Titel: | J. Villa und C. MacCord's neuer Pantograph. |
Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, S. 461 |
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J. Villa und C. MacCord's neuer
Pantograph.
Mit Abbildungen auf Tafel
33.
J. Villa und C. MacCord's neuer Pantograph.
Einen Pantograph, welcher schon in seiner äuſseren Erscheinung wesentlich von den
üblichen Ausführungen verschieden ist, hat nach dem Scientific American Supplement, 1884 S. 6763 J. M.
Villa angegeben und Professor C. W. Mac Cord
in verschiedenen Einzelheiten verbessert. Wie aus Fig. 8 bis 10 Taf. 33 hervorgeht,
gleicht dieser Pantograph völlig einem Stangenzirkel und kann auch unter Umständen
als solcher verwendet werden.
Das jedem Pantographen zu Grunde liegende Prinzip besteht bekanntlichbebekanntlich darin, daſs der feste Pol, der zeichnende Stift und der nachfahrende Stift
(d. i. derjenige, welcher längs der Linien des zu übertragenden Urbildes hingeführt
wird) für jede Lage nicht nur in einer Geraden bleiben, sondern daſs auch die
Abstände der beiden Stifte von dem Pole stets dasselbe Verhältniſs behalten. Die
Erfüllung dieser Bedingungen, welche eben die Herstellung einer dem Urbilde
ähnlichen und mit diesem ähnlich gelegenen Figur in dem gewünschten Verhältnisse
ermöglichen, wird bei den gebräuchlichen Pantographen durch eine Zusammenstellung
von Linealen zu Gelenkparallelogrammen erreicht und tragen diese Lineale an
entsprechenden Stellen den zeichnenden und nachfahrenden Stift, sowie auch der Pol
entweder in einer Ecke des Parallelogrammes, oder an anderer Stelle desselben
angeordnet ist; in jedem Falle müssen aber diese 3 Punkte die oben erwähnte
Bedingung erfüllen, wobei dieselben allerdings nicht in einer wirklichen materiellen
Geraden, einem
Lineale oder sonstigen Instrumententheile, angebracht sind; vielmehr erscheint diese
der Lage und Länge nach veränderliche Linie erst durch diese Punkte festgelegt. Bei
dem Villa'schen Instrumente dagegen ist der Umweg der
ein Parallelogramm bildenden Lineale vermieden und ist jene gerade Linie durch einen
Metallstab ersetzt, auf welchem der Pol fest zu denken ist, während beim Umfahren
einer Figur der zeichnende und der nachfahrende Stift solche Bewegungen längs dieses
Stabes erfahren, daſs deren Abstände vom Pole stets dasselbe Verhältniſs behalten,
worauf ja, wie bemerkt, das richtige Arbeiten eines Pantographen beruht.
Das auf diese Art viel handlicher gewordene Instrument besitzt nun nachfolgende
Einrichtung, um die Bewegungen der Stifte im richtigen Verhältnisse zu veranlassen.
Zwei gerade Stahlstäbe D und E von rechteckigem Querschnitte gleiten an einander und sind unten gleich
verzahnt; beide Stäbe werden von den Hülsen A und B umfaſst und ist A mit
dem Stabe D und B mit dem
Stabe E durch Verschraubung fest verbunden, während D in der Hülse B und E in der Hülse A
verschiebbar ist, so daſs durch Gleiten der Stäbe D und
E an einander die Hülsen A und B genähert oder von einander entfernt
werden können. Die Hülsen besitzen entsprechende Vorrichtungen zur Aufnahme für den
Schreibstift und für den nachfahrenden Stift, welch letzteren wir uns zunächst in
der Hülse B denken. Der Polfuſs ist auf der Unterseite
mit einer Gummischeibe bezieh. mit kurzen feinen Spitzen versehen, um während des
Arbeitens seine Lage unverändert zu behalten; das Instrument ist um die lothrechte
Achse durch den Pol drehbar. Der zeichnende Stift ist nun in Verbindung mit einer
Hülse C, welche nach Art eines Wagens über die beiden
Stäbe D und E bewegt
werden kann. Dieser Wagen trägt 2 Rädchen A1 und B1 mit den Stäben in gleicher Theilung verzahnt, und
ist A1 mit D und B1 mit E in Eingriff. Es
liegen daher die beiden Rädchen A1 und B1 nicht in einer Ebene; auf den Achsen dieser
Rädchen können weitere Zahnrädchen a und b aufgesteckt werden, welche in einer Ebene liegen und
in einander greifen. Natürlich werden die Rädchen so aufgesteckt oder befestigt,
daſs sie die Drehung des einen Rades auf das andere, z.B. B1 auf A1 übertragen.
