Titel: | Ueber Neuerungen an Dampfwasser-Ableitern. |
Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 49 |
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Ueber Neuerungen an
Dampfwasser-Ableitern.
Patentklasse 13. Mit Abbildungen auf Tafel 4 und 7.
Ueber Neuerungen an Dampfwasser-Ableitern.
Im Anschlusse an die früheren Berichte (1880 236 * 14.
1881 240 * 176. 1882 245 *
147. * 199. 246 * 392. 1883 247 * 197) sind nachstehend die ziemlich zahlreichen neueren Anordnungen
von Dampfwasser-Ableitern, unter welchen fast alle verschiedenen Systeme vertreten
sind, aufgeführt.
Mit geschlossenem Schwimmer arbeiten die folgenden
Apparate.
Der in Fig. 1
Taf. 4 dargestellte Apparat von C. Reuther in Firma Bopp und
Reuther in Mannheim (* D. R. P. Nr. 23322 vom 10. December 1882) zeigt die
bekannte, nur für geringe Dampfspannungen brauchbare Anordnung eines
verhältniſsmäſsig kleinen Ventiles mit unmittelbar auf der Spindel befestigtem
Schwimmer. Ein verstellbares Gewicht g soll das Ventil
theilweise entlasten, während ein Siebmantel c das
Ventil vor Unreinigkeiten schützt. Um den Topf vollständig entleeren zu können, ist
ein besonderer Kanal i angebracht, welcher zu dem in
den Abfluſskanal k eingeschalteten Hahne o führt; letzterer hat im Zuge von k und i drei Oeffnungen
und in einem anderen Querschnitte noch deren zwei, welche mit einer abwärts
gerichteten Ausfluſsöffnung des Gehäuses in Verbindung gebracht werden können.
Hiermit ist es ermöglicht, den Topf sowohl in die bei r
angeschlossene Wasserableitung, als auch durch o nach
unten ausblasen zu können und letzteres sowohl mit, als auch ohne gleichzeitige
Entleerung des Ableitungsrohres. Die Spindel des selbstthätigen Luftventiles l ist mit Mutter und Gegenmutter behufs genauer
Regelung des Ventilhubes versehen.
C. L. Strube in Buckau-Magdeburg (Erl. * D. R. P. Nr.
21847 vom 5. September 1882) will einen wagerecht liegenden Kniehebel mit am Knie
angreifendem Schwimmer benutzen, um eine groſse Uebersetzung zu erzielen. Ungünstig
ist hierbei, daſs auch die Ventilspindel wagerecht liegt.
Bei einer neueren Construction (* D. R. P. Nr. 25 727 vom 3. Mai 1883), welche in
Fig. 5
Taf. 4 abgebildet erscheint, ist das Ventilgehäuse auf den Deckel des Topfes
geschraubt und ein Steigrohr an demselben befestigt. Bemerkenswerth ist, daſs das
Ventil hier nach auſsen sich öffnet. Dem auf dasselbe
treffenden Dampfdrucke soll durch Gewicht H, welches
ebenso wie der Schwimmer mittels mehrfacher Hebelübersetzung wirkt, das
Gleichgewicht gehalten werden, so daſs das Ventil nahezu entlastet ist. Das
Auslaſsventil ist hier zugleich Rückschlagventil. Auch diese Anordnung ist nur bei
geringen Dampfspannungen brauchbar.
Der in Fig. 3
Taf. 4 dargestellte Apparat von J. J. Royle in
Manchester (* D. R. P. Nr. 25315 vom
14. Juli 1883) zeigt zunächst die Eigenthümlichkeit, daſs das Ventil am
Eingange e des Topfes statt am Ausgange angebracht ist. Ein an langem
Hebelarme wirkender Schwimmer bildet die Belastung des klappenartigen Ventiles. Ehe
der Topf in Betrieb genommen wird, ist derselbe bis zur Höhe der Ausfluſsöffnung p mit Wasser zu füllen, so daſs der Schwimmer die
punktirte Lage hat und das Ventil bei e weit geöffnet
ist. Das mit einem kleinen Gewichte g belastete
Luftventil wird von einer dünnen Metallstange m
getragen, welche mit beiden Enden am Deckel befestigt ist. Luft und Wasser können
dann frei durch den Topf hindurch entweichen. Sobald Dampf eintritt, biegt sich in
Folge der Erwärmung die Stange m nach unten durch, das
Luftventil schlieſst sich, der im Topfe entstehende geringe Ueberdruck treibt das
Wasser aus der Kammer l durch h hinaus, der Schwimmer fällt und das Ventil bei e wird nahezu geschlossen, so daſs nur soviel Dampf zuströmen kann, als
sich fortdauernd im Topfe niederschlägt. Die Kammer l
steht mit h unten durch eine Oeffnung in Verbindung,
welche eng genug ist, um l während des Betriebes
gefüllt zu erhalten. Hört die Zuströmung von Wasser und Dampf auf, so entleert sich
l nach k, bis in
beiden das Wasser auf gleicher Höhe steht, wobei der Schwimmer gehoben und das
Einlaſsventil geöffnet wird. Wegen des geringen Druckes im Topfe genügt es, den
Deckel, ohne ihn zu befestigen, etwas zu belasten oder mit zwei Flügelschrauben lose
aufzupressen. Nach Abnahme des Deckels ist das Ventil bequem zugänglich.
