Titel: | Ueber Neuerungen an Flammrohrkesseln. |
Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, S. 6 |
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Ueber Neuerungen an Flammrohrkesseln.
Patentklasse 13. Mit Abbildungen auf Tafel 1.
Ueber Neuerungen an Flammrohrkesseln.
J. A. Hopkins und J. Hopkinson in
Huddersfield, England (* D. R. P. Nr.
27490 vom 19. Oktober 1883) haben die in Fig. 1 bis 3 Taf. 1 abgebildete neue
Form von Flammrohren eingeführt, welche als eine
besondere Art Wellrohre mit abwechselnd lang gestreckten und kurzen Wellen
bezeichnet werden kann. Dieselbe soll gegenüber den gewöhnlichen Flammrohren den
Vortheil bieten, daſs Galloway'sche oder andere
Querröhren zur Beförderung einer Wasserströmung in die Rohre eingesetzt werden
können. Jeder Rohrschuſs besteht aus einem (Fig. 2), zwei (Fig. 1) oder
mehreren bauchigen Theilen a und einem oder mehreren
Wülsten b. Die Enden c
sind behufs Verbindung der einzelnen Schüsse mit einander wie gewöhnlich
cylindrisch. Die Wasserröhren d werden an der weitesten
Stelle in die Theile a eingesetzt. Dieselben sind hier
benutzt, um einstellbare Hemmplatten e an denselben
anzubringen, welche die Heizgase veranlassen sollen, dicht an den Rohr wänden
hinzustreichen (vgl. Fig. 3). Die Platten e aus Guſseisen,
Chamotte, Asbest o. dgl. sind mit Zapfen in zwei um das Wasserrohr gelegte
zweitheilige Ringe eingehängt. Bestehen die Platten aus Stein o. dgl. so wird in
eine Nuth am Umfange derselben ein Eisenband gelegt, an welchem die Zapfen befestigt
sind. Beim Reinigen der Flammrohre können die Platten in die Lage Fig. 2 gebracht
werden.
In Fig. 4 Taf.
1 ist ein neues Flammrohr von J.
Prégardien in Deutz a. Rh. (* D. R. P. Nr. 24468 vom 27. Februar 1883) dargestellt,
welches in den Rundnäthen wulstartig ausgebördelt ist. Durch diese Form soll den
gewöhnlichen glatten Rohren gegenüber erstens eine Versteifung des Rohres erreicht
werden, so daſs besondere Verstärkungsringe überflüssig werden, und zweitens sollen
die Nietköpfe und Blechkanten vor der direkten Einwirkung des Heizgasstromes
geschützt werden.
Ein Flammrohrkessel von Mirfin und Nield, welcher von der Oldham
Boiler Works Company in Oldham gebaut wird, ist nach Engineering, 1882 Bd. 34 S. 95 in Fig. 7 bis 10 Taf. 1
veranschaulicht. Bei demselben sind einzelne Rohrschüsse durch je eine Gruppe
engerer Röhren ersetzt. Dieselben sind gleich den weiten Rohrschüssen an den Enden
umgebördelt und zwischen Platten eingenietet, welche unter Zwischenlage eines
Verstemmungsringes gegen die Flanschen der benachbarten Schüsse genietet sind. Das
untere Rohr jeder Gruppe hat einen Durchmesser von 460mm, um einen Durchgang beim Reinigen zu gestatten, die oberen Rohre sind
enger. Wie aus Fig.
9 zu ersehen ist, wird der Querschnitt des Flammrohres von den
Querschnitten der engen Rohre berührt, um die Heizgase möglichst an die Wand des
Flammrohres zu drängen. In die übrigen Schüsse des letzteren sind Galloway-Röhren
eingesetzt.
Der Hauptzweck dieser Construction ist wohl eine Vergröſserung der Heizfläche;
auſserdem wird das Rohr durch die eingesetzten Rohrplatten wesentlich versteift. Ein
Nachtheil ist, daſs der zwischen zwei Rohrgruppen liegende Theil des Flammrohres
doch etwas versteckt liegt.
Um zwei weite Flammrohre (es ist dabei hauptsächlich
wohl an Wellrohre gedacht) in einem Kessel unterbringen zu können, ohne diesen
übermäſsig hoch nehmen zu müssen, will H. Främbs in
Firma Främbs und Freudenberg in Schweidnitz,
Preuſsisch-Schlesien (* D. R. P. Nr. 27931 vom 6. Januar 1884) dem Kesselmantel die
in Fig. 5 und
6 Taf. 1
dargestellte Form geben. Derselbe wird durch zwei sich schneidende Cylinder
gebildet, deren Schnittlinien durch eingenietete lothrechte Blechstreifen mit
einander verbunden sind. Um diese bequem zu befestigen, kann zwischen die beiden
Cylindermäntel oben wie unten je ein Blechstreifen a b
eingesetzt werden, welcher, als Formstück gewalzt, im mittleren Theile zweckmäſsig
verstärkt und unter Umständen ⊤-förmig sein kann. Die
Mantelbleche wie die Böden können bei dieser Form etwas schwächer sein, als wenn der
Kessel für die gleichen Flammrohre cylindrisch gemacht würde.
