Titel: | Ueber einige Druckartikel, welche mit dem künstlichen Indigo erzeugt werden. |
Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 90 |
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Ueber einige Druckartikel, welche mit dem
künstlichen Indigo erzeugt werden.
Costobadie, über Druckartikel mit künstlichem Indigo.
Fast scheint die Orthonitrophenylpropiolsäure in Vergessenheit gerathen zu sein; so
viel Aufsehen dieselbe bei ihrem Erscheinen erregt hat, so schnell ist sie wieder
von den meisten Druckern, welche sich von ihrem hohen Preise und der Unbeständigkeit
ihrer Farben abschrecken lieſsen, verlassen worden. Und doch gibt es noch einige
Fabriken, welche die pastenförmige Propiolsäure, C9H5NO4,
mit Vortheil anwenden; so gibt H. A. Costobadie, Chemiker einer
englischen Druckerei in Hyde bei Manchester, im Bulletin de Rouen, 1884 S. 757 bemerkenswerthe
Aufschlüsse über einige solide, aus ihrer Verwerthung sich ableitende
Druckartikel.
Der künstliche Indigo hat verschiedene Vortheile über den natürlichen voraus; er
befestigt sich leichter auf dem Gewebe und erzeugt lebhaftere und
widerstandsfähigere Färbungen (welche z.B. Reiben und Seifen besser aushalten) wie
der letztere. Costobadie wendet die Propiolsäure
namentlich für helle Töne an, in welchem Falle die Druckfarbe nicht zu theuer zu
stehen kommt (z.B. 80 Pf. das Kilogramm).
Die Behandlung der bedruckten Waare ist sehr einfach: Man hängt in der warmen und
trockenen Hänge bei 25° während 12 Stunden bis zur völligen Entwicklung des Blau;
dann wäscht man, seift bei 75°, trocknet und führt durch den Mather und Platt'schen Dämpfapparat. Dieses kurze Dämpfen genügt, um den
unangenehmen, den Stücken anhängenden (von einem flüchtigen Mercaptanäther
herrührenden) Geruch zum Verschwinden zu bringen. Dann dient die Propiolsäure dazu,
um auf dem Wege des Pflatschens (foularder) einfarbige
Helle und gleichmäſsige himmelblaue Töne zu erzeugen, welche man in Art des Küpenblau (durch Aufdrucken
von Chromat und Durchnehmen durch Säure) ätzen kann.
Auch gewisse sogen. Reserve-Artikel können mit der
Propiolsäure hergestellt werden, welche mit natürlichem Indigo wohl nicht leicht
auszuführen wären, wie z.B. die unten beschriebene „Pflatschblau“ genannte
Waare.
Die Beizen, welche nachher in gewissen Farbbädern
ausgefärbt werden sollen, werden auf Weiſs vorgedruckt (am besten mit „British gum“ verdickt).
Um Weiſs unter Pflatschblau zu reserviren, druckt man
eine Citronensaft und Oxalsäure haltige Mischung vor, bestehend aus 96l Citronensaft von 28° B., 24l Natronlauge von 36°, 2l Oel oder Talg, 36k Leiogomme und 1k,2 Oxalsäure. Nach dem
Lüften werden die Stücke mit Propiolsäure überdruckt, 12 Stunden bis zur Blaubildung
verhängt, aufgerollt, von Neuem mit Propiolsäure bedruckt und wiederum 12 Stunden
gehängt.
Die Stammfarbe ist zusammengesetzt aus 3k,6 Stärke, 36l
Wasser, 31k,6 20procentige Propiolsäurepaste und
5k,5 Borax. Eine Druckfarbe wird hieraus hergestellt mit 5l Stammfarbe und 500g xanthogensaurem
Natron, eine Pflatschfarbe mit 4l dieser Druckfarbe und 12l Stärkepaste. Diese Farben werden mit etwas
Alkaliblau geblendet.
Die Stücke werden nach vollendeter Blaubildung durch arsensaures Natron bei 75°
genommen und dann in Alizarin o. dgl. ausgefärbt. Die Temperatur des Färbebades wird
so niedrig als möglich gehalten, um die Schönheit der blauen Farbe nicht zu
beeinträchtigen; dann wäscht man und seift, indem man eine Temperatur von 75° nicht
übersteigt
Chromgelb und Chromorange werden auf ähnliche Weise unter Propiolblau reservirt; man
fügt zu diesen Farben 15g Oxalsäure auf 1l, um die darauf fallende Indigofarbe zu
reserviren. Schöne Orangefärbungen könnten auch erhalten werden, indem man die
Beizreserve in Nitroalizarin ausfärbt. Catechubraun wird durch Einwirkung der
Pflatschfarbe bedeutend dunkler, was wahrscheinlich einem besonderen Einflüsse des
Natriumxanthogenats zuzuschreiben ist.