt, eine zweite
Sorte Maschinenöl.
Um das bei etwa 35° schmelzende Schmiermittel Ssabonaphta oder Mineral-Maschinenfett zu
gewinnen, verfährt man auf folgende Weise: Man füllt den für die Methode des
Nachziehens vorgerichteten Apparat mit den in einem Behälter gesammelten Rückständen
von dem Abtreiben der Oele (sogen. Deggut) zusammen mit dem Destillate von 0,865 sp.
G. und zwar im Verhältnisse von 3 zu 1. Die Destillation muſs nun sehr vorsichtig
ausgeführt werden, indem man anfangs nur leicht feuert und die Hitze ganz allmählich
verstärkt, wobei das Gasabzugsrohr beständig offen gehalten wird. Zuerst schäumt die
Masse stark auf und kann leicht durch den Helm in den Kühler übertreten, wenn nicht
die angedeuteten Vorsichtsmaſsregeln beobachtet werden. Sobald ruhiges Sieden
eingetreten und die Temperatur auf 180 bis 200° gestiegen ist, läſst man überhitzten
Dampf eintreten. Die ersten Antheile des Destillates, welche die oben genannten Oele
in geringer Menge geben, werden gesondert aufgefangen; bald zeigen die übergehenden
Oele 0,915 sp. G. und eine Probe derselben erstarrt bei gewöhnlicher Temperatur,
indem sich anfangs bloſs einige schwimmende Körnchen zeigen, deren Menge bei
fortschreitender Abkühlung sich vergröſsert und schlieſslich die Erstarrung der
ganzen Masse herbeiführt. Sind etwa ¾ der ganzen Beschickung des Apparates
abdestillirt, so unterbricht man die Destillation, läſst 3 Stunden abkühlen und
füllt den Apparat, ohne den Rückstand abzulassen, von Neuem. Jetzt führt man die
Destillation fast vollständig zu Ende, so daſs der Boden des Apparates bloſs etwa
9cm hoch von der Flüssigkeit bedeckt ist,
läſst abkühlen, füllt wie das erste Mal mit Deggut und leichtem Oele (0,865) und
verfährt, wie beschrieben. Nach Ausführung dieser zweiten Arbeit muſs der Apparat
gereinigt werden.
Die ursprünglich verarbeiteten Naphtarückstände liefern von diesem
Mineral-Maschinenfette bis zu 12 Proc. Die Destillate, welche man bei dem Abtreiben
des Deggut auf Maschinenfett erhält, werden mit alleiniger Ausnahme der Fraction vom
0,865 bis 0,870 sp. G. gemeinschaftlich gesammelt. Will man die leichten Oele nicht
als „Tuchöle“ verwerthen so destillirt man die Oele bis zum specifischen
Gewichte von 0,875 ab und setzt dieselben der Füllung bei der nächsten Destillation
zu. In diesem Falle erwärmt man den Inhalt des Destillirapparates auf 150° oder
etwas höher, leitet darauf den Dampf ein, läſst nach Ablauf von etwa einer Stunde
das Feuer ausgehen und führt nun die Destillation allein durch Dampfzutritt so lange
fort, als noch leichte, nach Erdöl riechende Oele übergehen. Den Zeitpunkt, an
welchem diese Oele verschwinden, erkennt man an dem Gerüche einer kleinen Probe,
welche man dem Inhalte des Apparates durch einen am unteren Theile des vorderen
Bodens desselben befindlichen Probehahn entnimmt. Dann stellt man die Dampfzuführung
ab, läſst den Apparat etwas erkalten und läſst nun den ganzen Inhalt in besondere
Behälter abflieſsen. Die so erhaltenen Oele werden nach vorausgegangener Reinigung
auf eine geringere Sorte von Schmierölen verschiedener Farbe und Dichtigkeit
verarbeitet, welche den „Oelen erster Sorte“ und dem „Spindelöle“ in
den wesentlichen Eigenschaften erheblich nachstehen.
Die erhaltenen Destillate zeigen vor der Reinigung eine dunkel erdiggelbe Farbe und
einen besonderen charakteristischen Geruch. Durch die Raffination werden die
verschiedenen harzigen, den Oelen beigemengten Stoffe beseitigt, die Oele werden
dadurch vollkommen durchsichtig und geruchlos, letzteres allerdings nicht immer ohne
wiederholte Destillation. Um reine und geruchlose Oele von ausgezeichneter
Schmierfähigkeit zu erhalten, ist fast immer eine zweite Destillation der
raffinirten Producte erforderlich. Die bei der ersten Destillation erhaltenen
Fractionen, entsprechend dem Spindel-, Maschinen- und Cylinderöle, werden dann
gemeinschaftlich in einem etwa 16t fassenden
Eisenbehälter gesammelt, in welchem sie etwa 2 Tage ruhig stehen bleiben, wobei das
aus den Dämpfen verflüssigte Wasser sich ausscheidet und durch einen am Boden
befindlichen Hahn abgelassen wird, während das Oel in die Mischgefäſse gehoben wird;
die Dampfpumpe kann zugleich zum Durchtreiben eines Luftstromes durch die Oele
benutzt werden. Als Mischgefäſse verwendet man stehende, innen verbleite
Eisencylinder; das untere Ende läuft in einen Kegel aus, in dessen Spitze ein Hahn
zum Ablassen des Oeles
in die Absetzkufen sich befindet. Die zum Mischen der Oele mit der Schwefelsäure
erforderliche Luft wird mittels der Pumpe in das Mischgefäſs durch ein Bleirohr
eingeführt, dessen Ende sich in der Spitze des kegelförmigen Bodens befindet und
durch eine aufgelöthete Scheibe verschlossen ist; die letztere ist mit mehreren
Sieblöchern für den Durchgang der Luft versehen. Ist der Mischapparat mit einer
genügenden Menge des rohen Oeles gefüllt, so öffnet man allmählich den Lufthahn,
wodurch der ganze Inhalt in lebhaftes Aufwallen geräth. Anfangs mischt man
vorsichtig, indem man einen Theil der zuzusetzenden Schwefelsäure in dünnem Strahle
zuflieſsen läſst, darauf einige Zeit hindurch kräftiger. Dann mäſsigt man abermals
den Luftstrom, setzt einen weiteren Antheil Säure zu und fährt so fort, bis die
ganze Menge der letzteren, welche zum Niederschlagen der harzartigen Stoffe und zur
Bildung von Sulfoverbindungen der fetten Säuren (?) erforderlich ist, im Oele sich
befindet. Das Ende der Reaction erkennt man am einfachsten an den schwarzen Flocken,
welche in groſser Menge in dem anhängenden Oele einer in die Flüssigkeit getauchten
Glasplatte erscheinen; man hört dann mit dem Mischen auf und läſst das Oel in die
innen mit Blei ausgekleideten hölzernen Absetzkufen ab. Die Menge der zuzusetzenden
Schwefelsäure schwankt zwischen 5 und 10 Procent vorn Gewichte der rohen Oele und
hängt von den Eigenschaften der letzteren ab.
