Titel: | Ueber Neuerungen an Nähmaschinen. |
Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 249 |
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Ueber Neuerungen an Nähmaschinen.
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 17 und 20.
(Patentklasse 52. Fortsetzung des Berichtes Bd.
254 S. 199.)
Ueber Neuerungen an Nähmaschinen.
Nähmaschinen für Lederwaaren.
In dem letzten Berichte über die insbesondere für Rahmenarbeit bestimmte Gros'sche Universal-Sohlennähmaschine wurde bereits der
von J. Keats in Wood Green erfundenen Nähmaschine
gedacht (vgl. 1884 254 199), welche unmittelbar die Sohle
an das Oberleder zu nähen vermag. Dieselbe wurde später von A. Keats in Newcastle vervollkommnet (vgl. * D. R. P. Nr. 13790 vom 25.
December 1879) und lassen wir zunächst eine Beschreibung dieser eigenartigen
Nähmaschine für Schuhwerk folgen, um daran die neueren Verbesserungen derselben
anschlieſsen zu können.
Die Eigenthümlichkeit der Keats'schen Nähmaschine
besteht hauptsächlich darin, daſs das Schiffchen oberhalb des Arbeitstückes in
besonderer Weise bewegt wird, wodurch einestheils der Durchmesser der zur Aufnahme
des Schuhwerkes dienenden Säule klein, anderentheils das Schiffchen verhältniſsmäſsig
groſs ausgeführt werden kann, letzteres somit eine reichliche Fadenmenge aufzunehmen
vermag. Die Naht, wiewohl Doppelsteppstich, zeigt gegenüber anderer derartiger Nähte
noch den Unterschied, daſs der Unterfaden (vgl. Textfig.
1) gedrehte Schlingen bildet und sich somit sehr fest mit dem Oberfaden
vereinigt.
Fig. 1., Bd. 256, S. 250Nadel und Stoffdrücker:
Die verwendete Nadel ist eine Hakennadel C (Fig. 1 Taf.
17), deren Führungsstange C1 durch den zweiarmigen Hebel C2 und eine Curvenscheibe C3 entsprechende Bewegung erhält. Die
Curvenscheibe C3 ist am
oberen Ende einer durch die ganze Höhe der Nähmaschine reichenden lothrechten Welle
B befestigt. Der Stoffdrücker T wird von der Stange T1 gehalten und in bekannter Weise durch eine
Spiralfeder gegen das Arbeitstück gedrückt. Um jedoch zu verhindern, daſs die
emporgehende, mit starken Faden versehene Nadel den Stoffdrücker etwa mit aufhebe,
wird letzterer durch Vermittelung des Hebels T2 und der Erhöhung auf der Scheibe G7 während dieser Zeit
festgehalten. Die Einrichtung ist zwar einfach, freilich aber auch unvollkommener
als diejenige von Gros (vgl. 1884 254 * 201), da ein Anpassen der Stoffdrückerhöhe bei verschiedener
Lederstärke nicht erfolgt und höchstens durch Verstellung des Drückerfuſses T in seiner Stange T1 erreicht werden kann.
Führung des Unterfadens: Der von der Spule E (Fig. 1) kommende Faden
geht zunächst über die fest im Maschinengestelle A
gelagerte Führungsrolle J, um die Rolle F1 des Fadenhebels F herum und durch die Achse des Cylinders D nach der Naht. Das obere Ende von D ist zu einem Haken d
geformt, welcher bei der Drehung des Cylinders D den
Faden wie bei der sogen. Tambourirmaschine in den offenen Haken der Nadel einlegt;
der Cylinder D ist in p
und q drehbar gelagert und erhält seine Drehungen durch
die Schwingungen des Hebels D1, dessen vorderes Ende sich mit einem Stifte in den steilen Schraubengang
von D einlegt. Das andere Ende dieses Hebels D1 ruht mit einer Rolle
in der Curvenscheibe D2. Sobald die Nadel die gefangene Fadenschleife nach oben durch den
Stoff zieht, wird auch durch die Curve der Scheibe F2 der Fadenhebel F
gehoben und dadurch der Faden nachgelassen; ist hierauf das Schiffchen G durch die Nadelschleife gegangen, so wird der Faden
durch den Fadenhebel F angezogen. Da jedoch ein
vollständiges und regelmäſsiges Anziehen des Stiches nur erfolgt, wenn zu dieser
Zeit die Spule E gehindert wird, Faden zu liefern, so
ist eine besondere Einrichtung der Spulenbremse
erforderlich. Die Spule E (Fig. 1 und 2) wird durch vorstehende
Stifte fest mit einem als Bremsscheibe dienenden Teller verbunden und so in den
Ausschnitt des Maschinengestelles A eingeführt, daſs
ein Erheben unmöglich ist. Der Teller dreht sich um einen Bolzen des Trägers E1 und dieser, behufs
Auswechselung einer Spule, um i, während eine Flügelmutter h die Stellung des Trägers sichert. An den Umfang des
Tellers wird der Bremsbacken E3 mittels der Feder f,
deren Spannung durch die Schraube E2 einstellbar ist, angedrückt und ertheilt dem Faden
die für das Abwickeln erforderliche Spannung. Ein zweiter Bremsbacken sitzt am Hebel
E4 und wird durch
die starke Feder e ebenfalls gegen den Rand des Tellers
gepreſst und dadurch festgehalten. Dieser Hebel E4 liegt aber mit seiner Rolle an der Hubscheibe E5 der Welle B, welche die Spule auf kurze Zeit, wie die Form von
E5 erkennen läſst,
von der zweiten Bremse befreit und dem Faden das Abwickeln gestattet.
