Titel: | Das Heizungs- und Lüftungswesen auf der Gesundheitsausstellung in London 1884. |
Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 262 |
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Das Heizungs- und Lüftungswesen auf der
Gesundheitsausstellung in London 1884.
Patentklasse 36. Mit Abbildungen im Texte und auf
Tafel 18.
Heizungswesen auf der Londoner Gesundheitsausstellung.
Die im vergangenen Jahre zu London abgehaltene internationale Gesundheitsausstellung
hat auf dem Gebiete des Heizungs- und Lüftungswesens nicht viel Bemerkenswerthes
gebracht; es waren, den englischen Verhältnissen entsprechend, zahlreiche
Kaminfeuerungen und Schlotaufsätze ausgestellt, dagegen Gegenstände für
Centralheizung und Centrallüftung nur in geringer Zahl vorhanden, Pläne und Modelle
von Heizungs- und Lüftungsanlagen fehlten in dem englischen Theile der Ausstellung
fast vollständig und fanden sich hauptsächlich bloſs in den französischen,
belgischen und amerikanischen Abtheilungen vor. Zur Kennzeichnung des Standpunktes,
auf welchem die englische Heizungs- und Lüftungstechnik zur Zeit steht, seien in
Folgendem die hierher gehörigen Ausstellungsgegenstände kurz angegeben.
I) Einzelheizungen.
Kamine und Kaminöfen mit Kohlenheizung. Ein
Theil dieser zahlreich vorhandenen Heizvorrichtungen war schon auf der sogen. Smoke Abatement Exhibition in London 1881/82
ausgestellt; die auf derselben ausgeführten Versuche ergaben, daſs für offene
Kaminfeuerungen durch Nachfüllung der Kohle von unten
der beste Erfolg bezüglich Rauchverzehrung und Kohlenersparniſs erzielt wurde; es
müssen dabei die aus dem frischen Brennmateriale sich entwickelnden Gase durch die
oberen glühenden Kohlenschichten ziehen und werden dabei, wenn noch für eine gute
Mischung mit Verbrennungsluft gesorgt ist, vollkommen verbrannt, so daſs eine starke
Wärmeentwickelung entsteht und die Bildung von Rauch verhütet wird.
Dieses Nachfüllen von unten kann mit Hilfe der von W. S.
Melville in London angegebenen Handschaufel
bei jeder gewöhnlichen Kaminfeuerung leicht geschehen. Wie Fig. 5 bis 7 Taf. 18 zeigen, besteht
die Schaufel aus einem flachen Kasten A, in welchen
nach Zurückziehen des Klappdeckels J, der mit der
verschiebbaren Hülse D durch Gelenkstange e verbunden ist, frisches Brennmaterial eingebracht
wird; die Schaufel wird dann mit der Stellung des Deckels J, wie sie in Fig. 7 dargestellt ist,
unter die brennenden Kohlen geschoben, wobei die Feder h sich gegen die Roststäbe a legt und dadurch
die richtige Schaufelstellung bestimmt. Durch eine gleichzeitige Rückwärtsbewegung
der Hülse D und Vorwärtsbewegung des im Kasten A befindlichen Kolbens g
wird der Deckel geöffnet und dadurch das Brennmaterial gehoben sowie die frische
Kohle aus der Schaufel A vorwärts unter die brennende
Kaminkohle geschoben; hierauf wird die Schaufel herausgezogen.
Die Vortheile der Unterfeuerung will Potter in London
durch Anordnung eines um zwei wagerecht gelagerte Zapfen drehbaren Cylinderrostes
erzielen, indem in denselben die frischen Kohlen nach Oeffnung einer Rostthür
eingebracht werden, die Thür geschlossen und darauf der Rost um 180° gedreht wird,
so daſs die frischen Kohlen nach unten, die bereits brennenden nach oben kommen.
