Titel: | P. David und Manhès' drehbarer Kupferschmelzofen. |
Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, S. 481 |
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P. David und Manhès' drehbarer Kupferschmelzofen.
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 35.
P. David und Manhès' drehbarer Kupferschmelzofen.
Der Schmelzofen von P. David und P. Manhès
in Lyon (* D. R. P. Kl. 40 Nr. 28750 vom
13. Januar 1884) besteht im Wesentlichen aus einem wagerechten, mit
feuerfesten, sauren oder basischen Steinen ausgesetzten Blechcylinder A (Fig. 12 und 13 Taf. 35),
welcher auf Rollen um seine Achse gedreht werden kann. Die äuſseren Oeffnungen c des Windkastens d stehen
den Windformen e gegenüber und können durch Pfropfen
verschlossen werden. Bei F tritt die aus einem
beliebigen Feuerraume kommende Flamme ein, während die Verbrennungsproducte bei G entweichen. Ist der Apparat dadurch genügend erhitzt,
so bringt man denselben vor jenen Ofen, welcher das geschmolzene Erz enthält, dreht
den Cylinder, dessen Bogenstücke K auf Rollen r liegen, mittels Kurbel N, deren Trieb in den
am Cylinder befestigten Zahnkranz n eingreift, bis der
Cylinder A die Stellung Textfigur 1 einnimmt, und läſst das geschmolzene Metall zu der Mündung
H einlaufen. Man kann dasselbe auch mittels einer
Kelle einschöpfen, oder die Schmelzung überhaupt im Cylinder selbst mittels der
seitlich einschlagenden Flamme vornehmen.
Nachdem der Apparat die gehörige Füllung empfangen hat, wird derselbe durch Drehung
der auf Schienen laufenden Bäder R mittels Kurbeln T an eine geeignete Stelle gefahren, der Windkasten mit
gepreſster Luft oder Gas gefüllt und der Cylinder A in
eine geeignete Lage gebracht (vgl. Textfig. 2 und
3). Je nach Art der beabsichtigten Wirkung
verbindet man die Windleitung w mit dem Behälter U, damit die darin enthaltenen pulverförmigen Stoffe in
die flüssige Masse eingeblasen werden. Durch entsprechende Neigung des Schmelzofens
kann man dann die Schlacke, schlieſslich auch das Metall ausgieſsen (vgl. Textfigur 4).
Fig. 1., Bd. 254, S. 482
Fig. 2., Bd. 254, S. 482
Fig. 3., Bd. 254, S. 482
Fig. 4., Bd. 254, S. 482
Zur Verarbeitung von Kupferstein läſst man denselben
z.B. aus einem gewöhnlichen festen Schmelzofen in den erhitzten Cylinder A flieſsen, fährt denselben an die geeignete Stelle und
dreht den Cylinder so lange, bis der Windstrom durch eine gehörig starke Schicht der
flüssigen Masse dringt. Der Sauerstoff der eingeblasenen Luft verbindet sich mit dem
Schwefel, um Schwefligsäure, und mit den anderen Stoffen, um Oxyde zu bilden, welche
mit den Gasen nach den Condensationskammern geführt werden, wo sie sich
niederschlagen. Die Schwefligsäure kann zu Bleikammern geleitet und in Schwefelsäure
verwandelt werden. Von dem gebildeten Eisenoxyde bleibt der gröſsere Theil im Bade
und würde bald das Steinfutter unbrauchbar machen, wenn nicht beständig Kieselerde
eingeblasen würde. Deshalb wird mit Beginn der Luftströmung der mit Kieselerde
gefüllte Behälter U mit der Windleitung in Verbindung
gebracht. Da die leichter oxydirbaren Stoffe alle vorher entweichen, bleibt
schlieſslich im Cylinder nur noch Unterschwefelkupfer übrig, was sehr deutlich an
der Farbe der Flamme zu erkennen ist. Jetzt dreht man den Cylinder so, daſs die
Windformen mehr und mehr über die Oberfläche des Metalles kommen. Von diesem
Augenblicke an findet sich das Kupfer, da der Schwefel beständig verbrannt wird, im
Ueberschusse vor und scheidet sich aus der Verbindung aus. Das Kupfer sinkt vermöge
seiner gröſseren Dichte unter das verbleibende Unterschwefelkupfer und man läſst nun die Windformen
allmählich so ansteigen, daſs der Wind nur noch in letzteres bläst; auf diese Weise
wird nach und nach alles Unterschwefelkupfer zersetzt. Es bleibt nun nur noch
Rohkupfer im Cylinder, welcher geleert wird, oder auch noch zum Raffiniren des
Kupfers in der üblichen Weise benutzt werden kann. Sollte die Temperatur hierzu
nicht mehr ausreichend sein, so wird eine erneute Erwärmung des Cylinders in der
bereits beschriebenen Weise vorgenommen. Erkennt man während dieser Arbeit, daſs
alles Eisen oxydirt ist, so wird keine Kieselerde mehr eingeblasen. Man dreht dann
den Cylinder in die Stellung Textfigur 1 und gieſst
die Schlacke, wenn diese genügend flüssig ist, aus. Der Windstrom, welcher den
hinteren Theil des Bades alsdann an der Oberfläche trifft, treibt die Schlacke
hinaus.
Man kann mit dem beschriebenen Umschmelzofen ganz arme Kupfererze verarbeiten und
binnen einer Stunde aus der vom Hochofen kommenden Masse raffinirtes Kupfer
herstellen (vgl. P. Manhès 1883 250 80).
Wird in dem Apparate Phosphor oder Schwefel haltiges Roheisen behandelt, so stellt man die Bekleidung aus Kalk, Magnesia,
Dolomit oder auch Kieselerde her und schützt dieselben durch Einblasen von Kalk,
Magnesia u. dgl.