Schiffchenmechanismus: Das Schiffchen G (Fig. 1 und 3) bildet einen
birnenförmigen Hohlkörper, dessen flache Spitze ein Loch zur Aufnahme des Bolzens
g enthält. Der cylindrische Theil dieses
Schiffchens kann behufs Einführung der Fadenspule abgeschraubt werden. Der Faden
derselben tritt am unteren Theile des Schiffchens (vgl. Fig. 3) nach auſsen; durch
eine Vierteldrehung wird letzteres durch die Nadelfadenschleife gebracht. Sobald
nämlich die Nadel im Begriffe steht, herab zu gehen, hängt das Schiffchen an dem
Bolzen g (Fig. 1), ist also um 90°
gegen die Lage Fig.
3 nach rückwärts gedreht, so daſs die Nadel ungehindert neben den
Schiffchen herab gehen kann. Sobald die Nadel die gefangene Schleife hoch gezogen
hat, wird das Schiffchen nach rechts gedreht und tritt mit seiner flachen Spitze in
die Schleife. Die Drehung erhält das Schiffchen durch den Arm der Wendewelle G6, welche wagerecht
zwischen Stiften gehalten wird und durch die Curvenscheibe G7 ihre Bewegung erhält. Der Bolzen g wird aber verschiebbar von dem Schiffchenträger G1 (Fig. 1) gehalten, welch
letzterer sich um den feststehenden Cylinder H drehen
kann. In diesem Cylinder ist nun eine Curvennuth derart eingearbeitet, daſs sich der
Bolzen vermöge der an demselben angebrachten kleinen Rolle zurückschiebt, sobald
sich das Schiffchen gegen die Fadenschleife wendet; der Bolzen g dient nur zum Halten des Schiffchens, wenn die
Schiffchentreiber G3
und G3 (Fig. 3) dasselbe frei
lassen, um den Schleifendurchgang zu ermöglichen. Der Schiffchentreiber G3 ist fest mit seinem
Träger G1 verbunden,
dagegen derjenige G5 an
einen um G2 drehbaren
Arm befestigt; letzterer trägt auf der hinteren Seite eine Rolle G4, welche durch einen
Ausschnitt des Schiffchenträgers G1 reicht und in eine Curvennuth auf der flachen
Seite desselben Cylinders H reicht, der bereits am
Umfange die Nuth zur Bewegung des Bolzens g
aufnahm.
Ist nun das Schiffchen in die Lage Fig. 3 gekommen, so hat
sich unterdessen die Nadel in eine Vertiefung desselben gesenkt; die Fadenschleife
gleitet dadurch aus dem Nadelhaken und fällt in einen Einschnitt des Schiffchens;
dieses wird zurückgedreht, die Nadel geht nun leer nach oben und die Fadenschleife
gleitet zu Folge der Schiffchenlage über dasselbe; während das Schiffchen in die
senkrechte Stellung gelangt, tritt der Bolzen g durch die entsprechende
Oeffnung des Schiffchens und die Rolle G4 kommt an einen solchen Ort ihrer Nuth, daſs der
Backen G5 dasselbe frei
läſst und den Durchgang der Schleife gestattet, worauf der Fadenhebel F den Anzug des Fadens bewirkt.
Stoffrückermechanismus: Der Stoffrücker K (Fig. 1) kann zu Folge
seiner Befestigung im Träger L1 eine schwingende und eine auf- und niedergehende
Bewegung ausführen. Zu dem Zwecke trägt der Hebel K2 am vorderen Ende ein Kugelgelenk, während der
Drehpunkt K1 einer
seitlichen Bewegung folgen kann. Der Hebel K2 selbst ist am hinteren Theile gabelförmig. Die
eine Hälfte greift mit einer Rolle in die Curvennuth der Scheibe K3 und bewirkt das
Heben und Senken des Stoffrückers; die andere Hälfte der Gabel trägt eine Rolle,
welche sich an den entsprechend geformten Umfang derselben Scheibe K3 anlegt und die
Stoffverschiebung besorgt. Die Stichlänge wird durch eine nach auſsen reichende und
bei L angebrachte Regulirungsschraube eingestellt,
indem dadurch dem Theile K und somit dem Hebel K2 das vollständige
Zurückbewegen verhindert wird und somit der Vorwärtsgang, also auch die Stichlänge
kleiner ausfallen muſs.
Den Keats'schen Schiffchenmechanismus suchte J. W.