Mit einer Einfüllung der Kohlen von hinten ist der von Musgrave und Comp. in Belfast ausgestellte Kamin versehen. In der Rückwand
ist eine Kammer, zur Aufnahme des frischen Brennmaterials bestimmt, angebracht; nach
Einfüllung der Kohlen wird die dicht schlieſsende Füllthür geschlossen. Der
Füllschacht mündet nahe über dem Roste, welcher gleichfalls mit Kohlen bedeckt wird.
Die im Füllschachte durch die Hitze der vorbeistreichenden Feuergase sich
entwickelnden Gase müssen durch die glühende, vor der Ausmündung des Füllschachtes
liegende Kohlenschicht streichen, wobei sie verbrannt werden. Die Zuführung der
Kohle aus der Kammer auf den vorliegenden Rost kann durch eine am Apparate selbst
angebrachte Vorrichtung oder mittels des Schüreisens oder einer Krücke bewirkt
werden. Der Füllschacht nimmt den täglichen Kohlenbedarf auf; bei Verwendung magerer Kohlen, welche im
Schachte nicht zusammenbacken, wird der Kamin eine verhältniſsmäſsig gute Ausnutzung
des Brennmaterials ergeben.
Brown und Green in Luton hatten Kamine ausgestellt, bei
welchen der Boden des Feuerraumes massiv, die Rückwand unten als Rost, oben als in
den Feuerraum vorspringende Platte aus feuerfestem Thon gestaltet ist; durch die
letztgenannte Form soll die Flamme zusammengedrängt und die aus den hinten liegenden
Kohlen sich entwickelnden Destillationsgase sollen an der verengten Stelle durch die
Flammen geleitet werden, um ihre vollständige Verbrennung zu bewirken. Dicht unter
der massiven Bodenplatte ist eine zweite Platte angeordnet; durch den Raum zwischen
beiden zieht die zur Verbrennung nothwendige Luft, erhitzt sich hierbei an der
heiſsen Bodenplatte und zieht hierauf durch die Oeffnungen der rostartigen Rückwand
in den Feuerraum. – Ein anderer Kamin derselben Firma ist mit einer Einrichtung
versehen, mittels deren das Eindringen groſser Mengen von Zimmerluft in den
Schornstein, wodurch derselbe zu sehr abgekühlt wird, verhütet werden kann. Es ist
hierzu hinter der wie bei dem vorher beschriebenen Kamine vorspringenden Rückplatte
ein zweiter Rauchabzug angeordnet, an dessen Mündung in den Schornstein eine Klappe
angebracht ist, während die Einmündung des Feuerraumes in den Schornstein mit einer
Registerthür versehen ist; Klappe und Thür sind gekuppelt, so daſs sie nur
gleichzeitig bewegt werden können. Der Bodenrost ist nach hinten aufwärts gewölbt
geformt, damit die Wärme ausstrahlende Feuerfläche und die freie Rostfläche
möglichst groſs werden. Der hintere Rauchabzug führt unten hinter der Kohlenschicht
ab, so daſs bei geöffneter Klappe die Verbrennungsgase rückwärts durch die
brennenden Kohlen hindurch nach dem Schornsteine ziehen müssen, wodurch auch die
vollständige Verbrennung der Gase annähernd erzielt werden kann, wenn auch nicht in
dem Maſse wie bei den Kaminen mit Unterfeuerung. Hierbei ist die Registerthür fest
geschlossen, so daſs nur ein Abzug der Zimmerluft nach dem Schornsteine in einer
geringer Lüftung entsprechenden Weise erfolgt, Soll eine Entfernung der Abluft in
stärkerem Maſse stattfinden, so wird die Registerthür entsprechend geöffnet, wodurch
der hintere Abzug zugleich mehr oder weniger geschlossen wird, so daſs die
Verbrennungsgase mit der Abluft meist unmittelbar aufwärts nach dem Schornsteine
ziehen.
