Titel: | Selbstthätige Schnell-Telegraphie in Amerika. |
Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, S. 502 |
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Selbstthätige Schnell-Telegraphie in
Amerika.
Mit Abbildung.
Taylor, über selbstthätige Schnelltelegraphie in
Amerika.
Th. F. Taylor hat der Electrical
World eingehendere Mittheilungen über die im J. 1882 durch ihn für die Postal Telegraph Company ausgeführte Herstellung einer
Telegraphenleitung für selbstthätige Schnelltelegraphie zwischen New-York und
Chicago gemacht, denen nach dem Scientific American
Supplement, 1884 S. 7118 Nachstehendes entnommen ist.
Die Leitung bestand aus Kupfer-Stahldraht; ihre Dicke entsprach etwa Nr. 3 der
englischen Drahtlehre (also 6mm,5), war jedoch
ziemlich wechselnd, so daſs der Widerstand z. Th. nur 0,93 Ohm für 1km betrug. Die Ladungsfähigkeit (statische
Capacität) betrug etwa 10 Mikrofarad. An jeder zehnten Säule war ein Erddraht
angebracht.
Als man Olean, N.-Y., etwa 650km von New-York
erreichte, konnte man 800 Wörter (20000 Stromgebungen) in der Minute in Morsezeichen
telegraphiren, ohne besondere Vorkehrungen gegen die Ladung.
Die Schwierigkeiten begannen, als die Leitung bis Cleveland, Ohio, etwa 1125km von New-York fertig war. Taylor griff daher zu der nachstehend dargestellten
Schaltungsweise.Eine ganz ähnliche Schaltung hat schon bei dem Copirtelegraph von Caselli Anwendung gefunden (vgl. Zetzsche: Die Copirtelegraphen u.s.w. Leipzig
1865 S. 26). Die gebende Station A und die empfangende B sind
durch die Leitung L mit einander verbunden. Die
Telegraphirbatterie B in der gebenden Station A ist mit
dem positiven Pole an die Metallwalze R1 des Gebers, mit dem negativen an Erde E1 gelegt. Zwischen der
Walze R1 und dem
Contactarme s wird der gelochte Streifen S mit entsprechender Geschwindigkeit hindurchbewegt, so
daſs die Batterie B geschlossen ist, so oft der Arm s durch ein Loch im Streifen S hindurch mit der Walze R1 in Berührung kommt.
Textabbildung Bd. 253, S. 503
Auf der empfangenden Station B liegt ein ähnlicher Contactarm
p auf einer Metallwalze R2; hier wird aber zwischen beiden der mit
einer durch den Strom zersetzbaren und bei der Zersetzung einen färbenden
Bestandtheil ausscheidenden Lösung getränkte Streifen P
hindurchgeführt, auf welchem ein telegraphisches Schriftzeichen entsteht, so oft und
so lange der Strom von B durch P hindurchgeht. In B ist zwischen Leitung L
und Erde E2 noch eine
Hilfs- oder Gegenbatterie B1 eingeschaltet, deren Strom dem von B
gelieferten entgegengesetzt gerichtet ist und daher auf P keine Schrift erzeugt. Auf den beiden Stationen A und B sind endlich
noch die Nebenschlieſsungen nn und n1n1 mit den Widerständen W und W1 angeordnet; die beiden künstlichen Widerstände W und W1 werden gleich groſs genommen und zwar jeder etwa
3000 Ohm, wenn die Leitung L 900 Ohm Widerstand hat;
die Telegraphirbatterie B erhält dann 90, die
Gegenbatterie 30 Elemente.
Die Vorgänge beim Telegraphiren sind nun folgende: Während der Ruhe sendet die
Gegenbatterie B1 einen
unveränderlichen Strom durch die Leitung L und die
Nebenschlieſsungen nn und n1n1
welcher sich nach dem Ohm'schen Gesetze verzweigt.
Kommt beim Telegraphiren ein Loch im Streifen S unter
den Contactarm s, so sendet die Telegraphirbatterie B einen Telegraphirstrom durch L und die Nebenschlieſsungen; doch geht der Hauptstromzweig wegen des
geringen Widerstandes durch den Streifen P des
Empfängers und erzeugt auf diesem ein Zeichen, da derselbe den Strom von B1 an Stärke
übertrifft.
Unmittelbar nach dem Aufhören des Telegraphirstrom es aber sendet B1 einen
entgegengesetzten Strom durch L und die Widerstände W und W1 und dieser Strom vernichtet im Streifen P die „schwänzende“ Wirkung, welche die
Entladung der Linie L durch den Streifen P nach der Erde E2 hin hervorbringen würde, und tilgt überhaupt die
Ladung der Leitung L in einem entsprechenden Betrage.
Deshalb werden die Zeichen auf P deutlich und bestimmt. Der Gegenstrom
macht zugleich die Leitung L für den nächsten
Telegraphirstrom entsprechend empfindlich und erleichtert dessen scharfe Wiedergabe
auf dem Streifen P.
Mit dieser Schaltung konnten zwischen New-York und Cleveland 1000 bis 2000 Wörter in
der Minute telegraphirt werden und selbst bei Vollendung der Leitung bis Chicago
erreichte man noch die höchste Geschwindigkeit von 1200 Wörtern in der Minute, z.
Th. selbst unter Mitbenutzung von Kabeln.