Titel: | Ueber die Herstellung von Schwefelsäure und Soda in Deutschland und England. |
Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, S. 214 |
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Ueber die Herstellung von Schwefelsäure und Soda
in Deutschland und England.
Zur Herstellung von Schwefelsäure und Soda.
Die deutsche Schwefelsäurefabrikation hat nach
Mittheilungen von R. HasencleverGef. eingesendeter Sonderabdruck aus der Chemischen Industrie, 1884 S. 78. Vgl.
auch D. p. J. 1875 216 234 331. 427. 513. 217 41. 139.
1877 223 302. 224
321. 1878 229 100 u.s.w.
erhebliche Fortschritte gemacht, wie nachfolgende Zusammenstellung der Schwefelkiesförderung erkennen läſst. Dieselbe betrug
in Tonnen in:
Siegen
Goslar
Im übrigenpreuſs. Staate
Gesammt
1862
14850
–
7461
22311
1863
28765
–
5934
34699
1864
29115
–
3437
32552
1865
34060
–
4187
38247
1866
50875
–
4302
55177
1867
71835
1599
4756
78190
1868
90100
2635
3953
96688
1869
64789
2689
6394
73872
1870
92048
3225
3191
98464
1871
110432
3324
4574
118330
1872
144745
3640
964
149349
1873
123172
1217
3748
128137
1874
120326
1396
5074
126796
1875
110899
904
12173
123976
1876
88397
1334
21071
110802
1877
67782
375
32761
100918
1878
60960
23
34767
95750
1879
60281
27
40118
100426
1880
62296
25
49914
112235
1881
76437
34
48451
124922
1882
111159
88
46714
157961
Bei diesen statistischen Angaben bezieht Hasenclever die
Schwefelsäure auf solche von 1,711 sp. G. bei 15° = 60° B., da diese am meisten zum
Versandt kommt, während G. Lunge die Berechnung auf
sogen. Monohydrat, H2SO4, empfiehlt.
Die Hauptmengen Schwefelsäure wurden bisher noch aus deutschem Kiese hergestellt. Die
Röstung geschieht für Stücke in bekannten Röstöfen mit drehbarem Rost und für
Feinkies auf Platten im sogen. Perret'schen oder Malétra'schen Ofen. Die Abbrände der Erze von manchen
Gruben (z.B. Schwelm und Lintorf) finden beim Hochofenbetriebe nützliche Verwendung,
während für die ausgebrannten Kiese der Siegener Gruben ihres Zinkgehaltes und des
in Folge davon bedingten hohen Schwefelgehaltes wegen bisher noch keine regelmäſsige
Verwendung gefunden ist. Ungarischer Kies wird in Schlesien und in geringen Mengen
norwegischer Kies in Norddeutschland geröstet und aus den Rückständen Kupfer
gewonnen. Auch die Verwendung von spanischem Kupfer haltigem Schwefelkiese ist sehr
bedeutend und nimmt von Jahr zu Jahr zu. Diese Erze werden in Deutschland seit 1877
eingeführt und jetzt von etwa 15 zum Theile sehr bedeutenden Fabriken geröstet,
deren Kiesabbrände zu 75 Proc. nach Duisburg, zu 25 Proc. seit 1882 nach Hamburg
gehen, um nach dem in England gebräuchlichen Verfahren verarbeitet zu werden (vgl.
Lunge 1874 214 466).
Spanischer Kies soll sich an den Hafenplätzen von 1885 an zur
Hälfte des heutigen Preises stellen, wenn nur der Schwefelgehalt bezahlt wird. Die
Lage der deutschen Gruben wird dann vorübergehend schwieriger werden, bis durch
gesteigerte Schwefelsäure-Erzeugung wieder mehr Kies gebraucht werden wird. Die
Schwefelkiesgruben haben bereits früher ihre Förderung zeitweise vermindern müssen,
sowohl nach 1868, als die Versendungen nach England aufhörten, als 1877 nach
Inbetriebsetzung der Duisburger Kupferhütte, Trotzdem erreichte nach den
statistischen Notizen die örtliche Schwefelkieslieferung im preuſsischen Staate im J. 1882
ihren Höchstwerth mit 157961t. Ein sehr
empfindlicher Wettbewerb entstand vor Jahren namentlich den mitteldeutschen
Schwefelsäurefabriken durch die Verwerthung der im Hüttenrauche enthaltenen
Schwefligsäure zur Schwefelsäurebereitung in Oker, Freiberg und Mansfeld. Diese
Fabrikation bewirkte für einige Jahre ein erhebliches Sinken im Verkaufspreise der
Schwefelsäure. Seitdem sich in Folge der geänderten Zollpolitik so viele
vaterländische Industriezweige gehoben haben, stieg auch der Bedarf an Schwefelsäure
bedeutend und ist heute die durch den genannten Hüttenbetrieb beschränkte Erzeugung
im Verhältnisse zu dem inzwischen gewachsenen Verbrauche von Schwefelsäure nicht
mehr groſs. Zur Zeit hat eine erhebliche Schwefelsäurefabrikation aus Zinkblende in
Rheinland-Westfalen und Oberschlesien begonnen, indem ausgedehnte Zinkhütten dazu
übergegangen sind, die bei der Röstung der Blende erhaltene Schwefligsäure zur
Darstellung von Schwefelsäure zu verwerthen. Aus Schwefel und sogen. Laming'scher Masse wird nur noch wenig Säure
hergestellt.
