Titel: | Ueber die Berechnung der Glassätze; von Dr. E. Tscheuschner. |
Autor: | E. Tscheuschner |
Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 75 |
Download: | XML |
Ueber die Berechnung der Glassätze; von Dr.
E. Tscheuschner.
Tscheuschner, über die Berechnung der Glassätze.
Ueber die chemische Constitution und die Zusammensetzung des Glases sind im letzten
Jahrzehnte zahlreiche Arbeiten geliefert worden, ohne daſs man dahin gelangt wäre,
auf Grund derselben eine für die Praxis verwendbare einfache Methode zur Bildung der
Glassätze zu gewinnen. Mögen immerhin sehr viele als zuverlässig und unveränderlich
erkannte Glassorten die einzelnen Bestandtheile genau in dem Verhältnisse enthalten,
welches einer Doppel Verbindung aus dreifach kieselsauren Alkalien und dreifach
kieselsauren Erden entspricht, so bleibt doch zunächst das Verhältniſs der Alkalien
zu den Erden näher zu bestimmen, welches zwar nach Benrath (Glasfabrikation, S. 31) für beste
Gläser innerhalb der Grenzen 1 : 1 und 5 : 7 sich bewegen soll, thatsächlich aber,
wie aus zahlreichen Analysen, namentlich auch aus den eingehenden Untersuchungen B. Weber's (vgl. 1879 232
349) hervorgeht, bedeutend gröſseren Schwankungen unterworfen sein kann, unbeschadet
der Beschaffenheit der betreffenden Gläser. Gleichzeitig wird man sich aber mit Rücksicht auf das
vorliegende Analysenmaterial der Thatsache nicht verschlieſsen können, daſs jene
Gläser, welche bei genügenden physikalischen Eigenschaften nicht aus gleichen
Aequivalenten Alkali- und Erdsilicaten bestehend erscheinen, bei zunehmendem Gehalte
an Alkalisilicat eine höhere Silicirung zeigen, während bei] überwiegendem
Kalksilicate der Kieselsäuregehalt zurückgeht. Diesen Thatsachen gegenüber ist der
Praktiker rathlos, sobald er sich aus irgend einem Grunde veranlaſst sieht, von der
gewohnten Zusammensetzung seiner Gemenge abzugehen und es erscheint daher nicht
unwichtig, für die einzelnen Glassorten eine Beziehung zwischen dem Verhältnisse der
Alkalien zu den Erden und der Silicirungstufe zu ermitteln.
Faſst man zu dem Ende in der Analyse eines Glases den Gehalt an Alkalien, an Erden
und an Kieselsäure, in Aequivalenten ausgedrückt, zusammen, den ersteren ganz
allgemein mit AO, den zweiten mit EO und den dritten mit SiO2 bezeichnend, so wird man für die Zusammensetzung
des Glases die Formel erhalten: x AO + y EO + z SiO2, worin die Coefficienten x, y, z innerhalb gewisser, durch die an die Beschaffenheit des Glases
gemachten Anforderungen bestimmter Grenzen veränderliche Zahlen sind.
Für die Normalzusammensetzung würden diese Coefficienten die Werthe x = y = 1, z = 6 = 3 (x + y) annehmen. Die Formel z
= 3 (x + y) für die
Bestimmung der einem Glase bei einem gewissen Gehalte an Alkalien und Erden
zuzusetzenden Kieselsäure bleibt aber nur richtig, wenn x =
y, d.h., wenn das Glas gleiche Aequivalente Alkalien und Erden enthält,
während sie für x gröſser oder kleiner als y Werthe liefert, welche von den durch die Analyse
ermittelten mehr oder weniger abweichen. Für die von R.