Ramsden in Leeds (* D. R. P. Nr. 20935 vom 23. August 1881) dadurch zu
vereinfachen und zu verbessern, daſs derselbe ein cylindrisches, um seine Achse
schwingendes Schiffchen anwendete, welches seitlich zu einem Greifer ausgebildet
ist, ähnlich wie Dörings Greifer (vgl. 1881 242 * 350); doch erfolgt der Antrieb, durch die
Hakennadel bedingt, in einer wesentlich anderen weniger einfachen Einrichtung als
bei letzteren. Hatte die Hakennadel die Schleife hoch gezogen, so wurde der Teller
mit dem Schiffchen so weit gegen die Hakennadel geschoben, daſs die Greiferspitze
sicher in die Schleife trat; darauf senkt sich die Nadel in eine am oberen Rande des
Schiffchens angebrachte Vertiefung; die Schleife bleibt auf dem Rande liegen und die
Nadel kann nun wieder frei nach oben gehen. Mittlerweile wird durch die Drehung des
Schiffchens die Schleife über die innerhalb desselben liegende Spule geführt. Nach
dem Abgleiten der Schleife vom Schiffchen wird letzteres zurückgezogen und die Nadel
kann nun ungehindert in den Stoff treten.
Ramsden brachte auch an seiner Nähmaschine eine Ahle an,
welche von unten durch den Stoff sticht; ein Bewegungsmechanismus für dieselben ist
jedoch in der Patentschrift nicht angegeben.
Eine weitere Vereinfachung des Schiffchenmechanismus an
Keats Nähmaschine für Schuhwerk erfolgte durch A. Greenwood und J. W. Ramsden in
Leeds (* D. R. P. Nr. 23158 vom 30.
December 1882). Das Schiffchen G (Fig. 17 Taf.
17) wird von dem Arme A der Nähmaschine mit dem zum
Fadendurchgange erforderlichen Spielraume unbeweglich gehalten und die
Unterfadenschleife durch eine in der Patentschrift als „Schleifenzieher“
bezeichnete, besondere Hakennadel hinweg geführt.
Ist die zur Nathbildung dienende Hakennadel F mit der
Fadenschleife fast in die höchste Stellung gekommen, so tritt der Schleifenzieher
E unterhalb der Nadel in die Schleife; zu Folge der
Befestigung des Schleifenzieher-Halters C an dem Hebel
D und der Führung seines Schlitzes an dem
feststehenden Bolzen B erleidet derselbe eine Erhebung.
Die Hakennadel tritt dadurch in das Oehr des Schleifenziehers und nimmt die Schleife
von den Haken der Nadel F; diese bewegt sich höher und
kommt damit auſser Berührung mit E. Nun schwingt der
Hebel D nach rechts und ertheilt dadurch dem
Schleifenzieher E eine solche Bewegung, daſs dieser die
Schleife über das Schiffchen G zieht; dies wird durch
die eiförmige und nach vorn zugespitzte Form des Schiffchens (von oben gesehen)
wesentlich unterstützt. Ist die Schleife vollständig über das Schiffchen geführt, so
wird diese dadurch auf einfache Weise aus den Haken des Schleifenziehers E entfernt, daſs in der tiefsten Lage des letzteren
(wie punktirt angedeutet) der schmale Zahn H in das
Oehr desselben tritt und die Schleife zum Abfallen bringt.
Fig. 2., Bd. 256, S. 253Fig. 3., Bd. 256, S. 253 Die Sohlennähmaschine von F.
Cutlan in Cardiff (* D. R. P. Nr. 17117 vom 20. März 1881) arbeitet ebenfalls
mit einer Hakennadel und ist vorzugsweise für das
sogen. „Doppeln“ (vgl. 1884 254 * 200) des
Schuhwerkes bestimmt; doch können auch andere Arbeiten ausgeführt werden, wenn die
zum Doppeln erforderliche Unterlage G (Fig. 5 und 6 Taf. 17) von ihren
Trägern G1 abgeschraubt
und durch andere, der jeweiligen Arbeit entsprechende Tische ersetzt wird. Die
fertige Naht bildet gleichsam, wie Textfigur 2 und 3
zeigen, aus dem Nähfaden Nieten, welche die beiden Lederstücke verbinden, und stellt
somit eine offene Einfadennaht dar.
Betrieb der Nadel: Die wagerecht durch die Maschine
reichende Hauptwelle trägt am vorderen Ende (Fig. 5) eine Kurbel,
mittels welcher die Bewegung der Hakennadel erfolgt. Damit jedoch die Hakennadel die
durch das Arbeitstück gezogene Schleife verlasse, wird die Nadel um 90° (vgl. Textfig. 2 und 3)
gedreht. In dieser Lage Fig. 4 Taf. 17 sticht die
Nadel ein und dreht sich vor dem Erfassen der neuen Fadenschleife wieder zurück. Zu
dem Zwecke ist auf der Nadelstange durch Nuth und Feder ein Zahnrad T (Fig. 4 und 5). befestigt und wird
durch eine Platte e gehindert, mit der Nadelstange
aufzusteigen. In das Zahnrad T greift ein Zahnbogen U, welcher mit seiner Führungsrolle in die Curvennuth
S reicht. Diese Nuth ist in einen Cylinder
eingearbeitet, welcher an seiner Stirnfläche zugleich den Kurbelzapfen der
Nadelstange trägt.
Fadenführung: Auch hier wird, wie bei der vorher
beschriebenen Maschine
(vgl. auch 1880 * 235 31) der Faden in den Nadelhaken
eingelegt, die Einrichtung hierzu ist aber wesentlich anders construirt. Der
Fadenführer P (Fig. 5 und 6) bildet einen
zweiarmigen Hebel: das obere Ende trägt eine Führungshülse, während das untere
kugelförmig gestaltet ist und in die Curvennuth Q
reicht; diese befindet sich in dem verstärkten Theile der Welle E, welche durch Zahnräder mit der Hauptwelle B (Fig. 4) gekuppelt ist.