Die gesammte deutsche Schwefelkiesförderung betrug im J. 1882:
158409t, die Ausfuhr (meist nach Belgien und
Holland) 27517t, der deutsche Verbrauch somit
130892t, entsprechend etwa 183250t Schwefelsäure. Der Verbrauch von spanischem Kies
stellt sich auf etwa 55000t mit etwa 165 Proc.
Ausbringen. Der Verbrauch an ungarischem Kies mit etwa 155 Proc. Ausbringen
beschränkt sich auf einige schlesische Fabriken, mag aber immerhin mit norwegischem
Kies zusammen etwa jährlich 9000t betragen. Die
Erzeugung an Schwefelsäure in Freiberg, Mansfeld und Oker (Harz.) beträgt jährlich
etwa 40200t; aus Zinkblende wurden im J. 1882 etwa
30000t in Rheinland, Westfalen und
Oberschlesien dargestellt und nur geringe Mengen aus Schwefel und Laming'scher Masse gewonnen.
Hiernach stellt sich die gesammte deutsche
Schwefelsäuregewinnung folgendermaſsen zusammen:
Aus
deutschem Kies
130892t
zu
140
Proc.
183249t
„
spanischem Kies
55000
„
165
„
90750
„
ungarischem, norwegischem u.a. Kies
9000
„
155
„
13950
In Oker, Freiberg, Mansfeld
40200
Aus Zinkblende
30000
––––––
358149t.
Gegen die Verwendung der Zinkblende besteht noch
vielfach das Vorurtheil, daſs die damit erzielten Gase für die
Schwefelsäurebereitung ungünstig seien. Nach Hasenclever's Berechnung besteht aber das Gasgemenge für 100k:
Schwefel
Kies
Zinkblende
aus
SO2
69,8cbm
37,2cbm
23,0cbm
„
N
262,2
192,3
129,7
„
Luft
309,8
193,5
124,0
–––––––––––––––––––––––––––
641,8cbm
423,0cbm
276,7cbm.
Daraus ergibt sich also in Vol.-Proc. an Schwefligsäure
bei:
Schwefel
Kies
Blende
10,6
8,8
8,3
Vol.-Proc.
und es entstehen für 100k
Schwefel Gase bei Anwendung von:
Schwefel
Kies
Blende
642
800
840cbm.
Die Kammerräume für die gleiche Schwefelsäuremenge müssen daher bei den verschiedenen
Schwefelquellen im Verhältnisse von 642 bei Schwefel, zu 800 bei Kies und 840 bei
Anwendung von Zinkblende wachsen. Die Vortheile bei der Verarbeitung von
Schwefelkies sind also nicht erheblich im Vergleiche zur Zinkblende und, da bei
letzterem Erz die
Beimengung von Arsen sehr unbedeutend zu sein pflegt, so ergibt sich aus der
Zinkblende in der Regel eine reinere Schwefelsäure als aus Kies.
Das Rösten der Zinkblende zur Herstellung von
Schwefelsäure geschieht noch meist in den Oefen von Hasenclever und Helbig (1876 222 * 250). Den Vorschlägen, auch die in den
Feuerungsgasen enthaltene Schwefligsäure und Schwefelsäure nutzbar zu machen, steht
entgegen, daſs den Röstgasen Flugstaub beigemengt ist, daſs dieselben zur Absorption
der Schwefligsäure abgekühlt werden müssen und der Schornsteinzug alsdann für die
Röstöfen nicht hinreicht, daſs endlich die Form, in welcher der Schwefel gewonnen
wird, keine direkte Verwendung gestattet.
Mit günstigerem Erfolge sind für Zinkblende-Röstung die Bemühungen darauf gerichtet
gewesen, die Röstöfen selbst derart zu verbessern, daſs zur unmittelbaren Benutzung
bei der Schwefelsäuredarstellung mehr Schwefel aus den Erzen gewonnen wird. Der von
der Gesellschaft Vieille Montagne in Oberhausen gebaute
Röstofen (vgl. 1883 250 * 314) ist noch
verbesserungsfähig, gibt aber immerhin schon recht befriedigende Betriebserfolge, da
man einestheils vom Arbeiter unabhängig ist, anderentheils bei Lohnersparniſs auf
eine gröſsere Ausbeute an Schwefel als bisher mit Sicherheit rechnen kann. In dem
Giesche'schen Ofen (1884 253 * 505) wird sich eine kiesfreie Zinkblende in für den Hüttenbetrieb
genügender Weise wohl kaum entschwefeln lassen.
Die Chemische Fabrik Rhenania röstete versuchsweise
Zinkblende in einem guſseisernen Rohre von 40cm
Durchmesser, in welchem nach Anordnung des Thelen'schen
Apparates (vgl. 1881 239 * 52) das Erz auf mechanischem
Wege durch schneckenförmige Bewegung des Rührers von einem Ende zum anderen
wagerecht bewegt wurde. Die Zinkblende enthielt in rohem Zustande 30 Proc. Schwefel.