Weber analysirten bewährten Gläser würde z.B. sein:
Nr. derAnalyse
x
y
3(x + y)
z
3\left(\frac{x^2}{y}+y\right)
32
0,6
1
4,8
4,0
4,1
33
0,6
1
4,8
4,2
4,1
34
0,88
1
5,64
5,3
4,8
35
0,9
1
5,7
5,3
5,4
36
0,9
1
5,7
5,2
5,4
37
0,6
1
4,8
4,4
4,1
38
0,6
1
4,8
3,8
4,1
39
2,0
1
9,0
12,5
15,0
40
1,5
1
7,5
9,6
9,75
42
1,5
1
7,5
8,8
9,75
43
0,85
1
5,55
5,20
5,20
47
0,33
1
3,99
3,5
3,33
Vergleicht man nun die in der 4. Spalte dieser Tabelle enthaltenen berechneten Werthe
3(x + y) mit den durch die Analysen ermittelten Werthen von
z in der 5. Spalte, so findet man jene bei geringem
Alkaligehalte zu hoch, bei hohem Alkaligehalte hingegen zu niedrig. Läſst man aber
in der Gröſse 3(x + y) den Summanden x im
Verhältnisse des Alkaligehaltes wachsen und im Verhältnisse des Kalkgehaltes vermindern, d.h.
multiplicirt man denselben mit x und dividirt durch y, so erhält man die Werthe der letzten Spalte obiger
Tabelle, welche sich im Allgemeinen weit besser an die z-Werthe der Analysen anschlieſsen. Man wird somit die Normalformel für
die Zusammensetzung der Gläser schreiben können:
x\,A\,O+y\,E\,O+3\,\left(\frac{x^2}{y}+y\right)\,\mbox{SiO_2},
wozu wir noch aus den Weber'schen Analysen die
Beschränkung abzuleiten vermögen, daſs für y = 1 für
Tafelglas x schwanken kann zwischen 0,6 und 1,0, für
böhmischen Krystall zwischen 1,5 und 2,0 bezieh. für Hohlglas zwischen 0,8 und 1,5.
Hiernach würden sich für die Zusammensetzung von Tafelglas etwa folgende Schemata
aufstellen lassen (R = K2 oder Na2):
(0,6RO + 1CaO)4,lSiO2
(1)
(0,8RO + 1CaO)4,9SiO2
(3)
(0,7RO + 1CaO)4,5SiO2
(2)
(0,9RO + 1CaO)5,4SiO2
(4)
(1,0RO + 1CaO)6,0SiO2
(5)
Aus Formel (1) folgt sodann die Procentzusammensetzung des entsprechenden:
Kali-Kalk-Glases
Natron-Kalk-Glases
1a
1b
0,6 × 47,1 =
28,26
= 15,7 K2O
0,6 × 31 =
18,6
= 11,0 Na2O
1,0 × 28,0 =
28,0
= 15,6 CaO
1,0 × 28 =
28,0
= 16,5 CaO
4,1 × 30,0 =
123,0
= 68,7 SiO2
4,1 × 30 =
123,0
= 72,5 SiO2
–––––
–––––
––––
–––––
179,26
100,0
169,6
100,0
und in gleicher Weise
2a
2b
0,7 × 47,1 =
32,97
= 16,8 K2O
0,7 × 31,0 =
21,7
= 11,7 Na2O
1,0 × 28,0 =
28,00
= 14,3 CaO
1,0 × 28,0 =
28,0
= 15,2 CaO
4,5 × 30,0 =
135,00
= 68,9 SiO2
4,5 × 30,0 =
135,0
= 73,1 SiO2
–––––
–––––
––––
–––––
195,97
100,0
184,7
100,0
3a
3b
0,8 × 47,1 =
37,68
= 17,7 K2O
0,8 × 31 =
24,8
= 12,4 Na.2O
1,0 × 28,0 =
28,00
= 13,2 CaO
1,0 × 28 =
28,0
= 14,0 CaO
4,9 × 30,0 =
147,00
= 69,1 SiO2
4,9 × 30 =
147,0
= 73,6 SiO2
–––––
–––––
––––
–––––
212,68
100,0
199,8
100,0
4a
4b
0,9 × 47,1 =
42,39
= 18,2 K2O
0,8 × 31 =
27,9
= 12,8 Ns2O
1,0 × 28,0 =
28,00
= 12,1 CaO
1,0 × 28 =
28,0
= 12,8 CaO
5,4 × 30,0 =
162,00
= 69,7 SiO2
5,4 × 30 =
162,0
= 74,4 SiO2
–––––
–––––
––––
–––––
232,39
100,0
217,9
100,0
5a
5b
1,0 × 47,1 =
47,1
= 18,4 K2O
1,0 × 31 =
31,0
= 13,0 Na2O
1,0 × 28,0 =
28,0
= 11,0 CaO
1,0 × 28 =
28,0
= 11,7 CaO
6,0 × 30,0 =
180,0
= 70,6 SiO2
6,0 × 30 =
180,0
= 75,3 SiO2
–––––
–––––
––––
