Titel: | Versuche über das Verhalten verschiedener Eisenoxydbeizen gegenüber der Seide. |
Autor: | S. |
Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, S. 437 |
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Versuche über das Verhalten verschiedener
Eisenoxydbeizen gegenüber der Seide.
Liechti und Suida, über Eisenoxydbeizen gegen Seide.
Die in der Schwarzfärberei der Seide angewendete Eisenoxydbeize, sogen. Eisennitrosulfat oder salpetersaures Eisen, nicht zu verwechseln mit dem salpetersauren Eisen, welches auf Baumwolle verwendet und durch Sättigung
von Salpetersäure mit metallischem Eisen erhalten wird, stellt man bekanntlich durch
Oxydation von Eisenvitriol mit Salpetersäure in Gegenwart von Schwefelsäure her. Die
Arbeit soll dabei derart geleitet werden, daſs die Salpetersäure nur zur Umwandlung
von FeO in Fe2O3
dient und nicht als solche, d.h. Eisenoxyd sättigend, in der Beize bleibt.
Andererseits soll die Oxydation eine vollständige sein und das gebildete Sesquioxyd
als mehr oder weniger basisches Sulfat sich vorfinden. Da nun in den praktisch
verwendeten Eisenoxydbeizen sich oft ein mehr oder minder groſser Gehalt an
Salpetersäure und
Eisenoxydul vorfindet, so haben es L. Liechti und W. Suida nach den Mittheilungen
des Technologischen Gewerbemuseums in Wien, Fachzeitschrift für die chemische
Seite der Textilindustrie, 1884 S. 55 unternommen, derartige Präparate in
Bezug auf ihre Dissociationsfähigkeit an und für sich sowie in Gegenwart von Seide
zu untersuchen.
Die Verfasser stellten vorerst als Typen folgende Eisenbeizen dar: 1) Fe2(SO4)2,5OH von 30° B., 2)
Fe2(SO4)2(NO3)OH von 30,5°
B. und 3) Fe2(SO4)2(OH)2
von 31° B. Durch Einlegen einer gewogenen Menge Seide in diese Lösungen, Waschen,
Trocknen, Einäschern und Bestimmung des Eisens in der Asche wurden die Mengen
Eisenoxyd festgestellt, welche sich durch Dissociation auf jener thierischen Faser
fixirt hatten. Die Beize 3 liefert hierbei das günstigste Ergebniſs und gibt an die
Seidenfaser 12 Proc. Eisenoxyd ab im Vergleiche zu 8 Proc. welche aus der Beize 1
absorbirt werden. Es ist dies bei der groſsen Neigung dieser Verbindung, in noch
basischere Salze zu zerfallen, vorauszusehen und steht ihrer praktischen Anwendung
nur ihre zu geringe Haltbarkeit entgegen. Hingegen verhält sich merkwürdigerweise
selbst die Beize 2 fast ebenso günstig wie Beize 3 und läſst 3 Proc. Eisenoxyd mehr
auf der Seidenfaser fixiren als die Beize 1, obgleich die Basicität der Beize 3 eine
gröſsere ist. Nur wiederholte praktische Versuche können jedoch darüber entscheiden,
ob diese probeweise, nur durch einen Versuch
abgeleitete Thatsache von praktischer Bedeutung ist und ob den Seidenfärbern die
Beize Fe2(SO4)2(NO3)OH zu
empfehlen ist.
Die meisten von Liechti und Suida untersuchten Eisenoxydbeizen entsprachen der Formel Fe2(SO4)2,5OH mit einem
mitunter bedeutenden Gehalte an Salpetersäure und waren somit weit saurer als die
Beize 1. Die letztere, wenn sorgfältig dargestellt, liefert übrigens gute Erfolge.
Eine anerkannt vortreffliche Crefelder Eisenbeize zeigte bei der Analyse folgende
Zusammensetzung: Gesammt-Eisen = 11,5 Proc. Eisen als Oxydul = 0,5 Proc.
Schwefelsäure (SO4) = 27,2 Proc. woraus sich die
Formel Fe2(SO4)2,7 ableiten würde.
Jedenfalls darf eine gute Eisenbeize weder neutral, noch so basisch sein wie die
Beize 3. Moyret empfiehlt in seinem Werke über
Seidenfärberei die Beize 1; Liechti und Suida schlieſsen sich ihm an.
Was nun den Einfluſs des Eisenoxyduls in den Eisenbeizen anbelangt, so stellen die
Verfasser fest, daſs, je gröſser der Eisenoxydulgehalt, desto geringer die
Dissociationsfähigkeit jener Beizen beim Verdünnen mit Wasser ist. Läſst ein von
Oxydul freies Ferrisulfat bei starkem Verdünnen z.B. 30 Proc. Eisenoxyd ausscheiden,
so gibt ein Oxydul haltiges Ferrisulfat, zu dessen Darstellung 30 Proc. weniger
Salpetersäure verwendet wurden, zur Ausscheidung von nur 21 Proc. Eisenoxyd
Veranlassung. Merkwürdigerweise finden nun aber Liechti
und Suida, daſs die durch Gegenwart der Seidenfaser
hervorgerufene Dissociation dieselbe ist für die Eisenoxydul haltigen Eisenbeizen,
wie für die davon
freien. In der Hauptrichtung, d.h. in Hinsicht auf industrielle Verwendung, würden
demnach die unvollständig oxydirten Eisenbeizen keinen Nachtheil mit sich bringen.
Es liegt hierin ein gewisser Widerspruch, der jedenfalls durch neue Versuche noch zu
lösen ist, ehe die Oxydul haltigen Beizen ganz zu verwerfen sind. Bis jetzt flöſsen
die Dissociationsversuche, in bloſser Gegenwart von Wasser vorgenommen, Liechti und Suida
gröſseres Vertrauen ein und rathen sie deshalb zum Gebrauche von Oxydul freier
Beizen. Eine wenn nöthig angesäuerte, sehr verdünnte Lösung der Eisenbeize soll mit
rothem Blutlaugensalze keinen Niederschlag geben.
S.