Das Rohr war von auſsen geheizt und wurden von 3 zu 3 Stunden folgende
Schwefelgehalte nachgewiesen: 23,4, 20,4, 15,2, 10,86, 6,9, 4,4, 4,2. Beim Versuche,
diese Röstung in gröſserem Maſsstabe auszuführen, bediente man sich einer halbrunden
guſseisernen Pfanne von 2m,5 Durchmesser und 7m Länge, wie solche zum Trocknen von Soda u. dgl.
benutzt wird. Die Betriebserfolge waren aber durchaus nicht zufriedenstellend, weil
das Erz in dem groſsen Apparate vor Abkühlung schlechter als im engen Rohre
geschützt werden konnte und die niedrige Temperatur einer guten Abrostung hinderlich
war.
Mit einem Röstofen von Eichhorn und Liebig (1883 249 * 30)
wurden in 24 Stunden etwa 3l geröstete Blende
durchgesetzt, also für jede Abtheilung etwa 333k.
Alle 6 Stunden wird an derselben Abtheilung eine Ladung gezogen und bleibt die
Blende 36 Stunden in dem Ofen. In den auf einander folgenden Abtheilungen zeigte die
Blende folgende Schwefelgehalte:
Rohes Erz
31,2
31,2
31,2
31,2
Obere Sohle
28,0
23,8
24,3
24,2
2 Sohle
24,8
22,7
19,7
21,5
3 Sohle
16,1
16,5
12,3
17,3
4 Sohle
8,8
12,5
9,9
?
5 Sohle
7,8
7,8
5,4
5,6
Unterste Sohle
0,96
0,9
1,29
1,33.
Die Ofentemperatur betrug mitten auf der unteren Sohle 700 bis 750°, in den
Endabtheilungen etwa 660°, so daſs diese noch besser vor Abkühlung zu schützen sind.
Es empfiehlt sich, für jeden Ofen einen besonderen Schornstein anzubringen, um
etwaige Undichtigkeiten sofort erkennen zu können. Da diese Oefen allen Schwefel
nutzbar machen, so sind dieselben nach Hasenclever den
von ihm früher empfohlenen vorzuziehen (vgl. 1876 222 *
250).
Durch diese bessere Verwerthung der bei der Entschwefelung von
Zinkblende entstehenden Röstgase erfährt namentlich die Schwefelsäuredarstellung in
Rheinland und Westfalen, wo 40 Procent der deutschen und 20 Procent der
Zinkerzeugung von Europa erfolgt, wieder eine sehr starke Vermehrung. Die in beiden
Provinzen jetzt bestehenden 25 Schwefelsäurefabriken hatten im Jahre 1880 zusammen
99620cbm Kammerraum. Nach F. Curtius sind im Durchschnitte für den Betrieb einer
Bleikammer 330 Tage im Jahre zu rechnen; nimmt man als Leistung für 1cbm und 24 Stunden 2k Schwefelsäure von 60° B. an, so würden jährlich in den erwähnten
99620cbm Kammerraum 65749t Schwefelsäure erzeugt werden. Hiervon werden von
verschiedenen Fabriken zur Darstellung von Soda, Salpeter, Superphosphat u. dgl.
28314t selbst verbraucht und nur 37435t in den Handel gebracht. Die für den Verkauf von
Schwefelsäure im J. 1880 nöthigen Bleikammern entsprechen im Ganzen 56720cbm. Im J. 1881 wurden in beiden Provinzen 8000cbm Bleikammern errichtet, im J. 1882 12000cbm und im J. 1883 15570cbm und diente die in diesen neu errichteten
Fabriken erzeugte Schwefelsäure fast nur für den Verkauf. Soll in den verbesserten
Oefen der jetzt noch bei den Zinkhütten entweichende Schwefel condensirt werden, so
sind hierzu weitere 20000cbm Bleikammern neu
herzustellen. Die neuen Anlagen sind zum Theile dazu bestimmt, die durch die
verbesserten Röstöfen verfügbare Schwefligsäure zu condensiren; zum Theile sollen
dieselben für Zinkhütten dienen, deren Röstgase bisher unbenutzt in die Atmosphäre
gelangten. Jedenfalls wird durch das rasche Hinzutreten von im Ganzen 55570cbm Kammerraum zu den schon vor 1880 betriebenen
Bleikammern von 56720cbm Gesammtinhalt zeitweise
ein bedeutendes Uebermaſs erzeugt.
