Titel: | Ueber Neuerungen in der Drahterzeugung. |
Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, S. 55 |
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Ueber Neuerungen in der
Drahterzeugung.
(Patentklasse 7. Fortsetzung des Berichtes von Bd.
250 S. 293.)
Mit Abbildungen auf Tafel
5.
Ueber Neuerungen in der Drahterzeugung.
Bekanntlich müssen bei Drahtwalzwerken die Umfangsgeschwindigkeiten der Walzen in
demselben Maſse zunehmen, wie das Kaliber des Drahtes abnimmt. R. Daelen
sen. in Düsseldorf (* D. R. P. Nr. 25252 vom 10. Februar 1883) schlägt deshalb
die in Fig. 1
bis 4 Taf. 5
dargestellte Räderübersetzung vor.
Die von der Dampfmaschine in Bewegung gesetzte Welle a
treibt mittels der Zahnräder r und r1 die Vorwalzen A bezieh. B und mit Hilfe
des Räderpaares r2 die
ersten Fertig walzen C, dagegen mittels r3 die Welle b, welche die zweiten Fertigwalzen D antreibt u.s.w. bis zum Ende. Die Umführung des Drahtes von den Walzen A nach B wird durch die
Röhren m und n bezieh. o bewirkt (vgl. Fig. 5); m und n liegen fest,
wogegen das Rohr o beweglich ist; letzteres schiebt
sich mit seinen beiden Schenkeln teleskopartig in die Röhren n, bis dasselbe bei d mit den Röhren m zusammenstöſst. Die Führung e hat im Inneren ein doppeltes Gewinde, um den ovalen Drahtstab um 45° zu
drehen und hochkantig in ein vierkantiges oder rundes Kaliber zu führen. Das Rohr
o ruht mittels der beiden Rollen f auf einer Schiene g,
welche eine ansteigende Lage hat. Sobald der Draht von den Walzen A nach B die Röhren
durchläuft und der Bogen sich bildet und ausdehnt, drückt der Draht das Rohr o auf der Schiene g
zurück, bis derselbe die Walze A verläſst; dann kehrt
das Umführungsrohr o in seine ursprüngliche Lage
zurück.
Ein ähnliches bewegliches Zuführungsrohr benutzt, wie
aus Fig. 6
Taf. 5 bei C ersichtlich ist, Will.
Morris in Oakengates (* D. R. P. Kl. 18 Nr. 25275 vom 6. März 1883); dasselbe ruht
auf einem auf Schienen laufenden Schlitten P, welcher
durch ein an der Kette K hängendes Gewicht gegen die
Walzen hingezogen wird. Die Vorrichtung ist weniger zur Auswalzung von Draht als von
Knüppeln geeignet und bedarf weiter keiner Erklärung.
Um Verstopfungen in zwischen zwei Walzenpaaren liegenden geraden Drahtführungskanälen leicht beseitigen zu können,
versehen Wilh. Altpeter und Victor
Colin in Ars a. d. Mosel (* D. R. P. Nr. 23575 vom 14. Juli 1882) den Kanal mit einem
aufklappbaren Deckel. Während des Betriebes wird dieser Deckel mittels einer
Schraubzwinge geschlossen gehalten.
Der in Fig. 7
und 8 Taf. 5
dargestellte Apparat der Actiengesellschaft Düsseldorfer Eisen- und
Drahtindustrie in Düsseldorf (* D. R. P. Nr. 23512 vom 31. Oktober 1882)
dient zum hallen Auswalzen, Richten und Aufwickeln von
Draht und Feineisen beliebigen Querschnittes.
Von einem mit Bremse versehenen Haspel a gelangt der
Draht, nachdem derselbe behufs genauer Einstellung die Führung b durchlaufen hat, zwischen die Walzen c; letztere bestehen aus einer beliebigen Anzahl
gehärteter Scheiben, welche durch Mutter oder Keil fest zusammengehalten werden. Die
eine der Walzen, in der Zeichnung die untere, liegt unverrückbar fest, während die
andere mit ihrer Achse und ihren Lagern in den Walzenständern d lothrecht verschiebbar ist, um dieselbe nach
Verschleiſs der Scheiben nachstellen zu können. Die einzelnen Scheiben der Ober- wie
der Unterwalze tragen je die Hälfte des Kalibers auf der Mitte der Scheibenbreite
eingedreht. Ober- und Unterwalze werden gesondert angetrieben und zwar erhält die
Unterwalze ihre Bewegung von der Hauptwelle g durch die
Räder h bis h3 und die Oberwalze durch die Räder h bis h2 und h4 bis h6. Da die zum lothrechten Verstellen bestimmte Walze
senkrecht zu beiden Rädern h5, h6
verschoben wird, so ändert sich die Tiefe des Eingriffes der letzteren ein wenig.