Dadurch erhält der Fadenführer P eine schwingende
Bewegung. Nun wird aber der Dreh- oder Stützpunkt von P
durch das gabelförmige Ende des Bolzens O (Fig. 5 und 6), welcher
drehbar im Maschinengestelle A gelagert ist, gebildet
und dieser Bolzen O durch Vermittelung des Armes O1 und einer Curvennuth
in Q etwas gedreht, so daſs im Zusammenspiele mit der
schwingenden Bewegung der Fadenführer einen Kreis um die Nadel beschreibt und den
Faden in vorgeschriebener Weise einlegt.
Stoffrückermechanismus: Auf der ebenfalls durch das
Maschinengestell A (Fig. 6) reichenden Welle
D sitzt in der Mitte ein Schaltrad, welches durch
ein Excenter der Hauptwelle B und Zugstange mit Klinke
eine unveränderliche schrittweise Bewegung erhält. Am vorderen Ende der Welle D sitzt das schmale Transportrad J, auf welches durch ein Rädchen H das Arbeitstück gepreſst wird. Das Rädchen H erhält seine Drehung mittels der Zahnräder D1 und D2; die Achse C dieses letzteren Rädchens ist in b und c gelagert und kann
seitlich durch eine Schraube in c verstellt und somit
der Druck gegen J genau entsprechend der Krümmung des
Arbeitstückes angepaſst werden. Ferner kann die Achse C
mit ihren Theilen um das Gelenk d aufgeklappt werden,
um das Arbeitstück bequem einführen oder den Tisch G
auswechseln zu können. Die Stoffverschiebung mit Hilfe einer Transportscheibe bleibt
bei gleichzeitiger Benutzung eines Tisches immer unvollkommen, wenn auch bei Leder
der Nachtheil weniger bemerkbar ist. Es fehlt nämlich dem Arbeitstücke die ebene
Unterlage, in Folge dessen der Rand des Stichloches nach unten aufgeworfen wird und
die Bildung einer tadellosen Naht verhindert. Bereits im J. 1854 erhielt der
Amerikaner T. E. Weed ein Patent auf die Transportirung
mittels einer gezahnten Scheibe an Nähmaschinen für den häuslichen Gebrauch, welche
insofern noch vollkommener als obige war, als die Stichgröſse durch Vermittelung
einer Reibungsklinke, die sich auf den glatten Umfang eines mit der Transportscheibe
verbundenen Rades legte, ganz beliebig verändert werden konnte. Im Allgemeinen glich
diese für damalige Zeit schon sehr vollkommene Nähmaschine derjenigen von Howe und fand daher auch guten Absatz, muſste aber
freilich wegen ihrer mangelhaften Stoffverschiebung bald den späteren Constructionen
das Feld räumen.
Der Stoffdrücker hat den Zweck, das kleine Preſsrad H (Fig. 5) gegen die Arbeit
zu drücken. Die Stoffdrückerstange trägt deshalb, wie gebräuchlich, eine gewundene
Feder; doch muſs erstere auch unbeweglich gehalten werden, sobald die Nadel die Fadenschleife durch
den Stoff nach oben zieht. Zu dem Zwecke wird auch hier, wie bei der zuvor
beschriebenen Nähmaschine, ein doppelarmiger Hebel nebst Hubscheibe verwendet;
indessen kann der Stoffdrücker der Arbeitstärke entsprechend dadurch in einer
bestimmten Höhe festgehalten werden, daſs der Hebel sich nicht unmittelbar auf die
Hubscheibe, sondern auf einen als Zwischenglied dienenden und im Maschinengestelle
geführten Bolzen legt. Die Länge des Bolzens kann verändert werden, indem derselbe
aus zwei in einander geschraubten Theilen besteht; durch Verlängerung des Bolzens
wird der Hebel höher gehoben und dafür der Drückerfuſs gesenkt, also der geringeren
Lederstärke angepaſst.
Die Stiefelrand-Nähmaschine von A. Anders
in Berlin (* D. R. P. Nr. 28667 vom 27.
März 1884) ist ausschlieſslich für das „Doppeln“, also dem Annähen
der Stiefelsohle an den Band oder Rahmen bestimmt; ihre Construction ist einfach und
die Anordnung der Werkzeuge, insbesondere diejenige des Schiffchens, vortheilhaft
gewählt. Die Einrichtung der Maschine ist aus Fig. 7 und 8 Taf. 17 zu entnehmen:
Die Hauptwelle B ist senkrecht stehend im
Maschinengestelle A gelagert und erhält mittels
Winkelräder von der mit Würtel und Schwungrad versehenen Welle C ihre Drehung. Die Nadelstange D (Fig.
7 und 8) steht durch einen doppelarmigen Hebel mit der Curvennuth E in Verbindung, welche derselben eine für die
Nahtbildung geeignete Bewegung ertheilt. Die Nadel ist hier mit Oehr versehen und
bildet im Zusammenspiele mit einem Schiffchen aus Ober- und Unterfaden den
gewöhnlichen Doppelsteppstich.