Die Vorgänge in der Bleikammer sind namentlich durch die Arbeiten von F. Hurter (Jahresbericht der
chemischen Technologie, 1882 * S. 240), sowie von Lunge und Naef (1884 252 169) näher erklärt worden. Bleikammern ohne Dach sind nicht
vortheilhaft. Statt der aufrechten kantigen Ständer, wählt man mit Vortheil das
billigere Rundholz und sorgt dafür, daſs Holz und Blei sich möglichst wenig
berühren. Zur Ersparniſs von Blei ist man dazu übergegangen, den Querschnitt der
Kammern zu erweitern, und wurden in den letzten Jahren viele Kammern von 10m Höhe und 10m
Breite gebaut. Statt des rechteckigen Querschnittes hat Hasenclever mit Erfolg die oberen Ecken gebrochen, weil sich diese Form
einestheils der Dachconstruction anpaſst, andererseits für die Ausnutzung des
Kammerraumes beim Durchgange der Gase vortheilhaft zu sein scheint.
In den Apparaten zur Herstellung von Sulfat sind keine
Neuerungen zu
verzeichnen. Das Hargreaves'sche Verfahren hat sich in
Deutschland keinen Eingang verschafft und ist einstweilen die Anwendung der Jones'schen und Mactear'schen Oefen auf Potaschefabriken beschränkt geblieben.
Legt man die vorjährigen Chlorkalkpreise zu Grunde, so verwerthet sich die Salzsäure in der Schlackenverarbeitung besser als bei
der Chlorentwickelung, wie auch der Auszug der Phosphorsäure in den meisten Fällen
vortheilhafter sein wird als die bisherige Wiedergewinnung des Schwefels aus den
Sodarückständen. Zur Entwickelung von Kohlensäure stellt sich die Benutzung von
Salzsäure und Kalkstein in vielen Fällen zu theuer und wird neuerdings die in der
vulkanischen Eifel natürlich vorkommende Kohlensäure verflüssigt. In der
Kupfergewinnung aus malachitischen Schiefern versucht man statt der Salzsäure
Schwefelsäure anzuwenden und ist überhaupt in letzter Zeit vielfach bemüht, bei
steigendem Preise die Salzsäure thunlichst zu ersetzen. Die deutsche
Salzsäure-Erzeugung beläuft sich jährlich annähernd auf 126450t (von 18 Sodafabriken), dazu kommen aus den
bestehenden 8 Potaschefabriken noch etwa 22000t,
zusammen also 148450t Salzsäure von 20° B.
Die deutsche Sodafabrikation hat in den letzten Jahren
einen lebhaften Aufschwung genommen.
Die Gesammterzeugung an calcinirter, kaustischer und
krystallisirter Soda, welche, auf 100 Proc. Natriumcarbonat berechnet, im J. 1877
etwa 42500t betrug, ist im J. 1883 auf 115500t gestiegen. Hiervon werden heute etwa 56200t nach dem alten Leblanc'schen Verfahren hergestellt und etwa 59100t nach dem Ammoniakverfahren, während im J. 1877
letzteres kaum 20 Procent der Gesammterzeugung ausmachte (vgl. 1881 239 55).
Der Preis für calcinirte Soda, welcher vor 1877 durchschnittlich
23 M. für 100k betrug, stellt sich heute in
gewöhnlicher Waare auf etwa 12 bis 14 M., während allerdings sogen. Specialitäten
höher bezahlt werden. Die Verkaufspreise sind also um 45 Proc. gesunken und die
Erzeugung ist auf mehr als die doppelte Menge gestiegen. Mit Berücksichtigung der
geringen Ausfuhr ist der deutsche Bedarf jetzt doppelt so groſs wie vor einigen
Jahren, so daſs die so verbreitete, Soda verbrauchende Industrie seit Regelung der
Zölle einen überaus lebhaften Aufschwung genommen haben muſs.
Die Fabrikation von Ammoniaksoda
entwickelt sich nicht allein in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern mehr
und mehr. In Amerika und Ruſsland werden Fabriken nach Solvay's Verfahren gebaut. In Oesterreich betreibt man die
Ammoniaksodafabrikation in Szczakowa (Galizien) und wird der Oesterreichische Verein für chemische und metallurgische Production in
Aussig das Solvay'sche Verfahren einführen und gegen
Ende 1884 in Ebensee bei Gmunden die Fabrikation eröffnen. L. Mond erzeugt seit 1875 nach Solvay's
Verfahren Ammoniaksoda in England und zwar in Northwich und in Sandbach jährlich
52000t. In Folge dieses Wettbewerbes und
namentlich auch in Folge der festländischen Zollpolitik haben die alten englischen
Fabriken ihre Lieferung eingeschränkt. Die bekannten groſsen Firmen haben zwar ihren
Betrieb aufrecht erhalten, wogegen zahlreiche kleinere Fabriken eingegangen sind.
Der geringeren Zahl der englischen Leblanc'schen
Sodafabriken ist es jetzt nach Verlust bringenden Jahresabschlüssen gelungen,
einstweilen durch bessere Verwerthung der Chlorpräparate günstigere Betriebserfolge
zu erzielen. In Frankreich errichtete Solvay auf Grund
seiner langjährigen Erfahrungen zu Couillet in Belgien im J. 1875 die Fabrik in
Dombasle bei Nancy und vergröſserte dieselbe allmählich bis zur jetzigen
Jahreslieferung von 50000t. Beide Verfahren
bestehen in Frankreich neben einander und wetteifern die alten Fabriken durch
günstige Salzsäureverwerthung mit den neuen Anlagen.