–––––
255,1
100,0
239,0
100,0
Bei gleicher Widerstandsfähigkeit gegen atmosphärische Einflüsse werden alle diese
Gläser im Allgemeinen mit steigendem Alkaligehalte und abnehmendem Kalkgehalte
leichtflüssiger werden, während sie gleichzeitig um so wohlfeiler sind, je mehr das
Alkali in denselben zurücktritt. Wohlfeiler überhaupt als die Kaligläser sind die
Natrongläser und ein
Kalikalk-Tafelglas dürfte aus diesem Grunde jetzt zu den Seltenheiten gehören, um so
mehr, als der früher vielfach verbreitete Glaube, Kaliglas besitze dem Natronglase
gegenüber gröſsere Dauerhaftigkeit, schon durch die Untersuchungen von ScholzJahrbuch des polytechnischen Institutes, Wien
1822 Bd. 2 S. 179., welcher nachwies, daſs bei gleicher
Zusammensetzung Kaligläser leichter angegriffen werden als Natrongläser, lediglich
als ein Vorurtheil zu bezeichnen ist.
Stehen nun beispielsweise zur Fabrikation eines weiſsen Tafelglases ein Nievelsteiner
Sand von 99 Proc. Kieselsäure, eine Ammoniaksoda mit 98 Proc. kohlensaurem Natron,
entsprechend einem Gehalte von 57,3 Proc. Natron, oder ein gereinigtes, calcinirtes
Glaubersalz mit 96 Proc. Sulfat oder 42 Proc. Natron und endlich ein gemahlener
Kalkspath von 97 Proc. kohlensaurem Kalk, d.h. mit 54,3 Proc. Kalk, zur Verfügung,
gestattet ferner der Zustand des Ofens das Erschmelzen eines Glases mittlerer
Schmelzbarkeit, so wird man entsprechend dem Schema 4b für den Glassatz:
(12,8 × 100) : 57,3
= 22k,3 Soda
oder
30k
(12,8 × 100) : 54,3
= 23k,6 Kalkspath
„
32
(74,4 × 100) : 99
= 74k,2 Sand
„
100
zu nehmen haben. In gleicher Weise erhält man für die
Verwendung von Sulfat:
(12,8 × 100) : 42
= 30k,5 Sulfat
(12,8 × 100) : 54,3
= 23k,6 Kalkspath
(74,4 × 100) : 99
= 74k,2 Sand
oder, ebenfalls auf 100 Sand bezogen und unter Beifügung der
zur Reduction des Sulfates erforderlichen Kohle:
Sand
100
Sulfat
41
Kalkspath
42
Kohle
2,75,
wozu dann noch als Entfärbemittel etwa 0,5 bis 1k,0 Arsenik kommt, der jedoch selbstverständlich
erst nach der völligen Reduction des Sulfates in die Schmelze zu bringen ist, oder
auch die entsprechende Menge Braunstein oder Nickeloxydul. Daſs man dem Gemenge bis
zu 100 Proc. des Sandes Brocken zusetzen könne, sei nebensächlich bemerkt; indessen
sollte man bei gutem Glase nur aus demselben Gemenge selbst erschmolzene Abfälle
verwenden, da solche von schwerer schmelzbarem Glase das Product nur zu leicht
schlierig machen.
Ebenso wie hier die Rechnung für weiſses Glas mittlerer Schmelzbarkeit durchgeführt
wurde, wird man auch die Sätze für schwerer oder leichter schmelzbare, sowie für
halbweiſse Gläser bilden können. Man entscheide sich, je nach dem Zustande des
Ofens, für das eine oder das andere Schema und stütze die weitere Rechnung auf die
Analysen der jeweilig zur Verfügung stehenden Schmelzmaterialen, bei sogen.
ordinären Qualitäten der letzteren auch die fremden Beimengungen
berücksichtigend.