Schiffchen und Nähplaite:
Die mit Ausnahme der Befestigungsstelle aus einem schmalen Ringe bestehende
Nähplatte G ist unter einem Winkel zur Nadelachse
angeordnet und gestattet, die Naht dicht an das Oberleder zu legen. Die Nadel geht
durch ein Stichloch dieser Nähplatte G und wird somit
allseitig von dieser umschlossen, wodurch eine weit bessere Unterlage für das
Schuhwerk geschaffen wird als bei der gleichem Zwecke dienenden Maschine von Cutlan (vgl. Fig. 6 und 8), bei welcher auſserdem
durch die Transportscheibe verhindert wird, die Naht dicht an das Oberleder zu
bringen. Die Nähplatte G (Fig. 8) bildet den Rand
eines Trichters, welcher in das Maschinengestell A
eingearbeitet ist; derselbe wird zum Theile durch das kegelförmige Schiffchen F ausgefüllt. Innerhalb desselben befindet sich eine
Spule, deren Faden zur Hervorbringung der Fadenspannung durch mehrere Löcher des
wagerecht nach innen liegenden Schiffchenrandes gezogen wird; im Uebrigen ist das
Schiffchen oben offen. Die Nähplatte G bildet, wie
angeführt, einen Ring, durch dessen Oeffnung man leicht zum Schiffchen oder der
Spule gelangen kann. Der Boden der trichterförmigen Erweiterung wird von dem
Schiffchentreiber gebildet, dessen zwei Stifte F1 das Schiffchen erfassen. Der Schiffchentreiber
erhält entweder durch
den in Fig. 8
angegebenen Antrieb eine drehende, oder durch eine einfache Einrichtung, welche
gleichfalls in der Patentschrift angegeben ist, eine schwingende Bewegung. Der
Trichter trägt ferner noch eine Rinne, innerhalb welcher die Nadel auf- und absteigt
und dadurch ein etwaiges Beschädigen des Oberleders verhindert.
Die Stoffverschiebung erfolgt mittels des gleichzeitig
als Stoffdrücker wirkenden gezahnten Fuſses H (Fig. 7), dessen
Stange eine wagerechte und lothrechte Bewegung gestattet. Der Unterfaden kommt in
der Naht auf den Rahmen oder Stiefelrand zu liegen, während der Oberfaden sich in
einem schräg in die Sohle geschnittenen Riſs legt, welcher später auf übliche Weise
zugedrückt wird. Es ist nun erforderlich, daſs auch jederzeit die Nadel genau in den
Riſs einsticht, weshalb von dieser Nähmaschine der Riſs, kurz vor dem Stiche und mit
diesem fortschreitend, selbstthätig eingeschnitten wird. Hierzu ist das Messer J in gleicher Weise wie der Stoffschieber im
Maschinenarme angeordnet. Beide Stangen H1 und J1 werden durch die nach zwei Richtungen drehbaren
Hebel K und L und die
doppelten Curvenscheiben M und N in geeigneter Weise bewegt. Zur Stichregelung dient die Schraube H2, indem durch
Zurückdrehen derselben eine gröſsere Einwirkung der Curvenscheibe N bewirkt und dadurch ein längerer Stich bedingt
wird.
Unter den Neuerungen an Ledernähmaschinen von G.
Fränkel in Berlin (* D. R. P. Nr. 27088 vom 5. September 1883) sind folgende zu
erwähnen.
Einrichtung zur Herstellung gedeckter Nähte: Das
Zusammennähen zweier Lederstücke und vorzugsweise die Verbindung des Rahmens mit der
Sohle eines Stiefels erfolgt in der Weise, daſs man in die Oberfläche des Leders in
der Nahtrichtung einen schrägen Schnitt, den Einriſs, macht und in diesen die Naht
legt; der Riſs wird hierauf zugedrückt und dadurch die Naht verdeckt, weshalb
dieselbe „gedeckte Naht“ genannt wird. Die Neuerungen zur Herstellung einer
solchen Naht beziehen sich auf den Stoffdrücker und auf die Unterlage des
Arbeitstückes und haben für das Doppeln (vgl. 1884 254 *
200) die in Fig.
13 und 14 Taf. 17 ersichtliche Einrichtung erhalten. Der Drückerfuſs a ist nach rückwärts gebogen, so daſs das Arbeitstück
vorn und zu beiden Seiten der Nadel frei herumgeführt werden kann. Den wesentlichen
Theil dieses Drückerfuſses bildet die nach oben gerichtete Nadelhülse c; dieselbe dient einerseits zur Führung und zum
Schütze des Oberleders gegen die Nadel und andererseits zum Schütze der Nadel beim
Benähen von Schnallen u. dgl. Um ferner das Oberleder vollständig von der Kante des
Stiefels abzuhalten und damit die Aussicht auf die zu bildende Naht nicht verdeckt
wird, ist noch der Schutzflügel d angebracht, welcher
das Oberleder niederhält. Ein verstellbarer Anschlag e
bildet hierbei eine zweite Führung des Stiefels. Die Stichplatte ist am bösartig
erhöht, um Raum zu schaffen, den gewölbten Theil der Sohle in jede Lage zur Nadel
bringen zu können. Dicht neben dem Stichloche befindet sich ein kleiner Dorn g, welcher den Einriſs stets offen hält, während hinter dem Stichloche ein
keilförmiges Stück i angesetzt ist, das die
Einriſskante gegen den Stoffdrücker treibt und den Einriſs selbstthätig
schlieſst.
