Titel: | H. S. Maxim's Repetirvorrichtung für Gewehre. |
Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, S. 458 |
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H. S. Maxim's Repetirvorrichtung für Gewehre.
Mit Abbildungen auf Tafel
33.
H. S. Maxim's Repetirvorrichtung für Gewehre.
Die bekannten besseren Repetirgewehre (vgl. S. 439 d. Bd.) verlangen zu ihrer
Handhabung, ein gefülltes Magazin vorausgesetzt, 3 Griffe: das Oeffnen und
Schlieſsen des Verschlusses, was das Auswerfen der abgeschossenen Hülse und das
Laden einer neuen scharfen Patrone zur Folge hat, ferner das Anschlagen des Gewehres
und das Abfeuern. Je nachdem der erste Griff schneller oder kürzer ausgeführt werden
kann, je nachdem wächst oder vermindert sich die Feuergeschwindigkeit des Gewehres.
In dem Repetirgewehre von Spencer und Roper (1883 248 * 238) haben
wir ein Gewehr kennen gelernt, welches den zweiten Griff erspart, wofür bei
fortwährend angeschlagenem Gewehr der Griff zum Oeffnen und Schlieſsen des
Verschlusses unbequemer wird. Unter * D. R. P. Kl. 72 Nr. 27657 vom 7. Juli 1883 ist
nun an H. S. Maxim in London eine Vorrichtung patentirt
worden, um ein gefülltes Henry-Winchester-Repetirgewehr
(vgl. 1867 185 * 434), ohne abzusetzen, hinter einander
abzufeuern, und zwar wird das Auswerfen der leeren Hülse, das Laden einer scharfen
Patrone und das Spannen des Schlosses nicht durch einen Griff' bewirkt, sondern
durch Federn, welche durch den Rückstoſs des Gewehres beim
Abfeuern desselben gespannt werden.
Wie aus Fig. 2
Taf. 33 ersichtlich, welche das Gewehr in der Stellung der Theile vor dem Abfeuern
zeigt, ist der Spannhebel i des Winchester-Verschlusses
mit einer den Abzugbügel h bildenden Zugstange
versehen, welche mit einer im Gewehrkolben geführten Stange e gelenkig verbunden ist. Ueber diese Stange e führt sich eine Röhre a1 welche hinten das Kolbenblech a trägt. Zwischen diesem Kolbenbleche und der Stange
e und zwischen dem Bunde e1 der letzteren und der die Führungsröhre
für e vorn abschlieſsenden Mutter f sind Schraubenfedern b
und c eingeschaltet. Auſserdem sind auf der
Führungsröhre für e ein Haken k, darüber eine Blattfeder m, am Kolbenbleche
a eine Rastenstange l
und an der Stange e eine Laufrolle befestigt.
Beim Abfeuern des Gewehres wirkt der Rückschlag des Gewehrkolbens gegen die
Kolbenplatte a, drückt die beiden Schraubenfedern b und c ohne Oeffnung des
Verschlusses zusammen und bringt gleichzeitig das Sperrstück k der Rast der Falle l gegenüber. Das schräge
vordere Ende dieser Falle kommt in Folge dessen mit der Feder m in Berührung, die Falle wird dadurch herabgedrückt,
so daſs ihre Rast mit dem Sperrstücke k in Eingriff
kommt. Beide Federn b und c bleiben gespannt, bis die Explosionskraft verbraucht und der Druck gegen
den Verschluſscylinder nachgelassen hat, so daſs der Hebel i sich frei bewegen kann; denn da in Fig. 1 Taf. 33 der Punkt
v ein ganz klein wenig höher liegt als die Punkte
o, so ergibt sich, daſs, während Druck im Laufe
herrscht, der Hebel i nicht bewegt werden kann. Es ist dies eben nur
möglich, wenn auf den Verschluſscylinder kein Druck mehr ausgeübt wird. Die hintere
Feder b drückt dann die Stange e nach vorn. Diese Bewegung spannt den Hahn und wirft die leere
Patronenhülse, welche eben durch den Auszieher aus dem Laufe gezogen worden ist,
heraus. Sobald aber die Rolle von e1 ungefähr bis zur Rast der Falle vorgerückt ist,
hebt e1 die Falle von
dem Sperrstücke k ab, worauf die vordere gegen das Ende
des rohrförmigen Ansatzes a1 drückende Feder c die sämmtlichen Theile
des Apparates in ihre ursprüngliche Lage zurückbewegt. Nach Vollendung dieser
Bewegung ist das Gewehr wieder zum Abfeuern fertig. Wenn die Theile sich in der
gezeichneten Lage befinden, drückt der Ansatz h1 des Verschluſsbügels h gegen den kleinen Stift n und hält
denselben auſser Eingriff mit dem Abzüge; jedesmal aber, wenn der Verschluſsbügel
h nach vorn gestoſsen wird, greift der Stift n, der nun nicht länger hoch gehalten wird, über den
Abzug und hält denselben fest, so daſs er dann nicht abgezogen werden kann, so lange
der Stift n nicht wieder durch den Arm h1 am Verschluſsbügel
nach oben gestoſsen ist, wobei sich gleichzeitig der Ansatz h2 gegen den Abzug anlegt.
Es ist ersichtlich, daſs ein solches Gewehr mit groſser Schnelligkeit abgefeuert
werden kann, ohne die Schulter des Schützen dadurch mehr zu beanspruchen; denn die
Federn der Kolbenplatte mildern den Rückschlag. So sinnreich jedoch die Einrichtung
erdacht ist, ebenso groſse Fehler weist dieselbe auf. Ein genaues Zielen ist bei dem
schnellstens hinter einander erfolgenden Abfeuern der einzelnen Patronen unmöglich,
eine Patronenverschwendung daher nicht zu verhüten. Die Benutzung des Gewehres als
Einzellader ist nur in geladenem und gespanntem Zustande thunlich. Rechnet man
hinzu, daſs die Aufregung des Soldaten, welche durch den Gebrauch des Gewehres
entsteht, in hohem Grade vermehrt wird, so hat die Waffe auf die Verwendung beim
Militär keine Aussicht.Trotzdem haben schon mehrere militärische Schriftsteller das Prinzip dieses
Gewehres als sehr bemerkenswerth hingestellt und demselben keineswegs jede
Lebensfähigkeit abgesprochen.