Auch der Mantel des in Fig. 12 und 13 Taf. 1
abgebildeten Dampfkessels von H. Gerner in
New-York (* D. R. P. Nr. 26111 vom
21. April 1883) besteht aus zwei gegen einander offenen Cylindern, die
jedoch über einander liegen und bei welchen nur ein
kleiner Theil des Umfanges fehlt. Die Verbindung beider ist durch Winkelplatten C, zwischen welche die Ankere eingezogen sind,
hergestellt. Jeder Cylinder enthält ein kegelförmiges Flammrohr, in welchem wieder
ein entgegengesetzt kegelförmiges Wasserrohr L bezieh.
L1 untergebracht
ist. Das obere Flammrohr ist beiderseits, das untere am hinteren Ende durch einen
mit feuerfesten Steinen bekleideten Deckel geschlossen. Die Heizgase gelangen vom
unteren in das obere Flammrohr durch einen Stutzen H
und aus dem oberen direkt in den durch den Dom hindurchgehenden Schornstein. Der
Kessel erfordert also keine Einmauerung. Der Dom wird durch einen stehenden Cylinder
und einen sich anschlieſsenden, durch Stehbolzen versteiften, kofferförmigen Theil
gebildet; hinter dem letzteren ist ein cylindrischer Vorwärmer bezieh.
Schlammsammler F auf den Kessel aufgesetzt, welcher mit
diesem durch drei wagerechte Rohre e und drei bis fast
zum Normalwasserspiegel reichende, lothrechte Rohre f
verbunden ist. Für gewöhnlich soll das durch r
eingeführte Speisewasser nur durch die lothrechten Rohre f und das mittlere Rohr e in den Kessel
abflieſsen, damit die Niederschläge sich in F ungestört
ablagern können. Nur wenn der Wasserstand unter die Mündungen des mittleren Rohres
e und der Rohre f
sinkt, öffnet ein Schwimmer auch das untere Rohr e, um
einem Wassermangel im Kessel vorzubeugen, so lange wenigstens Wasser im Vorwärmer
ist.
Bezüglich der Feuerung ist noch zu bemerken, daſs hinter
der Feuerbrücke aus
schiefen sechsseitigen und durchlöcherten Chamotteprismen eine Wand eingebaut ist,
welche zunächst eine innige Mischung der Gase und dadurch möglichst vollständige
Verbrennung bewirken, sodann aber das Mitreiſsen der Flugasche in die Flammrohre
verhindern soll. Die Asche soll nämlich durch ihr Eigengewicht aus den Löchern der
Wand hinter die Feuerbrücke zurückgleiten, was aber in Anbetracht des in den Löchern
vorhandenen scharfen Zuges wohl kaum möglich ist.
Ein ganz eigenthümliches Flammrohr, welches nicht im
Längsschnitte, sondern im Querschnitte von den
gebräuchlichen Formen abweicht, bringt W. Parje in
Frankfurt a. M. (* D. R. P. Nr. 27328
vom 25. September 1883) in Vorschlag. In Fig. 11 Taf. 1 ist der
Querschnitt eines mit solchem Rohre versehenen Kessels abgebildet. Damit der Druck
im Kessel nur auf concave Flächen wirke, ist das Flammrohr aus vier nach innen
ausgebogenen Platten zusammengesetzt, welche an den Rändern mit einander vernietet
und durch einzelne ⊤-förmige Stücke mit dem Kesselmantel
verbunden sind. Diese Form des Rohres soll ermöglichen, auch bei sehr groſsem
Durchmesser des Kessels und sehr weitem Rohre mit ganz geringen Blechstärken
auskommen zu können. Dieselbe ist jedoch durchaus nicht so stabil, als es auf den
ersten Blick scheinen mag. Der Mantel wird unter stärkerer Einbiegung der
Rohrplatten nach den Diagonalen des Rohrquerschnittes erheblich zusammengezogen
werden. Die Krümmung desselben wird an den Verbindungsstellen schwächer, dagegen
oben, unten und an den Seiten stärker werden. Es erscheinen daher die sowohl in den
Feuerraum, wie in den Wasserraum eingebauten Rohre sehr nothwendig zur Verankerung,
während dieselben nach der Patentschrift nur zur Beförderung eines Wasserumlaufes
und zur Vergröſserung der Heizfläche dienen sollen. Die Vortheile dieses Flammrohres
sind daher nur vermeintliche und, da es auch wesentliche Nachtheile bietet, wie die
umständlichere Anfertigung, die Ecken im Rohre und im Kessel, in denen sich dort die
Asche, hier der Kesselstein festsetzen wird u.s.w., so dürfte es kaum Anwendung
finden.
Der bereits früher besprochene Kessel von Bellamy (1882
244 * 11) wird nach Engineering, 1883 Bd. 35 * S. 394 jetzt auch in groſsen Abmessungen und
mit Anwendung von Wellrohren ausgeführt. Ein a. a. O. dargestellter Kessel hat z.B.
2m,3 Durchmesser, 3m,8 Länge und ein Wellrohr von 1m,17 innerem Durchmesser.
Ein daselbst 1882 Bd. 33 * S. 608 abgebildeter neuerer Kessel von Hawksley, Wild und Comp. in Sheffield hat ein
Flammrohr, welches in der schon früher (1882 244 * 9)
beschriebenen Weise aus abwechselnd engen und weiten Schüssen zusammengesetzt ist.
Das Rohr ist hier jedoch sehr weit (1m,01 bezieh.
0m,91 Durchmesser), der Kessel kurz und nicht
eingemauert- die Heizgase werden durch enge Heizrohren zurück in eine vorn
angebrachte Rauchkammer geführt.