Titel: | Ueber Neuerungen an Gebläsen. |
Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 145 |
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Ueber Neuerungen an Gebläsen.
Patentklasse 27. Mit Abbildungen.
Ueber Neuerungen an Gebläsen.
Karl
Leverkus in Manchester (* D. R. P. Nr. 23234 vom 30. December 1881) gibt eine neue Schaufelform bei Schleuder- oder
Centrifugalventilatoren an, welche erreichen soll, daſs die Luft aus dem
Rade möglichst tangential austritt, damit der durch Anprallen der Lufttheilchen an
das Leitgehäuse entstehende Verlust an lebendiger Kraft nicht entsteht; ferner soll
die Umdrehungszahl durch Wahl eines geeignet groſsen Durchmessers klein bleiben und
die Luftführung im Rade hierbei mit möglichst geringen Querschnitts- und
Geschwindigkeitsänderungen erfolgen.
Diese neue Schaufelform bildet, wie Fig. 1 zeigt, eine
veränderliche archimedische Spirale, in deren Polargleichung r = a – φ der Werth a gleichmäſsig abnimmt,
wenn der Polarwinkel φ wächst, wobei r der Radiusvektor ist. Das Gesetz für das Abnehmen
bezieh. Wachsen der Werthe soll nach den gegebenen Verhältnissen näher bestimmt
werden. Die Patentschrift enthält eine ziemlich umständliche Entwickelung der
entstehenden Geschwindigkeitsverhältnisse, aus welchen dann Leverkus die genannte Schaufelform ableitet.
Fig. 1., Bd. 256, S. 145 Für Schraubenventilatoren bildet L. J.
Wing in New-York (* D. R. P. Nr. 27754 vom 2. Oktober 1883) die Schaufeln als
Kreisausschnitte, welche leicht gebogen sind. Diese Schaufeln sind auf der Nabe des
Rades mittels Schrauben so befestigt, daſs sie nach Lösen derselben beliebig
verstellt werden können, so daſs die Steigung der durch die Schaufelform
angenäherten Schraubenfläche verändert werden kann. – Diese Verstellbarkeit ist
nicht neu; die geringe Krümmung der Schaufeln wird den beabsichtigten Zweck, die
Luft mit zunehmender Geschwindigkeit vorwärts zu treiben, auch nicht im gewünschten
Maſse erreichen lassen.
Fig. 2., Bd. 256, S. 145Fig. 3., Bd. 256, S. 145 Zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit und Haltbarkeit empfiehlt Will
Schmolz in San Francisco (* D. R. P. Nr. 24965 vom 19. Juni 1883) für einen
Schraubenventilator die Anordnung zweier Kegelmäntel A und D mit
gemeinschaftlicher Spitze (vgl. Fig. 2 und 3); von der Nabe aus laufen radial und schräg zur
Drehungsebene des Rades gestellte Flügel B bis zum
äuſseren Mantel; schräg zu diesen Blechen sowie zu den Kegelmänteln sind Versteifungsbleche
E eingesetzt. Aus dieser Form ergibt sich somit
eine ziemliche Pressung der Luft bei ihrem Wege durch das Rad und will Schmolz durch Versuche auch die gröſsere
Leistungsfähigkeit dieses Ventilators mit Kegelmänteln gegenüber derjenigen mit
cylindrischen Mänteln gefunden haben.
Für saugende Centrifugalventilatoren, welche groſse
Luftmengen zu befördern haben, soll nach Henry Aland in
New-Wandsworth, England (* D. R. P.
Nr. 25951 vom 17. Juli 1883) durch Vergröſserung der Saugöffnungen die
Leistungsfähigkeit erhöht werden, indem die angesaugte Luft nicht nur durch die
gebräuchlichen Oeffnungen K aus dem Gehäuse zwischen
die Flügel des Rades einströmen kann, sondern auch durch Fig. 4. Oeffnungen E in den Seitenflächen
B des Rades, wie aus Fig.