Bewegt man jetzt den Stift in der Hülse B, den
nachfahrenden Stift (der Kürze wegen auch B genannt)
mit dieser, so wird der Stab E verschoben; dadurch
erleidet B1 eine
Drehung, welche durch die Zahnrädchen a und b die entgegengesetzte Bewegung des Rädchens A1 bewirken wird; da
dieses aber mit der Stange D in Eingriff ist, so müſste
sich diese in entgegengesetzter Richtung der Bewegung des Stabes E bewegen, was aber dadurch verhindert ist, daſs die
Stange D durch den Hülsenfuſs A festgehalten wird; daher muſs der Wagen C,
also auch der zeichnende Stift denselben Weg, aber in veränderter Richtung, d.h. mit
dem Stifte B gleichsinnig machen.
Die Gröſse der Bewegung der Stifte B und C ist nun offenbar abhängig von dem Verhältnisse der
Radien der Rädchen A1,
B1
a und b. Haben wir
beispielsweise den Stift B so bewegt, daſs das Rad B1
n Umdrehungen zurücklegt, so macht b auch n Umdrehungen,
während a nicht n, sondern
(b : a) n Umdrehungen
ausführen wird, wobei in dieser und den nachfolgenden Formeln mit a, b, A1 und B1 gelegentlich die
Radien der betreffenden Rädchen bedeuten. Ebenso viele Umläufe wie a macht auch das Zahnrad A1. Der Bewegung des Stiftes B um die Länge 2nπB1 in Folge der n
Umdrehungen des Rädchens B1 entspricht eine Bewegung des Stiftes C um
2nπ (b : a) A1 in demselben Sinne
als jene von B. Es ist nun 2nπ (b : a) A1 die Längen
Veränderung von AC und die zugehörige Längenveränderung
von AB ist 2nπB1 + 2nπ (b : a) A1 woraus das
Verhältniſs beider oder das Verjüngungsverhältniſs zwischen Copie und Original mit 1
zu 1 + (B1 : A1) (a : b) sich ergibt. A1 und B1 sind unveränderlich, während a und b sowohl unter sich
vertauschbar, als auch durch solche Räderpaare mit anderen Uebersetzungszahlen
wechselbar sind. Verschiedene solche Räderpaare sind dem Instrumente beigegeben, um
dasselbe für die verschiedenen Verjüngungsverhältnisse einstellen zu können. Das
Auswechseln dieser Rädchen a und b und Ersetzen durch andere ist leicht
bewerkstelligt.