Man kann auch unter Wegfall der Räder h4 und h5 das Rad h1 direkt in h6 eingreifen lassen.
Nachdem der Draht die Walzen verlassen hat, geht derselbe durch das Zieheisen i zur Entfernung von Grathen und kommt nun zur
Aufwickelung auf die Trommel k, deren Durchmesser, um
das Verhältniſs zwischen Trommel- und Walzenpaar auch nach etwa erforderlichem
Abschleifen oder Abdrehen immer richtig zu erhalten, nach Bedürfniſs einstellbar
ist, so daſs also die nach dem Walzendurchmesser eingestellte Trommel ohne
Veränderung der Zahl der Umdrehungen annähernd nur die Drahtlängen aufnimmt, welche
aus den Walzen kommen. Es ist deshalb die Trommel aus Theilen l zusammengesetzt, an welche Querrippen m angegossen sind, um sich in entsprechenden
Aussparungen des auf der Achse r befestigten Kreuzes
n der Trommel auf- und abbewegen zu können. Diese
Bewegung wird durch die Bogenstücke o erzeugt, welche
excentrisch zum Mittelpunkte der ganzen Trommel sitzen, sich in auf den Querrippen
m angegossenen Knaggen p führen und an die vorgelegte Scheibe q
befestigt sind. Dreht man nun mittels der beiden Handgriffe die Scheibe q, so heben oder senken sich die Trommeltheile l. Damit letztere Bewegung nicht von selbst eintritt,
wird die Scheibe q für gewöhnlich mittels Mutter oder
Keil festgestellt.
Um die Drahtwindungen neben einander statt über einander wickeln zu können, ist eine
besondere Führung z folgender Einrichtung angebracht: Die Welle y des Rades
h1 ist über den
zweiten Lagerkopf hinaus verlängert und mit Rechts- und Linksgewinde versehen; in
dieses greift der den durchgesteckten Draht führende Aufsatz z, welcher die Welle y zur Hafte umschlieſst
und dort mit dem gleichen Rechts- und Linksgewinde versehen ist. Der Aufsatz z erhält seine Führung in der fest gelagerten
Rundstange A, welche zugleich verhindert, daſs derselbe
an der drehenden Bewegung der Welle y theilnimmt, Bei
der gezeichneten Rechtsdrehung der Welle y wird demnach
der Aufsatz z durch das Rechtsgewinde geradlinig nach
vorn und von dem Gewinde schlieſslich herunter geschoben- im nächsten Augenblicke
dagegen wird z durch den mit Vorsprung versehenen Kopf
der Welle y wieder gegen das Linksgewinde gedrückt und
von demselben in seine Anfangsstellung zurückgenommen, von welcher aus das gleiche
Spiel abermals beginnt. Die Rundstange A ist
excentrisch gelagert, so daſs also bei einer Drehung derselben mittels ihres
vorderen Vierkantes der Aufsatz z nach oben aus dem
Gewinde herausgehoben und somit auſser Thätigkeit gesetzt wird.
Um die Spannung in dem ausgewalzten Drahtende auf eine beliebig zu wählende Höhe
selbstthätig zu regeln, ist auf der Trommelwelle r eine
Bremsscheibe s angebracht, welche ihren Antrieb durch
eine ähnliche auf der Hauptwelle g sitzende
Bremsscheibe s1
erhält.
Die Trommelwelle r ist in den lothrechten Armen der
Winkelhebel t gelagert, welche auf der Welle v festgekeilt und durch Gegengewichte u belastet sind. Wächst also die durch die Gewichte
bedingte Spannung über das gewünschte Maſs hinaus, so rückt die Bremsscheibe s selbstthätig aus und es tritt eine langsamere
Bewegung der Trommel ein.
Die Maschine wird durch Einrücken einer Kuppelung x in
Bewegung gesetzt.
Malmedie und
Hiby in Düsseldorf-Oberbilk (* D. R. P. Nr. 25308 vom 16. Mai 1883) haben einen Drahtabbindeapparat angegeben, welcher Drahtringe von
bestimmtem Gewichte liefert.
Wie aus Fig. 9
bis 11 Taf. 5
zu ersehen, ist die allgemeine Anordnung die gleiche wie bei den Feinzügen, nur mit
dem Unterschiede, daſs das Kegelrad a lose und die
Trommel c fest auf der Spindel b sitzen; letztere wird also nur dann mitgenommen, wenn der verschiebbare
Keil o, wie gezeichnet, in die entsprechende Aussparung
des Kegelrades a eingreift.