Eine ähnliche Wirkungsweise hat der nach dem Iron, 1883
Bd. 22 S. 28 in Fig. 10 und 11 Taf. 4 abgebildete
Apparat von Lancaster und Tonge in Pendleton. Derselbe unterscheidet sich von dem vorigen
hauptsächlich dadurch, daſs statt des Klappenventiles ein wegen der gröſseren
Reibung unvortheilhafteres Schraubventil benutzt ist und das Wasser durch die hohle
Schwimmkugel hindurchgeleitet wird, so daſs der Apparat den Uebergang zu den
Anordnungen mit offenem Schwimmtopfe bildet. Das lose auf die Schraubenspindel
aufgesteckte Ventil ist in der gezeichneten höchsten Lage des Schwimmers
geschlossen; das Wasser steht in dem Gefäſse stets bis zur Höhe der Ausfluſsöffnung.
Durch eine enge, unten in der Schwimmkugel befindliche Oeffnung füllt sich dieselbe
allmählich mit Wasser, wobei allerdings angenommen werden muſs, daſs Luft in der
Kugel sich nicht ansammeln, oder aus derselben oben durch eine feine Oeffnung
entweichen kann. Indem hierbei der Schwimmer in die punktirte Lage sinkt, öffnet
derselbe das Ventil, worauf das vor demselben angesammelte Wasser durch den hohlen
Schwimmerarm in die Kugel und durch ein in dieselbe eingesetztes Steigrohr
hinausgepreſst wird und dann zum Abflüsse gelangt. Der nachströmende Dampf treibt
das Wasser wieder vollends aus der Kugel hinaus, so daſs dieselbe sich wieder in die
gezeichnete Lage hebt und das Ventil schlieſst. – Die Anwendung sehr enger
Durchfluſsöffnungen, wie bei Fig. 3 Taf. 4 zwischen den
Kammern l und k und bei Fig. 11 im tiefsten
Punkte der Schwimmkugel, erscheint bei solchen Apparaten immer bedenklich, da
dieselben sich leicht verstopfen können.
Ein Schraubventil mit steilem, mehrfachem Gewinde, jedoch am Ausflusse des Topfes angeordnet, hat auch E. Koehl
in Beuthen (* D. R. P. Nr. 30278 vom 22.
Mai 1884) benutzt. Der Schwimmer ist an einem an der Mutter g (Fig. 4 Taf. 4) befestigten
Arme e angebracht und bringt bei steigendem
Wasserstande die untere Bohrung b der Mutter mit dem
Abfluſskanale h in Verbindung. Daſs bei der Benutzung
derartiger Schraubventile die Wirkungsweise von der Dampfspannung unabhängig sei,
ist ein Irrthum, da die nicht unbeträchtliche Gewindereibung annähernd proportional
dem Drucke ist, mit welchem Mutter- und Spindelgewinde in achsialer Richtung gegen
einander gepreſst werden.
Einen offenen Schwimmtopf (nach Kirchweger'schem Systeme) haben die folgenden 3 Apparate.
In Fig. 2 Taf.
4 ist eine einfache Anordnung von J. Klein in
Frankenthal (* D. R. P. Nr. 24359 vom
28. April 1883) abgebildet. An den Deckel ist sowohl der Einfluſskanal
b und der Abfluſskanal c, wie auch das Steigrohr angegossen. Das kugelförmige Ventil ist mittels
langer Spindel unmittelbar an dem Boden des Schwimmtopfes befestigt. Das
Bemerkenswertheste ist, daſs das Ventilgehäuse aus einem durch den Abfluſskanal
hindurchgeschraubten Pfropfen besteht, welcher mittels des Gewindezapfens g das Innere des Topfes nach dem Abfluſsrohre c hin und letzteres durch den Bund d mit Dichtungsscheibe nach auſsen hin abdichtet.
Bei dem in Fig.
