Titel: | Contactvorrichtung für Grau und Wagner's elektrische Uhr. |
Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, S. 154 |
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Contactvorrichtung für Grau und Wagner's elektrische
Uhr.
Mit Abbildungen auf Tafel
12.
Grau und Wagner's elektrische Uhr.
Für die in D. p. J. 1884 251
* 492 beschriebenen elektrischen Zeigerwerke von H.
Grau und C. Th. Wagner in
Wiesbaden kommt eine dem Regulator beigegebene, sehr
zweckmäſsige Einrichtung zur Entsendung der elektrischen Wechselströme zur
Verwendung, welche nachträglich in der Elektrotechnischen
Zeitschrift, 1884 S. 251 veröffentlicht worden
ist.
Die Contactvorrichtung liegt zwischen Platine und Zifferblatt und wird
auſserordentlich vortheilhaft durch ein besonderes Laufwerk getrieben; der Wechsel
in der Lage der Contact machenden Theile vollzieht sich stets bei der 60. Secunde
oder der vollen Minute. Bei Anwendung eines von dem regulirenden Uhrwerke selbst
gesonderten, unabhängigen Laufwerkes kann man durch Vermehrung des dieses Laufwerk
treibenden Gewichtes stärkere und innigere Contacte in Anwendung bringen, ohne auch
nur im Mindesten den Gang der Reguliruhr irgendwie dadurch zu beeinflussen, oder
gar ein Stehenbleiben derselben befürchten zu müssen, was bei Herstellung der
Contacte vom Gangrade aus so leicht eintritt. Das betreffende Laufwerk geht in
Uebereinstimmung mit der Reguliruhr 8 Tage lang; es ist ferner, wie auch die Uhr
selbst, mit Gegengesperre versehen, welches verhütet, daſs während des Aufziehens
ein Umlauf des Windflügels unterbleibt; geschähe letzteres einmal, so würden im
Zeigerwerke 2 Minuten ausbleiben, weil ja durch dieses Laufwerk jede Minute der
Stromlauf und die Stromrichtung selbstthätig wechselt.
Die Contacte sowie der Wechsel des Stromlaufes sind in Fig. 11 bis 14 Taf. 12
dargestellt. Die noch über die Platine hinaus verlängerte Achse d des letzten Rades im Laufwerke trägt auf dieser
Verlängerung den vierstrahligen Stern S, welcher bei
jedem halben Umlaufe der Achse X des Laufwerkes eine
Drehung um 1/16
seines Umfanges (um 22,5°) macht und dadurch den um die Achse x drehbaren Contacthebel G
aus seiner Mittelstellung abwechselnd nach der einen und nach der anderen Seite
legt, wodurch wechselweise bald die eine, bald die andere der beiden Federn f1 und f2 von den
Contactstiften c abgehoben wird und dabei der Strom von
der Platine und dem Hebel G wechselweise in die eine
oder andere Feder eintreten muſs. Die beiden Federn f1 und f2 sind mittels der beiden Messingplatten z und y auf der
Hartgummiplatte P isolirt gegen einander, sowie gegen
die Platine befestigt; gleichzeitig sitzt aber auf dieser Platte P auch das Messingstück q
mit den beiden in dasselbe eingesetzten Contactstiften c, gegen welche sich in der Ruhelage des Hebels G die Federn f1 und f2
anlegen.
An die beiden Messingstifte b1 und b2 sind
die beiden Pole der Batterie geführt, an die beiden Messingstifte u1 und u2 die Enden der
Leitung des Uhrstromkreises; während b2 in der Platine sitzt, befinden sich b1, u1 und u2 bezieh. auf den
Platten q, z und y. In das
Loch a des in Fig. 11 in der Ruhelage
gezeichneten Hebels G sind 2 Contactstifte i eingesetzt, welche keine der beiden seitlich
angebrachten und sich an die Contactstifte c anlegenden
Federn f1 und f2 berühren; der über
b2 in die Platine
und in den Hebel G eintretende Strom findet also keinen
weiteren Weg. Erst nach einer Drehung der Windflügelachse X um 180° und des Sternes S um 22,5° rechts
herum drückt der Strahl 3 (Fig. 14) des Sternes S die Rolle r2 und den oberen Theil des Hebels G ein wenig nach rechts, so daſs dessen unteres Ende
die Feder f1 von c fortdrückt, zugleich aber den Stromweg zwischen f1 und G schlieſst und nun der Strom von b2 aus über G, i, f1 und z nach u1 gelangen kann, endlich die Leitung der
eingeschalteten elektrischen Zifferblätter durchläuft, um bei u2 die Feder f2 zu finden und über
c in das Messingstück q und durch b1 zum anderen Pole der Batterie zurückzukehren.
Bei einer weiteren Drehung um 1/16 Umgang verläſst der Strahl 3 des Sternes S die Rolle
r2 wieder und der
Hebel G kehrt in seine Ruhelage zurück, wodurch der Strom wieder
unterbrochen ist. Der Stern S hat jedoch jetzt die aus
Fig. 12
ersichtliche Stellung.