Durch die Spindel b wird ein Zeigerwerk und zugleich
eine Ausrückvorrichtung in Bewegung gesetzt. Die Schraube d, welche in das Schneckenrad e eingreift,
bewegt durch dieses die Achse f, auf welcher das mit
dem Zahnrade h eingreifende Getriebe g festsitzt; ersteres, auf der Achse i befestigt, bringt durch das auf derselben Achse
sitzende Getriebe k das in dieses eingreifende Zahnrad
l in Bewegung. l sitzt
auf einer die Achse f theilweise umschlieſsenden Hülse,
kann sich also unabhängig von derselben drehen. Auf der Hülse ist auſserdem ein
Handrad m aufgeschoben, dessen Umfang mit einer
Eintheilung versehen ist. Aus diesen verschiedenen Uebersetzungen geht hervor, daſs
das Handrad m eine sehr geringe
Umdrehungsgeschwindigkeit haben muſs, im gezeichneten Falle eine Umdrehung bei 500 Umläufen der Spindel b; man kann also,
wenn man den Umfang des Handrades in 500 gleiche Theile eintheilt, jede einzelne
Umdrehung, welche die Spindel b macht, auf demselben
ablesen.
Stellt man also das Rad m auf eine gewisse Anzahl
Umläufe ein, so muſs die Spindel b diese Umdrehungen
gemacht haben, wenn das Handrad sich so weit herumgedreht hat, daſs der auf der
Tischplatte befestigte Zeiger c1 auf Null steht. Damit nun in dieser Stellung der
Apparat stillsteht, ist auf dem Zahnrade l eine Knagge
n angebracht, die den Winkelhebel p, welcher durch die Schraubenfeder q gegen das Rad l gezogen
wird, in dem passenden Augenblicke zurückschiebt. Der untere, fast wagerecht
liegende Arm des Winkelhebels p hält nun durch einen
kleinen rechtwinkeligen Ansatz den Arm r für gewöhnlich
in der in Fig.
10 angegebenen Lage, obgleich die Schraubenfeder s das Bestreben hat, den Arm r durch den auf
der Drehungsachse desselben festgekeilten Handhebel t
an die Spindel b heranzuziehen; letzteres muſs aber
eintreten, sobald der untere Arm des Winkelhebels p in
Folge Zurückschiebung seines oberen Armes durch die Knagge n ein wenig gesenkt wird. Da nun der Arm r,
welcher im ausgelösten Zustande sich an die Spindel b
so anlegt, daſs die Nase des Keiles o über seine obere
Fläche gleitet, in der Drehungsrichtung der Spindel b
stärker bezieh. dicker wird, muſs sich der Keil o
heben, wodurch die Verbindung zwischen dem Kegelrade a
und der Spindel b aufgehoben wird; die Spindel b steht also still, ebenso das durch die Schnecke d getriebene Zeiger- und Ausrückwerk. Zugleich mit dem
Hebel t ist auch der Hebel w, welcher mit ersterem durch eine Zugstange v verbunden ist, gedreht worden und hat dadurch das Zahnrad l auf seiner Hülse verschoben und auſser Eingriff mit
dem Rädchen k gebracht.
Hieraus folgt, daſs man, sobald der Apparat sich selbst ausgerückt hat, das
erforderliche Gewicht Draht also aufgewickelt ist, ohne weiteres das Handrad m wieder richtig einstellen kann, ohne andere Theile
des Apparates mit bewegen zu müssen.
Das Einrücken des Apparates geschieht dadurch, daſs man den Hebel t in seine ursprüngliche Lage, also das Zahnrad l zugleich in Eingriff mit dem Rädchen k bringt, wobei der Hebel p selbstthätig unter den Arm r greift, weil
ersterer durch die Schraubenfeder q gegen das Rad l gezogen wird und der Keil o durch eine auf seine untere Nase drückende, kreisförmig gebogene Feder
z in die Aussparung des Kegelrades a hineingedrückt wird.
Um den Apparat auch zu jeder Zeit stillsetzen zu können, dient der Hebel w, mittels dessen man durch eine kleine Drehung den
Winkelhebel p so stellen kann, daſs der Arm r frei wird und sich unter die Nase des Keiles o legt, also denselben aus dem Rade a herauszieht.
Man kann mit einem Zeiger- und Ausrückwerk eine oder mehrere Spindeln mit
Aufwickeltrommeln treiben; im letzten Falle hat man nur die Bewegung von der mit den
genannten Vorrichtungen versehenen Spindel in geeigneter Weise auf die anderen zu
übertragen.