Für Guſsspiegelglas verwendete man früher nothgedrungen an Alkali sehr reiche
Gemenge, um bei der verhältniſsmäſsig geringen Leistungsfähigkeit der alten Oefen
ein recht flüssiges Glas für den Guſs zu erhalten. Solche Gläser erkennen wir in Nr.
16, 17, 18 der Weber'schen Analysen; sie sind bei einem
Aequivalentverhältniſs von:
SiO2
:
CaO
:
Na2O
14,3
:
1
:
3,5
16,0
:
1
:
4
19,8
:
1
:
4,7
sämmtlich über das Trisilicat hinaus silicirt und erblindeten
dennoch an der Luft. Aehnlich verhält es sich mit einem älteren Glase von St.
Gobain, welches nach der von Henrivaux mitgetheilten
Analyse aus:
Kieselsäure
77,1
Kalk
6,0
Natron
16,2
Eisenoxyd und Thonerde
0,7
–––––
100,0
bestand, entsprechend einem Aequivalentverhältnisse von 12,2 :
1,0 : 2,5. Nach der oben aufgestellten Normalformel würden diese vier Glassorten
allerdings 39,7, 51,0, 68,9 bezieh. 21,7 Aeq. Kieselsäure erfordert haben. Neuere
Guſsspiegelgläser zeigen sehr groſse Uebereinstimmung in der Zusammensetzung
z.B.:
Glas vonSt. Gobain(Henrivaux)
Glas vonMontluçon(Henrivaux)
DeutschesGlas(Henrivaux)
Glas vonSt. Gobain(Pelouze)
Glas vonAachen(Jäckel)
Kieselsäure
72,1
69,3
70,27
72,1
72,31
Kalk
15,7
15,8
15,86
15,5
14,96
Natron
12,2
13,4
13,66
12,4
11,42
und entsprechen dieselben bei einem Aequivalentverhältnisse
von:
4,3 : 1 : 0,7
4,1 : 1 : 0,6
4,1 : 1 : 0,6
4,3 : 1 : 0,6
4,5 : 1 : 0,7
sehr gut der Normalformel, welche:
4,47 : 1 : 0,7
4,08 : 1 : 0,6
4,08 : 1 : 0,6
4,08 : 1 : 0,6
4,47 : 1 : 0,7
erfordert.
Auch unter den älteren Weiſshohlgläsern finden sich häufig solche von groſser
Basicität, bei gleichzeitig niedrigem Kalkgehalte, welcher letztere oft nicht die
Hälfte, kaum ein Drittel des Alkaligehaltes beträgt. Doch hat die neuere Zeit auch
in dieser Beziehung Fortschritte gemacht und gezeigt, daſs auch zu Hohlglas an Kalk
reiche Gemenge sich nicht nur sehr wohl verarbeiten lassen, daſs dieselben vielmehr
in Bezug auf Bildsamkeit, Elasticität und hohen Glanz vor an Kalk ärmeren sich
vortheilhaft auszeichnen und es sind daher heute Hohlgläser mit gleichen
Aequivalenten Kalk und Alkali keine Seltenheit, ja, es überwiegt der erstere das
letztere zuweilen nicht unbedeutend, in welchen Fällen dann wohl noch ein Theil des
Natrons durch Kali ersetzt ist, um das Product weicher und schöner zu machen. Wie
bereits oben bemerkt, wird man im Allgemeinen für das Verhältniſs Kalk: Alkali die
Grenzwerthe 1 : 0,8 und 1:1,6 festhalten können und es wird danach die
Zusammensetzung des
Glases selbst nach der Normalformel in Aequivalenten schwanken von 4,94 bis 9,75
Kieselsäure, von 1,00 bis 1,00 Kalk und von 0,80 bis 1,60 Alkali, entsprechend einer
Procentzusammensetzung für:
Natronglas
Kaliglas
Kieselsäure
74
bis
79,5
Kieselsäure
69,5
bis
74,8
Kalk
14
bis
7,6
Kalk
13,0
bis
7,2
Natron
12
bis
12,9
Kali
17,5
bis
18,0
–––––
––––
–––––
––––
100,0
100,0
100,0,
100,0
während andererseits für Schleifglas (Krystall) das
Verhältniſs Kalk zu Alkali selbst auf 1 : 2 herabgeht, so daſs sich eine
Zusammensetzung:
in Aequivalent
in Procent
Kieselsäure
15
78,6
Kalk
1
5,0
Alkali
2
16,4
ergibt, während das Trisilicat in diesem Falle nur 9 Aeq.
