Titel: | P. Wernig's vierläufiges Jagdgewehr. |
Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 117 |
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P. Wernig's vierläufiges Jagdgewehr.
Mit Abbildungen auf Tafel
9.
P. Wernig's vierläufiges Jagdgewehr.
Peter
Wernig in Ferlach, Karaten (* D. R. P. Kl. 72 Nr. 27718 vom 12. Januar 1884) hat das in
Fig. 10
und 11 Taf. 9
dargestellte Jagdgewehr, ein Hinterlader, angegeben, welches sich sowohl durch die
Zahl seiner Läufe (4 Stück), als durch die eigenthümliche Anordnung seines
Verschlusses, eines Fallblockes, auszeichnet.
Die 4 Läufe, wovon die beiden oberen für Schrot, die beiden unteren für den
Kugelschuſs bestimmt, sind zusammengelöthet und in der Vorderwand des
Verschluſsgehäuses befestigt; letzteres bildet einen oben und unten offenen Kasten,
welcher mit der Rückwand a am Kolbenhalse befestigt
ist. Kolben, Verschluſsgehäuse und die 4 Läufe bilden also ein fest mit einander
verbundenes Ganze. In den offenen Theil des Verschluſsgehäuses paſst ein denselben
genau ausfüllender Fallblock c, welcher mittels der
Welle u auf zwei am Abzugsbleche befestigten Ständern
s gelenkig befestigt ist. Das Abzugsblech besitzt
einen Arm K, welcher um den am Vorderschafte bezieh.
den Läufen angebrachten Bolzen t gedreht werden kann.
Die Feststellung des Fallblockes bei geschlossenem Verschlusse geschieht durch den
Schieber J, welcher behufs Oeffnung des Verschlusses
durch Drehung des Kurbelarmes Hq zurückgeschoben werden
kann. Ist dies geschehen, so kann der ganze Fallblock um den Bolzen t herunter geklappt werden, so daſs die vier hinteren
Lauföffnungen frei gelegt sind. Dabei schiebt der mit dem Arme K in bekannter Weise verbundene Arm W den Auszieher zurück, so daſs die leeren
Patronenhülsen ausgeworfen, scharfe Patronen aber wieder eingesetzt werden können.
Da sich nun der Fallblock etwas um den Bolzen u des
Abzugsbleches drehen kann, dagegen fortwährend von der Feder v nach vorn übergekippt wird, so läſst sich die Schlieſsung des
Fallblockes sehr leicht bewerkstelligen; dabei wird der Auszieher wieder in seine
Oeffnung zurückgeführt, während die eben geladenen Patronen durch die vordere Fläche
des Fallblockes fest in ihr Lager gedrückt werden.
In dem Stoſsboden b des Fallblockes sind die vier den
Läufen entsprechenden Zündstifte h nahezu parallel den
Laufseelen in bekannter Weise angeordnet, so daſs sie durch schwache Schraubenfedern
hinter die vordere Stoſsbodenfläche zurückgedrückt werden. Für je zwei über einander
liegende Läufe ist ein Hahn E vorhanden; jeder
derselben besitzt auf seinem Buge einen Schlagbolzen d,
welcher mittels eines Gelenkes lothrecht drehbar, mit demselben verbunden ist. Um nun
jeden Schlagbolzen auf den zu ihm gehörigen Schrot- oder Kugellauf einstellen zu
können, wird derselbe von einem an dem Hebel k
befestigten Auge umfaſst, so daſs der Schlagbolzen durch Heben oder Senken dieses
Hebels k um seinen Drehbolzen l dem oberen oder unteren Schlagstifte h
gegenüber zu stehen kommt. Die Drehung der Hebel k wird
nun dadurch bewirkt, daſs zwei auſsen auf dem Fallblocke angeordnete Hebel i mittels innerer Kurbeln in Ausschnitte der Hebel k eingreifen. Liegen die Hebel i zusammen, so sind beide Schlagbolzen d auf
die Schrotläufe eingestellt; durch eine Drehung nach auſsen können aber beide, oder
es kann einer von beiden Schlagbolzen auf beide oder einen der Kugelläufe
eingestellt werden. Man hat es also in der Hand, hinter einander entweder 2 Schrot-,
2 Kugelschüsse, oder einen Schrot- und einen Kugelschuſs abzugeben.
Nach Abgabe eines jedes Schusses springt durch Einwirkung der Schlagfeder m und der Stange f der
Hahn wieder in die Ruhrast. Dies wird dadurch erreicht, daſs man vor der Ruhrast
eine schiefe Fläche o anbringt. Nach Auslösung des
Hahnes aus der Spannrast beim Schusse gelangt die Stange auf die schiefe Fläche o; erstere übt nun in Folge der Einwirkung der
Schlagfeder einen Druck auf die schiefe Fläche o aus,
so daſs der Hahn dadurch gezwungen wird, sich nach rückwärts zu bewegen, bis die
Stange in die Ruhrast einfällt. Durch diese jedesmalige Rückstellung des Hahnes in
die Ruhrast wird der Schlagbolzen d von dem Zündstifte
entfernt und kann daher jeden Augenblick die Umstellung des Schlagbolzens mittels
des Umschalters K erfolgen.
Um zu verhindern, daſs die Stange bei dem Vorwärtsschnellen des Hahnes in die Ruhrast
einfalle, was bei Benutzung des Stechschlosses geschehen würde, da die schiefe
Fläche o etwas vorspringt, ist ein kleiner Arm p in die Hahnscheibe drehbar eingelassen, welcher bei
Einstellung der Stange in die Spannrast vor den Stangenschnabel zu stehen kommt und
so viel über die Ruhrast hervorragt, daſs der Stangenschnabel in dieselbe nicht
einfallen kann. Nach dem selbstthätigen Zurückdrücken des Hahnes in die Ruhrast wird
der Hebel p durch den Stangenschnabel zurückgedrückt,
so daſs dieser in die Ruhrast einfallen kann.
An dem Hebel K und dessen Fortsetzung, dem sogen.
Grifflaub r, sind auf der Abzugplatte y die Abzüge g sammt
Schneller z und Schnellfeder z1 um Schnellerschlagfeder e angebracht. Durch Vordrücken des Abzuges gegen die
Laufmündung wird der hintere Theil desselben gesenkt, so daſs der Schnabel 1 (vgl. Fig. 10) des Abzuges in
die Rast 2 des Schnellers z einfällt. Der vordere Theil 3, welcher
gehoben worden ist, hebt den Arm 4 der
Schnellerschlagfeder e und spannt dieselbe. Durch einen
geringen Zug am Abzüge g gleitet dann der Schnabel i aus der Rast 2 des
Schnellers und der Abzug wird in Folge der frei gewordenen Schnellerschlagfeder e gegen den Stangenarm der Stange f
geschleudert, wodurch
dieselbe aus der Spannrast des Hahnes E gehoben wird.
Eine am Abzuge angebrachte, unter den Arm des Schnellers z reichende Schraube 5 dient zur Regelung der
Empfindlichkeit des Stecherabzuges.