Titel: | H. Gruson's gepanzerter Mörserthurm. |
Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, S. 428 |
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H. Gruson's gepanzerter Mörserthurm.
Patentklasse 72. Mit Abbildungen auf Tafel 30.
H. Gruson's gepanzerter Mörserthurm.
Bei dem der Firma H. Gruson in
Buckau-Magdeburg (* D. R. P. Nr.
26608 vom 21. August 1883) patentirten gepanzerten Mörserthurme kommt
eine neue Art von Minimalscharte zur Anwendung, welche darin besteht, daſs das ganze
Mörserrohr in eine Kugel verlegt ist, so daſs ein Durchmesser der Kugel mit der
Seelenachse des Mörserrohres zusammenfällt und diese Kugel als Abschluſs in die
Scharte hineingelegt ist. (Vgl. Gruson's Panzerthurm
1883 252 * 386.)
Wie aus Fig. 3
Taf. 30 zu entnehmen, liegt das kugelförmige Mörserrohr B auf der drehbaren Säule C und verschlieſst
oben den Panzerring A. In dem unteren Theile der Kugel
sind zum Zwecke der Auflage mittels Eindrehungen zwei kreisrunde Bahnen a hergestellt, deren Mittelpunkte in einer Linie
liegen, welche im Kugelmittelpunkte senkrecht auf der Seelenachse des Rohres steht.
Zwischen den Bahnen a der Kugel und den concentrischen
Bahnen b der Säule C
befinden sich zur Verminderung der Reibung eine Anzahl Rollen c, deren Achsen nach Art der Gelenkketten beweglich mit
einander verbunden sind.
Um zu verhüten, daſs die Kugel beim Schusse von der Säule springt, greift dieselbe
unter die Bahnen b, so daſs letztere also gleichzeitig
Niederhalter bilden. Das Mörserrohr erhält durch Drehung auf den Bahnen b mittels des Hebels d die
Erhöhung, durch Drehung der Säule C mittels des Hebels
e die Seitenrichtung- in beiden Fällen ist in Folge
der äuſseren Kugelform des Rohres genügender Schluſs der oberen Thurmöffnung
vorhanden. Zwischen dem Panzerringe A und der Kugel
befindet sich ein Spielraum, welcher für den Rücklauf ausgenutzt wird. Zu dem Zwecke
trägt der Spurzapfen f einen vierkantigen Kopf, auf
dessen breiter Fläche die Säule C steht, indem sie über
die Kanten derselben übergreift. Beim Schusse weicht das Rohr in Folge des
Rückstoſses nach der gegenüber liegenden Kante des Panzerringes aus und fällt sofort
in Folge der Schwerpunktslage in seine frühere Stellung zurück.
Die Kugelform des Rohres gewährt den Vortheil, daſs dasselbe bei
etwaiger Auswechselung leicht fortgeschafft werden kann, indem es einfach gerollt
wird; auch kann ein solches Mörserrohr ohne besondere Laffette auf freiem
Festungswalle mit Hilfe von Stellkeilen gerichtet und unabhängig von dem Thurme
benutzt werden. Die Kugel braucht nicht voll gegossen zu sein, sondern kann mit
Aussparungen versehen werden, soweit die nöthige Widerstandsfähigkeit als
Panzerdecke dadurch nicht beeinträchtigt wird. Ferner ist es nicht erforderlich,
daſs die Kugel mit dem Rohre überhaupt aus einem Stücke gegossen ist, sondern ein
vorhandenes Rohr kann in eine Kugel hineingesteckt und auf geeignete Weise befestigt
werden.
Die Construction ist nicht nur für Mörser, sondern auch für andere
Geschützrohre verwendbar, wenn dieselben in vereinzelten Stellungen nur mit Erhöhung
feuern sollen. In diesem Falle ragt das Rohr an beiden Enden aus der Kugel hervor;
doch bleibt der Kugelschluſs unverändert. Soll das Geschütz oder der Mörser nur mit
einer ganz bestimmten Erhöhung feuern, so kann das Mörserrohr
B mit der Säule C fest
verbunden sein, oder C und B aus einem zusammenhängenden Stück bestehen und die Kugel oben abgeflacht
werden, soweit die erforderliche Widerstandsfähigkeit gegen die feindlichen
Geschosse dies erlaubt.
Soll die Einrichtung auf Schiffe übertragen werden, so
unterstützt Gruson (* D. R. P. Zusatz Nr. 27281 vom 31.
August 1883) die Kugel nicht durch eine feste Säule, sondern er läſst die Kugel auf
einem mit kreisförmigen Bahnen b (Fig. 4 Taf. 30) versehenen
Guſsstücke D rollen, welches mit seiner unteren
sphärischen Gleitfläche auf den Kugeln k drehbar ist
und mit Hilfe eines Gewichtes G das Geschütz bei
geringen Schwankungen des Schiffes in der richtigen Lage erhält. Die Kugeln k befinden sich in einer entsprechenden Bahn des
Untertheiles C, in welchem das Guſsstück D in Verbindung mit dem Gewichte G hängt.
Wird das Geschütz nicht benutzt, so wird ein Schieber z
in eine entsprechende Oeffnung des Gewichtes G
eingeschoben, so daſs es vollkommen unbeweglich ist.
Die wagerechte Drehung wird durch Stangen e bewirkt, die
Erhöhung dagegen mittels Schnecke, Zahnkranz und Handrad d verändert, wobei sich die Kugel mit den Bahnen a auf der Rollenkette c (vgl. Fig. 3) bezieh. den Bahnen
b dreht.
Beim Schusse wird das Gewicht G in Pendelschwingungen
versetzt, welche die Stelle des Rücklaufes vertreten, und zu diesem Zwecke ist im
Verdecke A genügender Spielraum vorhanden.