Kieselsäure erfordern würde.
Endlich erhellt auch aus zahlreichen Analysen brauchbarer Bleikrystallgläser die
Anwendbarkeit der Normalformel auf diese eigenartige Glasgattung. So enthielt
z.B.:
Flintglas(Weber)
Franz. Krystall(Benrath)
Engl. Krystall(Berthier)
Engl. Krystalt(Faraday)
Kieselsäure
45,42
48,1
51,4
55,13
Bleioxyd
47,06
38,0
37,4
31,20
Kalk
–
0,6
–
Kali
6,80
12,5
9,4
13,51
Eisenoxyd u. Thonerde
0,82
0,5
2,0
–
Magnesia
0,36
–
–
–
–––––
–––––
–––––
–––––
100,46
99,7
100,2
99,84,
oder in Aequivalenten ausgedrückt:
Kieselsäure
3,5
4,7
5,1
6,5
Bleioxyd
1,0
1,0
1,0
1,0
Kali
0,33
0,8
0,7
1,0,
während die Formel verlangen würde:
Kieselsäure
3,3
4,9
4,57
6,0
Bleioxyd
1,0
1,0
1,0
1,0
Kali
0,3
0,8
0,7
1,0
Wenn aber im Widerspruche hiermit einerseits eine groſse Anzahl von Krystallen weit
höher silicirt ist, z.B.:
Krystallglas(Weber
Nr. 44)
Krystall von Connéche(Berthier)
Krystall v. Lon-don (Berthier)
Kieselsäure
53,70
56,0
61,0
59,2
Bleioxyd
37,02
34,4
33,0
28,2
Kali
7,36
6,6
6,0
9,0
Natron
0,70
–
–
–
Eisenoxyd u. Thonerde
1,12
1,0
–
1,4
–––––
–––––
–––––
–––––
99,90
98,0
100,0
97,8,
deren Aequivalentverhältniſs sich zu:
5,3 : 1 : 0,5
6,0 : 1 : 0,4
6,7 : 1 : 0,4
7,9 : 1 : 0,8
berechnet, während die Formel verlangen würde:
3,75 : 1 : 0,5
3,48 : 1 : 0,4
3,36 : 1 : 0,4
5 : 1 : 0,8,
andererseits aber die von Weber
analysirten Flintgläser:
Nr. 48
Nr. 49
Kieselsäure
40,65
33,35
Bleioxyd
51,18
62,36
Kalk
0,22
0,50
Kali
6,62
3,11
Thonerde
0,77
1,20
Magnesia
–
0,07
––––––
––––––
99,44
100,59,
entsprechend dem Aequivalentverhältnisse:
2,9 : 1 : 0,3
und
1,9 : 1 : 0,1
anstatt:
3,37 : 1 : 0,3
und
3,0 : 1 : 0,1
enthielten, so beweisen jene nur, daſs die Leichtflüssigkeit
des kieselsauren Bleioxydes, welches noch als Trisilicat für sich allein zu völlig
durchsichtigem Glase schmilzt, den Bleikrystall höher zu siliciren gestattet als die
Alkalikalkgläser, während diese als optische Gläser weniger mit Rücksicht auf
Dauerhaftigkeit, als auf groſses Brechungsvermögen zusammengesetzt erscheinen, durch
die von Weber festgestellten Mängel aber ihre
fehlerhafte Zusammensetzung erkennen lassen. Dahingegen nähern sich die
Halbkrystalle, bei denen aus Billigkeitsrücksichten ein Theil des Bleioxydes durch
Kalk oder Baryt oder gleichzeitig durch beide ersetzt wurde, wieder mehr der
Normalformel, obgleich auch dieselben in Folge des Bleioxydgehaltes immerhin noch
hoch silicirt erscheinen so z.B.:
HalbkrystalleMastrichter Halbkrystall, mitgetheilt von Nehse in Benrath's
Glasfabrikation S. 297 bezieh. Halbkrystall nach Schür und Halbkrystall, mitgetheilt im
Sprechsaal, 1880 S.