Soll nun eine Copie eines Originales in einem bestimmten Verjüngungsverhältnisse,
z.B. m : n, mit Hilfe
dieses Pantographen angefertigt werden, so muſs also stets das Abstandsverhältniſs
des Stiftes C und B vom
Pole P gleich m : n sein
und also auch, damit dies der Fall, die Längenänderungen von AC und AB in dem Verhältnisse m : n stehen. Das letztere ist, wie oben gezeigt, nur
von den Rädchen a und b
abhängig und man wird jenes Räderpaar nehmen und in den Wagen C einfügen, welches diesem Verjüngungsverhältnisse m : n zukommt. Bevor jedoch diese Wechselrädchen
eingesetzt werden können, müssen die beiden Schienen D
und E in dem gewünschten Verhältnisse ausgezogen
werden, was einfach dadurch geschieht, daſs man in A
und B einfache, dem Apparate beigegebene Stahlstifte
steckt und diese mit den Endpunkten einer im Verhältnisse m
: n getheilten Strecke zur Uebereinstimmung bringt. Da die Rädchen a und b noch nicht
eingesetzt sind, so läſst sich der Wagen C frei über
die Stäbe fortschieben, bis der Stift C mit dem
Theilungspunkte übereinstimmt. In dieser Lage nun wird der Wagen C festgehalten und werden dann die Rädchen a und b eingelegt; dabei
dürfte es geschehen, daſs der Wagen C eine Verschiebung
erleidet, wodurch die richtige Stellung wieder verdorben wird; es dürfte daher
zweckmäſsiger sein, von A weg allenfalls auf einer
anderen Geraden die Strecke AC aufzutragen, nachdem man
nach Einlegung der Wechselrädchen den Wagen C mittels
der Schraube G festgeklemmt hat. Auf einfache Weise
kann man nun mit Hilfe der früheren im Verhältnisse m :
n getheilten Strecke AC so auf AB verlängern, daſs auch AC : AB = m :
n
ist, und mit der feinen
Bewegung H wird der Stift B über den Endpunkt B der Strecke AB am Papiere gebracht, wodurch das Instrument für den
Gebrauch richtig gestellt ist und die Stahlstifte wieder durch den Pol und den
nachfahrenden Stift zu ersetzen sind.
Die Verbindung der Hülse B mit der Stange E ist indirekt durch das Stück, in welcher die Schraube
H läuft, und die Wirkung der Schraube aus der Figur
klar zu ersehen. Auch über den Gebrauch des Instrumentes zum Pantographiren braucht
kaum noch etwas gesagt zu werden, auſser der Bemerkung, daſs alle 3 Hülsen A, B und C unten Ansätze
P besitzen, in welche die Stifte zu stecken sind,
und daſs diese Ansätze bei allen 3 Hülsen gleich ausgeführt sind derart, daſs eine
beliebige Vertauschung der Stifte erfolgen kann. Es kann also der Pol in A, B oder C liegen (im
letzteren Falle bleibt der Wagen C fest und machen die
Stifte A und B ihre
Bewegungen in entgegengesetzten Richtungen): dasselbe gilt vom zeichnenden und
nachfahrenden Stifte. Man kann also auch noch durch bloſse Umstellung der Stifte das
Verjüngungsverhältniſs ändern und es können auch leicht Vergröſserungen des Urbildes
angefertigt werden. Nach Lüftung der Klemmschräubchen haben die Stifte ein geringes
Spiel in lothrechtem Sinne und werden durch die Federn S leicht auf die Papierunterlage angedrückt. Die Stangen D und E können natürlich
in beliebiger passender Länge ausgeführt werden und ist das für einen Pantographen
äuſserst handliche Instrument, wie schon erwähnt, auch als Stangenzirkel zu gebrauchen zur Beschreibung von Kreisen, deren Halbmesser
nahezu die doppelte Länge eines der Stäbe besitzen. Für diesen Zweck wird man nur
die Hülse C an die entsprechende Stelle zu bringen
haben (und entweder gar keine Rädchen a, b oder wenn
schon, am besten die für das Verjüngungsverhältniſs 1 : 2 einlegen) und dann mit der
Schraube G klemmen; aus C
entfernt man natürlich den Stift. Die feine Bewegung H
kann dann dazu verwendet werden, um zwischen die Stifte A und B eine gegebene Länge genau zu
fassen.
Die Einfachheit des Instrumentes ist augenfällig; doch dürfte durch die Anordnung der
Zahnstange und Zahnräder, sowie in Folge des Gleitens der Stäbe D und E an einander die
für die Pantographen erforderliche Leichtigkeit der Bewegung nicht in demselben
Maſse wie bei den besseren, mit Aufhängevorrichtung versehenen Instrumenten
vorhanden sein.