Barnard, Bishop und Barnard in London, J. Nelson und Söhne in Leeds, sowie Herring und Sohn in Chertsey hatten offene Kamine ausgestellt, welche auch mit
vorspringender Rückwand versehen waren: bei den Kaminen der letztgenannten Firma ist
der untere Theil der Rückwand beweglich angeordnet, so daſs derselbe zur
Verkleinerung des Feuerraumes vorwärts geschoben, zur Erneuerung auch leicht
herausgenommen werden kann; bei diesem Kamine ist auch eine Einführung vorgewärmter Luft in die Flammen
eingerichtet, indem diese Verbrennungsluft hinter der beweglichen Rückplatte
aufwärts zieht, sich hierbei erhitzt und über der Platte in den Feuerraum tritt.
Die Vorwärmung der Verbrennungsluft ist auch bei dem von
R. Cox in London ausgestellten Kamin angeordnet,
indem wie bei Brown und Green die Luft sich in einem
engen Raume zwischen der Bodenplatte des Feuerraumes und einer darunter angebrachten
Platte erwärmt, hier aber theils unmittelbar durch einige in der Mitte der massiven
Bodenplatte angebrachte Oeffnungen zu den Kohlen tritt, theils zu denselben durch
die Oeffnungen der als Rost gebildeten Rückwand des Feuerkorbes gelangt,
Eine fast vollständige Abschlieſsung des Schornsteines vom Zimmer ist bei dem von W. Stobbs in London ausgestellten Kamin zu erreichen;
der Feuerkorb liegt frei in einer Nische des zu erwärmenden Raumes, über dem Korbe
führt nahe der Rückwand eine Platte mit Schieber hoch, hinter welcher eine zweite
Platte pendelartig aufgehängt ist und vom Zimmer aus eingestellt werden kann. Der
Feuerkorb steht etwas von der Wand ab; seitlich sind die durch die genannten Platten
gebildeten, zum Schornsteine führenden Kanäle geschlossen. Es wird nun Luft aus dem
Raume theils von vorn und unten zu den Kohlen treten, theils hinter dem Feuerkorbe
aufwärts ziehen, sich dabei erwärmen und dann je nach der Einstellung der
Pendelplatte mehr oder weniger sich mit den hinter die vordere feste Platte
abziehenden Verbrennungsgasen mischen und mit diesen verbrennen. Der Abzug der Gase
wird dabei durch Einstellung des an der vorderen Platte befindlichen Schiebers so
verengt, daſs keine Zimmerluft an dieser Stelle mit abziehen kann.
Edwards und Sohn, sowie Benham
und Söhne, beide in London, hatten Kamine ausgestellt, bei welchen die
Verbrennung der Kohle sich von oben nach unten vollzieht und der tiefe
Brennstoffraum den täglichen Bedarf an Kohlen aufnimmt. Zur Regelung des
Luftzutrittes dient ein vor den vorderen Roststäben des Feuerraumes beweglicher
Schieber, welcher entsprechend der nach unten fortschreitenden Verbrennung niedriger
gestellt wird (vgl. 1884 254 93). Dieser Kamin ist mit einer Lufterhitzungskammer
versehen, die zwischen dem Feuerraume und der Wand angeordnet ist; die frische, von
auſsen eingeleitete Luft zieht in der Kammer aufwärts, erwärmt sich hierbei und
tritt in das Zimmer je nach Einstellung eines Schiebers aus.