4 zu ersehen ist. Es wird hierdurch der Grad der Luftverdünnung, welcher
in dem das Flügelrad umgebenden Gehäuse entsteht, auch in gewissem Maſse auf das
Innere des Rades übertragen, so daſs der starke Vorderdruck auf die Flügel
theilweise aufgehoben wird. Damit aber die am Umfange des Rades ausgestoſsene Luft
nicht in Berührung mit dem luftverdünnten Raume hinter der Flügeln komme, sind
dieselben mit Schirmen am Umfange versehen, welche beim Drehen des Rades die
Ausströmungsöffnung des Gehäuses theilweise verdecken und die ausströmende Luft dann
von dem luftverdünnten Raume hinter den Flügeln trennen; es ist jedoch kaum denkbar,
daſs durch die ganze Anordnung ein nennenswerther Vortheil entstehen kann. Es ist
auch noch eine Abdichtung des Flügelrades gegen das Gehäuse angegeben, damit die
angesaugte Luft aus dem Inneren des Rades nicht wieder zurück in das Gehäuse tritt;
hierzu soll ein Gummiring oder ein Winkeleisenring an letzterem befestigt werden,
welcher die Fuge zwischen Radumfang und Leitgehäuse deckt; als eine besonders
zweckmäſsige Anordnung kann auch diese Construction nicht bezeichnet werden.
Fig. 4., Bd. 256, S. 146 Eine bemerkenswerthe Schaufelform für
Schraubenventilaloren wird von L. G. Fisher in
Chicago (* D. R. P. Nr. 26313 vom 13.
März 1883) vorgeschlagen. Die Schaufel ist derart windschief gebildet,
daſs die dem Zuleitungskanale zugekehrte Kante a (Fig. 5) gerade ist und die weiteren Erzeugenden der
Fläche mit stets gröſserer Krümmung an eine gerade Leitlinie auf der Nabe und ferner
an dem Ringe b anschlieſsen; die vorderen und die
hinteren Kanten der Flügel liegen je zusammen in zwei parallelen Ebenen, welche
die Welle senkrecht schneiden. Die Figur läſst die Schaufelform sowie die an einer
Schaufel punktirt angegebenen Erzeugenden erkennen. An dem Ringe b ist die Schaufelfläche so gebogen, daſs eine
Kopffläche c gebildet wird. Diese Schaufelform kann
wohl im Stande sein, die Luftmasse zusammen zu halten und in geschlossenen Strömen
vorwärts zu treiben; die Kopfflächen verhüten das in der Richtung des Radius
entstehende Herausschleudern der Luft.
Fig. 5., Bd. 256, S. 147 Zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit von Grubenventilatoren will Alb. Gendebien in
Brüssel (* D. R. P. Nr. 22283 vom 5.
Oktober 1882) das feste oder sich mit dem Rade drehende Gerinne mit einem
feststehenden Ringe umgeben, welcher innen an das Gerinne anschlieſst, sich nach
auſsen erweitert und ferner durch radial zum Umfange stehende Bleche in zahlreiche
Kästen getheilt ist. Die aus dem Gerinne herausgeschleuderte Luft wird auf diese
festen Zwischenwände stoſsen und dann längs derselben auswärts in die freie Luft
strömen. Diese Anordnung von Luftleitungsflächen soll bewirken, daſs die Luft
senkrecht zum Gerinne austritt, wodurch die gröſstmöglichste Leistungsfähigkeit
erzielt würde. Ersteres ist allerdings der Fall, letzteres aber ist kaum möglich, da
die Richtung der Geschwindigkeit, mit welcher die Luft aus dem Schaufelrade
austritt, durch die Leitungsbleche keine Aenderung erfährt; es wird im Gegentheile
der Stoſs der Luftströme auf die zahlreichen Flächen des umgebenden Ringes nur eine
ungünstige Rückwirkung auf den Austritt der Luft aus dem Rade erzeugen können.
Gendebien (* D. R. P. Zusatz Nr. 25290 vom 10. Juni 1883
zu Nr. 22283) hat ferner eine Regelung der gesaugten
Luftmenge bei Grubenventilatoren mit radialen ebenen Schaufeln durch
Verlängerung bezieh. Verkürzung derselben sowie durch Erweiterung bezieh. Verengung
der an der Achse befindlichen Einströmungsöffnung zu bewirken gesucht. Die Schaufeln
sind hierzu aus einem fest mit der Nabe verbundenen Theile gebildet, sowie aus einem
beweglichen Theile, der sich gegen ersteren verschieben und durch Schrauben
feststellen läſst. Die Veränderung der runden Säugöffnung erfolgt durch
aufgeschraubte Blechringe von entsprechendem inneren Durchmesser.