9 Taf. 4 veranschaulichten Apparate der Halle'schen Maschinen- und
Dampfkessel-Armaturen-Fabrik, Dicker und Werneburg in
Halle a. d. S. (* D. R. P. Nr. 27154
vom 16. Oktober 1883) ist an das untere Ende des Steigrohres b, welches oben umgebogen und auf einem inneren
Vorsprunge des Topfes befestigt ist, ein wagerechter Kanal angeschraubt und an
diesen ein das Auslaſsventil v tragender einarmiger
Hebel angehängt, an dessen Ende der Schwimmer so angreift, daſs der Hebel drehbar
bleibt. In das Steigrohr ist ferner noch ein Rückschlagventil d eingesetzt. Das selbstthätige Entluftungsventil e kann am Steigrohre oder auf dem Deckel angeordnet
werden. Im letzteren Falle kann auch zur Regelung des Widerstandes für die
ausblasende Luft und zur Verhinderung eines zu frühen Schlusses eine Schraube i, sowie zur Bewegung des Ventiles von Hand ein vom
Ventilkegel getrennter loser Druckstift k vorhanden
sein. Bei f ist noch ein Probirventil angebracht.
Auch bei dem in Fig.
7 und 8 Taf. 4 dargestellten Apparate von Marnitz in
Düsseldorf (* D. R. P. Nr. 22209 vom
30. Juli 1882) ist zwischen Schwimmer und Ventil ein einarmiger Hebel
eingeschaltet. Derselbe ist im Gehäuse um zwei dünne cylindrische Zapfen drehbar und
der Schwimmtopf unmittelbar auf demselben befestigt. Das über dem Deckel befindliche
Ventil ist durch eine Gelenkstange, welche in der Nähe der Hebeldrehachse angreift, mit dem Boden des
Schwimmers verbunden. Um ein hartes Aufstoſsen des letzteren zu vermeiden, ist eine
Feder unter demselben angebracht. Durch die Befestigung des Schwimmers an einem
Hebel soll gegenüber der gebräuchlichen Senkrechtführung auch bei ungenauer
Aufstellung des Apparates eine groſse Beweglichkeit des Schwimmers erreicht
werden.
Am zahlreichsten sind die auf der Ausdehnung von Körpern in
Folge von Erwärmung beruhenden Constructionen. Zu den Apparaten, welche im
Wesentlichen aus einem an dem einen Ende befestigten, am anderen Ende frei
beweglichen Rohre bestehen, durch welches das Wasser
abflieſst (vgl. Schnitzlein 1881 239 * 259. Kuntze 1882 245 * 147), gehören die folgenden.
Bei den sehr einfachen Anordnungen von G. Hochschild in
Wien (Erl. * D. R. P. Nr. 24861 vom 24. April 1883) verschiebt sich das freie
Rohrende innerhalb eines feststehenden, mit einem Ventilkegel versehenen Gehäuses
oder auch frei, ohne von einem Gehäuse umschlossen zu sein und nur durch einzelne
Stege geführt, gegen ein feststehendes Ventil, so daſs das Wasser unmittelbar ins
Freie ausströmt.
Bei der in Fig.
12 Taf. 4 abgebildeten Anordnung von G. B. McCracken in
Willimantic, Conn., Nordamerika (* D.
R. P. Nr. 28572 vom 25. März 1884) ist das Augenmerk auf die Sicherung
eines dichten Abschlusses gerichtet. Das oben befestigte Dehnungsrohr D reicht daselbst in ein kugelförmiges Gefäſs hinein,
in welchem sich Schlamm u. dgl. ablagern kann, während Wasser und Dampf durch enge
Bohrungen in das Rohr D eintreten. Der in das untere
Ende eingesetzte Ventilkörper T aus hartem Metall ist
von unten derart eingedreht, daſs eine doppelte Dichtungsfläche vorhanden ist. Der
Ventilsitz wird durch den Körper H gebildet, auf
welchen Ringe G aus weichem Metall aufgeschoben sind.
Gelangen nun doch Schmutztheilchen in das Rohr D, so
sollen dieselben durch den inneren Ventilring e in den
Sitz G eingedrückt werden, so daſs der äuſsere Ring
noch einen dichten Schluſs bilden kann. Wenn dies nicht mehr der Fall ist, so kann
H umgedreht werden. Auch sind die Ringe G leicht nachzufeilen oder auszuwechseln. Die mit
Packung zu versehende Hülse M dient als
Stopfbüchse.
J.
Seidel in Berlin (* D. R. P. Nr. 27269 vom 14. December 1883) hat die in Fig. 17 Taf. 4
dargestellte Anordnung getroffen. Das Messingrohr d ist
unten an dem Schraubenstopfen p befestigt und bildet
mit dem oberen, auf einigen Rippen geführten Ende das Auslaſsventil. In dem Rohre
d ist das Wasser- und Dampfzuleitungsrohr z bis fast zum tiefsten Punkte herabgeführt, wodurch
ein „Hin- und Hertreiben des Wassers in der Leitung“ vermieden werden soll.