222.
Kieselsäure
61,9
65,5
57,5
Bleioxyd
16,0
16,0
25,4
Kalk
4,5
9,1
4,1
Baryt
6,3
–
–
Kali
11,3
–
11,9
Natron
–
9,4
1,1
Thonerde
–––––
–––––
–––––
100,0
100,0
100,0,
deren Aequivalentverhältniſs sich zu:
Kieselsäure
5,4
4,7
5,0
BleioxydKalkBaryt
1
1
1
Alkali
0,6
0,7
0,7
berechnet, während die Formel:
Kieselsäure
4,1
4,5
4,5
BleioxydKalkBaryt
1
1
1
Alkali
0,6
0,7
0,7
bedingen würde.
Das Bemühen, möglichst hochsilicirte Krystalle zu erzeugen, erscheint nicht nur durch
das Streben nach gröſserer Widerstandsfähigkeit und Wohlfeilheit gerechtfertigt; man
trachtete auch, wenn gleichzeitig bei verringertem Bleioxydgehalte das Kali vermehrt wurde,
zielbewuſst nach reinerer Farbe des Productes, da stark Blei haltige Gläser nur zu
gern ins Gelbliche stechen. Zu berücksichtigen bleibt indessen stets, daſs solche
härtere Sorten mit Erfolg nur da erzeugt werden können, wo Holz- oder Gasfeuerung
das Schmelzen in offenen Häfen ermöglicht, während in geschlossenen Häfen, der
weniger energischen Einwirkung der Wärme wegen, leicht flüssigere Gemenge zu
verwenden sind. Selbstverständlich nimmt aber auch gleichzeitig mit dem
Bleioxydgehalte das Eigengewicht, der Glanz, das Lichtbrechungsvermögen und das
Zerstreuungsvermögen ab und das Product nähert sich in seinen Eigenschaften mehr und
mehr dem geringeren Halbkrystalle.
Das Gemenge selbst der oben angeführten normal zusammengesetzten Sorten würde bei
Verwendung einer calcinirten 90 procentigen Potasche erfordern:
Sand
100
100
100
100
Mennige
108
81
74
58
Potasche
24
43
35
40,
während für die härteren Krystalle sich nachstehende Sätze
ergeben:
Sand
100
100
100
100
Mennige
73
63
56
48
Potasche
24
17
15
26,
für die ganz weichen optischen Gläser aber dieselben sich
zu:
Sand
100
100
Mennige
130
200
Potasche
26
14
berechnen, von welchen letzteren jedoch der 1. Satz ein Glas
gibt, welches zum Beschlagen neigt, während das aus dem 2. Satze erschmolzene Glas
an frischen Schliffflächen schon nach kurzer Zeit regenbogenfarbige Beschläge zeigt.
Von den zuerst aufgeführten mittleren Sätzen liefert hingegen namentlich der erstere
ein unveränderliches Flintglas.