Der Transporteur k (Fig. 13) besteht aus
einer sehr dünnen Platte, welche oberhalb in zwei oder drei groſsen Zähnen ausläuft,
die stets in den offenen Einriſs zu liegen kommen, so daſs die Spuren dieser Zähne
nicht auf dem Arbeitstücke sichtbar zurückbleiben, sondern von der Naht gedeckt
werden. Eine andere Einrichtung des Transporteurs besteht darin, daſs vor und hinter
dem Stichloche ein Paar Zähne desselben hervortreten. Bei scharfen Krümmungen, z.B.
an der Spitze des Stiefels, sollen sich die Zähne in ihrer Wirkung ergänzen und
wenigstens eine Zahnseite des Transporteurs das Arbeitstück treffen. Ferner gibt G. Fränkel noch andere im Allgemeinen ähnliche Formen
des Drückerfuſses an, um gedeckte Nähte in Maschinenriemen o. dgl. anzubringen.
Beim Vernähen von Lackleder oder Treibriemen wird die Arbeit wesentlich durch das Einschmieren der Nadel
mit Talg erleichtert. Hierzu hat Fränkel eine Talgbüchse construirt, welche das Einschmieren
selbstthätig ausführt und folgende Einrichtung besitzt: An dem Kopfe des
Maschinenobertheiles ist ein Arm befestigt, dessen Hülse a (Fig.
15 Taf. 17) die Talgbüchse b derart trägt,
daſs sich dieselbe in der Richtung ihrer Achse verschieben läſst, so daſs die
Mündung der Büchse bezieh. der heraustretende Talg die Nadel berührt. Das Betupfen
der Nadel geschieht durch einen zweiarmigen Hebel, dessen oberer Arm von einer
Hubscheibe auf der im Maschinenarme gelagerten Welle bewegt wird, während der untere
Arm einen kleinen Hammer bildet, welcher bei jedem Stiche an die Talgbüchse b schlägt, indem eine plötzliche Annäherung an die
Nadel genügt, um die durch das Nähen erwärmte Nadel mit Talg zu befeuchten. Eine
Entfernung des erwähnten Hebels von seiner Hubscheibe setzt die Talgbüchse auſser
Thätigkeit. Die Talgbüchse zeigt aber noch eine besondere innere Einrichtung, um in
Folge der kurzen Hammerschläge und der stets gleichbleibenden Gröſse ihrer
Verschiebung ein Hinausdrücken der Talgmasse zu bewirken. In der Büchse befindet
sich nämlich ein Kolben e, dessen Kolbenstange eine
kleine, mit steilem Gewinde versehene Spindel f bildet,
welche sich mittels des Bundes g gegen den Deckel m legt und auf der Auſsenseite desselben die
cylindrische Verstärkung h mit dem flachen Knopfe i trägt. Zwischen Deckel der Büchse b und dem Knopfe i
befindet sich eine Spiralfeder d von geringerer
Spannkraft als c, welche aber nicht unmittelbar gegen
den Deckel drückt, sondern gegen eine Scheibe ä, die den Deckel nur in einer kleinen
ringförmigen Fläche berührt, um die Reibung mit demselben möglichst zu beschränken.
Schlägt nun der mit Tuch
belegte Hammer auf den Knopf i, so erleidet zunächst
der Kolben e eine geringe Verschiebung, weil der Knopf
i in Folge der Reibung mit dem Hammer verhindert
wird, sich umzudrehen; der Knopf i nebst Teller k kommt zum Anliegen an den Büchsendeckel und der Rest
der Hammerbewegung führt die ganze Talgbüchse nach vorn, welche nun mit ihrer
Mündung die Nadel berührt. Beim Zurückgange des Hammers schiebt sich durch
Vermittelung der stärkeren Feder c die Büchse bis zu
ihrem Anschlage zurück; darauf tritt die Feder d in
Thätigkeit und schraubt die schwache Spindel f aus dem
Kolben e heraus, weil das steile Gewinde die Drehung
begünstigt und die Feder d nicht im Stande ist, die
Kolbenreibung zu überwinden. Die Menge des aus der Büchse gedrängten Talges hängt
natürlich von der Entfernung zwischen Knopf i und
Teller k ab und kann durch Veränderung derselben
geregelt werden.
Endlich gibt G. Fränkel noch eine Vorrichtung an zur Einführung
von flüssigem Klebstoff in den Einriſs der Naht dicht hinter jedem neuen
Stiche, bevor die Naht durch das Zudrücken der Einriſskante verdeckt wird. Dieselbe
befindet sich am hinteren Theile der Maschine nahe des Würtels und bildet einen mit
Klebstoff gefüllten Behälter, an dessen Boden ein in zwei Aesten sich verzweigendes
Röhrchen angebracht ist; das eine Röhrchen geht am Maschinenarme entlang und mündet
in eine kurze Röhre des Stoffdrückers, so daſs dieser ungehindert gehoben werden
kann; das andere Röhrchen läuft dagegen unterhalb der Grundplatte nach der
Austrittsöffnung neben dem Stichloche. Beide Röhrchen können durch Hähne
abgeschlossen werden. Um das Ausflieſsen der Masse nur während des Ganges erfolgen
zu lassen, ist im Behälter ein Ventil angebracht, welches bei jedem Stiche durch
eine Zugstange, die oberhalb aus dem Behälter tritt, einen Winkelhebel und einen an
der Hauptwelle sitzenden Daumen entsprechend gehoben wird.
