Titel: | Ueber „rothe Punkte“ im Lichtrosa; von E. Lauber in Liesing. |
Autor: | E. Lauber |
Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, S. 41 |
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Ueber „rothe Punkte“ im Lichtrosa; von
E. Lauber in
Liesing.
E. Lauber, über „rothe Punkte“ im Lichtrosa.
Den meisten Fachgenossen dürfte es im Laufe ihrer Praxis wohl vorgekommen sein, daſs
sich in sehr hellen lichten Rosaböden rothe Punkte zeigten, welche, unregelmäſsig im
Rosa zerstreut, diesem ein sehr häſsliches Aussehen geben. Alle angewendeten
Vorsichtsmaſsregeln, wie Herstellung eines sehr niedrig procentigen Alizarins, das
man durch die feinsten Siebe gehen lieſs, um die in jedem künstlichen Alizarin
befindlichen Knöllchen zu zertheilen, auch die von der Badischen Anilin-und Sodafabrik in einem neueren Rundschreiben angegebene
Vorschrift, den Kleister in die Alizarinpaste und nicht umgekehrt zu rühren, ergaben
kein günstiges Ergebniſs; auch das Kochen des Alizarins mit Gummiwasser war
erfolglos. Die rothen Punkte konnten lediglich davon herrühren, daſs die im Alizarin
befindlichen Knöllchen in der Druckfarbe genügend Mordant vorfanden, um Roth zu
bilden; gab man diesen also jene Menge Thonerde, welche lediglich zur Befestigung
der geringen, das Lichtrosa bildenden Alizarinmengen nöthig ist, so konnte von den
Alizarinknöllchen nur der zur Rosabildung nöthige Theil fixirt werden, während der
Alizarinüberschuſs, welcher vorher die Rothbildung der Punkte bedingt hatte, im
Dämpfen sublimiren muſste.
Vor Allem wollte ich nun die Verhältnisse zwischen Alizarin und Mordant in den mir
sowohl aus meiner Praxis, als aus der vorhandenen spärlichen Literatur bekannten
Vorschriften feststellen, fand aber dabei so kolossal widersprechende Ziffern, daſs
mir dadurch gar kein Anhaltspunkt gegeben war, und es wäre für unsere
Färbereischulen vielleicht eine dankbare Aufgabe, hierüber praktische Studien
anzustellen.
Ich berechnete 25 Vorschriften, wobei durchweg auf gleiche Mengen Farbe Rücksicht
genommen und der Coefficient für Mordant = 220 festgestellt wurde; letzterer wurde
unter Vernachlässigung seiner Zusammensetzung nur auf 12° B. in Rechnung gezogen:,
ich erhielt nun folgende Zahlen:
Auf 200g Mordant von 120 B.
kamen 20procentiges Alizarin:
Fabrik A: 200. 250 (Acetat). 64. 65. 65. 171. 72
(Rhodanat).
Stein: 264. 183. 324. 391. 330. 330. 242. 92. 240. 275. 336.
558.
Fabrik B: 132. 90. 73. 44. (Mischungen von Acetat und
Rhodanat.)
Wurde bei der dritten Probe (Fabrik B) die Mordantmenge
allmählich auf ⅓ verringert, so erhielt man genau dasselbe Ergebniſs wie vorher.
Von der Anschauung nun ausgehend, daſs eben der groſse Ueberschuſs von Mordant die
Ursache der Bildung der rothen Punkte sei, stellte ich durch vergleichende Versuche
die geringste Menge von Mordant fest, welches eine gleiche Menge Alizarin bei
gleicher Stärke zu befestigen im Stande ist, und fand, daſs man bei der 4. Probe
(Fabrik B) die Menge auf 20 Proc. in der alten Vorschrift vermindern konnte, ohne
die Stärke des Lichtrosa nur im Mindesten zu beeinträchtigen. Meine oben angeführte
Anschauung bestätigte sich denn auch praktisch vollkommen; denn die rothen Punkte
kamen seither nie wieder zum Vorscheine. Es gelingt auf diese Weise, mit Alizarin
jeder Concentration und mit jeder beliebigen Verdickung das lichteste Rosa rein
darzustellen.
Der groſse Ueberschuſs an Mordant ist unnöthig; man hat nur auf Folgendes Rücksicht
zu nehmen: Der abgemessene Mordant wird erst in eine kleinere Menge Verdickung
eingerührt, zu dieser Mischung der Rest der Verdickung nach und nach zugegeben und
nun das Alizarin zugemischt.
Nach dem Drucke läſst man vortheilhaft die Stücke einige Tage in einem warmen Räume
(über der Druckmaschine) ruhen, wobei für täglich zweimaliges Lüften durch
Ueberziehen gesorgt wird; oder aber man nimmt die Stücke 3mal durch den Mather-Platt'schen Anilinschwarzkessel.
Man erhält auf diese Weise nie ungleiche Waare, was man eben durch Zufügen so
unnöthig groſser Mengen von Mordant vermeiden wollte.