Das abgestandene saure Oel wird nach 1 bis 2 Tagen mittels einer Pumpe in einen
Mischapparat der früher beschriebenen Construction gehoben, um hier neutralisirt zu
werden. Frisch gebrannter Kalk wird zu dem Zwecke abgelöscht und in besonderen
Trockenöfen getrocknet, aus denen der Kalk, gut gesiebt und noch warm, in das
Mischgefäſs gelangt. Ist letzteres mit der erforderlichen Menge des gereinigten
Oeles gefüllt, so läſst man die Luft eintreten, wirft von Zeit zu Zeit eine Schaufel
Kalk in das Oel und fährt so fort, bis die zimmtbraune Farbe des Oeles in eine
hellgelbe übergegangen ist und Lackmuslösung eine schwach basische Reaction
desselben anzeigt. Dann läſst man den Inhalt des Gefäſses in besondere Bottiche ab,
welche auf dem Boden mit einem Schlangenrohre versehen sind, und erwärmt in diesen
das Oel mittels Abdampf auf 70°, um ein rascheres Absetzen des entstandenen Gypses
zu bewirken. Dies gelingt jedoch wegen der Feinheit des Niederschlages nicht
vollständig, weshalb der Rest des letzteren mit Hilfe von Filterpressen beseitigt
wird. Das filtrirte Oel ist durchsichtig, von schwach röthlicher Farbe und sehr
unbedeutendem Geruch; es gelangt nun in Destillirapparate, wie dieselben früher für
die Destillation der Naphtarückstände beschrieben wurden, besser aber noch in die
stehenden Cylinderapparate, da diese ein schnelleres Arbeiten gestatten. Bei der nun
auszuführenden zweiten Destillation werden die Oele, entsprechend ihren specifischen
Gewichten, gesondert in hölzernen oder eisernen Bottichen aufgefangen, welche
inwendig mit Blei ausgekleidet und mit einer Vorrichtung zum Erhitzen der Oele auf etwa 130° versehen
sind, um denjenigen Theil des verflüssigten Wassers, welcher sich nicht absetzt,
sondern mechanisch mit dem Oele gemengt bleibt, durch Verdampfen entfernen zu
können. Nach dem Erhitzen auf 130° sind die Oele vollkommen durchsichtig, hellgelb
und geruchlos; dieselben werden dann in besonderen Behältern gesammelt, in denen
dieselben abkühlen, um schlieſslich auf Fässer gefüllt zu werden.
Der von der zweiten Destillation im Apparate verbleibende Rückstand wird zur
Abkühlung in besondere Behälter abgelassen und dann nach dem Erkalten unter dem
Namen Wagen- oder Waggonöl verkauft. Das sogen. Tuchöl wird in gleicher Weise raffinirt; nur
neutralisirt man nicht mit Kalk, sondern mit trockener Potasche und sorgt, daſs das
neutralisirte Oel eine alkalische Reaction zeigt. Dieses Oel gibt mit einer
bestimmten Menge Potaschelösung eine vollkommene Emulsion.
Zum Raffiniren der Oele ohne wiederholte Destillation
wird eine bestimmte Sorte des rohen Oeles in mit Rührwerk versehenen und mit Blei
ausgekleideten hölzernen Kästen mit Schwefelsäure gemischt, dann mit Potasche
neutralisirt, nach dem Absetzen in eisernen Kesseln zum Sieden erhitzt und
schlieſslich mit heiſsem Wasser gewaschen.
Die Raffination des Mineral-Maschinenfettes
(Ssabonaphta) erfolgt in der gleichen Weise; nur erwärmt man das Fett vor dem
Zusätze der Säure auf annähernd 80°. Die Absetz- und Neutralisationsgefäſse müssen
in einem warmen Räume stehen oder mit einer Anwärme Vorrichtung versehen sein, da
die Masse bei gewöhnlicher Temperatur starr ist. Um ihre Dichtigkeit zu erhöhen,
setzt man dem gereinigten und abgestandenen Oele 0,5 bis 1 Proc. Ceresin zu,
schmilzt beide zusammen, läſst etwas abkühlen und füllt auf Fässer.