Bei dem von Thompson in London ausgestellten Kamine ist
der hintere Theil des Bodenrostes um eine wagerechte Achse derart beweglich gemacht,
daſs ein Gegengewicht stets diesen Rosttheil in lothrechte Stellung zu bringen
sucht. Die Kohlen werden in den hinteren Theil des Feuerraumes eingebracht und
halten durch ihre Schwere den Klappenrost nieder; die Verbrennung der Kohlen findet
auf dem vorderen Rosttheile statt. Die Zuführung der Verbrennungsluft ist derart abgeordnet, daſs die
Luft durch die hohle Rückwand abwärts zieht, sich hierbei erwärmt und hierauf durch
den Aschenraum nach dem vorderen, festliegenden Rosttheile gelangt. Die auf dem
Klappenroste liegenden Kohlen verkoken, da eine unmittelbare Verbindung dieses
Theiles des Feuerraumes mit dem Schornsteine durch entsprechende Stellung einer
Klappe aufgehoben wird; die entstehenden Gase ziehen abwärts in den Aschenraum,
mischen sich dort mit der zuströmenden erwärmten Luft und ziehen hierauf gemeinsam
durch den Vorderrost in die brennenden Kohlen, so daſs allerdings eine möglichst
vollkommene Verbrennung wie bei der Unterfeuerung eintreten kann. Der hintere
Klappenrost schiebt dabei fortwährend die auf ihm liegenden Kohlen vorwärts in die
glühende Kohlenschicht, indem das Gegengewicht den Rost stets lothrecht zieht.
Bei dem von J. Petter in Yeovil ausgestellten Kamine
liegen die Kohlen auf einer mit feuerfestem Thone ausgefütterten gewölbten
Bodenplatte, die Verbrennungsluft tritt durch den an der tiefsten Linie derselben
angebrachten kurzen Rost; die Rauchgase ziehen nach beiden Seiten ab, so daſs die
noch nicht verbrannten Gase zum gröſsten Theile noch durch die Flammen ziehen
müssen. Diese Kamine mit seitlichem Zug sind bezüglich der Ausnutzung des
Brennmaterials nach den erwähnten Versuchen Clark's
etwas besser als die gewöhnlichen Kamine, bei welchen die Rauchgase unmittelbar
aufwärts nach dem Schornsteine ziehen.
Mehrere der ausgestellten Kamine waren mit Luftheizkammern versehen, durch welche entweder die Zimmerluft, oder
frische Auſsenluft geleitet werden kann, um sie vor Eintritt in den zu heizenden
Raum zu erwärmen. Hierher gehören die in Vorhergehendem schon mitgetheilten Kamine
von Edwards und Sohn, Boyd und Sohn, ferner der in
Deutschland patentirte Kamin von Veaux Ducruix in
Beaujeu (vgl. 1884 254 93). Ferner ist zu nennen der von
Steel und Garland in London ausgestellte Kamin, bei
welchem die Heizkammer hinter der Rückwand des nischenförmigen Feuerraumes
angeordnet ist und die guſseisernen Wände des letzteren mit in die Kammern
einragenden lothrechten Rippen zur Vergröſserung der Heizfläche versehen sind.
Dieser Kamin ist ferner mit einem eigenthümlichen Abzüge der Feuergase versehen;
dieselben werden nämlich durch an den Seiten und der Rückwand angebrachte Roste in
eine unter dem Feuerherde liegende Kammer geführt und in derselben mit vorgewärmter
Verbrennungsluft gemischt bezieh. verbrannt. Die hierdurch bezweckte
Rauchverbrennung wird allerdings dann wesentlich vom Schornsteinzuge und der
Temperatur der in die Sammelkammer eingeführten Luft abhängen. Eine Luftheizkammer
besitzt auch der Kamin von Yates, Haywood und Comp. in
London; hierbei ist die Feuerwelle mit feuerfestem Thone ausgefüttert und findet
auch eine Zuführung vorgewärmter Verbrennungsluft von der Rückwand des Feuerraumes
aus in die Flammen statt. Die in der Heizkammer erwärmte Luft zieht in einem in der Mauer angelegten
Kanäle aufwärts und tritt nahe der Zimmerdecke in den zu heizenden Raum; der
Rauchabzug führt als Rohr durch die Luftheizkammer zum Schornstein.