In Deutschland wurden, nachdem die Erfolge von Solvay bekannt geworden, zuerst von Honigmann, dann von manchen anderen Chemikern ebenfalls
Versuche zur Ammoniaksodafabrikation gemacht und entstanden zahlreiche Anlagen an
mehr oder weniger günstig gelegenen Orten, bevor Solvay
selbst seine erste Fabrik in Wyhlen in Betrieb setzte, Es bestehen jetzt an 10
Plätzen Ammoniaksodafabriken in Deutschland, was wohl zum Theile verhindert worden
wäre, wenn Solvay sein Verfahren früher bei uns
eingeführt hatte. Jetzt sind seine Anlagen in Deutschland erst in der Entwicklung
begriffen. Wyhlen hat die geplante Ausdehnung erreicht, Bernburg wird noch
vergröſsert und in Saaralben ist eine neue Anlage im Baue. Es wird daher dem
erfreulichen Aufschwünge, den die Sodaerzeugung in Deutschland genommen hat, eine
schwere Krisis folgen. Der Kampf zwischen der Ammoniaksodafabrikation und dem Leblanc'schen Verfahren, welcher in anderen Ländern
wenigstens zu einem Waffenstillstände gekommen ist, steht in Deutschland noch erst
bevor. Zunächst wird die Sodaeinfuhr bei den vergröſserten und neuen Fabrikanlagen,
wenn nicht in diesem Jahre, doch 1885 ihr Ende erreichen und dann eine übermäſsige
Lieferung beginnen, welche ungünstige Geschäftsabschlüsse zur Folge haben wird.
Zur Gewinnung von Salzsäure als Nebenproduct der
Ammoniaksoda werden nach Mond die von dem
Bicarbonate getrennten Laugen in einem Destillationsapparate erhitzt, bis alle
flüchtigen Ammoniaksalze abgetrieben sind. Anstatt die festen Ammoniaksalze nun mit
Kalk zu zersetzen, werden die Laugen eingedampft, das sich ausscheidende Kochsalz
wird ausgekrückt und in der Sodafabrikation wieder verwerthet. Wenn genügende
Concentration erreicht ist, wird die Lauge zum Krystallisiren gestellt und nach
Auskrystallisirung des Chlorammoniums die Mutterlauge in derselben Weise weiter
behandelt (vgl. 1884 253 350).
Das gewonnene Chlorammonium wird mit 2 Aeq. Schwefelsäure in eisernen oder bleiernen
Pfannen erhitzt und die entweichenden Salzsäuredämpfe auf bekannte Weise condensirt
oder direkt zur Chlorerzeugung verwandt. Sämmtliche Salzsäure entweicht unter 250°
unvermischt mit Luft. Der in der Pfanne bleibende flüssige Rückstand besteht aus
doppelt schwefelsaurem Ammoniak. Zur Ueberführung desselben in einfach
schwefelsaures Ammoniak werden in die heiſse Flüssigkeit ammoniakalische Dämpfe
eingeleitet, wie dieselben durch Destillation von Gaswasser erhalten werden, und das
sich bildende einfach schwefelsaure Ammoniak wird ausgefischt. Oder man läſst den
flüssigen Rückstand auf Platten erkalten und setzt die so gewonnene feste Masse in
Kammern ammoniakalischen Dämpfen aus; hierzu können die bei der Leuchtgas- und
Kokesbereitung gewonnenen Gase direkt verwendet werden. Man kann auch das doppelt
schwefelsaure Ammoniak mit der geeigneten Menge von Kalkphosphaten mischen, so daſs
die freie Schwefelsäure für die Bildung von Superphosphaten hinreicht (vgl. 1884 252 343). Das Verfahren verspricht vortheilhaft zu
werden.
In den Ammoniaksodafabriken ist ferner die Leistung eines zusammenhängenden Systemes
von Apparaten, eines sogen. Elementes, von 10 auf 30t täglich gesteigert, so daſs bei den niedrigen Ammoniakpreisen
verschiedene Fabriken recht günstige Betriebserfolge aufzuweisen haben. In den
Sodafabriken nach dem Leblanc'schen Verfahren sind
durch geringeren Kohlenverbrauch, durch Einführung der Thelen'schen
Apparate zum Eindampfen und Calciniren, durch billigere Preise der Schwefelsäure und
bessere Verwerthung der Salzsäure auch Ersparnisse gemacht und erhebliche
Abminderungen in den Selbstkosten erzielt worden, so daſs, wenn in Deutschland ein
Kampf ums Dasein durch übermäſsige Lieferung entstehen sollte, wahrscheinlich nur
einige wenige ganz ungünstig gelegene Fabriken nach beiden Verfahren werden den
Betrieb einstellen müssen, wenn auch die Rentabilität der Sodafabrikation
voraussichtlich auf Jahre hinaus eine schlechte sein wird.
Ueber den Umfang der Schwefelsäure- und Sodafabrikation in
England gibt G. Lunge in der Chemischen Industrie, 1884 S. 213 bemerkenswerthe
Mittheilungen, welche namentlich auf Angaben von F.