Fig. 6., Bd. 256, S. 147 Eine andere Regulirungseinrichtung für
Schleuderbläser ist von G. M. Capell in Passenham, England, und G. S. Macbean in The
Grove, England (* D. R. P. Nr. 25273 vom 25. Februar
1883) angegeben. Das Flügelrad ist nach Fig. 6
mit zwei Reihen von Schaufeln b und c versehen; die letzteren befinden sich an seitlichen
Scheiben, an welchen die Saugöffnungen angebracht sind. Diese Scheiben lassen sich
verdrehen, so daſs je nach Bedarf die Oeffnungen d
durch die Ringflächen a theilweise geschlossen
werden.
E. D.
Farcot in Paris (* D. R. P. Nr. 12467 vom 24. Juni 1880 und Zusatz * Nr. 21984 vom
19. Oktober 1881) hat an seinem Centrifugalventilator (vgl. 1881 241 * 16) den
am Gehäuse befindlichen Austrittsspalt nach auſsen erweitert, so daſs die aus dem
Schaufelrade tretende Luft einen immer gröſser werdenden Querschnitt durchflieſst,
hierbei sich also die Pressung allmählich vermindert und der Austritt ohne gröſseren
Verlust an lebendiger Kraft erfolgt.
Für Kapselgebläse bildet J.
Westermann in Witten a. d. Ruhr (* D. R. P. Nr. 25 238 vom 7. Juli 1883) die zwei sich
drehenden Flügel, welche auf einer excentrisch zur Cylindermitte gelagerten Achse
befestigt sind, derart gelenkig, daſs dieselben sich stets in Folge der
Centrifugalkraft dicht an den Cylindermantel anlegen, so daſs zwei von einander
getrennte Räume im Cylinder entstehen, welche sich regelmäſsig vergröſsern und
wieder verringern; in Folge dessen soll entsprechend Luftverdünnung und Luftpressung
erzeugt werden, so daſs durch Oeffnungen im Cylindermantel an der einen Seite Luft
eingesaugt, an der anderen unter gewisser Pressung fortgedrückt wird. Die Flügel
sind entweder durch Gelenke, oder durch biegsame Bleche mit der Achse verbunden.
Heinr.
Meier in Aerzen, Hannover (* D. R. P. Nr. 24141 vom 18. März 1883) sucht einen ruhigen
Gang der Boots-Gebläse dadurch zu erzielen, daſs er die
Kolben aus Eisen bildet, dagegen die Dichtungsflächen mit eingefügten Leisten von
Holz, Papiermasse, Leder oder Gummi versieht, welche zugleich leicht auswechselbar
sind. Hierdurch wird die theoretisch richtige Form der Kolben in Eisen ermöglicht
und eine Nachgiebigkeit der Dichtungsflächen erzielt, welche die bei vollständig
eisernen Kolben bei kleinen Ungenauigkeiten auftretende Gefahr eines Zerbrechens der
treibenden Räder vermeidet.
Um den Lederverbrauch bei Balggebläsen zu vermindern,
schlagen Fr. Behmer und Caspar
Schwartz in Werl (* D. R. P. Nr. 23376 vom 26. November 1882) vor, den Blasebalg mit
Schwungdeckeln zu versehen, welche etwas kleiner sind als der Querschnitt des
Kastens; diese Deckel sind dann mit den Kastenwänden durch einen Lederstreifen
ringsum verbunden. Die Volumenveränderung der in dem Kasten befindlichen Saug- und
Druckkammer wird dann nicht wie gewöhnlich durch das Ausziehen und Zusammenfalten
des Leders, sondern nur durch die Auf- und Niederbewegung der Schwungdeckel bewirkt,
welche vermöge ihrer kleineren Fläche in den Kastenraum schlagen können, also wie
biegsame Kolben wirken. Neuerdings haben die Genannten (* D. R. P. Zusatz Nr. 27 844
vom 8. December 1883) noch angegeben, die untere Kammer mit einer senkrechten
Mittelwand zu versehen und an dieser den unteren Schwungdeckel derart zu lagern,
daſs derselbe bei seiner Bewegung zugleich das Volumen des einen Theiles der unteren
Kammer verkleinert, das des anderen Theiles vergröſsert, also der Schwungdeckel
doppelt wirkend sich bethätigt.