Bei einer ferneren Drehung des Sternes um denselben Betrag wird der Strom wieder
geschlossen, nur daſs, wie Fig. 13 erkennen läſst,
jetzt der Strahl 2 des Sternes S mittels der Rolle r1 den Hebel G um seine
Achse x nach links dreht und unten der Stift i die Feder f2 von c abhebt, so daſs
nunmehr der Strom aus b2 und G durch die Feder f2 in den Uhrstromkreis
u2 bis u1 eintritt und in
umgekehrter Richtung seinen Lauf durch die Zifferblätter nehmen muſs, bis nach einer
abermaligen Drehung des Sternes S um 22,5°, also nach
einer Gesammtdrehung desselben um 90°, der Strom wieder unterbrochen und zugleich
eine Stellung des Sternes S und der anderen Theile
herbeigeführt worden ist, welche mit der in Fig. 11 dargestellten
wesentlich übereinstimmt, daher bei weiterer Drehung des Sternes das bisherige Spiel
sich wiederholt. Die Federn f1 und f2
werden von i in beiden Fällen erst dann verlassen, wenn
dieselben sich bereits an c angelegt haben; dadurch
wird die Funkenbildung vermieden.
Die Verbindung der regulirenden Uhr mit dem die Stromgebung vermittelnden Laufwerke
ist in solcher Weise eingerichtet, daſs die regulirende Uhr überhaupt wenig Kraft
dadurch verliert, jedenfalls aber eine Kraft von stets gleicher Stärke, welche zur
Ueberwindung der gleitenden Reibung zwischen einer schneckenförmig gestalteten
Scheibe und einem auf dieser liegenden Hebel, sowie zum allmählichen Heben des
Hebels verbraucht wird. Auf dem Zapfen v des
Secundentriebes der regulirenden Uhr ist nämlich unterhalb des Zeigers Z (Fig. 6 bis 10) die schneckenartig
geformte Scheibe s aufgesteckt, auf welcher der um N drehbare Hebel Q liegt.
Auf der verlängerten Achse X des Windflügels W des die Contactvorrichtung bewegenden Laufwerkes
befindet sich der zweiarmige Hebel A1
A2
, welcher auf der einen Seite in A1 den Stift j, auf der anderen aber die beiden Stifte k und e trägt. Die Hebel
A1
A2 und Q nebst der Schnecke s und
dem Zeiger Z sind in Fig. 6 bis 10 Taf. 12 in den vier
verschiedenen, für die Stromgebung wichtigen Stellungen dargestellt, jedoch von vorn
gesehen, während Fig. 11 bis 14 Ansichten von
rückwärts geben.
Wenn der Secundenzeiger Z auf der 1. Secunde steht (Fig. 10) und
im Begriffe ist, weiter zu gehen, befindet sich der Hebel Q in seiner tiefsten Lage auf der Schnecke s
und in dieser stemmt sich A2 mit seinem unteren Stifte k gegen die Nase
n des Hebels Q (vgl.
Fig. 8),
vermag also dem Antriebe des Laufwerkes nicht zu folgen. Von der ersten Secunde ab
beginnt ein allmähliches Steigen des Hebels Q vermöge
der Schneckenform der Scheibe s. Während dieser Zeit
liegt noch der Stift k gegen n, bis endlich bei der 47. Secunde (vgl. Fig. 7) der Hebel Q so weit gehoben ist, daſs der Stift k unterhalb des Vorsprunges der Nase n durchgehen kann, worauf jedoch nach ganz geringer
Drehung des Hebels A1
A2
der Stift e zur Anlage kommt (vgl. Fig. 6). Erst beim
Eintreffen des Zeigers Z auf der 60. Secunde erfolgt
das Abgleiten des Hebels Q von der Spitze der Schnecke
s und ein Herabgehen desselben auf die Stufe der
Schnecke, dabei aber zugleich auch ein Abgleiten des Stiftes k und hierdurch ein Freiwerden des Hebels A1
A2
, welcher nun eine halbe Drehung mit der Achse des
Windflügels W machen kann und so eine Drehung des
Sternes S um 22,5° veranlaſst und diesen aus seiner
bisherigen Stellung Fig. 11 in die Stellung Fig. 14 bringt. Am Ende
seiner halben Umdrehung fängt sich A1
A2 mit dem Stifte j wieder an der Nase n des
Hebels Q (Fig. 9); allein bereits,
wenn der Zeiger Z auf die 1. Secunde springt, dreht
sich die Scheibe s so weit, daſs Q von der Stufe der Schnecke abschnappt, die Nase n also den Stift j
freiläſst und der Hebel A1
A2 wiederum eine halbe
Umdrehung machen kann und dadurch den Stern aus der Lage Fig. 14 in die Stellung
Fig. 12
überführt. Bei den nächstfolgenden beiden halben Umdrehungen des Hebels A1
A2 gelangt der Stern
S zunächst in die Lage Fig. 13 und kehrt darauf
in jene Fig.
11 zurück. Jede der beiden Stromschlieſsungen dauert hiernach genau eine
Secunde. Zwei auf einander folgende Stromgebungen aber sind von verschiedener
Richtung, was ja nothwendig ist, weil die Zeigerwerke auf Wechselströme berechnet
sind.
Der Contactvorrichtung ist noch ein Hebel beigegeben, welcher, mit der Hand bewegt,
die Stromschlieſsungen durch Abheben der Federn f1 und f2 in ganz ähnlicher Weise vermittelt wie der Hebel
G; durch diese Stromschlieſsungen läſst sich ein in
den Stromkreis u1 bis
u2 eingeschaltetes
Zeigerwerk bequem vom Regulator aus mit diesem in Einklang bringen. Wären dagegen im
Stromkreise u1 bis u2 mehrere Zeigerwerke
hinter einander eingeschaltet, so würde eine solche Stellung derselben in Einklang
mit der regulirenden Uhr nur umständlicher sich herbeiführen lassen.