Hurter beruhen. Danach betrug die Einfuhr von Schwefelkies und Schwefel in
englischen Tonnen (zu 1016k):
Tabelle IJahr
Schwefelkieseingeführt
Auf Kufperverhüttete Ab-brände
KupferigerSchwefelkiesverbrannt
be-rechnet
Rohschwefeleingeführt
1872
516299
253529
362184
–
1873
520939
323910
462729
–
1874
500831
329004
470006
51821
1875
539256
365368
521954
55876
1876
505301
379269
541813
43735
1877
680033
427954
611363
54167
1878
577719
402716
575308
43604
1879
481622
385874
551250
41012
1880
657867
415367
593670
46896
1881
542046
396737
566767
40561
1882
626902
434427
620610
47278
1883
600673
439156
627365
43882
Die nach dem Verhältnisse 70 : 100 aus der 2. Spalte
berechneten und in der 3. Spalte eingetragenen Mengen Kies, verglichen mit den
Mengen der 1. Spalte, zeigen, daſs seit etwa 10 Jahren in England fast
ausschlieſslich Kupfer haltiger Schwefelkies verbrannt wird.
Der Verbrauch an Schwefelsäure in England betrug,
umgerechnet auf Monohydrat H2SO4:
Tabelle IIJahr
Erzeugt ausPyriten
Pyritsäureverbrauchtfür Sulfat
Pyritsäureanderweitigverbraucht
Aus Roh-schwefel
Insgesamt
1878
747900
417406
330494
124271
872171
1879
716625
445265
271360
116884
833509
1880
771771
501612
270159
133653
905424
1881
736797
475724
261073
115599
852396
1882
806793
472151
334642
134742
941535
1883
815574
484252
331322
125064
940638
Die erste Spalte zeigt, wieviel Schwefelsäure jährlich in England
aus Pyriten gewonnen wurde, berechnet aus der 3. Spalte der Tabelle I. Da der so gut
wie ausschlieſslich angewendete kupferige Kies im Durchschnitte 48 Proc. Schwefel
enthält, wovon 45 Proc. verbrannt werden, so kann das Ausbringen aus 100 Th. Pyrit =
130 Th. Monohydrat gleich gesetzt werden. Die 2. Spalte zeigt, wieviel Pyritsäure
zur Darstellung von Sulfat aus Kochsalz verwendet wurde. Dies ist aus der 3. Spalte
der Tabelle IV berechnet, welche die Menge des zur Sulfatgewinnung verbrauchten
Kochsalzes angibt. Man setzt in England allgemein 7 Kochsalz = 4 Pyrit, wobei zu
berücksichtigen ist, daſs das dortige Salz sehr feucht ist und meist nur 92 bis 93
Proc. NaCl enthält. Setzt man wiederum 100 Pyrit = 130 Monohydrat, so ergibt sich
das Verhältniſs 100 Kochsalz = 74,3 oder rund 75 Schwefelsäure, wonach die 2, Spalte
Tabelle II berechnet ist. Die 3. Spalte gibt die für andere Zwecke, d.h. fast
ausschlieſslich für die Düngerfabrikation verbrauchte
Pyritsäure; diese erfordert auſserdem noch sehr groſse Mengen Rohschwefelsäure in
Form von schwefelsaurem Ammoniak, dessen Gesammtdarstellung im J. 1883 sich auf
75000t belief. Der erhebliche Mehrverbrauch
von Säure zur Düngerfabrikation stammt also von einer direkten Vermehrung der
Schwefelsäuregewinnung. Die 4. Spalte zeigt die Menge der Säure aus dem Rohschwefel,
dessen Ausbringen an Monohydrat man gleich 285 Proc. setzen kann. Von dem
eingeführten Schwefel kommen etwa 90 Proc. zur Säurefabrikation, also nur etwa
4000t jährlich auf alle anderen Zwecke, da in
England die Ultramarinfabrikation sehr unbedeutend ist, die Bleicherei nur wenig,
die Schieſspulverfabrikation (vgl. 1883 249 458) etwa
633t Schwefel verbraucht.
Nun wird aber auf der anderen Seite eine nicht unbedeutende Menge
von Schwefel im Lande selbst erzeugt, theils durch Ausbeutung der Sodarückstände,
theils als Gasschwefel, welcher fast ganz zur Darstellung von Schwefelsäure
verwendet wird. Diese Menge kommt den obigen 4000t
mindestens gleich, beträgt aber vermuthlich sogar erheblich mehr. Man wird sich also
gewiſs von der Wahrheit nicht weit entfernen, wenn man den gesammten eingeführten
Rohschwefel auf Schwefelsäure berechnet, wie dies in der 2. Spalte der Tabelle II
der Fall ist.
