Titel: | Hill und Brown's bez. R. Priebsch's Spulmaschine. |
Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, S. 150 |
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Hill und Brown's bez. R.
Priebsch's Spulmaschine.
Mit Abbildungen auf Tafel
11.
Hill und Brown's bez. R. Priebsch's Spulmaschine.
Wenn das auf Ring- oder Waterspinnmaschinen hergestellte Garn nicht an Ort und Stelle
verbraucht wird und deshalb auf den Spulen versendet werden muſs, ist es ein groſser
Uebelstand, daſs durch die starken Holzspulen die Sendung vertheuert wird, daſs der
Spinner einen groſsen Spulenvorrath halten muſs und daſs auch, da es schwer ist, die
Spulen der verschiedenen Fabriken von einander getrennt zu halten, viele
Verwechselungen vorkommen. Zur Beseitigung dieser Unzukömmlichkeiten spulen Hill und Brown in Stalybridge nach dem Textile Manufacturer, 1884 S. 321 das zum Versandt
bestimmte Garn von den Holzspulen in starker Kreuzung auf Papierhülsen und erhalten
so feste, widerstandsfähige und groſse cylindrische Spulen, welche auch gleich zum
Aufstecken in den Scherrahmen benutzt werden können. Eine für diese Arbeit von den
Genannten construirte und von Sam. Brooks in Manchester
gebaute Spulmaschine ist auf der diesjährigen Londoner Textilindustrie-Ausstellung
in Thätigkeit und gibt Fig. 10 Taf. 11 die
Anordnung der wesentlichen Theile derselben.
Für jede zu bildende Spule ist eine besondere durch Schnur und Spur k von der Scheibe h aus umgetriebene
Metalltrommel g vorhanden, welche in den Armen n gelagert ist. Die Trommel g, von welcher Fig. 11 einen Schnitt
durch die Achse zeigt, besteht aus zwei auf einer Welle befestigten Ringen, welche
zwischen sich einen auf dem Umfange der Trommel schräg in sich verlaufenden freien
Schlitz l lassen. Der von einer im verstellbaren
Aufsteckzeuge a befindlichen Spule b kommende Faden geht über das mit Plüsch überzogene
Brett e durch die Oese f
zur Trommel g, durch den Schlitz l derselben hindurch und schlieſslich über den an dem
Arme c befestigten Leitungsdraht z zu dem auf eine Spindel, welche in den beweglichen
Armen i ruht, gesteckten, auf der Trommel g aufliegenden Papierröhrchen, wo der Faden sich durch
den schrägen Schlitz l bei der Drehung der Trommel g in schrägen Windungen aufwickelt. Im Inneren der
Hohltrommel g hängt lose auf der Welle ein Plättchen
m, welches beim Durchgange des Fadens sich nicht
drehen kann, jedoch durch seine leichte Beweglichkeit verhindert, daſs der Faden bei
etwaigem Reiſsen von der Welle erfaſst wird und so Störung und Abfall durch
Aufwickeln verursacht. Die Spule s kann nach beendeter
Wickelung oder bei Fadenbruch von der Trommel g
abgehoben und in der Höhe festgestellt werden, indem sich ein Ansatz des an dem Arme
i sitzenden, mit einem Handgriffe versehenen
Schlitzhebels y dann auf den Stift x stützt.
Wie ersichtlich, erfolgt durch den schrägen Schlitz l
der Trommel g bei einer Umdrehung derselben ein Hin-
und Hergang des Fadens auf der Papierspule:; die
dadurch erhaltene Kreuzung der Fadenlagen genügt bei einfachem und weichem Garne.
Beim Spulen von scharf gedrehtem, mehrfach gezwirntem Garne und besonders bei
glattem oder polirtem Nähzwirne muſs die Fadenkreuzung gröſser sein und ist der
Schlitz l in diesem Falle mehrere Male auf dem Umfange
der Trommel g schräg hin und her zu führen. Durch die
Mitnahme der Papierspule seitens der Trommel g ist die
Geschwindigkeit des auflaufenden Fadens stets die gleiche, wodurch die Spule selbst
eine bessere wird und das Abwickeln gleichmäſsiger stattfindet. (Vgl. R. Hall 1884 252 * 400.)
Eine solche Spulmaschine hat R. Priebsch in Morgenstern, Böhmen (* D. R. P. Kl. 86 Nr. 28279 vom 22.
December 1883) mit einer selbstthätigen Ausrückvorrichtung bei eintretendem Fadenbruche oder bestimmter
aufgewundener Fadenlänge versehen. Wie in Fig. 9 Taf. 11 skizzirt,
ist der laufende Faden x zwischen den Leisten e und d durch einen an dem
einen Ende des Hebels n hängenden Draht m belastet und wird dadurch bei angespanntem Faden das
andere Ende des Hebels n von dem beständig umlaufenden
Prisma o abgehalten. Reiſst nun der Faden, so trifft
das Prisma unter das Hebelende und dieses drückt die an dem Hebelt hängende Stange
p in die Höhe, wodurch die Spule von der Trommel
g abgehoben wird. Die Antriebsscheibe k der Trommel g ist nun
mit derselben nicht fest, sondern, wie aus Fig. 8 ersichtlich, durch
eine Kuppelung
verbunden. Der um den Zapfen r1 drehbare Führungshebel r der Schnurscheibe k ist mit einer Klinke
q und einer Feder t,
welche die Kuppelung stets in die ausgerückte Stellung zieht, verbunden; im
eingerückten Zustande wird die Kuppelung durch die Klinke q erhalten, welche sich gegen eine Führung u
legt. Die Klinke q ist nun mit ihrem Ende an die Stange
p gehängt und wird somit, wenn letztere gehoben
wird, frei, wobei die Federt die Kuppelung öffnet. Gleichzeitig drückt dann das Ende
s der Klinke gegen die Seitenfläche der Trommel g und bremst dieselbe. Wie ersichtlich, wirkt diese
Einrichtung durch die Verbindung der Stange p mit dem
Hebel i, auch wenn derselbe um ein bestimmtes Maſs
gehoben, also die Spule einen gewissen Durchmesser erlangt hat. Ein mit dem Hebel
r verbundener Handhebel w gestattet die leichte Wiedereinrückung der Kuppelung.