Bei richtiger Anordnung und Aufstellung wird dies auch bei den bekannten ähnlichen
Einrichtungen nicht vorkommen. Dagegen ist durch die Anbringung des Ventiles im
höchsten Punkte die fortwährende Ableitung der Luft gewährleistet und für eine solche Aufstellung mit
oben liegendem Ventile ist allerdings das Zuleitungsrohr z erforderlich.
Um einen genügenden Ventilhub auch ohne groſse Länge des Dehnungsrohres zu erreichen,
sind bei mehreren Anordnungen Hebelübersetzungen benutzt (vgl. Bob. Meyer 1882 245 * 148).
So ist z.B. bei dem in Fig. 13 und 14 Taf. 4 nach
den Annales industrielles, 1884 Bd. 1 S. 336
dargestellten Apparate von Cleuet an einem an das
untere Rohrende angegossenen Arm ein Hebel L angehängt,
welcher sich gegen den unten zu einer Schneide zugeschärften Träger F stützt. An den letzteren ist das obere Rohrende
festgeschraubt, während die Spindel des Ventiles C sich
mit den Muttern e gegen den Hebel L legt. Das Ventil öffnet sich nach auſsen und wird von
einer Feder unterstützt, welche mittels der Schraube E
dem vorhandenen Dampfdrucke entsprechend einzustellen ist. Das Wasser tritt in das
Rohr unten durch den Stutzen B ein. Bei der Verkürzung
des Rohres in Folge der Abkühlung wird der Endpunkt O
des Hebels L gehoben, wodurch gleichzeitig das Ventil
um etwa den doppelten Betrag abwärts gezogen wird, so daſs der ganze Ventilhub etwa
das 3fache der Verkürzung ausmacht. Sobald Dampf bei B
eindringt, wird derselbe in der im Rohre stehenden Wassersäule aufsteigen, diese
allmählich verdrängen und das Rohr ausdehnen, worauf die Feder das Ventil wieder
schlieſst. Mit Hilfe der steilgängigen Schraube P (Fig. 14) kann
das Ventil von Hand geöffnet werden.
Eine amerikanische Construction von W. H. Marrett in
Brunswick, Maine, ist nach dem Scientific American,
1883 Bd. 49 S. 232 in Fig. 6 Taf. 4 abgebildet.
Das Ventil öffnet sich hier nach innen und steht auf den Enden zweier Hebel, welche
andererseits an zwei mit dem oberen Rohrende durch ein Querstück verbundenen
Eisenstangen aufgehängt sind. Zwei am Ventilgehäuse angebrachte Arme fassen diese
Hebel in der Nähe ihrer Aufhängepunkte und beben das Ventil bei einer Verkürzung des
Rohres ungefähr um das 4 fache der Verkürzung, so daſs der Ventilhub auch etwa das 3
fache derselben beträgt. Die Regelung des Ventiles wird durch Einstellung der
Eisenstangen an ihren oberen Enden bewirkt.
Bei dem in Fig.
16 Taf. 4 veranschaulichten Apparat von C. Feuring in
Hamburg (* D. R. P. Nr. 26 247 vom
26. Juli 1883) hängt das Ventil an einem Bügel c, welcher mit den äuſseren Enden der Hebel d
verbunden ist; letztere werden von den Stangen a
getragen und sind dicht neben diesen festen Stützpunkten an das Ventilgehäuse
angeschlossen. Senkt sich dieses bei einer Verkürzung des Rohres, so wird der Bügel
mit dem Ventile um ein Vielfaches dieser Senkung gehoben.
In einfacherer Weise, als durch solche Hebel, bei welchen ein in den Gelenken
entstehender todter Gang die Wirkungsweise sehr beeinträchtigen kann, ist bei der in
Fig. 15
Taf. 4 nach dem Textile Manufacturer,
1885 S. 45 abgebildeten
Construction von Hyde eine groſse Ausfluſsöffnung ohne
groſse Rohrlänge erzielt. Das untere Rohrende mündet in die untere Kammer eines
Behälters, mit dessen Deckel das obere Rohrende durch Stangen und Querstück
verbunden ist. In der die untere Kammer von der oberen scheidenden Zwischenwand
befindet sich eine verhältniſsmäſsig groſse Oeffnung und an dem Rohre ein
entsprechend groſses Tellerventil D. Der Behälter dient
zugleich als Schlammsammler, welcher bei den vorbeschriebenen Constructionen fehlt.
Der Hyde'sche Apparat wird von S. Farron in Ashton-under-Lyne ausgeführte.
(Schluſs folgt.)