In der Nähe von London, in Lancashire u.a., gibt es eine ganze
Reihe von Fabriken, welche Rohschwefel verwenden und ebenso gibt es eine ganze Reihe
von Abnehmern, welche durchaus nur auf diesem Wege dargestellte Säure (brimstone acid) anwenden wollen. Nicht nur sind dies
sämmtliche Bleicher, Weiſsblech- und andere Fabrikanten, bei denen man begreift,
daſs sie von Eisen und Arsen freie Säure selbst zu höherem Preise vorziehen, sondern
auch das schwefelsaure Ammoniak z.B. wird gröſstentheils mit Rohschwefelsäure
bereitet und auch in anderen Fällen (z.B. zur Zersetzung von carbolsaurem Natron)
besteht in England ein Vorurtheil zu Gunsten der Rohschwefelsäure, von welchem man
in Deutschland nichts weiſs. Der Preisunterschied ist sehr bedeutend. Man bezahlt in
Lancashire auf der Fabrik 27 bis 30 Schilling für Pyritsäure von 60° B., dagegen 50
Schilling für Rohschwefel-Kammersäure von 50,5 bis 51° B. Bei diesem Preise werden
die Säurefabriken gern Rohschwefel verwenden und muſs man sich nur über die groſse
Zahl der Abnehmer verwundern, welche sich dazu verstehen, einen so viel höheren
Preis für ihre Säure anzulegen, sicher in sehr vielen Fällen ohne Nöthigung, aus
bloſsem Vorurtheile. Lunge hat bereits (1884 252 294) gezeigt, daſs in Amerika der Werthunterschied
zwischen der Säure aus Rohschwefel und derjenigen aus Pyrit ein viel geringerer zu
sein braucht, da man daselbst genügende Mengen Pyrit frei von Arsen zur Verfügung
hat.
Es folgen nun in Tabelle III die Ziffern (in Tonnen zu 1016k) für die englische
Sodafabrikation:
TabelleIIIJahr
(1)
(2)
(3)
(4)
(5)
(6)
(7)
(8)
Ammo-niaksoda48°
CalcinirteLeblanc-Soda 48°
Kaus-tischeSoda 60°
Krystall-soda 21°
Bicarbo-nat 38°
GesammteLeblanc-Soda 48°
Gesammt-soda 48°
Gesammt-soda aus-gedrücktals
100Na2CO3
1878
10000
197992
84612
170872
11756
387808
397808
326203
1879
18000
228209
86511
185319
13083
427837
445837
365586
1880
26000
258893
106384
192926
13539
486882
512882
420563
1881
34000
225087
108310
203773
12853
459856
493856
404962
1882
42000
230213
116864
180846
14115
466562
508562
417021
1883
52000
228034
119929
188678
13609
471220
523220
429040
Die calcinirte Soda, sowie die Gesammtmengen in der 6. und 7.
Spalte sind sämmtlich auf 480 englisch = 82° deutsch (Procent von Natriumcarbonat)
umgerechnet. Ganz genau fällt dies keinesfalls aus, da bekanntlich viele englische
Fabriken und sämmtliche englische Handelsanalytiker ihre Sodagrade nicht als
wirkliche Procent von Na2O, sondern etwas höher
bezeichnen (vgl. 1876 220 384). Somit ist die Erzeugung
von Leblanc-Soda aller Art so hoch, wie je vorher und in den letzten 4 Jahren fast
gleich gewesen ist. Die Darstellung der Ammoniaksoda ist hinzugetreten und hat den
nach den allgemeinen Kulturfortschritten zu erwartenden Zuwachs in der
Gesammt-Sodagewinnung bestritten; aber sie macht auch jetzt nur 10 Proc. der
gesammten Sodaerzeugung Englands aus und von einem Zurückdrängen der Leblanc-Soda
ist dort der Menge nach nichts zu bemerken. Um so fühlbarer hat sich aber das
Zurückdrängen der Preise gemacht. Wenn einmal der Bedarf gedeckt ist, so verursacht
bekanntlich schon eine geringe Uebererzeugung ein starkes Weichen der Preise,
welches stetig werden muſs, wenn die neu hinzu tretenden Fabriken billiger als die
früheren Fabriken zu arbeiten vermögen. Dieses Verhältniſs ist in England sehr
entschieden vorhanden, wo bis vor kurzem die Salzsäure in den
Rentabilitätsberechnungen vieler Fabriken gar nicht als Faktor auftrat und z.B. in
den Geschäftsrechnungen des Chlorkalkes ausgelassen zu werden pflegte. Daher muſsten
freilich die weniger günstig gelegenen und weniger kapitalskräftigen Fabriken
eingehen- man zählt solcher 4 in Widnes, 2 in St. Helens, 1 bei Manchester, 12 am
Tyne, im Ganzen in England und Irland wohl über 20. Aber dies waren natürlich gerade
die kleinsten Fabriken; die groſsen Leblanc-Sodafabriken in England müssen nach
Ausweis obiger Tabellen ihre Erzeugung um so viel ausgedehnt haben, daſs sie den
durch das Eingehen jener 20 kleinen Fabriken entstehenden Ausfall reichlich
ersetzen. Die nach Deutschland eingeführte Menge Superphosphat und zwar:
im J. 1880
15600t
1881
20404t
1882
24878t
1883
31563t
ist nur unbedeutend im Verhältnisse der englischen
Gesammterzeugung. Nachdem die Preise für Schwefelkies in England sehr herabgesetzt
worden sind, dürfte dieser Wettbetrieb in Deutschland noch weit mehr fühlbar
werden.