Die Nähmaschine für Schuhwerk von W. Comey in Westboro, Nordamerika (* D. R, P. Kl. 71
Nr. 19239 vom 13. December 1881) gestattet das Annähen des Rahmens b (Fig. 10 Taf. 17) an das
Oberleder c und die innere oder Brandsohle a und hält in sicherer Weise die Kante des Rahmens in
entsprechendem Abstande von dem Oberleder. Auf gewöhnliche Weise wird die
Stoffdrückerstange L in zwei fest an den Kopf des
Nähmaschinenarmes A (Fig. 9 und 11) angegossenen Lagern
verschiebbar gehalten und durch eine Feder gegen das Arbeitstück gepreſst, beim
Verschieben des letzteren jedoch mittels Hebel und Hubscheibe von demselben
entfernt. Ferner trägt noch der Maschinenkopf die um einen Drehbolzen bewegliche
Platte K2, deren Lager
K die Nadelstange B
mit dem Hakenschlieſser f und der Stoffdrückerstange
H aufnehmen. Zur Herstellung der auf der oberen
Seite des Arbeitstückes liegenden Kettelnaht dient eine Hakennadel, deren offener
Haken durch den Hakenschlieſser f gedeckt wird, sobald
die Nadel mit der erfaſsten Schleife den Stoff verläſst, um ein Herausspringen
derselben beim nächsten Einstechen der Nadel zu verhindern. Der Hakenschlieſser f ist etwas in die Nadelstange B eingelassen und wird durch Anschlagstifte e
und e1 (Fig. 9 und 11) in geeigneter Weise
bewegt.
Wird nun die Nadelstange B durch Arm D und Zugstange C abwärts
bewegt, so kommt der verstellbare Anschlag F der
Zugstange C zum Anliegen an die Feder G des Stoffdrückers H und
das untere mit Zähnen oder einer Spitze versehene Ende desselben drückt sich fest in
den Rahmen b (Fig. 10) ein, wodurch ein
Abgleiten von letzterem unmöglich wird. Durch das Anschlagen von F an die steife Feder G,
anstatt gegen einen festen Ansatz der Stange 17, ist es möglich, Lederstücken
verschiedener Stärke mit gleicher Pressung zu halten. Sobald die Nadel mit der
Fadenschleife aus dem Arbeitstücke tritt, wird der Stoffdrücker L auf die beschriebene Weise gehoben und die Platte K2 mit ihren Werkzeugen
B, f und H mittels der
Zugstange d (Fig. 11 und 12) gedreht,
so daſs der noch fest auf das Arbeitstück drückende Stoffrücker H dasselbe um eine Stichlänge verschiebt. Der
Stoffrücker H hat aber durch eine im unteren Lager
angebrachte Feder K1
(Fig. 12)
das Bestreben, sich aus seiner Führung zu entfernen; dabei legt sich derselbe an die
keilförmige Fläche des verstellbar an das feste Lager der Drückerstange L geschraubten Stückes J
an und gleitet, während derselbe schwingt und das Arbeitstück verschiebt, an J hin und drückt dadurch den Rahmen b (Fig. 10) nach auſsen von
der Sohle a hinweg gegen die Führungsrolle T. Diese Rolle ward von einem Arme S getragen, welcher durch eine Schraube S1 verstellt werden
kann. Zwischen den beiden Randscheiben dieser Führungsrolle T geht der Rahmen hindurch, indem die Mantelfläche der unteren Rand
Scheibe als Stütze dient, gegen welche das Oberleder gepreſst wird, das zwischen der
Rolle und dem nach allen Seiten drehbaren Hörne A1 hindurchgeht. Da nun durch die nach der Rolle T hingerichtete schiebende Bewegung des Stoffrückers
H die äuſsere Kante des Rahmens b stets in gleichmäſsigem und unveränderlichem Abstande
vom Oberleder gehalten wird, ist jeder Möglichkeit, ungenaue Arbeit zu liefern,
vorgebeugt. Nachdem der Vorschub stattgefunden hat, wird der Stoffdrücker wieder auf
das Arbeitstück gesenkt und, während die Nadel weiter empor geht, der Stoffrücker
durch dieselbe gehoben und die Platte K2 mit ihren Werkzeugen zurückgedreht, um das Spiel
von Neuem zu beginnen. Durch Verstellung des Armes S
(Fig. 9)
kann die Entfernung der Naht beliebig von der Kante des Oberleders vergröſsert,
sowie durch verschieden tief eingedrehte Führungsrollen T das Vorspringen des Rahmens vor das Oberleder verändert werden.
Der zweite Haupttheil dieser Nähmaschine bildet das drehbare Hörn A1
,, dessen innerer
Mechanismus zur Einlegung des Fadens in den Nadelhaken dient und die gleiche
Einrichtung wie bei der Blake'schen Sohlen- Nähmaschine besitzt; mithin
erfolgt auch die Stichbildung in derselben Weise wie dort.
Der frühere kurze Hinweis auf diesen Mechanismus (vgl. 1879 231 31) soll hier eine
Ergänzung finden, da derselbe mehrfache Veränderungen erfahren hat. Die Naht wird
von der Blake'schen Sohlen-Nähmaschine mittels einer
Hakennadel und eines Schlingenrädchens hergestellt. Wenn die Nadel durch den Stoff
und das Stichloch eingedrungen ist, läuft das Kegelrädchen a (Fig.