Einen geschlossenen Kaminofen hatte Harry Hunt in London vorgeführt; das Feuer wird durch
Glimmerfenster sichtbar gemacht; der Ofen ist auch mit Luftheizkammer versehen.
In England wird auch manchmal die Kaminfeuerung mit einer Warmwasserheizung verbunden; ein Beispiel dieser Anordnung bot der von W. und S. Deards in Harlow ausgestellte offene Kamin,
bei welchem die vorderen Roststäbe, welche das Herausfallen der Kohlen verhindern,
als Heizrohre benutzt worden. Dieselben sind dann zu einer um den Feuerherd
gewundenen Rohrschlange vereinigt, in welche das Steigrohr und Rücklaufrohr münden.
Das erhitzte Wasser wird in anderen Räumen zur Erwärmung derselben oder zu
Badezwecken u.s.w. verwendet.
Geschlossene Stubenöfen finden in England wenig
Verwendung, weshalb auch nur wenige Formen derselben ausgestellt waren. Dieselben
zeigten im Allgemeinen eine gedrängte Form, wie sie an den auch in Deutschland
vielfach verwendeten irischen Oefen von Musgrave und Comp. in Belfast (vgl. 1883 249 * 219) zum Ausdrucke gelangt. Solche kleine Oefen mit
Schüttfeuerung und Leitung frischer oder Zimmerluft durch den Ofen behufs ihrer
Erwärmung waren von Doulton und Comp., sowie von Barnard, Bishop und Barnard, beide in London,
ausgestellt. In dem französischen Theile der Ausstellung befand sich der fahrbare Ofen von Godefroy
in Versailles (vgl. 1884 254 100), ferner der Ofen von
Espéron-Morin in Le Pui, welcher auch in
Deutschland patentirt ist (vgl. * D. R. P. Nr. 29121 vom 6. Mai 1884). Aus dem in
der Ofenmitte angebrachten Feuerherde ziehen die Feuergase unmittelbar aufwärts
durch ein kurzes Rohrstück in eine Kammer, in welcher die Feuergase durch wagerechte
Platten gegen die Wände der Kammer gedrängt werden, durch dieselben ihre Wärme an
die Luft abgeben, welche zwischen dem Ofen und dem Ofenmantel durchstreicht, um dann
erwärmt durch die Ofendecke auszutreten. Die Auſsenwände des Feuerherdes und der
Kammer sind mit Blechstreifen besetzt, wodurch die Wärmeabgabe wohl erhöht wird;
jedoch liegen diese Streifen fast wagerecht, so daſs die Luft sich staut und der
angegebene Zweck nur in viel schlechterer Weise erreicht wird als durch die
gebräuchliche Anordnung von lothrechten Rippen an dem Innenofen, deren Herstellung
dazu noch viel einfacher ist.
Zu den besseren Ausstellungen auf dem Gebiete des Heizungswesens gehörte diejenige
von A. Reck in Kopenhagen; es befand sich dabei auch
ein eiserner Stubenofen, welcher aus einem Innenofen
und einem denselben umgebenden Mantel besteht, durch deren Zwischenraum frische, von
auſsen zugeleitete Luft geführt wird. Die Feuergase ziehen in einem auf dem
Feuerherde aufgebauten Cylinder aufwärts, fallen über eine in diesen eingesetzte Zunge und
ziehen dann hinter dieser abwärts nach dem zum Schornsteine führenden Rauchrohre.
Den Deckel des Innenofens bildet ein offenes Wassergefäſs behufs Anfeuchtung der
Heizluft.
Noch ist ein von Th. Potter und Söhne in London
vorgeführter Ofen zu erwähnen, welcher wieder eine Verbindung mit Warmwasserheizung
zeigte. Es sind die Wände des Feuerraumes als Wasserheizkörper gebildet; an diese
schlieſsen zwei Rohrschlangen an, welche von der zugeführten Frischluft umspült
werden, so daſs dieselbe mäſsig erwärmt dem Raume zugeleitet wird.
