Titel: | Ueber ein neues Verfahren der Chrombeizung. |
Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, S. 132 |
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Ueber ein neues Verfahren der
Chrombeizung.
H. Köchlin's Verfahren der Chrombeizung.
Bekanntlich besteht bis jetzt noch kein bewährtes Verfahren einer raschen und
wirksamen Chrombeizung. Es ist nicht leicht, Chromsesquioxyd bezieh. sein Hydrat als
unlöslichen, zum Färben sich eignenden Mordant auf dem Gewebe zu befestigen, da das
für Eisen und Thonerde befolgte Verfahren hier seinen Dienst versagt. Das von Hor.
Köchlin zum Zwecke der Chromfixation vorgeschlagene Tränken
oder Drucken des Stoffes mit einem Gemenge von Kaliumammoniumchromat (K2Cr2O7 mit
NH3 neutralisirt), Natriumhyposulfit und
Magnesiumacetat sowie Dämpfen braucht ein sehr kräftiges Dämpfen und die Faser
erleidet leicht eine Schwächung. Ebenso zersetzt sich essigsaures Chrom durch
Dämpfen nur langsam und unvollkommen.
Im Comité de Chimie de Mulhouse, Juli 1884 theilt nun
H. Köchlin ein besseres Mittel zur sofortigen
Chrombefestigung mit, welches darauf beruht, daſs mit Alkali übersättigte
Chromoxydsalzlösungen durch bloſse Berührung mit der Faser ihr Chromoxyd an dieselbe
abgeben, ohne daſs Trocknen nöthig wäre. Man klotzt den Stoff in folgendem Bade: 2
Raumtheile Chromacetat von 16°, 2 Natronlauge von 36° und 1 Wasser, überläſst
denselben während 12 Stunden sich selbst und wäscht schlieſslich gründlich, am
besten in flieſsendem Wasser. Fast alles Chromoxyd bleibt unlöslich befestigt und
zwar in einer sehr wirksamen Form, in welcher die Farbstoffe kräftig angezogen
werden. Je alkalischer der Mordant ist, desto beständiger sind die Lösungen und
desto besser beizen dieselben. Fügt man zu 5 Th. obigen Bades einen weiteren Theil
Natronlauge, so würde der Mordant besser ausgeben, aber die Gefahr der
Zusammenziehung des Gewebes unter der kaustischen Einwirkung würde sich vermehren.
Nimmt man im genannten Bade anstatt 2 Th. Natronlauge nur 1,5 Th., so würde dasselbe
sich bald trüben und nach einiger Zeit gelatinisiren. In ähnlicher Weise wie Chrom
läſst sich übrigens auch Eisenoxyd auf der
Pflanzenfaser befestigen; nur muſs, da Fe2(OH)6 an sich allein in Alkalien unlöslich ist, die
Fällung desselben durch Zusatz gewisser organischer Stoffe verhindert werden. Am
besten bedient man sich zum Tränken des Gewebes folgender Mischung: 2 Ferrinitrat
(salpetersaures Eisenoxyd) von 40°, 2 Natronlauge von 36°, 1 Glycerin von 28°.
Das Köchlin'sche Beizverfahren eignet sich sehr wohl für
die Strangfärberei; da dasselbe wenig Handarbeit erfordert, so würde, im Falle der
Hervorbringung von sehr dunkeln Tönen, nichts einer wiederholten Anwendung desselben
entgegenstehen. Die in erwähnter Weise vorbereitete Baumwollfaser färbt sich z.B.
schnell in einem Bade von Solidviolett (Gallocyanin)
und fügt man zu letzterem Quercitronextract und etwas Methylenblau (mit oder ohne
Zugabe von wenig Tannin), so erhält man ein dunkles Blau, welches sehr dem Küpenblau
ähnelt und auch in Bezug auf Beständigkeit gegenüber Seife und Licht mit demselben
wetteifert.