16 Taf. 17), welches in dem excentrisch eingebohrten Loche b den Faden führt und durch dessen concentrisches
Mittelloch die Nadel hindurch geht, herum und legt den Faden in den Nadelhaken, der
dann denselben als Schleife durch den Stoff zieht. Den Antrieb erhält das
Schlingenrädchen a durch die Welle c und diese wieder durch Vermittelung einer im unteren
Theile des Hornes wagerecht liegenden Zwischenwelle nebst Winkelrädern von der in
der Mittellinie des Hornes angeordneten und nach unten reichenden Welle ihre
Drehbewegung. Letztere erfolgte nach der ersten Verbesserung der Blake'schen Sohlen-Nähmaschine (Englisches Patent Nr.
1113 vom 16. April 1862 von G. Mac Kay) in solcher
Weise, daſs das Schlingenrädchen bei jedem Stiche um die Nadel herum und wieder
zurück lief. L. R. Blake verbesserte darauf die
Construction der Bewegung des Schlingenrädchens (Englisches Patent Nr. 760 vom 5.
März 1868), indem er dasselbe beim ersten Stiche hin- und beim zweiten zurücklaufen
lieſs, wodurch die Abnutzung des Schlingenrädchens verringert wurde, da nur halb
soviel Bewegung für den gleichen Zweck erforderlich war. Diese Ausführungsweise
hatte den Nachtheil, daſs der Steppstich, welcher auf den Rahmen des Schuhwerkes
sichtbar aufgelegt war, während die Kettelnaht durch den Riſs verdeckt wurde, eine
Art Zickzacknaht bildete, welche nicht gut aussah. L. R.
Blake gab deshalb den Schlingenrädchen eine beständig nach einer Seite
gerichtete Drehbewegung von verschiedener Geschwindigkeit, indem die Hauptwelle der
Nähmaschine ihre Drehungen durch elliptische Räder (vgl. * D. R. P. Nr. 2410 vom 22.
November 1877) auf die im Hörne liegenden Achsen übertrug. Die ununterbrochene
Bewegung des Schlingenrädchens hatte jedoch zur Folge, daſs die Nadel die Schlinge
häufig nicht auffing, oder in den Faden stach und dann nur einen Theil des Fadens
durch den Stoff zog.
Weber und Miller in Borkenheim (* D. R. P. Kl. 71 Nr.
16239 vom 19. Februar 1881, Zusatz zu Nr. 5536) verbesserten die Bewegungs-Einrichtung des Schlingenrädchens an
Sohlen-Nähmaschinen derart, daſs das Rädchen zwar immer nach gleicher Richtung
läuft, aber die ganze Bewegung desselben in dem Augenblicke erfolgt, wo die Nadel
auf dem tiefsten Punkte steht, so daſs die Schlinge immer an der gleichen Seite der
Nadel eingelegt, die Zickzacknaht vermieden wird und jede Schlinge eine Drehung
erhält, welche die Haltbarkeit der Naht erhöht. Die Einrichtung ist in Fig. 18 und
19 Taf.
17 dargestellt. Durch die im unteren Theile des Nähmaschinengestelles a
gelagerte Welle s mit dem Arme c und Zugstange u wird die dem Fuſstritte r ertheilte Bewegung auf die Hauptwelle der
Sohlen-Nähmaschine übertragen; von dieser aus erfolgt die Bewegung des Winkelhebels
f, der wiederum durch eine Zugstange d den Hebel e e1 in Schwingungen versetzt, sobald das
Schlingenrädchen den Faden in die Nadel legen soll. Das Ende e des Hebels e e1 trägt zwei mit einander verbundene Räder k und i, von denen ersteres nur einen Zahn
besitzt, während das andere als volles Getriebe i in
das groſse, frei um seine Achse drehbare Zahnrad g
eingreift. Ferner steht noch mit g das Rad n in Eingriff, dessen Welle o dem Schlingenrädchen die Bewegung ertheilt. Wird nun die Zugstange b niedergedrückt, so schiebt dieselbe durch den
Winkelhebel f und Zugstange d den Hebel e e1 in Richtung nach dem Rade n vor; das Rad
g wird von der Sperrklinke m festgehalten, das Rädchen i bewegt sich
frei um das Rad g und, nachdem es eine Umdrehung
gemacht hat, fällt die Sperrklinke in das Einzahnrad k
ein, die Zugstange wird im richtigen Augenblicke gehoben, wodurch der Hebel e e1 zurück bewegt
wird; da sich aber das Rädchen i durch das Festhalten
des Sperrzahnes nicht drehen kann, so muſs das Rad g
sich bewegen und dadurch dem Raden eine Umdrehung ertheilen. Die Feder h verhindert den todten Gang. Um das Vorlaufen des
Rades g bei seiner schrittweisen schnellen Drehung zu
vermeiden, sind einestheils die Bremsfedern p und q, anderentheils der Riegel v angebracht, welcher sich in die unterhalb des groſsen Rades g angegossenen Sperrzähne einlegt und nur, wenn die
Drehung von g erfolgen soll, durch einen excentrischen
Zapfen w der Fuſstrittachse s aus den Sperrzähnen gezogen wird.
(Schluſs folgt.)