II) Sammelheizungen.
Unter den wenigen Gegenständen der Sammel- oder Centralheizung, mit welchen die
Londoner Ausstellung beschickt war, befanden sich auch nur einige erwähnenswerthe
Anordnungen. Die London Warming and Ventilating Company
hatte den in England sehr verbreiteten Gurney'schen
Ofen ausgestellt, welcher ein Mittelglied zwischen den Stubenöfen und den Oefen für
Luftheizung bildet, indem derselbe zur Heizung groſser Räume innerhalb oder
auſserhalb der letzteren aufgestellt werden kann. Der Ofen hat groſse Aehnlichkeit
mit dem Wolpert'schen Strahlenraumofen (vgl. 1879 234 * 458. 1883 249 * 215) und
besteht aus einem mit lothrechten Auſsenrippen versehenen Cylinder, der – mit Kokes
gefeuert – in einem ringförmigen Wasserbehälter steckt, wodurch die Befeuchtung der
Luft vermittelt wird. Dieser Gurney'sche Ofen findet
sich in zahlreichen Kirchen Englands zur Beheizung derselben verwendet, wobei
derselbe in einer unter dem Boden angelegten Heizkammer aufgestellt und von auſsen
gespeist wird. In diese Heizkammer wird durch Kanäle von verschiedenen Stellen des
Kirchenfuſsbodens die Luft geleitet, welche dann erwärmt unmittelbar durch die
gegitterte Decke der Heizkammer in den Kirchenraum zieht. Die genannte Gesellschaft
hatte den Ofen auch in einer von Woodcock verbesserten
Form ausgestellt, welche in Fig. 3 Taf. 18 gezeigt
ist. Der Ofen wird je nach der nothwendigen Heizfläche aus einer entsprechenden Zahl
von guſseisernen, mit einer umlaufenden Rippe versehenen Rahmen zusammengeschraubt,
so daſs ein Kasten entsteht, der vorn an die Wand der Heizkammer anschlieſst und
dort mit einer Stirnplatte versehen ist, welche die Feuerungsthüren enthält; an dem
hinteren gewölbten, mit radial gestellten Auſsenrippen versehenen Kastentheil
schlieſst das Rauchrohr an. Der im Ofen angebrachte Planrost wird mit Kokes
beschickt; die Auſsenrippen ragen unten wieder in eine mit Wasser gefüllte Rinne, um
eine Befeuchtung der Heizluft zu erzielen.
A. Reck in Kopenhagen hatte zwei Formen von Luftheizungsöfen ausgestellt, von welchen der eine in
Fig. 1 und
2 Taf. 18
veranschaulichte Ofen sich für kleine Heizflächen eignet und vollständig aus
Guſseisen hergestellt ist. Von der Feuerbüchse F führt
ein mit Rippen versehener Heizkörper ab, aus welchem die Rauchgase entweder schon bei 2), oder erst bei E entweichen, um durch ein Rohr nach dem Schornsteine
S zu ziehen; die Thür T dient zur Reinigung des Rauchrohres; das mit Wasser gefüllte Gefäſs W vermittelt die Anfeuchtung der Luft, welche von
auſsen durch den Kanal C in die Heizkammer geleitet
wird, dort theilweise unerwärmt unten in die nach den zu heizenden Räumen führenden
Kanälen H eintritt, theilweise sich an dem Ofen erwärmt
und nahe der Decke in diese Kanäle zieht, in welchen somit eine Mischung von warmer
und kalter Luft je nach Bedarf durch Einstellung von in den Kanälen angebrachten
Mischklappen eingeleitet werden kann. Die zweite, für groſse Heizflächen bestimmte
Form enthält eine aus Chamotte hergestellte Feuerbüchse, an welche ein
kastenförmiger, mit Rippen versehener Heizkörper anschlieſst, durch den die
Feuergase von oben nach unten, gezwungen durch zwei eingesetzte Platten, in
zickzackförmigem Wege ziehen, um aus dem unteren Zuge in das Rauchrohr zu treten,
welches in der Heizkammer aufwärts nach dem Schornsteine führt. Der Heizkasten liegt
auf Rollen, so daſs derselbe entsprechend den Temperaturänderungen sich etwas
bewegen kann. – Bei beiden Anordnungen scheint auf die nothwendige äuſsere Reinigung
der Ofenwände von dem sich ablagernden Staube wenig Rücksicht genommen zu sein,
indem die Heizkammer den Ofen so dicht umschlieſst, daſs ein Begehen derselben
behufs Reinigung kaum möglich ist.
