Titel: | Neuerungen in der Verwendung von Natronsalzen zu Heizzwecken. |
Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 31 |
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Neuerungen in der Verwendung von Natronsalzen zu
Heizzwecken.
Patentklasse 36. Mit Abbildung.
Nieske's Verwendung von Natronsalzen zu Heizzwecken.
Das Freiwerden von Wärme bei der Krystallisation gewisser Salze, welche in ihrem
Krystallwasser geschmolzen sind, hat A. Ancelin in
Paris (vgl. 1881 241 106) benutzt, um für besondere
Zwecke, wie z.B. für die Heizung von Eisenbahnwagen als
Fuſswärmer, Heizkörper zu schaffen, welche mit diesen Salzen gefüllt werden; durch
Eintauchen der Behälter in heiſses Wasser werden die Salze geschmolzen und geben
nachher während längerer Zeit Wärme ab. Hierbei trat nun die Erscheinung ein, daſs
die eingeschlossenen Salze unter dem Erstarrungspunkte sich abkühlten, ohne zu
krystallisiren, und ein Theil der Salze überhaupt nicht fest wurde. Um die hierdurch
entstehenden Verluste an Wärmeabgabe zu verhüten, gibt nun A. Ancelin (D. R. P. Nr. 22694 vom 11. März 1882) an, eine Kugel oder
sonstigen Körper aus Metall oder anderem Materiale in die Salze zu bringen. Kühlt
sich dann der Behälter ab, so wird bei der geringsten Bewegung desselben der Körper
in Bewegung gerathen, eine Erschütterung des Inhaltes herbeiführen und die
Krystallisation einleiten und befördern. Um die Abkühlung unter dem
Erstarrungspunkte zu
verhindern, schlägt Ancelin ferner vor, in den Behälter
einen schwammförmigen, porösen oder aus faserigem Materiale hergestellten Körper
einzubringen, welcher mit geschmolzenem Salz getränkt ist; letzteres setzt sich in
den Poren fest, bei dem Erwärmen des Behälters wird die Salzlösung nur bis zu
gewissem Grade in den Körper dringen, ein Theil der in demselben befindlichen Salze
bleibt ungelöst, während der Inhalt des Behälters flüssig geworden ist; beim
Erkalten werden nun die in dem Körper gebliebenen Krystalle die Krystallisation
einleiten und begünstigen. Ancelin will ferner beide
Methoden in der Weise vereinigen, daſs eine hohle, mit vielen Oeffnungen versehene
Kugel mit porösem Materiale gefüllt und letzteres mit dem betreffenden Natronsalze
getränkt wird.
Alw. Nieske in Dresden hat die Füllung der Wärmeapparate
durch eine Mischung von essigsaurem Natron und unterschwefligsaurem Natron im
Volumenverhältnisse 1 : 10 vorgeschlagen. Diese Mischung soll eine gröſsere
Wärmemenge bei dem Schmelzen binden und bei der Krystallisation wieder frei geben
als das essigsaure Natron allein. Ferner hat Nieske
(vgl. * D. R. P. Nr. 14054 vom 28. November 1880) versucht, diese Natronsalze bei
Stubenöfen zur Verwendung zu bringen, um eine
gleichmäſsige, andauernde Wärmeabgabe zu erhalten. Der Ofen besteht hierzu aus einem
Wasserbehälter, welcher durch Gasflammen erhitzt werden kann; um diesen Behälter
sind drei mit der angegebenen Mischung zu ¾ gefüllte, verlöthete Gefäſse angeordnet.
Ist durch die Gasheizung das Wasser zum Sieden gebracht, so werden diese Gefäſse in
den Wasserbehälter gestellt, bis die Füllung geschmolzen ist, worauf sie wieder um
den Behälter gesetzt werden und dann bei dem Festwerden der Salze längere Zeit
hindurch eine gleichmäſsige Wärme abgeben.
Textabbildung Bd. 256, S. 32 Neuerdings hat Nieske (* Nr. 25230 vom 7.
December 1882 Zusatz zu Nr. 14054) diesen Ofen in die beistehend veranschaulichte
Form gebracht. Die Gasheizung ist hier durch eine Feuerungsanlage mit Schüttelrost
b und Aschenkasten d
ersetzt. Als Brennmaterial wird sogen. „Carbon“ in den Cylinder a eingefüllt; dasselbe wird aus geglühtem
Buchenholzkohlenstaube gemischt mit anderen aus Holz gewonnenen Auszügen unter hohem
Drucke hergestellt und zu kleinen Cylindern geformt, welche bei der Verbrennung nur
reine Kohlensäure erzeugen sollen. Diese Kohle brennt von oben nach unten ohne Ruſs
und erwärmt das im Behälter f befindliche Wasser, in welches ein
verlöthetes Gefäſs mit einer aus der im Hauptpatente angegebenen Mischung von
Natronsalzen bestehenden Füllung gesetzt wird. Dieses Gefäſs bildet zugleich den
Deckel des Wasserbehälters und soll seine Wärmeabgabe, welche bei dem Festwerden der
Füllung entsteht, wesentlich zur Erwärmung des Zimmers beitragen. Es dürfte dies
jedoch nur in geringem Maſse der Fall sein und mehr Werth auf eine anderweitige
Verwendung des Gefäſses als Bettwärmapparat o. dgl. zu
legen sein. Wesentlich an dem Ofen ist nun die Anordnung des Rohres g, an welchem zwei nach unten laufende Röhrchen h angebracht sind. Es soll nämlich die durch die
Verbrennung des „Carbon“ sich entwickelnde Kohlensäure durch diese Röhrchen
in das mit Kaliumpermanganat oder Kalk versetzte Wasser des Behälters f gelangen, wodurch ein Niederschlag entsteht, der sich
am Boden des Behälters als Pulver absetzt. Was hier das Permanganat soll, ist nicht
erkenntlich, da das giftige Kohlenoxyd, welches unter diesen Verhältnissen doch wohl
stets vorhanden ist, dadurch nicht zerstört wird.
Selbst die Beseitigung der Kohlensäure mit Kalk ist sehr fragwürdig, da für die
Erzeugung von nur 9600c 1k,2 Kohlenstoff erforderlich sind, zur Beseitigung
der Kohlensäure aber, selbst bei vollständiger Ausnutzung, 5k,8 Kalk unter Bildung von 10k kohlensaurem Kalk. Für die Verwendung des Ofens
zur Erwärmung von Wohn- und Schlafräumen gibt Nieske
jedoch an, die Kohlensäure durch das Rohr i und einen
Gummischlauch in den Schornstein oder unmittelbar ins Freie zu leiten. In dieser
letzteren Ofenform ist also die Verwendung der Natronsalze nebensächlich behandelt,
der Ofen ist eigentlich nur ein Glutofen mit Wärmeaufspeicherung durch den
Wasserbehälter.