Diese Verbilligerung des Schwefelkieses macht natürlich die
Leblanc-Soda wiederum widerstandsfähiger gegenüber der Ammoniaksoda und noch mehr,
wenn auch vielleicht zunächst nur zeitweilig, wirkt in dieser Richtung die durch
eine Verabredung herbeigeführte Preiserhöhung des Chlorkalkes. Hierdurch muſs auch
in England die Leblanc-Sodafabrikation wiederum nutzbringend werden. Auch muſs man
sagen, daſs in diesem Ausnahmefalle die Vereinigung der Chlorkalkfabrikanten wohl
längeren Bestand als sonst gewöhnlich haben wird, da dieselbe nicht, wie in so
vielen anderen Fällen, eine willkürliche Berechnung, sondern der Ausdruck eines
schweren Nothstandes und der unleugbar zu nennenden Thatsache ist, daſs die
Salzsäure der Sulfatfabrikation einen selbstständigen Werth besitzt, während
dieselbe früher in England als werthloses Nebenproduct angesehen und verrechnet
wurde. Für diesen Umstand scheint es unwesentlich, ob es auch den
Ammoniaksodafabriken gelingen wird, ihr Chlorammonium auf Salzsäure zu verwerthen; denn dies
wird ihnen wohl stets viel mehr kosten als den Leblanc-Sodafabriken die ohnehin
unvermeidliche Condensation der Salzsäure.
Beim Leblanc'schen Prozesse muſs sich
die Soda jetzt nach den Preisen des viel billiger
arbeitenden Ammoniakverfahrens richten; bei letzterem wird aller Wahrscheinlichkeit
nach die Salzsäure, wenn diese überhaupt mit irgend
welchem Vortheile zu gewinnen ist, sich im Preise nach dem in dieser Beziehung viel
billiger arbeitenden Leblanc-Verfahren richten müssen und daher wohl kaum je einen
solchen Werth gewinnen, daſs viel dabei herauskommt. Das oben erwähnte Verfahren von
Mond bedingt theoretisch die Gewinnung von 2 Mol.
Ammoniumsulfat (264) auf 1 Mol. Natriumcarbonat (106), also mindestens des 2½ fachen
Gewichtes des ersteren auf ein Gewicht des letzteren, in der Praxis wohl noch mehr.
Die im J. 1883 in England erzeugten 75000t
Ammoniumsulfat würden, wenn dieselben sämmtlich von der Mond'schen Fabrik geliefert werden könnten (was doch schon wegen des
Bezuges eines solchen Rohmaterials, wie es Gaswasser ist, rein undenkbar ist),
theoretisch nur 30000t Soda, praktisch wohl kaum
der Hälfte der heutigen Leistung jener Firma (52000t) entsprechen. Die sonstigen Ammoniakquellen stellen sich nicht
besser.
Schlieſslich folgt eine Zusammenstellung des Verbrauches von
Kochsalz und die Erzeugung von Chlorkalk in
England, ebenfalls in. Tonnen zu 1016k:
TabelleIVJahr
Kochsalz-verbrauchin der
Soda-industrie
Kochsalz-entspr.
derAmmoniak-soda
Kochsalz-in Sulfatverwandelt
Kochsalz-verbrauchfür
Leblanc-Soda
Kochsalz-verbrauchfür Sulfatzum
Verkaufe
Chlor-kalker-zeugt
1878
568542
12000
556542
465370
91172
105044
1879
615287
21600
593687
513404
80283
115290
1880
700016
31200
668816
584258
84558
131606
1881
675099
40800
634299
551827
82472
135826
1882
679935
50400
629535
559874
69661
135170
1883
708070
62400
645670
565464
80206
141868
Für Ammoniaksoda ist nicht die wirkliche
Verbrauchsmenge von Salz, meist in Form von Soole, angesetzt, welche sich ungefähr
auf das doppelte der erzeugten Soda belaufen wird; sondern ihre Ziffer für Salz ist
aus der dargestellten Soda nach demselben Verhältnisse wie beim Leblanc'schen Verfahren, also 120 Salz auf 100 Soda von
48° engl. abgeleitet. Dieser Betrag findet sich in der 2. Spalte aufgeführt, welche
also nicht das wirklich für Ammoniaksoda verbrauchte, sondern nur die dafür in
Rechnung gestellte Menge Salz angibt und bloſs dazu dient, um die Zahlen der 3.
Spalte abzuleiten, also die Menge des in Sulfat, für Sodafabrikation und alle
anderen Zwecke verwendeten Kochsalzes. Die 4. Spalte zeigt, wieviel Salz für
Leblanc-Soda aller Art (einschlieſslich kaustische, Krystalle und Bicarbonat)
verwendet wurde, und ist eben aus der 6. Spalte der Tabelle III nach dem
Verhältnisse 100 : 120 berechnet. Durch Abziehen der Ziffern der 3. und 4. Spalte in
Tabelle IV ergibt sich die 5. Spalte, also das für Sulfat zum Verkaufe verwendete
Kochsalz.