Bei der Einrichtung der Luftheizung für Wohnhäuser trägt
Reck dem Geschmacke der Engländer Rechnung, indem
er die Heizluft aus den Stirnwänden kaminartiger Nischen in die zu heizenden Räume
ziehen läſst; die Saugschlote, welche die Abluft aus denselben zu entfernen haben,
münden in den Höhlungen dieser Nischen.
Textabbildung Bd. 256, S. 268 Für Niederdruck-Wasserheizung hatten Rosser und Russell in London mehrere Formen von Wasserheizkesseln ausgestellt, sowie Röhren, Rohrlager
u.s.w. Die Kessel zeigten die Formen, welche in Deutschland bekannt sind und
vielfache Verwendung finden (vgl. 1883 249 * 498).
Eine eigenartige Formung zeigten die von J. Keith in
London ausgestellten Heizkessel, die aus Guſseisen mit
hohlen Mänteln gebildet sind, durch welche das zu erhitzende Wasser flieſst; zur
leichteren Reinigung und Vornahme von Ausbesserungen an der Ausfütterung des
Feuerherdes bestehen die Kessel aus zwei Theilen, von welchen der eine in
nebenstehender Figur gezeigt ist. Beide Theile werden durch 4 Schrauben mit einander,
verbunden und treten die Hohlräume der Wandungen an diesen Stellen gleichfalls mit
einander in Verbindung; an dem vorderen, in der Figur abgenommenen Theile schlieſsen
Steigrohr und Rückleitung an. In ähnlicher Weise bildet Keith Wasserheizkörper, indem der gewünschten Heizfläche entsprechend eine
beliebige Zahl von Elementen, bestehend aus je 4 lothrechten Röhren, welche in einen
oberen und einen unteren Kasten münden, an diesen Kästen durch 4 Schrauben mit
einander verbunden werden.
F. Dyer in London hatte ein Wasserheizungssystem vorgeführt, welches der in Deutschland bekannten Bolze'schen Anordnung (vgl. 1883 249 500) sehr ähnlich ist.
Es sind noch Heizkörper für Wasserheizung zu erwähnen,
welche J. Weekes und Comp. in London ausgestellt
hatten; diese Heizkörper bestehen aus lothrechten Röhren, welche oben und unten in
eine Sammelkammer münden; durch die letzteren und die Röhren führen andere, durch
welche frische Auſsenluft geleitet wird, um dieselbe vor ihrem Eintritte in die
Räume zu erwärmen.
Die Heiſswasserheizung war in ihren bekannten
Einzeltheilen durch die Ausstellung der auf diesem besonderen Gebiete rühmlichst
bekannten Firma A. Perkins und Sohn in London
vertreten.
Zwei besondere Dampfheizungssysteme waren durch
Zeichnungen von A. Beck in Kopenhagen dargestellt.
Derselbe will hierbei den Abdampf der zum Betriebe einer elektrischen Beleuchtungsanlage nothwendigen Dampfmotoren zur Heizung
benutzen, um hierdurch für gröſsere Gebäude eine möglichst ökonomische Verwendung
der Betriebskraft zu schaffen. Die eine Zeichnung stellte die für das kgl.