Nicht anwendbar ist die Normalformel für die Zusammensetzung des grünen
Flaschenglases. Die Rücksicht auf die Billigkeit der Waare gebietet vor Allem
Sparsamkeit in der Verwendung der theueren Alkalien und sind aus diesem Grunde alle
Grüngläser verhältniſsmäſsig sehr arm an jenen. Ist daher das Flaschenglas
vorwiegend als ein Kalksilicat zu betrachten, zu welchem wegen der Unreinheit der
Rohmaterialien oft genug nicht unbedeutende Mengen von Thonerde- und Magnesiasilicat
sich gesellen, so darf es nicht auffallen, wenn die Silicirungsstufe dieser Gläser
beträchtlich hinter der normalen zurückbleibt. Denn wenn bei dem sehr geringen
Alkaligehalte die Widerstandsfähigkeit der Grüngläser schon gesichert ist, sobald
dieselben einem Bisilicate entsprechend zusammengesetzt sind, so verbietet sich eine
Vermehrung des Kieselsäuregehaltes um so mehr, als die erwähnten Beimengungen das
Glas so strengflüssig machen würden, daſs seine Erzeugung und Verarbeitung in
unseren Oefen kaum noch ausführbar sein würde. Sieht sich der Flaschenfabrikant doch
schon veranlaſst, einen sonst so unliebsamen Gast, das Eisen, unter Umständen als
Fluſsmittel freudig zu begrüſsen, und doch hat er nur zu oft mit
Entglasungserscheinungen zu kämpfen.
Nach HenrivauxLe nerre et le cristal, 1883 S. 29.
besaſsen französische Flaschen neuester Erzeugung folgende Zusammensetzung:
Cognac
Bordeaux
Champagne
Kieselsäure
62,54
61,75
61,90
Thonerde
4,42
7,10
4,44
Eisenoxyd
1,34
2,70
1,85
Kalk
20,47
19,60
17,95
Magnesia
5,41
4,55
6,18
Natron
4,73
4,10
6,16
Manganoxyd
4,73
0,11
6,16
Kali
0,94
0,11
1,13
Schwefelsäure
0,10
0,09
0,17
–––––
–––––
–––––
99,5
100,00
99,98,
wonach das Aequivalentverhältniſs:
für das erste und zweite zu
2,0 : 1 : 0,1,
für das dritte zu
2,0 : 1 : 0,2
sich berechnet.
Sollte beispielsweise ein Gneis des sächsischen Erzgebirges von der
Zusammensetzung:Scheerer: Die chemische Constitution der
Plutonite, S. 13. Ein Gehalt von 1,13 Proc. Titansäure ist
vernachlässigt.
Kieselsäure
64,17
Thonerde
13,87
Eisenoxydul
6,40
Kalk
2,74
Magnesia
2,21
Kali und Natron
7,63
Wasser
1,01
–––––
98,03
zur Herstellung von Flaschenglas benutzt werden und auſserdem
ein Band von 95 Proc. Kieselsäure, 5 Proc. Eisenoxyd und 5 Proc. Thonerde, sowie ein
Kalkstein von 91 Proc. kohlensaurem Kalk, 5 Proc. Kieselsäure und 4 Proc. Eisenoxyd
und Thonerde zur Verfügung stehen, so würde man aus dem Satze: 100 Gneis, 70
Kalkstein, 60 Sand erhalten:
SiO2
Al2O3
Fe2O3
CaO
MgO
K2O+ Na2O
Summe
in 100 Gneis
64,17
13,87
6,40
2,74
2,21
7,63
97,02
„ 70 Kalkstein
3,00
2,40
–
35,70
–
–
41,10
„ 60 Sand
54,00
3,00
3,00
–
–
–
60,00
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
121,17
19,27
9,40
38,44
2,21
7,63
198,12,
wonach die Zusammensetzung des erhaltenen Flaschenglases
zu:
Procent
Aequivalent
Kieselsäure
61,2
= 2,04
ThonerdeEisenoxydKalkMagnesia
9,64,719,41,1
= 0,18= 0,11= 0,69= 0,05
= 1,03
Alkali
4,0
= 0,10
–––––––
100,0
sich ergeben und somit rücksichtlich des
Aequivalentverhältnisses derjenigen der oben angeführten Gläser von Cognac und
Bordeaux vollkommen entsprechen würde.
Während also bei der Zusammensetzung der Grünglassätze lediglich die Bildung eines
Bisilicates zu erstreben ist, wird man für alle übrigen Gläser mit x Aequivalenten Alkali und y Aequivalenten Erde den Kieselsäuregehalt z
des Gemenges in Aequivalenten nach der Formel
x=3\,\left(\frac{x^2}{y}+y\right) bestimmen können.