Kunstgebäude in Kopenhagen gewählte Anordnung dar, welche in Fig. 4 Taf. 18 in
schematischer Weise gezeichnet ist. Die in den zu heizenden Räumen aufgestellten
Heizschlangen O werden durch den Abdampf der
Dampfmaschine D, welche die Lichtmaschinen treibt,
gespeist; der Druck in den Heizröhren soll dabei nur wenig über den der Atmosphäre
betragen; wenn die Heizröhren nicht den gesammten Abdampf brauchen und
niederschlagen, so steigt der Druck in den Röhren und der Zuleitung L und das durch entsprechendes Gewicht zugehaltene
Ventil bei T öffnet sich und läſst den überschüssigen
Dampf austreten. Genügt jedoch der Abdampf der Maschine D nicht zur Heizung, so sinkt der Druck in der Leitung L unter ein bestimmtes Maſs, wobei sich das Ventil R selbstthätig öffnet und frischen Dampf aus dem Kessel
K in die Zuleitung L
strömen läſst; es wird dann eine Heizung theils durch den Abdampf, theils durch frischen Dampf erfolgen, so lange die Hilfe des
letzteren nothwendig ist; dann schlieſst sich das Ventil R selbstthätig wieder. Das aus den Heizröhren O abflieſsende Niederschlagswasser wird mittels der von der Maschine D getriebenen Pumpe F in
den Kessel zurückgedrückt.
Das zweite von Reck angegebene Heizungssystem ist in
schematischer Weise in Fig. 8 und 9 Taf. 18 dargestellt.
Hierbei wird gleichfalls je nach Bedarf nur der Abdampf der zum Betriebe der
Lichtmaschinen angeordneten Dampfmaschine D zur Heizung
verwendet, oder bei selbstthätigem Oeffnen des Ventiles B auch frischer Dampf aus dem Kessel K in die
Zuleitung L eintreten, um die Heizung zu verstärken,
wenn der Abdampf nicht ausreicht. Die Leitung L führt
aber hier nicht unmittelbar nach Heizkörpern in den zu heizenden Räumen, sondern
nach einer in einem Wasserbehälter P angeordneten
Heizschlange S, durch welche das durch den Behälter
umlaufende Wasser erwärmt werden soll. Es ist durch diese Einrichtung beabsichtigt,
die Erwärmung des Heizwassers in P sowie in den an
dasselbe durch die Leitungen G und J angeschlossenen örtlichen Wasseröfen O hauptsächlich nur während der Nacht vorzunehmen,
während welcher die Dampfmaschine läuft. Hierzu sollen die Wasseröfen mit
nichtleitendem Mantel umgeben sein und die Durchleitung der Zimmerluft während der
Nacht durch entsprechende Einstellung der im Ofensockel angebrachten Klappen
abgeschlossen werden, so daſs fast keine Wärmeabgabe erfolgt. Während des Tages soll
dann der Umlauf der Luft durch den Ofen stattfinden, so daſs die eigentliche Heizung
der während der Nacht mäſsig warm bleibenden Räume dann erst erfolgt, ohne daſs eine
weitere Erwärmung des Heizwassers eintritt. Ob die Wärmeaufspeicherung im Inhalte
der Wasseröfen ausreicht, um eine Heizung der betreffenden Räume während der
Tagesstunden, in denen der Betrieb der Lichtmaschinen und damit die Heizung des
Wassers in P eingestellt ist, zu erreichen, ist
allerdings fraglich; doch erscheint immerhin die Ausführung nicht unmöglich zu sein.
Es ist noch zu erwähnen, daſs der Umlauf des Heizwassers mittels der Pumpe C ermöglicht werden soll und die Pumpe F wieder dazu angeordnet ist, das Niederschlagswasser
der Heizschlange S in den Kessel K zu drücken; beide Pumpen werden durch die Maschine
D getrieben.